Mit Gruß ihn wohl empfingen die schnellen Ritter gut: Sie sahen in dem Schiffe rauchen noch das Blut Von einer starken Wunde, die er dem Fergen schlug: Da ward darnach Degen Hagen ausgefragt genug. (1611) Als der König Gunther das heiße Blut ersah In dem Schiffe schwimmen, wie bald sprach er da: “Wo ist denn, Herr Hagen, der Fährmann hingekommen? Eure starken Kräfte haben ihm wohl das Leben benommen.” (1612) Er sprach mit Lügenworten: “Als ich das Schifflein fand Bei einer wilden Weide, da lös't es meine Hand: Ich habe keinen Fergen heute hier gesehn, Es ist auch niemand Leides von meinetwegen geschehn.” (1613) Da sprach von Burgonden der Degen Gernot: “Heute muss ich bangen um lieber Freunde Tod, Da wir keinen Schiffmann hier am Strome sehn: Wie wir hinüber kommen, darob muss ich in Sorgen stehn.” (1614) Laut rief da Hagen: “Legt auf den Boden her, Ihr Knechte, das Geräte: Ich war, gedenkt mir, mehr Der allerbeste Ferge, den man am Rheine fand: Ich bring euch hinüber gar wohl in Gelfratens Land.” (1615) Dass sie desto schneller kämen über Flut, Banden sie die Mähren an; ihr Schwimmen ward so gut, Dass ihnen auch nicht eines die starke Flut benahm. Einge trieben ferner, als Ermüdung ihnen kam. (1616) * Das Schiff war ungefüge, stark und weit genug: Fünfhundert oder drüber es leicht auf einmal trug Ihres Volks mit Speise und Waffen über Flut: Am Ruder musste ziehen des Tages mancher Ritter gut. (1617) Sie trugen zu dem Schiffe ihr Gold und auch den Staat, Da sie der Hofreise nicht wollten haben Rat. Hagen fuhr sie über; da bracht er an den Strand Manchen zieren Recken in das unbekannte Land. (1618) Zum ersten bracht er über tausend Ritter hehr, Dazu auch seine Recken; dann kamen ihrer mehr, Neuntausend Knechte, die bracht er an das Land: Das Tages war unmüßig des kühnen Tronejers Hand. (1619) Da er sie wohlgeborgen brachte über Flut, Da gedachte jener Märe der schnelle Degen gut, Die ihm verkündet hatte das wilde Meerweib: Dem Kaplan des Königs gings schier an Leben und Leib (1620) Bei seinem Weihgeräte er den Pfaffen fand Auf dem Heiligtume sich stützend mit der Hand: Das kam ihm nicht zu Gute, als Hagen ihn ersah; Der gottverlassne Priester, viel Beschwerde litt er da. (1621) Er schwang ihn aus dem Schiffe mit eilender Gewalt. Da riefen ihrer viele: “Halt! Herr Hagen, halt!” Geiselher der junge hub zu zürnen an; Er wollt es doch nicht lassen bis er ihm Leides getan. (1622) Da sprach von Burgonden der Degen Gernot: “Was hilft euch nun, Herr Hagen, des Kaplanes Tod? Tat dies anders jemand, es sollt ihm werden leid: Was verschuldete der Priester, dass ihr so wider ihn seid?” (1623) Der Pfaffe schwamm und Kräften; er hoffte zu entgehn, Wenn ihm nur jemand hilfe: Das konnte nicht geschehn, Denn der starke Hagen, gar zornig war sein Mut, Stieß ihn zu Grunde wieder: Das däuchte niemanden gut. (1624) Als der arme Pfaffe hier keine Hilfe sah, Da kehrt' er sich zurücke; Beschwerde litt er da. Ob er nicht schwimmen konnte, doch half ihm Gottes Hand, Dass er wohlgeborgen hinwieder kam an das Land. (1625) Da stand der arme Priester und schüttelte sein Kleid. Daran erkannte Hagen, ihm habe Wahrheit Unmeidliche, verkündet das wilde Meerweib. Er dachte: “Diese Degen verlieren Leben und Leib.” (1626)
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