gemeldet?“ mischte Bendivence sich ein.

„Ihm konnte die Idee gekommen sein, zu warten, bis Kervenser wieder auftauchen wurde, um dann den Zwischenfall in heruntergespielter Fassung zu melden.“

Barlennan musterte den Wissenschaftler abschatzend, antwortete jedoch ohne zu zogern.

„Das glaube ich nicht. Zwischen Dondragmer und mir existieren Meinungsverschiedenheiten, aber es gibt Dinge, die keiner von uns beiden tun wurde.“

„Auch wenn die Verschleppung dieser Angelegenheit bedeutungslos ware? Schlie?lich hatten doch weder die Menschen noch wir umgehende Hilfe leisten konnen, wurden wir sofort davon erfahren haben.“

„Auch dann nicht.“

„Das begreife ich nicht. Warum?“

„Ich habe meine Grunde und keine Zeit fur ausfuhrliche Erklarungen. Sollte Dondragmer tatsachlich auf eine unverzugliche Meldung von Kervensers Ve rschwinden verzichtet haben, so aus zweifellos berechtigtem Anla?. Personlich jedenfalls bezweifle ich sehr, da? er die Schuld an der Verzogerung tragt. Guz, welche Menschen gaben dir die Berichte? War es derselbe?“

„Nein, Commander. Ich kenne die Stimmen nicht alle, und sie versaumen es oft, sich zu identifizieren. Die Halfte aller Durchsagen erfolgt in der menschlichen Sprache, den Rest machen vorwiegend die Hoffman- Menschen. Von dem jungen Hoffman-Mensch hatte ich den Eindruck, da? er sehr oft mit der Kwembly in Kontakt gestanden hat, und ich nahm an, da? nichts Ernstes geschehen sein konne, wenn man sich beilaufiges Geplauder leistet.“

„Nun gut. Wahrscheinlich hatte ich ebenso reagiert. Doch mittlerweile habe ich einige Fragen an die Menschen zu richten.“ Barlennan nahm vor dem Apparat Platz; der Bildschirm war leer. Er betatigte den Rufschalter und wartete geduldig. Er hatte bereits sprechen konnen und sich damit Zeit gespart, aber er wollte zunachst wissen, welcher der Menschen sich zeigen wurde.

Das Gesicht, das schlie?lich auf dem Bildschirm erschien, war ihm unbekannt. Auch funfzig Erdjahre wahrender Umgang mit Menschen hatte Barlennan noch nicht befahigt, Familienahnlichkeiten sicher zu beurteilen; jeder Mensch dagegen hatte Benj sofort als Easys Sohn bezeichnet. Guzmeen erkannte den Jungen, aber Benj entledigte ihn der Aufgabe, Barlennan in Kenntnis zu setzen.

„Hier ist Benj Hoffman“, sagte das Abbild. „Seit dem letzten Anruf meiner Mutter vor zwanzig Minuten sind von der Kwembly keine weiteren Nachrichten eingetroffen. Gegenwartig sind keine Wissenschaftler oder Techniker anw esend, so da? ich, falls technische Probleme anliegen, erst jemand holen mu?te. Solltet ihr Einzelheiten uber die Ereignisse wissen wollen, kann ich allerdings Auskunft geben, weil ich seit sieben Stunden im Kommunikationsraum bin und wahrscheinlich alle Fragen zu beantworten vermag. Ich warte.“

„Ich habe zwei Fragen“, entgegnete Barlennan.

„Die erste betrifft das Ve rschwinden des zweiten Helikopters. Ich mochte wissen, wie weit er von der Kwembly entfernt war, als die Verbindung abbrach, oder, falls die Entfernung nicht bekannt ist, wie lange er sich zu diesem Zeitpunkt bereits unterwegs befand. Zweitens interessiert mich, ob ihr in der Lage seid, vom Satelliten aus die Scheinwerfer der Helikopter zu erkennen. Ich vermute, ihr konnt es nicht mit blo?em Auge, aber vielleicht besitzt ihr optische Instrumente, von denen ich nichts wei?.“

Benjs Abbild auf dem Schirm hob einen Finger und nickte, als Barlennan soeben zu sprechen aufhorte, aber der Junge wartete mit der Erwiderung, bis ihn die ganze Durchsage erreicht hatte.

„Die erste Frage kann ich beantworten“, begann er, „und Mr. Cavanaugh sucht schon jemand, der in der zweiten Bescheid wei?. Kervenser startete vor ungefahr elf Stunden, und erst acht Stunden spater, als die Kwembly inzwischen festgefroren und Beetchermarlf und Takoorch unter dem Eis gefangen waren, besann man sich auf ihn. Reffel nahm den anderen Helikopter — mit einem Kommunikatorsatz an Bord — und machte sich auf die Suche. Spater fuhrten wir eine Diskussion mit Dondragmer, die uns alle interessierte, und einige Minuten lang beachtete niemand den Bildschirm, der mit Reffels Kommunikatorsatz korrespondiert; plotzlich stellte jemand fest, da? es auf dem Schirm nichts mehr zu sehen gab. Er war nicht wei?, wie es zutrifft, wenn ein Sender ausfallt, sondern schwarz, als fiele einfach kein Licht mehr in die Kamera.“

Barlennan sah zu Guzmeen und den Wissenschaftlern hinuber. Keiner sagte etwas; es erubrigte sich. Niemand hatte den Bildschirm beachtet, als Reffel die Kamera abdeckte! Mit solchem Gluck durfte man wahrlich nicht jeden Tag rechnen.

Benj hatte seine Durchsage noch nicht beendet.

