»Ich wei?.« Tomaselli nickte. »Ich habe die Akte geerbt, und es steht obenan auf unserer Liste. Die Schwierigkeit ist, da? wir so viele hohe Ausgaben fur Anschaffungen hatten.« Er uberlegte. »Ich wu?te gern, wie gro? der Unterschied in den Kosten ist.«

Ungerechtfertigt gereizt antwortete Pearson: »Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Installateur.«

»Etwas verstehe ich davon. Vielleicht kann ich helfen.« Auf die milde gesprochenen Worte hin, drehten die anderen sich um. Es war Dr. Dornberger, der mit seinen Handen an seiner unvermeidlichen Pfeife fingerte. Er war still und unbemerkt in das Labor gekommen. Als er Harry Tomaselli sah, fragte er: »Ich store doch nicht?«

Pearson antwortete knurrend: »Nein, durchaus nicht.«

Dornberger bemerkte, da? John Alexander ihn ansah. Er sagte: »Ich war gerade bei Ihrem Kind, mein Junge. Ich furchte, es geht ihm nicht sehr gut.«

»Besteht denn Hoffnung, Doktor?« Alexanders Stimme klang ruhig. Die anderen sahen zu ihm hin. Ihr Ausdruck war etwas besanftigt. Bannister legte seine Pipette hin und trat naher.

»Ich furchte, nicht sehr viel«, antwortete Dornberger langsam. Es entstand ein Schweigen. Dann wendete sich Dornberger, als ob ihm wieder etwas eingefallen sei, an Pearson: »Ich nehme an, Joe, da? an dem Blutsensibilitatstest fur Mrs. Alexander kein Zweifel besteht?«

»Zweifel?«

»Ich meine, da? das Ergebnis richtig ist?«

Pearson schuttelte den Kopf. »Es ist vollig in Ordnung, Charlie. Ich habe ihn selbst durchgefuhrt - sehr sorgfaltig sogar.« Verwundert fugte er hinzu: »Warum fragst du?«

»Nur um mich zu vergewissern.« Dornberger paffte an seiner Pfeife. »Heute morgen hatte ich eine Zeitlang den Verdacht, das Kind habe Erythroblastose. Es scheint aber eine weit hergeholte Vermutung zu sein.«

»Das ist vollig unwahrscheinlich«, erklarte Pearson nachdrucklich.

Dornberger antwortete: »Ja, ich glaube es auch.«

Wieder herrschte Schweigen. Sie blickten auf Alexander. David Coleman wollte etwas sagen - irgend etwas, um die Aufmerksamkeit von John abzulenken, um es dem jungen Laboranten zu erleichtern. Fast ohne zu uberlegen erklarte er Dornberger. »Es bestanden einmal gewisse Zweifel an den Sensibilitatstests, als in den Labors nur Salzlosung und konzentriertes Protein verwendet wurde. Damals wurden positive Falle gelegentlich als negativ bezeichnet. Heute allerdings sind die Ergebnisse mit einem indirekten Coombs-Test absolut sicher.« Als er zu Ende gesprochen hatte, wurde ihm bewu?t, da? dieser Test in dem Labor hier erst nach seiner Ankunft eingefuhrt worden war. Er hatte nicht die Absicht gehabt, Pearson eins auszuwischen. Im Augenblick hoffte er, der alte Mann wurde es nicht bemerken. Es hatte schon genug Streit zwischen ihnen gegeben, und die Lage brauchte nicht unnotig verscharft zu werden.

»Aber, Dr. Coleman.« Alexander stand mit offenem Mund und entsetzten Augen da.

»Ja, was ist denn?« Coleman verstand nicht. Keines seiner Worte konnte diese Reaktion erklaren.

»Wir haben keinen indirekten Coombs-Test durchgefuhrt.«

Trotz seiner Sympathie fur Alexander argerte sich Coleman. Pearsons wegen wunschte er, jetzt nicht weiter uber das Thema zu sprechen. Nun blieb ihm keine andere Wahl. »Aber ja. Sie taten es doch selbst«, sagte er von oben herab. »Ich erinnere mich, da? ich die Anforderung fur Coombs-Serum unterschrieben habe.«

Alexander sah ihn verzweifelt mit flehenden Augen an. Er antwortete: »Aber Dr. Pearson sagte, es sei nicht notwendig. Der Test wurde nur in Salzlosung und konzentriertem Protein vorgenommen.«

Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Coleman aufnahm, was Alexander gesagt hatte. Er bemerkte, da? Harry Tomaselli, der nicht verstand, um was es ging, die Szene neugierig beobachtete. Dornberger hatte aufhorchend den Kopf gehoben.

