Der schönen Ute Söhne, die hatten einen Mann, Der war getreu und bieder; als man die Fahrt begann Sprach er zu dem Könige geheim nach seinem Mut; Er sprach: “Ich muss wohl trauern, dass ihr die Hofreise tut.” (1562) Er war geheißen Rumolt, ein Degen auserkannt. Er sprach: “Wem wollt ihr lassen die Leute und das Land? Dass niemand doch euch Recken wenden mag den Mut! Die Märe Kriemhildens däuchte mich niemals gut.” (1563) “Das Land sei dir befohlen und auch mein Söhnelein, Und diene wohl den Frauen: Das ist der Wille mein; Wen du weinen siehest, dem tröste Herz und Sinn: Es wird uns nichts zu Leide Kriemhilde tun, die Königin.” (1564) Die Rosse standen fertig den Köngen und dem Bann: Mit minniglichem Kusse schied da mancher Mann, Dem noch in hohem Mute prangte Seel und Leib: Das musste bald beweinen manches waidliche Weib. (1565) Als man die schnellen Recken sah zu den Rossen gehn, Fand man viel der Frauen in hoher Trauer stehn. Dass sie auf ewig schieden sagt' ihnen wohl der Mut: In großem Schaden kommen, das tut niemanden gut. (1566) Die schnellen Burgonden begannen ihren Zug: Da ward im ganzen Lande das Treiben groß genug; Beiderseits der Berge weinte Weib und Mann. Wie auch das Volk gebahrte, sie fuhren fröhlich hindann. (1567) Niblungens Helden zogen mit ihnen aus In tausend Halsbergen: Die hatten dort zu Haus Viel schöne Fraun gelassen und sahn sie nimmermehr. Siegfriedens Wunden, die schmerzten Kriemhilden sehr. (1568) Da lenken mit der Reise auf dem Mainstrom an Hinauf durch Ostfranken die in Gunthers Bann. Hagen war ihr Führer, der war da wohlbekannt; Ihr Marschall war Dankwart, der Held von Burgundenland. (1569) Da sie von Ostfranken nach Schwanefelde ritten, Da konnte man sie kennen an den stolzen Sitten, Die Fürsten und die Freunde, die Helden lobesam! An dem zwölften Morgen der König an die Donau kam. (1570) Es ritt von Tronje Hagen den andern all zuvor; Er hielt den Nibelungen wohl den Mut empor. Da schwang der kühne Degen sich nieder auf den Sand, Wo er sein Ross in Eile fest an einem Baume band. (1571) Die Flut war ausgetreten, die Schiff' verborgen: Die Nibelungen kamen in große Sorgen Wie sie hinüber sollten? Das Wasser war zu breit. Da schwang sich zu der Erde mancher Ritter allbereit. (1572) “Übel,” sprach da Hagen, “mag dir hier geschehn, König an dem Rheine: Du magst es selber sehn, Das Wasser ist ergossen, zu stark ist keine Flut; Ich fürchte wir verlieren noch heute manchen Recken gut.” (1573) “Hagen, was verweis't ihr mit?”, sprach der König hehr, “Um eurer Tugend willen, erschreckt uns nicht noch mehr. Ihr sollt die Furt uns suchen hinüber in das Land, Dass wir von hinnen bringen beides Ross und Gewand.” (1574) “Mir ist ja noch,” sprach Hagen, “mein Leben nicht so leid, Dass ich mich möcht ertränken in diesen Wellen breit: Es soll von meinen Händen ersterben mancher Mann In König Etzels Landen; wozu ich gute Lust gewann. (1575) “Bleibet bei dem Wasser, ihr stolzen Ritter gut. Ich selber will die Fergen suchen bei der Flut, Die uns hinüberbringen in Gelfratens Land.” Da nahm der starke Hagen seinen guten Schildesrand. (1576) Er war wohl gewaffnet: Den Schild er mit sich trug, Den Helm aufgebunden: Der glänzte licht genug; Überm Harnisch führt' er eine breite Waffe mit, Die an beiden Schärfen aufs allergrimmigste schnitt. (1577) Er suchte hin und wieder nach einem Schiffersmann. Er hörte Wasser gießen: Zu lauschen hub er an:
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