„Das Mikrofon war nicht eingeschaltet, da niemand mit Reffel gesprochen hatte, und nun wei? keiner auch nur im geringsten, was ihm zugesto?en sein konnte. Seitdem ist kaum eine halbe Stunde vergangen, das ergibt ungefahr zweieinhalb Stunden zwischen Kervensers Verschwinden und dem von Reffel. Auf die andere Frage kann ich noch keine Antwort erteilen; Mr. Cavanaugh ist noch fort.“ Barlennan war ein wenig verwirrt, da der Junge die menschlichen Zahlworter benutzte, die auf einem anderen numerischen System basierten; doch nach einigen Umrechnungen kam er zurecht.

„Ich schlie?e aus deinen Angaben“, sagte er, „da? wir uber die vollstandige Situation der Kwembly und Kervensers Ausbleiben mit erheblicher Verspatung informiert wurden. Kennst du den Grund dafur? Mir ist klar, da? wir nichts hatten tun konnen, aber ich halte es fur angebracht, da? man mich mit Nachrichten von den Fahrzeugen auf dem neuesten Stand halt. Mein Kommunikationspersonal hat mir erzahlt, da? du oft mit der Kwembly in Kontakt gestanden hast; also kannst du mir vielleicht Auskunft geben, was eigentlich los ist. Ich warte.“

Fur seine Schlu?bemerkung hatte Barlennan mehrere Motive. Zunachst wollte der Commander mehr uber Benj Hoffman erfahren, weil der Junge die mesklinitische Sprache gut beherrschte und sich, falls Guz recht hatte, gerne mit Meskliniten unterhielt; womoglich, wenn er den anderen Hoffman-Menschen ahnelte, konnte man ihn zu einem weiteren pro-mesklinitischen Besatzungsmi tglied des Satelliten entwickeln. Und fur diesen Fall war es wichtig zu prufen, welchen Einflu? er besa?. Au?erdem wunschte der Commander unauffallig Guzmeens Meinung, Benj habe haufig mit Mannschaften der Kwembly geplaudert, bestatigen zu lassen. Schlie?lich spielte auch eine Rolle, da? Benj fur einen Mensche n — und das fiel sogar Barlennan auf — viel zu jung war, um bereits ernsthafter Arbeit nachzugehen: Wortwahl und allgemein umstandliche Umschreibungen von Sachverhalten verrieten es nur zu deutlich. Diese Tatsache mochte sich als nutzlich erweisen, falls sich eine nahere Bekanntschaft knupfen lie?.

Die Antwort des Jungen, als sie endlich eintraf, war in der einen Hinsicht unergiebig, in der anderen jedoch vielversprechend. „Ich habe keine Ahnung, warum du uber das Festfrieren der Kwembly und Kervensers Verschwinden nicht sofort informiert worden bist“, bekannte er. „Ich glaubte, das hatte man getan. Ich habe sehr viel mit Beetchermarlf gesprochen, einem von Dons Steuermannern. Als ich erfuhr, da? er unter dem Eis steckt, habe ich mich haup tsachlich darum gekummert, wie man ihm wohl helfen konne. Ich gebe zu, da? man dir eher hatte Bescheid geben sollen. Wenn du willst, erkundige ich mich, warum das versaumt wurde; meine Mutter mu?te es wissen, oder Mr. Mersereau. Ich war nicht standig im Kommunikationsraum, er ist nicht mein Arbeitsbereich; ich kam nur, um mit Beetchermarlf zu reden, wenn ich Zeit dazu hatte. Gewohnlich arbeite ich namlich im Meteorologischen Labor mit, ich mache dort eine Art von Praktikum, nach dessen Ablauf man entscheidet, ob ich eine weitergehende Ausbildung auf diesem Gebiet erhalte. Man macht es mir nicht schwer, wie ich sagen mu?. Wahrend der letzten Tage durfte ich viel Zeit im Gesprach mit Beetchermarlf verbringen.“ Seine funfzigjahrige Erfahrung gestattete es Barlennan, den Sinn des menschlichen Wortes Tag sofort zu durchschauen. „Naturlich machen meine Sprachkenntnisse mir es leichter“, plapperte der Junge weiter, „Grunde fur haufige Aufenthalte im Kommunikationsraum zu finden, und inzwischen sieht man es ganz gerne, wenn ich hier ein bi?chen aushelfe. Ich habe eure Sprache von meiner Mutter gelernt, die sie schon seit zehn Jahren kann, seit mein Vater am Dhrawn-Projekt mitarbeitet… Dort kommt Mr. Cavanaugh mit Tebbetts, einem unserer Astronomen. Sie werden deine zweite Frage beantworten, wahrend ich in der anderen Sache nachforsche.“

Benjs Gesicht auf dem Bildschirm wich einem anderen, einem breiten, dunklen Kopf, dessen Anblick Barlennan ziemlich verbluffte. Noch nie war ihm ein bartiger Mensch begegnet, obschon er sich an die Verschiedenartigkeit der menschlichen Behaarung langst gewohnt hatte. Tebbetts besa? lediglich ein kleines Bartchen im Stile van Dykes, aber fur mesklinitische Augen stellte es eine drastische Abweichung von der normalen Physiognomie dar. Barlennan sagte sich, da? es taktlos sein wurde, naheres uber diese Abnormitat zu erfragen. Es war besser, sich spater bei Benj zu erkundigen.

Zur Erleichterung des Commanders storte der Gesichtsauswuchs nicht das Sprechvermogen des Menschen. Tebbetts war offensichtlich bereits uber die Frage informiert, denn er begann ohne Umschweife die Antwort zu erteilen. „Wir konnen von hier aus eure samtlichen Lichtquellen, auch die transportablen, muhelos erkennen. Dazu

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