heraus und zeigte sie Merioneth.
»Na und?« fragte der andere.
»Sie gehoren Ihnen, wenn Sie fur mich einen Glasberg in die Bestellung einfugen«, sagte Azzie.
Merioneth betrachtete die Edelsteine. »Ich konnte deswegen in arge Schwierigkeiten kommen.«
Azzie legte ein paar Steine dazu.
»Ich denke, ich konnte es erledigen«, murmelte Merioneth und nahm die Steine entgegen. Er beugte sich uber das Auftragsformular, kritzelte darauf herum und hob dann den Kopf. »Aber ein verzauberter Wald… das ist wieder etwas ganz anderes.«
»Verzauberte Walder sind keine gro?e Sache«, stellte Azzie klar. »Sie sind nicht so selten wie glaserne Berge. Man stolpert uberall geradezu uber verzauberte Walder.«
»Es sei denn, man braucht einen auf die Schnelle«, sagte Merioneth, den Blick auf Azzies Wildlederbeutel gerichtet. »Ich nehme an, Sie wollen auch eine Stra?e, der durch ihn fuhrt, was?«
»Nichts besonderes. Ein einfacher Feldweg wurde reichen.«
»Und wer soll das alles Uberwachen, hah? Ich brauchte einen Aufseher. Und die Dienste eines Aufsehers…«
»Ich wei?, es stand nicht auf der ursprunglichen Bestellung.« Azzie fischte vier weitere Steine hervor und reichte sie Merioneth. »Reicht das?«
»Das reicht fur den Wald und die allgemeine Arbeit. Aber Sie wollen ihn auch verzaubert haben, richtig?«
»Das habe ich Ihnen doch schon erklart. Wozu ware ein Wald gut, der nicht verzaubert ist?«
»Kommen Sie
»Das ubliche Zeug«, erwiderte Azzie. »Lebendige Feuerbaume waren hubsch. Davon sind immer jede Menge auf Lager.«
»Sind Sie Gartenbauexperte, da? Sie daruber so genau Bescheid wissen?« erkundigte sich Merioneth mit bei?endem Spott. »Tatsache ist, da? zu dieser Jahreszeit nur sehr wenige erhaltlich sind. Und ich nehme an, Sie wollen sie auch mit magischen Dornen.«
»Naturlich.«
»Magische Dornen gehoren nicht zur Standardausfuhrung.«
Einige weitere Edelsteine wechselten den Besitzer.
»Dann lassen Sie uns also sehen«, sagte Merioneth. »Was genau sollen diese magischen Dornen tun?«
»Was sie gewohnlich tun. Wenn ein Reisender den Wald durchquert, der nicht reinen Herzens ist oder nicht uber den entsprechenden Gegenzauber verfugt, sollen sie ihn aufspie?en.«
»Das habe ich mir schon gedacht! Aufspie?en kostet extra!«
»Extra! Was, zum Teufel, soll das schon wieder hei?en?«
»Ich habe Besseres zu tun, als hier herumzutrodeln und mit Ihnen zu streiten«, sagte Merioneth und entfaltete seine Schwingen.
Azzie zahlte ihm noch ein paar Edelsteine. Der Wildlederbeutel war leer. Er hatte Rognirs Schatz in erstaunlich kurzer Zeit durchgebracht.
»Ich denke, wir haben uns jetzt auf ein Grundmodell geeinigt«, stellte Merioneth fest. »Es gibt da noch einige Verfeinerungen, die ich mir vorstellen konnte, ein paar Sachen, die Ihnen wahrscheinlich gefallen wurden, aber die wurden mehr kosten.«
»Vergessen Sie die Verfeinerungen«, sagte Azzie. »Liefern Sie nur, worauf wir uns geeinigt haben. Und schnell, bitte! Ich habe noch andere Dinge zu erledigen.«
Merioneth forderte einen Arbeitstrupp an, und die Damonen begannen damit, den Wald aufzubauen. Sie arbeiteten schnell und professionell, nachdem sie einmal in Fahrt gekommen waren, auch wenn einige der jungeren Damonen offensichtlich nicht an korperliche Arbeit gewohnt waren. Aber die Aufseher sorgten dafur, da? sich jeder ins Zeug legte, und so ging die Arbeit schnell voran.
Sobald der Basiswald stand und die Zauberspruche installiert, wenn auch noch nicht aktiviert waren, beauftragte der Vorarbeiterdamon einen Hilfsarbeiter damit, das Gestrupp und die Wildblumen einzufugen, und wandte seine Aufmerksamkeit der Errichtung des Schlosses zu. Werkkolonnen oben im Limbus warfen die Mauerblocke mit Schwung hinab. Die Damonen unten auf der Erde fluchten, wahrend sie auswichen, die Stucke auffingen und sie zusammensetzten. Nach und nach wuchsen die hohen Zinnenmauern und spitzen Turme empor. Das Schlo? entsprach zwar nicht historischen Kriterien, war aber eindeutig von marchenhaftem Aussehen.
