Maeta verabschiedete sich vor der Tur des Kinnaird-Hauses und wies Bobs Einladung, auf einen Sprung hereinzukommen, hoflich zuruck. Bevor sie ging, schlug sie vor, da? Bobs Vater mit ihnen hinausfahren sollte, wenn er frei sei. Wie immer mu?te Bob dies und alles andere, was er seinen Eltern mitzuteilen hatte, so lange aufschieben, bis seine Schwester sich fur die Nacht in ihr Zi mmer zuruckgezogen hatte. Als er seinen Bericht beendet hatte, kam es zu einer Diskussion, die mit einer energischen Feststellung der Dame des Hauses beendet wurde.
„Arthur hat bis jetzt den ganzen Spa? gehabt“, erklarte sie. „Ich liebe unsere Tochter, aber ich denke, da? ich jetzt einmal dran bin, mit euch aufs Wasser zu fahren, und es morgen Vater uberlasse, Daphne zu unterhalten. Einverstanden, Darling?“
Der Jager hatte den Verdacht, da? der altere Kinnaird damit nicht ganz einverstanden sei. So weit er wu?te, hatte Arthur Kinnaird bei dem Projekt bisher keinerlei ›Spa?‹ gehabt. Doch waren weder er noch Bob uberrascht, als der Mann keine Einwande gegen den Vorschlag seiner Frau hatte.
Er ging gleich nach dem Fruhstuck mit dem Kind aus dem Haus, und die anderen fuhren die in nordwestlicher Richtung fuhrende Stra?e entlang, sowie Vater und Tochter au?er Sicht waren. Bobs Rad war noch nicht repariert worden, und er benutzte das seines Vaters. Wenige Minuten spater erreichten sie die North Beach, wo Maeta bereits auf sie wartete. Nach einer kurzen aber grundlichen Untersuchung des Auslegerbootes und ihrer Ausrustung brachen sie auf.
Die beiden Frauen paddelten, wahrend Bob die Drahte loste, mit denen das Rohr an dem Zementgehause des Detektors befestigt war. Der Pfropfen und die Leitung mit dem Schalter waren wieder eingesetzt worden, doch uberprufte er beides noch einmal. Dann knotete er das neue Seil, das das Gewicht des Gerats tragen sollte, sehr sorgfaltig um das Rohr und steckte seine linke Hand in das offene Ende.
Der Jager trat durch die Haut von Bobs Hand aus, ein Proze?, der wie immer mehrere Minuten dauerte, und gab ein Zeichen mit dem elektrischen Summer, als er beendet war. Bob sagte es den anderen. Der Alien konnte ihre Stimmen horen, hatte sich jedoch noch nicht die Muhe gemacht, ein Auge zu formen.
„Wir sind fertig“, sagte Bob. „Sind wir schon in der Nahe deiner Markierungsbojen, Maeta?“
„Ziemlich. Wir mussen Tank Nummer vier deckungsgleich hinter Tank Nummer sieben bringen, und die Nordkante von Nummer elf auf die Mitte von Nummer neun peilen. In ein paar Minuten ist es soweit.“
Sie hatte diese Koordinaten am Vortag festgelegt, und der Jager hatte sie in seinem Gedachtnis gespeichert. Er wu?te deshalb, ohne hinzusehen, da? sie etwa eine Meile nordlich und etwas westlich von North Beach waren, nicht ganz genau westlich von Apu, und etwa eine halbe Meile von den nachsten Brechern entfernt.
Schlie?lich rief Maeta: „Hier ist es! Du bist dran, Bob.“ Der Jager fuhlte, da? seine Rohre angehoben wurde. „Jetzt sind wir genau daruber“, sagte Maeta dann, und eine Sekunde spater schlo? sich warmes Wasser um ihn und seine schutzende Rohre.
Er formte ein Auge; doch gab es nur wenig zu sehen, bis er den Meeresgrund erreichte. Das Rohr hing fast horizontal und drehte sich langsam; hin und wieder konnte er die Taue der Markierungsbojen sehen, manchmal wies das offene Ende des Rohrs in die entgegengesetzte Richtung. Das Boot konnte er nicht sehen, da er das Auge ein Stuck innerhalb des Rohrs geformt hatte, um den Einfall von Streulicht herabzusetzen, und das offene Ende des Rohrs war ein wenig nach unten geneigt.
Bob spurte, da? der Zug der Leine aufhorte, als der Jager den Meeresgrund erreicht hatte, und gab keine Lose mehr nach. Doch der Alien fand sich fast vollig in dem weichen Schlamm und gab das Signal, ihn ein Stuck nach oben zu ziehen. Die Drehbewegung hatte naturlich aufgehort, setzte jedoch wieder ein, als das Seil sich spannte und seine Torsion sich zu entlasten suchte, und er konnte dadurch einen Rundumblick auf seine neue Umgebung werfen.
Das Licht war mehr als ausreichend, und er konnte einen langgestreckten, schmalen Hugel im Sand und Schlick des Meeresbodens ausmachen, dessen Ausma?e in etwa Maetas Beschreibung entsprachen. Es gab so weit vom Riff weniger Korallen, doch war neben und auf dem Hugel einiger Bewuchs zu finden; was immer unter dem Schlick liegen mochte, mu?te zumindest seit einigen Jahren dort vergraben sein.
