andeuten wollte. Sie sprachen sonst nichts, bis sie in die Nahe des Damms gekommen waren und Daphne am Strand warten sahen.

„Ich vermute, du wirst ihr sagen, da? es nicht das ist, was wir suchen, wenn du es siehst“, sagte Jenny, und ihre Stimme klang mehr resigniert als indigniert.

„Ich werde ihr die Wahrheit sagen“, erwiderte Bob. „Ich bin dir dankbar, da? du dir Sorgen um meine Gesundheit machst, Jenny, aber es gibt gewisse Dinge, die ich nicht tun kann. Ich bin bereit, Silly ein bi?chen anzuschwindeln, wenn es sich um Dinge dreht, von denen wir beide wissen, da? sie nicht wichtig sind, aber wirkliche Lugen — nein.

Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken daruber, was sie von mir denken wird, wenn sie es herausfindet, aber ich fuhle nun einmal so. Vielleicht habe ich zu lange mit dem Jager gelebt.“

„Danke“, murmelte der Jager.

„Warum sollte sie es denn jemals herausfinden?“

fragte Jenny vollig ernsthaft.

„Du kennst den Jager nicht gut genug“, war Bobs Antwort. Inzwischen waren sie an Land, und das Kind kam uber den Sand auf sie zugelaufen.

Bob hatte sich noch nicht vollig erholt, war jedoch wieder so weit in Ordnung, da? er zur Bibliothek gehen konnte, ohne da? Daphne irgend etwas auffiel. Sowohl er als auch der Jager machten sich Sorgen uber die andere Moglichkeit, doch sein Magen war ruhig geblieben, seit sie Apu verlassen hatten, und au?erdem war er praktisch leer.

Die Bibliothek war ein uberraschend geraumiges Gebaude in dieser Umgebung. Der Grund dafur war ein anderes Prinzip von PFI: Allen Kindern der Angestellten wurde nicht nur eine freie College-Ausbildung angeboten, wenn sie anschlie?end sechs Jahre fur die Gesellschaft arbeiteten, sondern die Gesellschaft bezahlte auch alle Bucher, die sie benotigten, unter der Bedingung, da? diese Bucher nach Abschlu? des Studiums auf die Insel gebracht wurden. Thorwaldsen hatte nicht den Ehrgeiz, auf Ell ein College zu grunden, doch wollte er sich und allen anderen Menschen auf der Insel so viel von der menschlichen Kultur zuganglich machen, wie es ihm moglich war. Es wurde behauptet, da? er alles Ha?liche gelesen hatte, was uber die bosen Kapitalisten geschrieben worden war, und beweisen wollte, da? das nicht unbedingt so sein mu?te.

Was immer seine Absicht sein mochte, die Bevolkerung von Ell war eine recht belesene Gruppe, von den wenigen reinblutigen Polynesiern uber die Mischlinge, welche die Majoritat bildeten, bis zu den ebenfalls wenigen Europaern. Und es war auch eine wohlhabende Bevolkerung: PFI-Ol hatte die Insel zwar fur alles au?er Nahrung von Importen abhangig gemacht, aber darum machte sich niemand Sorgen; es wurde noch sehr lange dauern, bis der Olmarkt zusammenbrach. Selbst die Menschen, die so weit vorausschauten, um einzusehen, da? die Menschen auf Nuklearenergie umsteigen sollten, weil das Verbrennen von Kohlenstoffen das Erdklima beeinflussen wurde, mu?ten zugeben, da? PFI mindestens so viel Kohlenstoff aus der Atmosphare entfernte, wie seine Kunden hineinbliesen.

Auf jeden Fall war die Bibliothek geraumig und allen Bewohnern zuganglich. Sie war jeden Tag von Sonnenaufgang bis drei Stunden nach Sonne nuntergang geoffnet.

Die Bibliothekarin, die jetzt Dienst hatte, war eine Frau in mittleren Jahren, die der Jager nicht kannte, doch Bob schien sie zu kennen.

„Hallo, Mrs. Moetua. Sind meine Bucherkisten schon hergebracht worden?“

Die Frau blickte auf und nickte, ohne die Arbeit an einer Karte zu unterbrechen, die sie mit der Maschine ausfullte. Dann entdeckte sie Daphne und blickte zu einem der Bucherschranke. Sie war es gewesen, die den Ansturm des kleinen Madchens vor weniger als einer halben Stunde uber sich ergehen lassen mu?te und sich deshalb vorstellen konnte, warum sie mit den anderen zuruckgekommen war. Sie blickte wieder Daphne an, die jetzt den anderen etwas zuflusterte und sie zu ihrer Entdeckung fuhrte.

Sie stand ein ganzes Stuck uber Augenhohe, selbst fur Bob und Jenny, auf einer Reihe von Enzyklopadien, doch aus dieser Entfernung entsprach sie der Beschreibung, die Bob gegeben und seine Schwester modifiziert hatte. Sie war zur Halfte mit Korallen bewachsen, deren komplexe Verastelungen ihre Verwendung als Dekoration durchaus rechtfertigten.