In dieser Konstruktionsphase traten einige Schwierigkeiten auf. Als der Burggraben ausgehoben werden sollte, stellte sich heraus, da? kein Erdaushubgerat vorhanden war. Eine Gruppe Drachen wurde herbeigerufen und mit Jungfrauen bestochen. Nachdem sie gespeist hatten, buddelten die Drachen einen schonen Burggraben, der sieben Meter breit und zehn Meter tief war. Aber naturlich fehlte jetzt wieder das Wasser, und niemand schien zu wissen, wer fur die Wasserversorgung verantwortlich war. Azzie loste das Problem schlie?lich, indem er bei der Abteilung fur Ausrustung und Zubehor einen Wetterzauber anforderte und einen kurzen aber heftigen Regen herbeirief. Der Wolkenbruch und das Wasser aus den Sturzbachen fullten den Graben bis zum Rand. Ein Schwanenpaar verlieh dem Ganzen einen zusatzlichen Hauch von Klasse.
Bald ragte das Schlo? hoch und prachtvoll auf, ein luftiges Gebilde aus Steinturmen und Kuppeln. Auf den hochsten Turmspitzen flatterten helle Banner in der Brise. Naturlich war das Schlo? noch nicht eingerichtet und sehr zugig, denn niemand macht sich die Muhe, die Fugen und Spalten in magischen Schlossern abzudichten. Azzie bestellte das Mobiliar bei der Versorgungsabteilung. Au?erdem blieb noch das Problem der Innenbeleuchtung. Da Ollampen nicht genug Licht spendeten, entschied sich Azzie fur eine magische Beleuchtung.
Schlie?lich war es geschafft. Azzie trat ein paar hundert Schritte zuruck und bewunderte sein Werk. Es war ein Schlo?, wie es der verruckte Konig Ludwig II von Bayern geliebt hatte, ware er jetzt schon geboren. Es wurde seinen Zweck erfullen.
Azzie kehrte zu seinem Anwesen zuruck, um seine Hauptpersonen fertigzustellen. Die Korper in den Bottichen sahen mittlerweile sehr gut aus, alle Nahte waren verbla?t. Die Jauche und die Zauberspruche hatten perfekt gewirkt. Aber noch wohnte keine Intelligenz in den Korpern, das wurde der letzte Schritt sein, und so taten sie die merkwurdigsten Dinge, wahrend ein Korperteil nach dem anderen zum Leben erwachte. Azzie bemuhte sich, sie zu stabilisieren, und schlie?lich gelang es ihm auch.
Dann wies Frike ihn darauf hin, da? beide noch immer blind waren.
»Stimmt«, sagte Azzie. »Das habe ich mir bis zum Schlu? aufgehoben.«
Er setzte sich und dachte an Ylith. Ja, das Problem hatte er sich bis ganz zum Schlu? aufgehoben.
KAPITEL 4
Azzie mochte Hexen. Er betrachtete sie als eine standige Quelle, aus der Damonen schopfen konnten, die eine Begleiterin suchten, um sich die Samstagabende zu vertreiben. Zu dieser Zeit waren Hexensabbate die Vorlaufer der spateren Nachtclubs.
»Frike! Bring mir Kreide und Kerzen!«
Der Diener eilte zur Vorratskammer, in der das magische Zubehor aufbewahrt wurde. In einer kompakten Truhe fand er die Dinge, die sein Gebieter benotigte. Die Kerzen waren so dick wie das Handgelenk eines erwachsenen Mannes und fast so gro? wie Frike selbst. Er klemmte sich funf unter einen Arm, eine Kerze fur jede Spitze des Pentagramms. Sie waren so hart wie mumifiziertes Fleisch und fuhlten sich etwas schmierig an. Frike kehrte mit ihnen und einem Stuck Kreide in das Wohnzimmer zuruck. Azzie raumte die Arbeitsplatte aus dem Weg. Er hatte Mantel und Wams abgelegt. Unter seinem Hemd zeichneten sich langgestreckte Muskeln ab, als er eine Ersatzrustung in eine Ecke schleifte.
»Ich wei? nicht, wozu ich diesen ganzen Schrott aufbewahre«, murmelte er vor sich hin. »Gib mir die Kreide, Frike. Ich werde die Figur selbst malen.«
Er buckte sich und zeichnete das funfeckige Symbol mit dem Kreidestuck auf den Steinfu?boden. Das Kaminfeuer tauchte ihn in rotliches Licht und betonte so sein fuchsartiges Aussehen. Frike erwartete beinahe, da? die Beine seines Herrn sich in die roten pelzigen Laufe eines Fuchses verwandeln wurden, aber trotz aller Aufregung behielt Azzie seine menschliche Gestalt bei. Er hatte sehr lange daran gearbeitet. Erfahrene Damonen unternehmen gro?e Anstrengungen, ihre menschliche Erscheinungsform ihren Idealvorstellungen