“Des mag ich leicht entbehren,” sprach die Königin, “Will der Degen Volker zum dem Hofgelage ziehn; Hagen bin ich gewogen, der ist ein Degen gut: Dass wir ihn schauen sollen, des hab ich fröhlichen Mut.” (1547) Hin ging die Königstochter wo sie den König sah. Wie sprach mit holden Worten Frau Kriemhilde da: “Wie gefallen euch die Mären, viel lieber Herre mein? Wes mich je verlangte, das soll nun bald vollendet sein.” (1548) “Dein Will ist meine Freude:”, der König sprach da so, “Ich wär der eignen Freunde nicht so von Herzen froh, Wenn sie kommen sollten hieher in unser Land: Durch deiner Freunde Liebe viel meiner Sorge verschwand.” (1549) Des Königs Amtleute befahlen überall Mit Sitzen zu erfüllen Pallas und Saal Für die lieben Gäste, die da sollten kommen. Durch die ward bald dem König die hohe Freude benommen. (1550)

25. Abenteuer

Wie die Herren alle zu den Heunen fuhren

Wie man dort gebahrte vernahmt ihr nun genug. Wohl kamen nie gefahren in solchem stolzen Zug So viel beherzte Degen in eines Königs Land; Sie hatten was sie wollten, beides, Waffen und Gewand. (1551) Der Vogt von dem Rheine erhob aus seinem Bann Der Degen tausend sechzig, so ward uns kundgetan, Und neuntausend Knechte zu dem Hofgelag; Die sie zu Hause ließen beweinten es wohl hernach. (1552) Da trug man ihr Geräte zu Wormes übern Hof. Wohl sprach da von Speyer ein alter Bischof Zu der schönen Ute: “Unsre Freunde wollen fahren Zu dem Hofgelage; möge Gott sie da bewahren.” (1553) Da sprach zu ihren Söhnen Ute die Fraue gut: “Ihr solltet hier verbleiben, Helden hochgemut; Mir hat geträumet heunte von großer Angst und Not, Wie alles das Gevögel in diesem Lande wäre tot.” (1554) “Wer sich an Träume kehret,” sprach dawider Hagen, “Der weiß noch die rechte Kunde nicht zu sagen, Wie es mög am Besten um seine Ehre stehn: Es mag mein König immer mit Urlaub hin nach Hofe gehn. (1555) “Wir wollen gerne reiten in König Etzels Land, Da mag wohl Köngen dienen guter Helden Hand, So wir da schauen sollen Kriemhildens Hochzeit.” Hagen riet die Reise, doch ward es später ihm leid. (1556) Er hätt es widerraten, nur dass Gerenot Mit großem Ungestüme ihm Spott entgegenbot. Er mahnt' ihn an Siegfried, der Kriemhilde Mann, Er sprach: “Darum steht Hagen die große Reise nicht an.” (1557) Da sprach von Tronje Hagen: “Nicht Furcht ists, dass ichs tu; Gebietet ihr es, Helden, so greifet immer zu: Wohl will ich mit euch reiten in König Etzels Land.” Bald ward von ihm verhauen mancher Helm und Schildesrand. (1558) Die Schiffe standen fertig: Da war gar mancher Mann. Was sie an Kleidern hatten trug man an Bord heran; Sie waren sehr beflissen bis zur Abendzeit: Sie huben sich von Hause bald in hoher Fröhlichkeit. (1559) Sie bauten überm Grase sich Hütten und Gezelt Jenseits des Rheines, wo Obdach war bestellt. Da bat noch zu verweilen Gunthern sein schönes Weib; Sei herzte Nachts noch einmal des Mannes waidlichen Leib. (1560) Flöten und Posaunen erschollen morgens früh Den Aufbruch zu verkünden: da griff man rasch dazu. Wem Liebes lag im Arme, der kos'te Freundes Leib; Mit Leide schied bald manche des Königs Etzel Weib. (1561)
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