Es lag jedoch noch genugend von der Metalllegierung frei, um das Objekt wiedererkennen zu ko nnen, und Bob und der Jager brauchten es nur ein paar Sekunden lang anzusehen. Keiner der beiden bezweifelte seine Identitat. Der Jager hatte es sich jedoch trotzdem gerne etwas genauer angesehen, da etwas, das ihm vor sieben Jahren nicht aufgefallen war, jetzt seine Aufmerksamkeit erweckte, doch entschied er sich zu warten — Bob trat jetzt wieder zum Schreibtisch der Bibliothekarin zuruck, und der Alien hielt es fur richtiger, ihn erst zu Ende bringen zu lassen, was er jetzt vorhaben mochte.

„Sie haben Daphne gesagt, da? Maeta Teroa das Ding hergebracht hat?“

„Ich habe gesagt, da? ich es glaube“, antwortete die Frau. „So jedenfalls habe ich es in Erinnerung.

Es ist hier, seit dieses Gebaude steht, aber so lange ist auch Maeta hier, und deshalb bin ich nicht absolut sicher. Sie hat heute keinen Dienst, aber ihr solltet sie ohne Schwierigkeiten finden konnen.

Warum seid ihr daran interessiert?“

„Ich habe etwas, das so ahnlich aussah, vor Jahren auf dem Riff gesehen und frage mich, ob es dasselbe Stuck ist. Auf jeden Fall ist es sehr hubsch. Warum ist es nicht ins Museum gegeben worden?“

„Die kriegen doch nicht alles.“ Die Frau lachelte.

„Mache nur keine Andeutungen daruber, wenn du willst, da? Mae dir hilft. Sie sammelt sehr viel furs Museum, und im Austausch haben wir auch eine ganze Menge von ihnen bekommen — vor allem Bucher.“

„Danke. Ich werde vorsichtig sein. Ich habe es auch nicht als Kritik gemeint; ich besitze ein paar Mineralien, die ich durch Tausch von einem deutschen Museum bekommen habe, als ich meinen Gesteins-Sammeltick hatte. Ich werde Maeta fragen, wenn ich sie treffe. Vielen Dank, Mrs. Moetua.“

Drau?en wandte Bob sich an die beiden Madchen.

„Das erspart uns eine Menge Zeit. Silly, du hast dir eine gro?e Pramie verdient. Mach schon mal eine Liste von den Sachen, die du gerne haben mochtest.“

„Ist es wirklich das Ding?“ fragte Jenny.

„Ja — wenn du mir glauben kannst.“

Das Madchen besa? soviel Anstand, rot zu werden, stellte aber weiter ihre Fragen.

„Und was jetzt?“

„Wir mussen Maeta dazu bringen, uns so genau wie moglich zu beschreiben, wo sie es gefunden hat, damit wir seinen Weg zuruckverfolgen konnen, so wie wir es geplant haben.“

„Was meinst du damit?“ fragte Daphne, „was wollt ihr zuruckverfolgen?“

„Das ist ein Teil des Geheimnisses“, antwortete ihr Bruder. „Vielleicht kann ich es dir spater einmal sagen, aber sicher ist das nicht. So, und jetzt geh wieder spielen. Wir konnen nichts unterne hmen, bevor wir mit Maeta gesprochen haben, also wirst du nichts versaumen. Die Nachbarn haben gesagt, da? sie auf dem Wasser ist?“ Beide Madchen nickten nachdrucklich. „Okay. Wir konnten naturlich wieder mit dem Boot hinausfahren und versuchen, sie zu finden, aber gro? ist die Chance nicht. Sie konnte auf jeder der vielen winzigen Inseln sein, vielleicht sogar auf der Sudseite, und nicht nur in der Lagune. Sie konnte auch jenseits des Riffs segeln oder fischen.“

„Aber du wurdest nichts versaumen, wenn du nachsiehst — und du konntest mich mitnehmen.“

Daphne blickte hoffnungsvoll zu ihm auf.

Bob blickte Jenny an, die lachelnd die Schultern zuckte.

„Also gut, kleine Schwester, wenn du dich sofort auf dein Rad schwingst, nach Hause fahrst und etwas uber den kleinen Fetzen ziehst, den du einen Badeanzug nennst. Ab mit dir!“ Das Kind verschwand.

Der Rest dieses Tages wurde recht unproduktiv auf der Lagune verbracht. Daphne amusierte sich naturlich blendend, und auch die beiden anderen Menschen hatten ihren Spa?, doch der Jager war ungeduldig und gelangweilt. Trotz seines langen Lebens und einer fast unerschutterlichen Ruhe begriff er nicht, da? Bob dieses Problem, bei dem es schlie?lich um sein Leben ging, anscheinend auf die leichte Schulter nahm. Zugegeben, das Problem war durch den Jager verursacht worden, doch es war Bobs Leben. Der Alien uberlegte, da? dies vielleicht eine weitere Konsequenz der relativ kurzen Lebensspanne der Menschen sein mochte; aber das konnte nicht alles sein. Die Humanoiden des Castor-Systems, mit denen er sonst zusammenlebte, hatten eine noch kurzere Lebenserwartung, und er bezweifelte, da? einer von denen sich in der gleichen Situation genauso gleichgultig zeigen wurde. Auf jeden Fall keiner von denen, die er personlich gekannt hatte.

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