bestimmt.«

»Ist das denn so wichtig, das Schicksal der Menschheit?« fragte Mondtau.

»Vielleicht nicht fur uns«, erwiderte Agrippa. »Fur die Menschen allerdings bedeutet es eine ganze Menge.«

Ein Namenloses Grauen, das einen intensiven Reptiliengestank verstromte, ging vorbei. Sein Begleiter, ein Leichenfresser, fragte: »Hast du gehort, was mit dem Beitrag des Guten passiert ist?«

Das Namenlose Entsetzen knurrte verneinend.

»Das ganze verdammte Ding ist in sich zusammengesturzt! Hat einen schonen Trummerhaufen gegeben, mit den Buntglasfenstern und allem anderen. Nur schade um die Wasserspeier.«

»Wie ist das passiert?« grollte das Namenlose Grauen.

»Es hatte irgendwas mit den Verstrebungen und Stutzpfeilern zu tun, aber ich kenne mich mit der Statik nicht aus. Das Gute anscheinend auch nicht, har, har!«

»Ich mochte noch mehr trinken«, maulte Mondtau. »Du hast mir versprochen, da? ich viel Spa? haben wurde.«

»Da kommt der Kellner mit der Jauche schon«, sagte Agrippa. »Bitte, sei nicht albern.«

»Ich werde so viel trinken, wie ich will«, entgegnete Mondtau und schnappte sich eine Flasche Jauche. »Und das wird bestimmt eine ganze Menge werden. Es ist nie albern, sich bis zum Exze? zu besaufen.«

Im hinteren Bereich des Saales machte sich Unruhe breit. Gerade war ein fuchsgesichtiger Damon eingetreten, der sich schwankend seinen Weg bahnte, wobei er mit Kellnern zusammenprallte, die Gaste anrempelte und die Speisen von den Tischen fegte, an denen er vorbeitorkelte. Gemurmel begleitete seinen Weg.

»Wie unhoflich!«

»Ist das nicht…?«

»Ist das…?«

»Sieht wie Azzie aus.«

»War der nicht mit einem Beitrag im Wettkampf?«

»Ich frage mich, was da passiert ist.«

»He, Azzie! Alles klar mit dir?«

»Ich habe gehort, da? er gro?en Mist gebaut haben soll.«

»Ich dachte, er ware immer noch in den Gruben.«

»Sieht aus, als ware er bis zu den Ohren abgefullt.«

»Eh, pa? doch auf, Kerl!«

»Was kann man schon anderes von einem betrunkenen Damon erwarten?«

»Was wollte er uberhaupt mit einem Glasberg?«

»Heiz ihnen richtig ein, Azzie!«

»Ja! Pech und Schwefel und das ganze Zeugs!«

Mondtau wurde widerspenstig. Agrippa fand ihn langst nicht mehr so anziehend wie vorher. Und jetzt war das Bankett voll in Fahrt gekommen. Unablassig wurde Essen gereicht, von Damonen in schwarzen Smokings auf Silbertabletts herbeigeschafft. Darunter waren einige au?ergewohnliche Gerichte, wie beispielsweise Milchchimaren. Alle moglichen Speisen waren mit handgeschriebenen Zetteln versehen, die den Gasten verrieten, was sie sich aussuchten. Einige Gerichte konnten sich sogar selbst anpreisen. »Hallo«, sagten die geschmorten Ruben, »wir schmecken kostlich.«

Der Larm all der plappernden Geschopfe nahm allmahlich eine ohrenbetaubende Lautstarke an. Wer sich mit einem Gast unterhalten wollte, der mehr als zwei oder drei Sitze entfernt sa?, mu?te sich der Seemuscheltelefone bedienen, die neben jedem Platz standen.

Auf einer Art Laufsteg, der sich uber die gesamte Lange des Festtisches erstreckte, wurden Abbildungen der gro?ten Sensationen aus der Vergangenheit prasentiert, Hohepunkte des Makabren und kunstlerischer Glanzleistungen. Die Abstammungslinie und die Verdienste eines jeden Gastes, der neu eintraf, mu?ten von dem Zeremonienmeister im wei?en Pelz verkundet werden.

Azzie drangelte sich weiter vor, wobei er eine Kielwelle des Chaos hinter sich herzog.

Schlie?lich erhob sich Asmodeus. Er war dick, seine wei?e Haut hatte einen Stich ins Grunliche. Seine Unterlippe ragte so weit vor, da? ein Unterteller bequem darauf Platz gefunden hatte. Er trug ein flaschengrunes Smokingjackett, und als er sich umdrehte, konnte man seinen gekringelten Schweineschwanz erkennen.

»Hallo, Freunde«, begann er. »Ich denke, wir alle wissen, warum wir hier sind, nicht wahr?«

»Um uns zu besaufen!« rief ein ha?licher Geist.

