unerheblich; die Erinnerungsmuster, die seine Identitat bildeten, waren vielfach in seiner ganzen Korpersubstanz gespeichert. Nur wenn man ihn in zwei gleichgro?e Halften zerschnitten hatte, ware es unangenehm gewesen, es sei denn, die beiden Halfte n hatten sehr bald wieder zusammengefugt werden konnen, doch die wenigen Milligramm, die im Schiffe zuruckgeblieben waren, machten ihm nichts aus, oder hatten ihm nichts ausgemacht, wenn er bei Bewu?tsein gewesen ware.
Man hatte das Schiff in eine Falle verwandelt, mit einer halblebendigen Substanz, die entwickelt worden war, um Mitglieder seiner Spezies zu immobilisieren; doch auf die viel groberen menschlichen Zellen hatte sie keinerlei Wirkung, so da? Maeta zur Oberflache zuruckkehren, Luft schopfen und berichten konnte.
Bob vergeudete nicht noch mehr Zeit und zog das Rohr sofort herauf. Bis jetzt hatte er gehofft, da? die abgerissene Verbindung lediglich auf eine Panne in der Anlage zuruckzufuhren sei, doch als er seine linke Hand in das Rohr streckte und sie me hrere Minuten lang in Kontakt mit der grunen Gal
lertmasse lie?, ohne da? ihm die Anwesenheit des Jagers durch irgendein Wort oder Zeichen bewu?t wurde, begriff er, da? eine sehr viel ernsthaftere Storung aufgetreten war. Sie fuhren sofort zum Ufer zuruck und verschwendeten nicht einen Gedanken an den Menschen, der ihnen laufend Streiche spielte. Glucklicherweise waren ihre Fahrrader in Ordnung. Maeta transportierte das Rohr, da Bob nur einen brauchbaren Arm hatte und keiner der Gepacktrager dafur ausreichend war. Das Madchen fand diese Aufgabe ziemlich anstrengend; sie mu?te das Rohr mit dem offenen Ende nach oben unter den Arm klemmen, nachdem sie erkannt hatte, da? die bewu?tlose Gestalt des Jagers — wenn man diesen Ausdruck anwenden darf — langsam hinausflo?, wenn sie sie waagrecht hielt.
Keiner von ihnen hatte viel Hoffnung, da? Seever wurde helfen konnen, doch sie wu?ten nicht, was sie sonst tun sollten.
Sie waren etwas uberrascht, als sie Jenny im Vorzimmer von Seevers Praxis sitzen sahen. Sie sa? wie immer hinter ihrem Schreibtisch, den verletzten Fu? auf einem Hocker, und unterhielt sich anscheinend recht freundschaftlich mit Andre desChenes, der beim Eintritt der anderen keinerlei Reaktion zeigte. Sonst befand sich niemand im Raum.
Jenny sah das Rohr, doch glaubte sie im ersten Moment nicht, da? es besetzt sein konnte. Ihr erster Gedanke war, wie sie spater erklarte, da? etwas mit dem Detektor passiert sei. Dann jedoch uberlegte sie, da? sie in dem Fall sicher nicht zu ihrem Vater kommen wurden, und schlo?, da? etwas Ernsteres geschehen sein mu?te; doch diese Verzogerung hielt sie davon ab, irgendwelche voreiligen Fragen zu stellen, solange der Junge anwesend war. Sie sei, gab sie spater zu, drauf und dran gewesen zu fragen, ob der Fund, den sie am Vortag gemacht hatten, sich als Fehler des Detektors herausgestellt habe.
„Ist jemand bei deinem Vater?“ fragte Maeta rasch, bevor einer der anderen etwas Voreiliges sagen konnte.
„Nein; er ist im Sprechzimmer, oder wenn er nicht dort sein sollte, ruft ihn“, antwortete Jenny.
Die drei gingen ins Sprechzimmer und trafen dort Seever, der gerade durch eine andere Tur hereintrat. Er warf einen Blick auf das Rohr, das Maeta in den Handen hielt, und runzelte die Stirn.
„Habt ihr Schwierigkeiten?“
Bob schilderte ihm die Situation mit kurzen Worten, und Seever blickte prufend in das Rohr mit seinem reglosen Bewohner.
„Du hast ihn beruhrt, und nichts ist geschehen?“
fragte er Bob.
„Ich habe wahrend der ganzen Ruckfahrt meine Hand in dem Rohr gehalten, und er hat sich nicht geruhrt.“
„Hmmm.“ Der Arzt hatte naturlich keine direkten Erfahrungen fur einen solchen Fall, doch war er ein logisch denkender Mann. „Ich kann nicht sofort feststellen, ob er bewu?tlos, paralysiert oder tot ist.
Nehmen wir an, da? es sich um eine der beiden ersteren Moglichkeiten handelt, da uns fur die dritte jede Erfahrung fehlt. Wenn er also am Leben ist, ware es das Wichtigste, ihn in diesem Zustand zu erhalten. Wir wissen, da? er Sauerstoff benotigt.
