Als sie das Schiff entladen und weggetragen dannWas darauf besessen der dreien Fürsten Bann,Schlug Hagen es in Stücke und warf es in die Flut:Das wunderte gewaltig die Recken edel und gut. (1627)“Was tut ihr das, Bruder?”, sprach da Dankwart,“Wie sollen wir hinüber bei unsrer Wiederfahrt,Wenn wir von den Heunen reiten an den Rhein?”Hernach sagt' ihm Hagen, das könne nimmermehr sein. (1628)Da sprach von Tronje Hagen: “Ich tat es mit Bedacht:Wenn wir einen Feigen in dieses Land gebracht,Der uns entrinnen möchte in seines Herzens Not,Dass er an diesen Wogen finde schmählichen Tod.” (1629)* Als der Kaplan des Königs das Schiff zerschlagen sah,Über das Wasser zu Hagen sprach er da:“Mörder ohne Treue, was hat ich euch getan,Dass mich unschuldgen Pfaffen euer Herz zu ertränken sann?” (1630)* Zur Antwort gab ihm Hagen: “Die Rede lasst beiseit:Mich kümmert, meiner Treue, dass ihr entkommen seidHier vor meinen Händen, das glaubt mir ohne Spott.”Da sprach der arme Priester: “Dafür lob ich ewig Gott. (1631)* Ich fürcht euch wahrlich wenig, des dürft ihr sicher sein;Fahrt ihr zu den Heunen, so will ich an den Rhein.Gott lass euch nimmer wieder nach dem Rheine kommen:Das wünsch ich euch von Herzen; schier das Leben habt ihr mir genommen.” (1632) Mit ihnen zog einer aus Burgondenland,Der ein behender Degen und Volker war genannt.Der redete gar launig nach seinem kühnen Mut:Was Hagen je begangen von Fiedler däuchte das gut. (1633)Die Rosse standen harrend, die Säumer wohl geladen;Sie hatten auf der Reise bisher noch keinen SchadenGenommen, der sie schmerzte, als des Königs Kapellan:Der musst auf seinen Füßen sich zum Rheine suchen Bahn. (1634)
26. Abenteuer
Wie Dankwart Gelfraten erschlug
Als sie nun alle waren gekommen an den Strand,Da fragte König Gunther: “Wer soll uns durch das LandDie rechten Wege weisen, dass wir nicht irre gehn?”Da sprach der starke Volker: “Das Amt lasst mich nur versehn.” (1635)“Nun seht euch vor,” sprach Hagen, “seis Ritter oder Knecht,Man soll Freunden folgen; das dünkt mich gut und recht.Eine ungefüge Märe mach ich euch bekannt:Wir kommen nimmer wieder heim in der Burgonden Land. (1636)“Das sagen mir zwei Meerfraun heute morgen früh,Dass wir nicht wieder kämen: Nun rat ich was man tu:Waffnet euch, ihr Helden, so mögt ihr euch bewahren:Wir finden starke Feinde und müssen drum wehrhaft fahren. (1637)“Ich wähnt auf Lug zu finden die weisen Meerfraun:Sie sagten mir, nicht einer werde wiederschaunDie Heimat von uns allen bis auf den Kapellan;Drum hätt ich ihm so gerne heut den Tod angetan.” (1638)Da flogen diese Mären von Schar zu Schar umher:Da wurden bleich vor Schrecken Degen kühn und hehr,Als sie die Sorge fasste vor dem harten TodAuf dieser Hofreise: Das schuf ihnen wahrlich Not. (1639)Bei Möringen waren sie über Flut gekommen,Wo dem Eisen-Fährmann das Leben ward benommen.Da sprach Hagen wieder: “Da ich mir so gewannUnterwegs der Feinde, so fällt man sicher uns an. (1640)“Ich erschlug den Fährmann heute morgen früh.Sie wissen nun die Kunde: Drum eilt und greifet zu:Wenn Gelfrat und Else uns denken zu bestehnMit unsrem Ingesinde, dass ihnen übel mag geschehn. (1641)