Pearson schien das Ganze nicht zu behagen. Mit einem Anflug von Verlegenheit sagte er zu Coleman: »Ich wollte es Ihnen die ganze Zeit sagen. Es ist mir nur entfallen.«

David Colemans Verstand war jetzt eisklar. Aber ehe er weiterging, wollte er eine Tatsache eindeutig geklart haben. »Habe ich richtig verstanden«, fragte er Alexander, »da? uberhaupt kein indirekter Coombs-Test durchgefuhrt wurde?«

Als Alexander nickte, warf Dornberger scharf dazwischen: »Einen Augenblick. Das will ich genau wissen. Meinen Sie, da? die Mutter - Mrs. Alexander - doch sensibilisiertes Blut haben kann?«

»Selbstverstandlich kann sie das.« Rucksichtslos schlug Coleman mit scharf erhobener Stimme zu. »Die Tests in Salzlosung und konzentriertem Protein sind in vielen Fallen ausreichend, aber nicht in allen. Jeder, der in der Hamatologie auf dem laufenden ist, wei? das.« Er warf einen Seitenblick auf Pearson, der sich nicht geruhrt zu haben schien. Zu Dornberger gewandt fuhr er fort: »Deshalb habe ich einen indirekten Coombs-Test angeordnet.«

Der Verwaltungsdirektor versuchte immer noch, die medizinische Bedeutung zu verstehen. »Wenn Sie diesen Test angeordnet haben, warum wurde er dann nicht ausgefuhrt?«

Coleman fuhr auf Bannister los. Mit erbarmungslosen Augen fragte er: »Was ist mit der Einkaufsanforderung geschehen, die ich unterschrieben habe - die Anforderung fur Coombs-Serum?« Als der Laborant zogerte: »Nun?«

Bannister zitterte. Kaum horbar murmelte er: »Ich habe sie zerrissen.«

Unglaubig rief Dornberger aus: »Was? Sie haben die Anforderung eines Arztes zerrissen? Und ohne es ihm zu sagen?«

Rucksichtslos fuhr Coleman fort: »Auf wessen Anweisung hin haben Sie das getan?«

Bannister sah zu Boden. Widerwillig antwortete er: »Dr. Pearson hat es befohlen.«

Dornberger uberlegte schnell. Zu Coleman sagte er: »Das bedeutet, da? das Kind Erythroblastose haben kann. Alles deutet auch daraufhin.«

»Werden Sie eine Austauschtransfusion vornehmen?«

Bitter erwiderte Dornberger: »Wenn es uberhaupt notig war, hatte es gleich nach der Geburt geschehen mussen. Aber vielleicht besteht noch eine Chance, so spat es schon ist.« Er sah den jungen Pathologen an, als wolle er ausdrucken, da? nur auf Colemans Urteil vertraut werden konne. »Aber ich will sicher sein. Das Kind hat nicht mehr sehr viel Kraft einzusetzen.«

»Wir brauchen einen direkten Coombs-Test mit dem Blut des Kindes.« Coleman reagierte schnell und sachlich. Jetzt spielte die Szene zwischen Dornberger und ihm. Pearson stand immer noch da, als ob er von der Schnelligkeit, in der sich alles abspielte, betaubt sei. Coleman fuhr Bannister an: »Gibt es Coombs-Serum hier im Krankenhaus?«

Der Laborant schluckte. »Nein.«

Hier ging es um eine Frage, die in den Bereich des Verwaltungsdirektors gehorte. Er fragte knapp: »Wo kann man es bekommen?«

»Dazu fehlt uns die Zeit.« Coleman schuttelte den Kopf. »Wir mussen den Test woanders durchfuhren lassen, bei jemand, der die Moglichkeit dazu hat.«

»Die Universitat wird es tun. Ihr Labor ist sowieso gro?er als unseres.« Harry Tomaselli ging zum Telefon. Er sagte zu der Zentrale: »Geben Sie mir das Universitatskrankenhaus, bitte.« Zu den anderen gewandt: »Wer leitet dort die pathologische Abteilung?«

Dornberger sagte: »Dr. Franz.«

»Dr. Franz, bitte. «Tomaselli fragte: »Wer will mit ihm sprechen?«

»Ich.« Coleman nahm den Horer. Die anderen horten ihm zu: »Dr. Franz? Hier spricht Dr. Coleman, stellvertretender Pathologe am Three Counties Hospital. Konnen Sie fur uns dringend einen Coombs-Test durchfuhren?« Es folgte eine Pause, in der Coleman zuhorte. Dann sagte er: »Ja, wir schicken die Probe sofort hinuber. Danke, Doktor. Guten Tag.« Er drehte sich wieder um. »Wir brauchen sofort eine Blutprobe.«

»Ich werde Ihnen helfen, Doktor.« Das war Bannister, der schon ein Tablett mit den erforderlichen Geraten in den Handen hielt.

Coleman war im Begriff abzulehnen, als er das stumme Flehen im Blick des alten Laboranten erkannte. Er zogerte noch, ehe er zustimmte: »Also gut, kommen Sie mit.« Als sie hinausgingen, rief der Verwaltungsdirektor ihnen nach: »Ich organisiere einen Streifenwagen der Polizei. Dann kriegen Sie die Probe schneller hin.«

»Bitte, ich mochte sie hinbringen - mit dem Polizeiwagen fahren.« Das war John Alexander.

»Gut.« Der Verwaltungsdirektor hatte den Horer am Ohr. Kurz sagte er in den Apparat: »Geben Sie mir die stadtische Polizei« Zu Alexander gewandt: »Gehen Sie mit den anderen und bringen Sie die Blutprobe in die Notaufnahme hinunter. Ich werde den Streifenwagen dort warten lassen.«

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