Verdacht erweckte. Sie lachelte nur und nickte der Bauersfrau zu, die besorgt wie eine Henne herbeieilte und ihr beim Absteigen half.
»Ach, die arme Frau. Wir werden gleich sehen, was wir tun konnen. Eine schlimme Kehle? Armes Kind.
Tretet ins Haus, und ich mache euch gleich einen Becher Met hei?. Es bringt Gluck, wenn gerade an diesem Feiertag ein Monch und eine Nonne in unser Haus kommen.«
Fidelma brummte und nickte und folgte der Frau gehorsam in die Kuche.
Der Bauer fuhrte Eadulf hinein.
»Seid ihr jetzt direkt auf dem Wege nach Seaxmund’s Ham, Bruder?« erkundigte er sich.
Eadulf nickte.
»Warum fragst du?« sagte er und sah zu, wie die Bauersfrau Met in zwei Becher go?, einen rotgluhenden Schurhaken vom Feuer nahm und ihn erst in den einen, dann in den anderen Becher hielt, bis der Met zischte und aufwallte.
»Hast du den Himmel im Westen gesehen, Bruder?«
Eadulf hatte zugeben konnen, da? er auf dem Ritt durch den Wald in jeder Richtung nur sehr wenig vom Himmel gesehen hatte, begnugte sich aber mit einer einfachen Verneinung.
»Dort ballen sich schwere graue Wolken zusammen. Ich furchte, wir kriegen in den nachsten paar Stunden eine neue dicke Schneedecke, jedenfalls noch vor der Nacht.«
»Bis dahin sollten wir es bis uber den Flu? Alde schaffen.«
»Ja, wenn ihr euch nicht zu lange aufhaltet.«
Eadulf hob den Becher und nahm einen langen Zug.
»Sobald wir diesen kostlichen Nektar genossen und dies Haus gesegnet haben, werden wir uns auf den Weg machen.«
Der Bauer schmunzelte anerkennend.
»Gott gebe euch einen guten Weg, Bruder. Moge Er euch vor den Geachteten schutzen, die im Moorland leben, und vor Sigeheres Kriegern.«
»Dazu sage ich Amen«, antwortete Eadulf inbrunstig.
Kapitel 13
Seit mehr als einer Stunde schneite es schon, und es war sehr frostig und feucht. Trotz ihrer beiden Mantel spurte Fidelma die Kalte, und Brust und Hals taten ihr wieder weh. Der Schnee fegte in harten Eiskornchen schrag herab, dicht und schwer, so da? sie Eadulf und sein Pony kaum erkennen konnte, obwohl sie nur wenige Meter vor ihr waren.
Vor einer halben Stunde hatten sie einen Flu? uberquert, den Alde, wie Eadulf ihr erklart hatte. Flu?aufwarts lag Aldreds Abtei, bei der eine Brucke uber den Flu? fuhrte, doch hier gab es nur eine Furt, die zwar tief war, durch die sie aber im Sattel das Nordufer erreichen konnten, ohne mehr als die Fu?e na? zu machen.
Fidelma hustete keuchend und erschauerte.
»Eadulf?« rief sie unsicher in die Schneewolke hinaus, die sie trennte.
Plotzlich tauchte seine Gestalt aus dem Schnee auf, denn er hatte sein Pony angehalten und wartete, bis sie heran war.
»Wie geht es dir?« fragte er besorgt.
»Ich glaube, ich brauche eine Ruhepause. Gibt es irgendwo einen geschutzten Platz an diesem Weg?«
Eadulf schuttelte den Kopf.
»Es dauert noch eine Weile, bis wir Aldheres Lager erreichen«, sagte er. »Ich wei? nicht, ob ich es finde, solange dieser Schneefall noch anhalt. Wir suchen uns einen Schutz, wo wir warten konnen, bis er aufhort.«
Sie hustete erneut, und die Sorgenfalten auf Eadulfs Stirn vertieften sich. Er mu?te vor sich, wenn auch nicht vor Fidelma, zugeben, da? er keine Ahnung hatte, wo sie sich ausruhen konnten.
