nie so viel von sich selbst in irgendeinen Ort eingebracht und zugesehen, wie er sich gema? seinen Vorstellungen verwandelte. Das Chateau des Artes begann, sich irgendwie… wie ein Zuhause anzufuhlen.

Und die Reise in den Limbus war nicht gerade gefahrlos. Es gab immer Schwierigkeiten beim Ubertritt von einem Reich in ein anderes. Schon die Gesetze eines Reichs, zum Beispiel die der Erde, konnen nicht vollstandig verstanden werden. Um wieviel schwerer waren da erst die seltsamen Gesetze zu verstehen, denen die Reisen zwischen den verschiedenen Existenzebenen unterworfen waren.

Glucklicherweise lief diesmal alles glatt. Azzie hatte die erforderlichen Vorbereitungen getroffen, die griechischen Worte gesprochen und die hebraischen Beschworungen intoniert. Flammen loderten auf, und plotzlich befand er sich auf einer langgestreckten Ebene, die auf beiden Seiten von oden schwarzen Bergen gesaumt wurde. Der Himmel war wei? und hei? und gelegentlich von grunen Wirbeln durchzogen, als ob dort Dschinns im schnellen Formationsflug unterwegs waren.

Es ist au?erst muhsam, im Limbus von einem Ort zum anderen zu gelangen, da seine Ausdehnungen grenzenlos sind. Vernunftigerweise aber liegen einige der wichtigeren Einrichtungen nahe beieinander und erzeugen eine Art Sog, der Besucher anzieht. Au?erdem gibt es die Rok-Fluglinie, derer sich Azzie bedienen konnte. Die riesigen Vogel sind auf der Erde schon seit langem ausgestorben. Nach dem Pleistozan hatten sie Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Durch ihre breiten Rucken aber eigneten sie sich an diesem Ort hervorragend fur Dienstleistungen im Beforderungswesen.

Die Abteilung fur Ausrustung und Zubehor sah wie eine gewaltige Ansammlung von Lagerhausern aus, die inmitten der Ebene gelegen war. Die Verantwortlichen hatten auf viel Raum bestanden. Die Stellflache reichte aus, um dort alle Wohnzimmer der Erde unterzubringen, und es blieb noch genugend Platz fur Kuchen und Stalle. Eigentlich hatte man nie versucht, alle Lagerhauser vollstandig aufzufullen. Der Anzahl der Dinge, die man vielleicht einmal benotigen konnte, wurde nur durch die menschliche Vorstellungskraft Grenzen gesetzt, und irgendwann wurde im Zuge des ewig wahrendes Kampfes der unsichtbaren Machte, die Menschheit zu verderben beziehungsweise zu erleuchten, alles einmal gebraucht werden. Man konnte nie im voraus wissen, wann irgendein Damon einen thrakischen Speer aus den Jahr 55 nach Christ oder etwas ahnlich Ausgefallenes benotigte. Die Abteilung simulierte die meisten der angeforderten Dinge und verfugte uber die phantasievollsten Szeneriedesigner, die es jemals gegeben hatte.

Die Anlage war am Ufer des Styx errichtet worden, dieses erstaunlichen Flusses, der die Erde und samtliche Himmel und Hollen durchflie?t. Auf seinen dusteren Fluten verrichtete Charon, der uralte Fahrmann, seinen Dienst zwischen den Welten und Jahrhunderten. Die ubernaturlichen Machte, denen er manchmal diente, betrachteten die Erde als das gro?te aller jemals erdachten Spielfelder und wollten von keinem Ereignis abgeschnitten werden, wie weit entfernt in der Zukunft oder Vergangenheit es auch liegen mochte.

Azzie stieg vom Rucken des Rok. Er schritt zugig aus, schwebte manchmal, wenn die Lauferei ermudend wurde, und durchquerte die langen Stra?en, die auf beiden Seiten von Lagerhausern gesaumt wurden. Jedes Gebaude trug ein Schild mit der Aufschrift: Zutritt nur fur autorisiertes Personal. Bewaffnete Salis, die neutralen Geister des Limbus, hielten Wache. Sie trugen sogenannte Energiedisruptoren. Diese Waffen, die wie Speere mit Zielfernrohren und Abzugshahnen aussahen, sandten eine verheerende Partikelstrahlung aus (auch wenn von anderer Seite behauptet wird, es waren Wellen), die selbst das Personlichkeitsmuster der machtigsten Damonen auflosten. »Das Gehirn zu Brei schlagen« war die gangige Redewendung in diesem Jahr. Azzie machte einen weiten Bogen um sie. Der Limbus war in letzter Zeit zu einem gefahrlichen Pflaster geworden, was mehr an den Wachtern als an denen lag, die sie bewachten.

Nach langerer Zeit erreichte er ein Lagerhaus mit einer unbewachten Tur. Daruber hing ein Schild mit der Aufschrift: Auskunftsburo, ein uberraschend nuchterner Anblick an einem derart zwischendimensionalen Ort, aber Azzie verschwendete keine Zeit damit, die Auskunftsstelle aufzusuchen.

