wurde, sondern auf einer Ebene angreift, die weit unterhalb der Intelligenz liegt.
Und Bob konnte sich bewegen, wenn auch nur unter Schmerzen, und sah deshalb keinen Grund, seiner Familie etwas von der neuen Komplikation zu erza hlen. Daphne stellte an diesem Tag kein Problem dar, da sie sich mit Freunden ihrer Altersgruppe verabredet hatte.
Sofort nach dem Fruhstuck verlie?en Bob und sein Partner das Haus und fuhren mit dem Rad zur Bibliothek. Es war nicht vereinbart worden, da? Jenny mit von der Partie sein sollte, doch sie wartete vor ihrem Haus, als sie daran vorbeikamen, und schlo? sich ihnen an.
Maeta war noch nicht eingetroffen, mu?te sie jedoch gesehen haben, als sie an ihrem Haus vorbeigefahren waren; sie mu?ten nur zwei oder drei Minuten auf sie warten. Sie betraten zusammen das Gebaude, und Maeta sprach ein paar Worte mit der Bibliothekarin, die heute Dienst hatte; es war heute nicht Mrs. Moetua. Dann fuhrte sie die anderen zu dem Bucherschrank, auf dem das korallenbewachsene Metallstuck stand, und gab Bob einen Wink, es herunterzune hmen — sie selbst war zu klein, um es erreichen zu konnen. Es war jedoch Jenny, die aus Grunden, die sie sich selbst nicht erklaren konnte, hinauflangte, es herunternahm und, wieder nach Maetas Anweisung, zu einem Tisch in der Nahe der Tur trug, wo das Sonnenlicht direkt darauf fiel. Dann beugten sie sich alle daruber und betrachteten es genau.
Weder Bob noch der Jager hatten irgendwelche Zweifel daran, da? es dasselbe Objekt war, das sie vor Jahren auf Apu entdeckt hatten. Das war jetzt auch nicht mehr die Frage, die sie interessierte. Bob und Jenny versuchten festzustellen, was am Vortag die Aufmerksamkeit des Jagers hervorgerufen haben konnte. Maeta, die keinen Grund hatte, auf etwas Besonderes zu achten, betrachtete es lediglich mit allgemeinem Interesse.
Etwa ein Drittel der Metalloberflache lag frei, und ein zweites Drittel war mit einer so dunnen Korallenschicht bedeckt, da? man die darunterliegende Form noch deutlich erkennen konnte. Der Rest war mit bizarr verastelten Korallen uberwuchert, die selbst der Alien dekorativ fand; die Aste waren mit unzahligen gerippten Kuppen bedeckt, in denen einst winzige Polypen gehaust hatten.
Auf den nackten Metallflachen befanden sich Muster auf feinen, eingeritzten Linien, die der Jager naturlich sofort entziffern und lesen konnte, obwohl den Menschen nur ihre essentielle Regularitat auffiel.
Die blo?e Tatsache, da? der Name des Herstellers, Fabrikationsnummer und verschiedene Montage und Servicehinweise eingraviert waren, war es nicht gewesen, was am Vortag die besondere Aufmerksamkeit des Jagers hervorgerufen hatte.
Das Uberraschende war die Uniformitat, mit der jede dieser gravierten Flachen frei lag. Es gab keine teilweise uberwachsenen Worte, Symbole oder Ziffern. Jedes Zeichen, jede Zeichengruppe war vollig frei von Korallen oder anderem Bewuchs, ebenso Randstreifen von mehreren Millimetern Breite. Die Korallen, die dort gewachsen sein mochten, waren offensichtlich nicht abgebrochen worden, sondern schienen aufgelost worden zu sein.
Nachdem er seinem Gastgeber einige Minuten Zeit gegeben hatte, um das zu erkennen, versuchte der Jager Bob durch gezielte Fragen darauf aufmerksam zu machen, doch auch damit gelang es ihm nicht, da? Bob die seltsame Regularitat beachtete, und der Alien gab schlie?lich auf und wies ihn direkt darauf hin. Jetzt war es Bob naturlich vollig klar, und er begriff nicht, da? er es nicht sofort bemerkt hatte.
„Was soll’s, du siehst es ja jetzt“, sagte sein Symbiont. „Nun mussen wir feststellen, ob es sich in diesem Zustand befand, als Mi? Teroa es entdeckte, oder ob es sich danach zu dieser Form verandert hat.“ Er uberlie? es Bob, die Frage weiterzugeben.
Naturlich fa?te Bob die Frage so allgemein wie moglich.
„Maeta, bist du absolut sicher, da? sich nichts an diesem Objekt verandert hat, seit du es fandest?“
„Nicht absolut sicher, aber wenn, dann kann es sich nur um sehr geringfugige Veranderungen ha ndeln. Auf jeden Fall sind keine Korallenzweige abgebrochen worden. Ich mu? zugeben, da? ich mich weder an die genaue Anordnung der Korallen noch an die Lage der freien Metallflachen erinnern kann, jedenfalls nicht gut genug, um eine Skizze davon anfertigen zu konnen, aber auch fur diese Metallflachen gilt das gleiche: falls sie sich irgendwie verandert haben sollten, so nur au?erst geringfugig.“
„Und das Metall sieht genauso aus wie damals?“
„So weit ich mich erinnere, ja. Aber ich furchte, Metall sagt mir nicht viel, wenn es nicht eine besondere Farbung hat, wie Kupfer oder Gold.“
Bob sah keine andere Moglichkeit, als deutlicher zu werden.
