Den ihnen zu erschlagen? Ihr solltets selber sehn: Bestünde man den Degen, so gäb es eine Not, Dass Arme so wie Reiche dabei erwürben den Tod.” (1958) Da sprach wohl gezogen dazu Herr Dieterich: “Verschont, reiche Königin, mit solchen Reden mich: Mir ist von euern Freunden kein solches Leid geschehn, Dass ich die kühnen Degen im Streit sollte bestehn. (1959) “Die Bitte ehrt euch wenig, viel edel Fürstenweib, Dass ihr verraten möchtet eurer Freunde Leid. Sie kamen euch auf Gnade hieher in dieses Land: Siegfried bleibt ungerochen wohl von Dietrichens Hand.” (1960) Als sie keine Untreu bei dem Berner fand, Versprach sie unsäumig in Degen Blödels Hand Eine weite Landschaft, die Nudung einst besaß: Später schlug ihn Dankwart, dass er der Gabe gar vergaß. (1961) Sie sprach: “Du sollst mir helfen, mein Bruder Blödelein. Es sind in diesem Hause die große Feinde mein, Sie Siegfrieden schlugen, meinen lieben Mann: Wer mir das rächen hülfe, dem wär ich immer untertan.” (1962) Zur Antwort gab ihr Blödel: “Fraue, wisset das, Ich darf an euern Freunden nicht üben meinen Hass, Weil sie mein Bruder Etzel so gerne sehen mag: Tät ich ihnen Leides, der König trüg mirs immer nach.” (1963) “Nicht doch, Degen Blödel, ich bin dir immer hold: Ich gebe dir zum Lohne mein Silber und mein Gold Und eine schöne Fraue, Nudungens Weib: So magst du immer kosen ihren minniglichen Leib. (1964) Das Land samt den Burgen will ich dir alles geben: So magst du, edler Ritter, mit Freuden immer leben, Wenn du das Land gewinnest, das Nudung einst besaß; Was ich dir jetzt gelobe, mit Treue leist ich dir das.” (1965) Als der Herre Blödel vernommen von dem Sold, Und ihm durch ihre Schöne gefiel die Fraue hold, Wollt er im Kampf verdienen das minnigliche Weib. Darob verlieren musste der Degen Leben und Leib. (1966) Da sprach er zu der Königin: “Geht wieder in den Saal. Eh man es inne werde, erheb ich großen Schall; Hagen muss es büßen was er euch hat getan: Ich bring euch gebunden König Gunthers Untertan.” (1967) “Nun waffnet euch,” sprach Blödel, “ihr all in meinem Lehn, Lasst uns zu den Feinden in die Herberge gehn. Mir will es nicht erlassen König Etzels Weib: Wir Helden müssen alle verwagen Leben und Leib.” (1968) Als den Degen Blödel entließ die Königin, Dass er den Streit beginne, ging sie zu Tische hin Mit Etzeln dem Könige und mit seinem Bann: Sie hatte schlimme Räte wider die Gäste getan. (1969) * Wie sie zu Tische gingen, das will ich euch sagen: Man sah reiche Könige ihr vor die Krone tragen; Manchen hohen Fürsten und viel der werten Degen Sah man hehrer Sitte vor der Königin pflegen. (1970) * Der König wies den Gästen die Sitze überall, Den Höchsten und den Besten neben sich im Saal. Den Christen und den Heiden die Kost er unterschied; Man gab die Fülle beiden, wie es der weise König riet. (1971) * In den Herbergen aßen die Knecht in Gunthers Bann. Truchsesse wies man sie zu verpflegen an: Die hatten sie zu speisen großen Fleiß gepflogen. Die Bewirtung und die Freude ward bald mit Jammer aufgewogen. (1972) Als nichts anders mochte begonnen sein der Streit, (In ihrem Herzen begraben war Kriemhilds altes Leid; Da hieß sie zu den Tischen tragen Etzels Sohn: Wie konnt ein Weib aus Rache wohl jemals freislicher tun? (1973) Von Etzels Leuten kamen viere gleich daher