»Sicher, deswegen naturlich auch«, erwiderte Asmodeus. »Aber heute abend betrinken wir uns aus einem ganz bestimmten Anla?, und zwar, um den Vorabend der Jahrtausendwende zu feiern und den Gewinner des Wettkampfs bekannt zugeben. Ich wei?, Sie alle warten bereits ungeduldig darauf, zu erfahren, wer es ist, aber Sie werden sich noch etwas gedulden mussen. Vorher wollen wir noch einige besondere Ehrengaste begru?en.«

Azzie arbeitete sich in den vorderen Bereich des Saales vor.

Asmodeus begann, Namen aufzurufen, worauf sich verschiedene Geister erhoben und verbeugten. Sie lachelten und grinsten, vollfuhrten Kratzfu?e und verneigten sich vor dem begeisterten Publikum. Der Rote Tod wurde vorgestellt und stand auf. Er war hochgewachsen und von Kopf bis Fu? in einen blutroten Umhang gehullt. Uber der Schulter trug er eine Sense.

»Wer ist das Parchen dort druben?« erkundigte sich Mondtau. »Der gro?e blonde Engel und die kleine dunkle Hexe.«

»Der Engel hei?t Babriel«, antwortete Agrippa. »Die Hexe ist Ylith, eine gute Freundin von Azzie, einem unserer interessanteren und aktiveren Damonen. Ich glaube, er ist gerade vorbeigegangen.«

»Ich habe von ihm gehort«, sagte Mondtau. »Er hat irgend etwas Besonderes fur die diesjahrigen Feierlichkeiten vorbereitet, nicht wahr?«

»So hei?t es. Da ist er gerade, dort vorne. Sieht so aus, als hatte er einen ziemlich gro?en Vorsprung vor uns. Ich frage mich, was er vorhat.«

Azzie kletterte auf einen Tisch, sehr zum Befremden der Gaste, die dort sa?en. Er schwankte, atmete Rauchwolken aus, und unter seinen Fu?en spruhten Funken hervor.

Er setzte mehrfach an, etwas zu sagen, brachte jedoch keinen Laut hervor. Schlie?lich ri? er einem Gast eine Flasche aus den Klauen, hob sie an die Lippen und leerte sie.

»Trottel! Schweine! Bastarde!« brullte er dann. »Ihr mehr als nur hirnloses Pack! Ich wende mich besonders an meine sogenannten Bruder der Finsternis, deren Vertreter in diesem Wettstreit ich gewesen bin und die mich durch ihre Gleichgultigkeit schandlichst verraten haben. Wir hatten gewinnen konnen, Jungs und Madels! Wir hatten die Chance. Mein Konzept war glorreich und einzigartig, und es hatte funktionieren konnen!«

Er legte eine kurze Pause ein und hustete. Irgend jemand reichte ihm eine weitere Flasche, und er trank einen Schluck. Im Saal war es mittlerweile ruhig geworden.

»Aber habe ich Unterstutzung erhalten?« fuhr Azzie fort. »Kein bi?chen! Die Idioten in der Abteilung fur Ausrustung und Zubehor haben sich so verhalten, als wurde ich das alles nur zur Forderung meiner eigenen Karriere tun und nicht im Interesse und zur weitaus gro?eren Ehre von uns allen. Ach, verdammt! Ich habe mehr Hilfe von diesem Trottel Babriel erhalten, dem Beobachter mit dem damlichen Gesichtsausdruck von den Machten des Lichtes, als von irgend jemandem von euch. Und ihr wagt es, euch ubel zu nennen! Ihr seid der lebende Beweis fur die Banalitat des Bosen, jeder einzelne von euch! Und jetzt sitzt ihr hier, feiert und wartet auf die Bekanntgabe des Siegers. Ich sage euch, Freunde, das Bose ist in letzter Zeit langweilig und dumm geworden. Wir von den Machten der Finsternis haben die Moglichkeit verspielt, die Geschicke der Menschheit zu lenken.«

Azzie blickte sich um. Alle warteten schweigend darauf, da? er fortfuhr. Er stolzierte uber den Tisch, trank noch einen tiefen Zug und schwankte erneut, bevor er das Gleichgewicht wiederfand.

»Darum rufe ich euch zu, zur Holle mit euch allen! Ich werde mich jetzt zuruckziehen, um mich auszuruhen und nachzudenken. Diese ganze Veranstaltung war au?erst ermudend. Aber ich mochte euch allen versichern, da? das noch nicht mein Ende ist. Ganz und gar nicht. Ich habe immer noch ein paar Tricks auf Lager, Herrschaften! Wartet ab und seht selbst, was ich als nachstes zu eurer Belustigung veranstalte!«

Er schleuderte einen doppelten Reisezauber hervor und verschwand mit einem Donnerschlag. Die versammelten Damonen und Engel warfen einander besorgte Blicke zu. »Was hat er wohl damit gemeint?«

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