In einem schönen Brunnen tat das manch weises Weib; Die wollten sich da kühlen und badeten ihren Leib. (1578) Hagen sie gewahrend wollt ihnen heimlich nahn: Sie stürzten in die Wellen, als sie sich des versahn. Dass sie ihm so entrannen des freuten sie sich sehr; Da nahm er ihre Kleider und schadet' ihnen nicht mehr. (1579) Da sprach das eine Meerweib, Habburg war sie genannt: “Hagen, edler Ritter, wir machen euch bekannt, Wenn ihr uns zum Lohne die Kleider wiedergebt, Was ihr bei den Heunen auf dieser Hoffahrt erlebt.” (1580) Sie schwebten wie die Vögel vor ihm auf der Flut. Den Helden dächt ihr Wissen von den Dingen gut: Da glaubt' er um so lieber was sie ihm wollten sagen. Sie beschieden ihn darüber was er begann sie zu fragen: (1581) Sie sprach: “Ihr mögt wohl reiten in König Etzels Land; Ich setz euch meine Treue dafür zum Unterpfand: Es fuhren niemals Helden noch in ein fremdes Reich Zu solchen hohen Ehren, in Wahrheit, das sag ich euch.” (1582) Die Rede freute Hagen in seinem Herzen sehr; Die Kleider gab er ihnen und säumte sich nicht mehr. Als sie umgeschlagen hatten ihr wunderbar Gewand, Vernahm er erst die Wahrheit von der Fahrt in Etzels Land. (1583) Da sprach das andre Meerweib mit Namen Siegelind: “Ich will dich warnen, Hagen, Aldrianens Kind. Es hat der Kleider willen meine Muhm gelogen: Und kommst du zu den Heunen, so bist du schmählich betrogen. (1584) “Wieder umzukehren, wohl wär es an der Zeit, Dieweil ihr kühnen Helden also geladen seid, Dass ihr müsst ersterben in König Etzels Land: Die da hinreiten, haben den Tod an der Hand.” (1585) Da sprach wieder Hagen: “Ihr trügt mich ohne Not: Wie sollte das sich fügen, dass wir alle tot Bei den Heunen blieben durch jemandes Groll?” Da sagten sie dem Degen die Märe deutlich und voll. (1586) Da sprach die eine wieder: “Wohl muss es so geschehn: Keiner von euch Degen wird die Heimat wieder sehn Als der Kaplan des Königs, das ist uns wohl bekannt, Der kommt geborgen wieder heim in König Gunthers Land.” (1587) Da sprach mit grimmem Mute der kühne Recke Hagen: “Das ließen meine Herren schwerlich sich sagen, Dass wir bei den Heunen verlören all den Leib: Nun zeig uns übers Wasser, du allerweisestes Weib.” (1588) Sie sprach: “Willst du nicht anders und soll die Fahrt geschehn, So siebst du überm Wasser eine Herberge stehn: Darinnen wohnt ein Fährmann und nirgend sonst umher.” Der Mär, um die er fragte, glaubte nun der Degen hehr. (1589) Dem unmutsvollen Recken rief noch die eine nach: “Nun wartet, Herr Hagen, euch ist gar zu jach; Vernehmet erst die Kunde wie ihr kommt durch das Land. Der Herr dieser Marke, der ist Else genannt. (1590) Sein Bruder ist geheißen Gelfrat der Held, Ein Herr im Bayerlande: Nicht so leicht es hält, Wollt ihr durch seine Marke: Ihr mögt euch wohl bewahren, Und sollt auch mit dem Fergen gar bescheidentlich verfahren. (1591) Der ist so grimmes Mutes, er lässt euch nicht gedeihn, Wollt ihr nicht verständig bei dem Helden sein. Soll er euch über holen, so gebt ihm guten Sold; Er hütet dieses Land und ist Gelfraten hold. (1592) Und kommt er nicht bei Zeiten, so ruft über Flut, Und sagt, ihr heißet Amelrich; das war ein Degen gut, Der seiner Feinde willen räumte dieses Land: So wird der Fährmann kommen, wird ihm der Name bekannt.” (1593) Der übermütge Hagen dankte den Frauen hehr. Der Degen schwieg stille, kein Wörtlein sprach er mehr; Dann ging er bei dem Wasser hinauf an dem Strand,
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