„Ich frage mich, was das fur Kratzer in dem Metall sind. Sie scheinen allein auf die freien Stellen beschrankt zu sein — nirgends verschwinden sie teilweise unter Korallenbewuchs. Naturlich konnten noch andere Kratzer vollig unter ihnen liegen, doch es hat den Anschein, als ob sie gemacht worden waren,
„Ich verstehe, was du meinst.“ Maeta nickte nachdenklich. „Ich kann mich nicht erinnern, diese Kratzer vorher bemerkt zu haben; vielleicht hat sie jemand gemacht, wahrend das Ding hier in der Bibliothek gestanden hat. Aber ich bezweifle es.
Der Bucherschrank ist zu hoch, als da? kleine Kinder hinauflangen konnten, und ich glaube nicht, da? Erwachsene so etwas tun wurden.“ Genau wie Jenny hatte auch Maeta auf die Moglichkeit einer College- Ausbildung verzichtet, und ein paar Sekunden lang war Bob uber ihre Naivitat verblufft.
Aber er verkniff sich jeden Kommentar, selbst gegenuber dem Jager.
Sie traten von einer Seite des Tisches zur anderen, betrachteten das Objekt aus verschiedenen Blickrichtungen. Falls irgendwo eine Gravierung verborgen sein sollte, so war sie vollstandig verborgen, wie Bob es bereits festgestellt hatte. Das konnte auf gar keinen Fall Zufall sein, entschied der Jager, und trotz der Panikstimmung dieses Morgens, als Bob mit Gelenkschmerzen erwacht war, fuhlte der Jager sich plotzlich glucklicher als jemals zuvor in den letzten beiden Erdenjahren. Vielleicht war das der Grund dafur, da? er einen Fehler beging.
„Bob“, sagte er, „es gibt keinen Zweifel. Es kann kein Zufall sein. Diese Flachen sind sehr sorgfaltig freigelegt worden, wahrscheinlich mit Saure, damit jemand die Gravierungen lesen kann, und nur meine Leute konnten erwarten, dort etwas zu lesen zu finden und waren in der Lage gewesen, es zu lesen, nachdem sie es freigelegt hatten.“
Es war ein verzeihlicher Fehler — nicht in der Logik, die vollig in Ordnung war, sondern in der mangelnden Einsicht, welche Folgen diese Bemerkung nach sich ziehen konnte. Schlie?lich hatte Bob die neue Entwicklung au?erst ruhig aufgenommen, unglaublich ruhig sogar. Wenn der korperliche Zustand des jungen Mannes normal gewesen ware, hatte der Jager vielleicht die emotionelle Spannung seines Gastgebers spuren konnen, doch da der Alien die meisten der Hormonsysteme, auf die die Gefuhlsaufwallungen einen Einflu? ne hmen, mehr oder weniger direkt selbst kontrollierte, spurte er nichts. Deshalb kam Bobs Reaktion vollig uberraschend.
„Sie sind also hier!“ rief er glucklich.
Jenny verstand naturlich, was er damit sagen wollte. Maeta verstand es genauso naturlich nicht und war verstandlicherweise uberrascht.
„Wer ist hier?“ fragte sie. „Willst du damit sagen, du erkennst das Teil und wei?t, von welchem Schiff es stammt? Das wird dir leider nicht viel nutzen. Erinnere dich daran, da? ich es vor vielen Jahren gefunden habe.“
Bob versuchte hastig, seinen Fehler auszubugeln, und es gelang ihm auch einigerma?en, wenn auch nicht vollig. „Das ist wahr“, stimmte er ihr zu. „Ich habe im Moment nicht richtig uberlegt. Kannst du dich noch erinnern, wann das war? Du hast uns recht genau beschrieben, wo du es gefunden hast.“
Maeta schwieg eine Weile, und die anderen sahen sie mit unterschiedlicher Geduld an.
„La?t mich mal uberlegen“, sagte sie schlie?lich.
„Die Bibliothek ist Anfang 1951 fertiggestellt worden — daran erinnere ich mich noch genau, weil ich sofort nach Schulabschlu? hier zu arbeiten begann, sofort, als sie eroffnet worden war, und mein erster Arbeitstag war mein sechzehnter Geburtstag. Ich hatte dieses Ding damals aber schon eine ganze Weile. Ein Jahr? Nein, langer. Ich bin nicht oft mit der
Bob nickte aufmunternd, hielt es jedoch fur besser, jetzt nichts zu sagen. Das Jahr, in dem er so lange geblieben war, war das Jahr gewesen, in dem das erste Problem des Jagers gelost worden war.
„Es mu? irgendwann im Marz gewesen sein“, fuhr Maeta fort, „1948 oder 49… o ja, jetzt erinnere ich mich. Ich habe mich damals recht oft um deine kleine Schwester gekummert, und sie hatte gerade zu laufen begonnen,