»Mach dir keine Sorgen. Ich finde schon einen Platz«, versicherte er ihr. Er trieb sein Pony an, und willig folgte sie. Ihre Krankheit entkraftete sie, das wu?te sie. Wahrscheinlich war es toricht von ihr gewesen, auf dem Aufbruch von Tunstall zu bestehen, bevor sie ganz genesen war. Aber sie wu?te auch, da? das Leben anderer davon abhing. Sie konnte sich nicht andern. Ungeloste Geheimnisse wirkten auf sie wie ein schrecklicher Zaubertrank. Sie konnte sich nicht davon befreien, solange es noch Fragen gab, die Antworten verlangten.
Eadulf stie? plotzlich einen Ruf aus.
»Was ist?« fragte sie erschrocken.
»Alles in Ordnung«, antwortete er, und seiner Stimme merkte sie die Erleichterung an. »Ich wei? jetzt genau, wo wir sind.«
»Ich dachte, das wu?test du schon vorher?« meinte sie mit kaum verhohlenem Spott.
»Ich glaube, ja. Wir sind bei Frig’s Tun.«
»Was ist das?«
»Erinnerst du dich noch an unseren verruckten Bauern? Der uns am ersten Abend zur Abtei brachte? Das hier ist sein Hof.«
»Wegen dieser Fahrt bin ich . «, setzte sie an, wandte sich dann schnaufend ab und murmelte etwas, was Eadulf nicht horte. Er gab vor, ihren Arger nicht zu bemerken.
»Er hie? Mul«, fuhr er fort. »Sein Hof ist nicht weit von hier. Dort finden wir Warme, Essen und Unterkunft. Es hat keinen Zweck, in diesem Schneesturm noch weiter zu suchen.«
Fidelma schwieg. Eadulf hatte naturlich vollig recht. Wenn sie versuchten, in diesem Wetter noch weiter zu kommen, konnte das zu einer neuerlichen Erkrankung, vielleicht sogar zu einer todlichen fuhren. Es bedeutete allerdings auch, da? ein weiterer Tag verging. Dann blieben nur noch wenige Tage bis zum Beginn von Gadras
»Bleib dicht hinter mir!« rief Eadulf, drehte sich noch einmal um und verschwand beinahe in dem in dichten Massen fallenden Schnee.
Fidelma kniff die Augen vor dem eisigen Graupel zusammen und bemuhte sich, mit Eadulf Schritt zu halten. Sie nahm die Umgebung nicht mehr wahr, die vollig in wei?e Dammerung gehullt war. Kurze Zeit spater merkte sie, da? Eadulf gehalten hatte und vom Pferd geglitten war. Er stand da und schaute zu ihr empor.
»Wir sind da«, sagte er.
Sie blickte auf und versuchte etwas durch das eiskalte Schneetreiben zu erkennen.
Die verschwommenen Umrisse eines Gebaudes tauchten vor ihr auf. Sie horte einen Hund bellen.
Eadulf hielt ihr Pony, wahrend sie abstieg, band die Zugel an einen Pfosten und ging zur Tur. Bevor er anklopfen konnte, flog sie auf, und eine stammige Gestalt stand im Rahmen. Mit einer Hand hielt sie den Hund fest, der bellte und knurrte und sich losrei?en wollte. Dahinter erblickte man den schwachen Schein eines einladenden Kaminfeuers.
»Wer seid ihr und was sucht ihr hier?« ertonte eine wohlbekannte rauhe Stimme.
»Friede deinem Hause, Mul«, erwiderte Eadulf. »Kennst du uns noch? Die Reisenden, die du zu Al-dreds Abtei mitgenommen hast.«
Mul trat naher und musterte ihn und dann Fidelma.
»Ich kenne dich wohl,
Der Hund knurrte leise, aber Mul gab ihm noch einen Klaps auf die Nase, und darauf senkte er den Kopf und ging hinein.
Mul wandte sich ihnen zu.
»Was sucht ihr nun hier?« fragte er erneut.
»Schutz vor dem Wetter«, erwiderte Eadulf.
»Wie ich sehe, seid ihr zu Ponys gekommen, seit wir uns zuletzt begegnet sind. Bring sie in die Scheune. Dort drin findest du Futter und Wasser.« Er zeigte auf ein nahes Gebaude, und wahrend Eadulf seine Anweisung