Er befand sich zehn oder zwolf Fu? seitlich des nachsten Teils dieser Erhebung. Er streckte sekundenlang sein Auge aus der Rohre, um zu sehen, in welcher Richtung das Boot lag, gab Richtungskorrekturen nach oben durch und befand sich eine knappe Minute spater uber der Mitte der Erhohung.
Dann gab er das ›Abwarts‹-Zeichen, und kurz darauf befand er sich wieder auf dem Meeresgrund, dieses Mal allerdings nicht so tief im Schlamm.
Er fuhlte sich mindestens genauso angespannt wie die anderen, als er ein Pseudopod in den schleimigen Schlamm vorschob. Selbst auf diesem Hugel lag er mindestens sechs Zoll dick, doch unter diesen sechs Zoll ertastete er Metall. Er war versucht, das Rohr ganz zu verlassen, tat es jedoch zu seinem Gluck nicht. Er tastete weiter, mit haarfeinen Fasern seiner Substanz, und fugte dem Bild, das in ihm entstand, eine Einzelheit nach der anderen hinzu. Ja, die Madchen hatten recht. Es war das Schiff, das er verfolgt hatte, und zumindest sein oberer Teil schien einigerma?en intakt zu sein. Er konnte Symbole fuhlen und lesen, die Serviceanschlusse markierten, und fand schlie?lich eins der kleinen Ventile, die von seiner Spezies zum Betreten und Verlassen des Schiffes benutzt wurden. Die gro?eren Klappen, die fur Fracht und fur die dressierten Tiere verwendet wurden, die sie manchmal gebrauchten, um die manuellen Gerate zu bedienen, befanden sich im unteren Teil des Rumpfes, der tief im Schlamm vergraben war.
Das Zugangsventil war geschlossen. Er tastete nach dem Knopf fur die automatische Offnung und druckte ihn nieder, war jedoch nicht besonders erstaunt, als nichts geschah. Es war weitaus schwieriger, die manuelle Bedienung zu betatigen, doch wenige Minuten spater hatte er das Ventil so weit aufgebracht, um einen Teil seiner Substanz hineinflie?en zu lassen. Wieder dachte er daran, das Rohr vollig zu verlassen und seine ganze Substanz in das Schiff zu bringen, doch wieder beschlo? er, noch zu warten. Es war keine wirkliche Vorahnung, jedenfalls keine bewu?te Vorahnung, doch war es ein glucklicher Beschlu?.
Er gab das Zeichen fur ›ja‹ nach oben und machte sich Vorwurfe, da? er sie so lange im Unklaren gelassen hatte. Dann glitt er durch das teilweise geoffnete Ventil tiefer in den Korper des Raumschiffes.
Ihm blieb soviel Zeit, um zu erkennen, was mit ihm geschah, doch nicht genug, um irgend etwas dagegen zu unternehmen.
11
Erste Hilfe
Die drei im Auslegerboot erhielten das Signal des Jagers und interpretierten es auch richtig, und wahrend der nachsten Minuten waren sie zu aufgeregt und zu sehr in Siegerstimmung, um darauf zu achten, was auf dem Grund des Meeres geschah. Keiner von ihnen war spater sicher, wie viel Zeit vergangen war, bevor sich jemand fragte, warum der Jager keine Signale mehr zu ihnen hinaufschickte; und bei Bob dauerte es noch etwas langer, bevor aus reiner Neugier Sorge wurde.
Schlie?lich ruckte er ein paar Mal an dem Seil — die Signalverbindung vom Boot zum Meeresgrund war noch immer nicht mehr als ein Plan. Naturlich erfolgte keine Antwort. Bob schlo? daraus, da? sein Symbiont das Rohr verlassen hatte und das Schiff genauer durchsuchte. Sie hatten fur diesen Fall keinerlei Absprachen uber Signale oder irgendwelche anderen Details in einer solchen Situation getroffen, und Bob verbrachte einige Zeit damit, sich wegen dieses Versaumnisses Vorwurfe zu machen. Der Jager stellte spater fest, da? sie beide sehr dumm und leichtsinnig gehandelt hatten, bestand jedoch darauf, den gro?eren Teil der Schuld auf sich zu nehmen, da er schlie?lich besser hatte voraussehen konnen, was dann tatsachlich eintraf.
Seever hatte einmal von ›normaler Polizeiroutine‹ gesprochen.
Etwa eine halbe Stunde verging, wahrend der sie warteten und gelegentlich am Seil zogen, bevor die drei Menschen ernsthaft beunruhigt wurden. Maeta ging schlie?lich uber Bord und tauchte hinab, um nachzusehen, was geschehen war, doch selbst mit der Tauchbrille konnte sie nicht alle Details des Rohrs erkennen. Sie war jedoch sicher, da? sich der Jager noch darin befand, dessen hatte sie sich vergewissert, indem sie ihre Hand in das Rohr gesteckt hatte.
Aus zweierlei Grunden bemerkte sie die Fasern nicht, die der Jager von der Masse seiner Substanz in das Schiff hatte flie?en lassen; sie waren zerrissen, als sie das Rohr aus dem Schlamm gehoben hatte, und sie waren ohnehin zu fein, um sie unter Wasser erkennen zu konnen. Die Verletzung, die der Jager erlitt, als sie rissen, war