Im Inneren des Gebaudes entdeckte er rund zwanzig Damonen der verschiedensten Herkunft und Positionen, die darauf warteten, da? sie an der Reihe waren, ihre Beschwerden gegenuber einem jungen Schreibtischdamon vorzubringen, der trotz der zur Zeit herrschenden Bekleidungsvorschriften eine aus Plaidstoff gefertigte Golfmutze trug. (Damonen konnen sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft reisen, aber es ist ihnen untersagt, Andenken mitzubringen.)

Azzie zuckte seine Schwarze Kreditkarte und schob sich zum Anfang der Schlange vor. »Mein Anliegen hat au?ersten Vorrang«, erklarte er dem Schreibtischdamon. »Ich habe die volle Unterstutzung des Hohen Damonenrates.«

»Ach, tatsachlich?« fragte der junge Damon unbeeindruckt.

Azzie hielt ihm die Schwarze Kreditkarte vor die Nase.

»Sagt er die Wahrheit?« fragte der Angestellte die Kreditkarte.

»DAS KANNST DU GLAUBEN!« blitzte die Karte zuruck.

»Na schon«, erwiderte der Damon. »Was konnen wir also fur eine so wichtige Personlichkeit wie Sie tun?«

Das Benehmen des jungen Damons ging Azzie ziemlich auf die Nerven, aber er beschlo?, es zu ignorieren.

»Zuerst einmal brauche ich zwei Schlosser«, sagte er. »Ich wei?, das ist eine gro?e Bestellung, aber ich brauche sie wirklich.«

»Zwei Schlosser, was?« Der junge Damon musterte ihn ungeruhrt. »Ich schatze, Ihr ganzer Plan ware ohne die Schlosser zum Scheitern verurteilt.«

»Vollkommen richtig.«

»Dann finden Sie sich schon mal damit ab, Kumpel, denn wir haben nur ein Schlo? vorratig, und selbst das ist kein richtiges Schlo?. Es besteht au?erlich aus echten Mauern und Zinnen, aber der Rest ist ein geistiges Konstrukt, das nur von alten Zauber Spruchen zusammengehalten wird.«

»Das ist lacherlich«, protestierte Azzie. »Ich dachte, die Abteilung fur Ausrustung und Zubehor hatte eine unbegrenzte Menge an Schlossern.«

»Vor langer Zeit war das einmal der Fall. Aber die Voraussetzungen haben sich verandert, die Moglichkeiten wurden begrenzt. Es bedeutet sehr viel mehr Umstande fur alle Beteiligten, aber es macht die Dinge auch interessanter. Zumindest lautet so die Theorie der teuflischen Seite unserer Abteilung.«

»Davon habe ich nichts gehort«, sagte Azzie. »Wissen Sie eigentlich, wovon Sie sprechen?«

»Wenn ich das wu?te«, entgegnete der Angestellte, »glauben Sie, dann wurde ich diesen damlichen Job machen und Leuten wie Ihnen erzahlen, da? Sie nur ein Schlo? bekommen konnen?«

»Na schon«, gab Azzie nach. »Ich nehme das Schlo?, das Sie haben.«

Der Angestellte kritzelte irgend etwas auf einen Pergamentbogen. »Sie mussen es so nehmen, wie es ist. Wir haben keine Zeit, weiter daran herumzubasteln.«

»Wo liegt das Problem?«

»Ich habe Ihnen schon von den Zauberspruchen erzahlt, die das Ding zusammenhalten. Es gibt nicht genug davon, deshalb verschwinden immer wieder Teile des Schlosses.«

»Welche Teile?« wollte Azzie wissen.

»Das hangt vom Wetter ab«, erklarte der Angestellte. »Da das Schlo? von Schonwetterzauberspruchen zusammengehalten wird, haben lang anhaltende Regenperioden eine hollische Auswirkung auf seine provisorische Existenz.«

»Gibt es nicht eine Art Plan, aus dem hervorgeht, welche Teile wann verschwinden?«

»Naturlich gibt es einen Plan«, bestatigte der Angestellte. »Aber der mu?te dringend auf den neusten Stand gebracht werden. Sie waren verruckt, wenn Sie sich darauf verlassen wurden.«

»Ich mochte ihn trotzdem haben«, sagte Azzie. Er hatte gro?en Respekt vor beschriebenem Pergament.

»Wohin soll ich das Schlo? fur Sie liefern?« erkundigte sich der Angestellte.

»Einen Moment, so geht das nicht. Ich brauche wirklich zwei Schlosser. Ich habe zwei verschiedene Personen. Der Mann mu? von seinem Schlo? zum Schlo? der Frau gelangen, die er liebt oder zu lieben glaubt. Also brauche ich unbedingt zwei Schlosser.«

»Wie ware es mit einem Schlo? und einem sehr gro?en Haus?«

»Nein, das widerspricht vollig dem Geist des Spiels.«

»Dann versuchen Sie, mit einem auszukommen«, schlug der Angestellte vor. »Sie konnen Ihre Personen hin und her schieben. Es ist leicht, das Aussehen eines Schlosses zu verandern, besonders wenn immer wieder

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