Vielleicht bekommt er genug durch diese sechs oder acht Quadratzoll, da er im Moment sicher nicht viel braucht, doch wurde ich vorschlagen, da? wir ihn in irgendein anderes Gefa? gie?en, in dem mehr seiner Oberflache exponiert wird. Wie gro? ist sein Volumen? Ein paar Liter? Eine Kuchenplatte wurde dann nicht ausreichen, und ich glaube nicht, da? es eine gute Idee ware, ihn auf mehrere zu verteilen. Er braucht irgendein einheitliches Gefa?, das seine Struktur zusamme nhalt, selbst wenn Form fur ihn keinerlei Bedeutung hat. Hier, das konnte reichen.“ Er hatte ein gro?es Metallgefa? gefunden, und sie hielten das Rohr mit dem offenen Ende nach unten daruber. Bob schlug vor, den Pfropfen am anderen Ende zu entfernen. Seever zog den Holzstopsel heraus, wahrend Maeta das Rohr uber das Gefa? hielt.
Die Substanz des Alien war sehr zah und flo? au?erst langsam. Seever glaubte, darin ein gutes Zeichen zu sehen, da die Krafte, die diesem Wesen erlaubten, seine Form zu kontrollieren, noch funktionieren mu?ten. Er hatte recht, wie es sich herausstellte, doch jetzt konnte keiner von ihnen dessen gewi? sein. Bobs Bemerkung uber Totenstarre war auch nicht dazu angetan, ihre Stimmung zu heben.
Schlie?lich befand sich die ganze Masse in dem Gefa? und flo? langsam zu seinen Randern.
„Bob, du bist der Chemiker hier“, sagte Seever.
„Was braucht er noch? Er hat dir sicher etwas daruber gesagt. Ich nehme an, da? Wasser dazugehort.“
„Er braucht Wasser nicht wie wir. Es befindet sich kein Wasser in seinen Zellen; es sind auch keine wirklichen Zellen, jedenfalls nicht in unserem Sinn, sondern nur komplexe, einzelne Molekule. Es gibt naturlich Wasser in seiner Substanz, doch das ist zum gro?ten Teil an der Oberflache gebunden und bildet keinen Teil seiner inneren Struktur.“
„Dann gibt es also kein Osmose-Problem — es hilft ihm nicht, wenn wir ihm frisches Wasser oder Salzwasser geben?“
„Nein. Er kann in beidem existieren, genauso wie in unserer Korperflussigkeit. Vielleicht brauchen Sie ihm keins zu geben, aber es kann auf keinen Fall schaden und ist vielleicht sicherer. Ich wurde mir jedoch mehr Sorgen um seine Ernahrung machen. Da hat er wirklich keinerlei Reserven. Er kann au?erhalb eines Gastgeberkorpers eine Weile ohne Brennstoffzufuhr uberleben, doch die Zeitspanne ist ziemlich eng begrenzt. Er besitzt nichts, das sich mit den menschlichen Fett- oder Glycogenreserven vergleichen lie?e. Als er unter Wasser in dem Rohr war, hat er standig kleine Organismen gefangen und gegessen, die versucht haben, ihn zu fressen, hat er mir erzahlt.“
„Verstehe. Ich nehme an, da? jede seiner sogenannten Zellen Verdauungsvorgange durchfuhren kann, so wie sie auch alle anderen Funktionen ubernehmen konnen. Na schon, alles, was wir im Moment tun konnen, ist, ihn mit etwas Wasser zu ubergie?en und ein wenig Kase darin aufzulosen — Protein hat sicher einige der Bestandteile, die er chemisch verwerten kann — und hoffen. Es scheint logisch zu sein, doch irgendwie widerspricht es jeder medizinischen Praxis.“
Trotzdem wurde es getan. Sie nahmen nur eine kleine Wassermenge, um die Oberflache ihres Patienten nicht vollig von der Luft zu isolieren. Das war ein unglucklicher Entschlu?, da eine gro?ere Wassermenge die paralysierende Substanz rascher aufgelost hatte. Ihr Verteilungskoeffizient zwischen Wasser und dem Gewebe der Spezies des Jagers war sehr klein — er mu?te klein sein, um so rasch zu wirken — doch war er bei weitem nicht null.
Das lie? den Menschen nichts anderes tun, als abzuwarten und zu theoretisieren. Die meisten von ihnen machten sich Sorgen um den Jager. Bobs Mutter hatte bereits daruber nachzudenken begonnen, welche Folgen diese langere Trennung des Alien fur ihren Sohn mit sich bringen mochte, doch sie sprach nicht mit den anderen daruber.
Maeta schlug vor, da? sie ins Wartezimmer zuruckgehen sollten, um zu erfahren, was Jenny aus dem Jungen herausgebracht hatte, doch die alteren Mitglieder der Gruppe rieten davon ab, da Andre noch bei ihr sein mochte, und Bob wollte seinen Symbionten nicht allein lassen. Seine Mutter bot sich an, bei dem Patienten zu bleiben, wahrend Bob nach Hause gehen und etwas essen sollte, doch wahrend sie noch uber diese Frage diskutierten, wurde die Tur geoffnet, und Jenny humpelte auf ihren Krucken herein.
Ihre Fragen nach dem, was auf dem Riff passiert sei, kollidierten mit denen der anderen, die wissen wollten, was sie aus dem jungen Verdachtigen herausbekommen habe, doch Jenny gewann, und Bob und Maeta berichteten von den Ereignissen dieses Vormittags. Jenny hatte zum erstenmal Gelege nheit, den Jager grundlich