verwenden wir Instrumente, die wir Teleskope nennen.

Innerhalb weniger Minuten konnen wir nahezu jede beliebige Lichtquelle ausfindig machen; hast du einen diesbezuglichen Wunsch?“

Diese uberraschende Frage brachte Barlennan in Verlegenheit. Wahrend der Minuten, die seit seinem Gesprach mit den beiden Wissenschaftlern verstrichen waren, hatte er mehr und mehr die Uberzeugung gewonnen, die Menschen wurden seine Frage verneinen. Selbstverstandlich hatte der Commander, ware er etwas vorausschauender gewesen, nicht so geantwortet, wie er es nun tat.

„Dann sollte es euch leicht fallen, die Position der Kwembly auszumachen; ihr kennt ihren ungefahren Aufenthaltsort ohnehin besser als ich, und die Brucke nbeleuchtung durfte eingeschaltet sein. Die beiden Helikopter sind erst vor relativ kurzer Zeit verschwunden; sie sind mit Scheinwerfern ausgerustet. Ich hatte gerne, da? ihr das Gebiet um die Kwembly um, sagen wir, zweihundert Meilen absucht und mich benachrichtigt, wenn ihr Lichter entdeckt. Wurde das lange dauern?“

Die Ubermittlungsverzogerung gab Barlennan Zeit genug, um seine Worte zu bereuen; in der Tat bemerkte er seinen Fehler, bevor die Durchsage den Satelliten erreichte, aber es war zu spat. Die Antwort erleichterte ihn ein wenig; vielleicht wirkte sein Fehler sich nicht allzu schwerwiegend aus — vorausgesetzt, die Menschen entdeckten in der Nahe der Kwembly nicht mehr als zwei Lichter.

„Ganz so einfach ist es nicht“, sagte Tebbetts.

„Ich sprach davon, da? wir Lichtquellen erkennen konnen, aber ihre exakte Position zu bestimmen, durfte — vor allem aus dieser Entfernung — schwerer sein. Falls die verschwundenen Helikopter zu Bruch gegangen sind, funktionieren ihre Scheinwerfer hochs twahrscheinlich nicht mehr.

Jedenfalls, ich werde dir zu helfen versuchen.“

„Wie steht es mit ihren Energieeinheiten?“ fragte Barlennan, nun entschlossen, sich auch uber die moglicherweise schlimmste Folge seines Mi?geschicks zu informieren. Als die Frage den Satelliten erreichte, hatte Tebbetts den Kommunikationsraum bereits verlassen, um sein Versprechen zu erfullen; zum Gluck vermochte Benj Auskunft zu geben, ohne seinerseits ruckzufragen, weil dieser Sachverhalt zu den Grundkenntnissen uber das ganze Projekt gehorte, in die man ihn ausfuhrlich eingeweiht hatte.

„Die Fusionskonverter strahlen Neutrinos aus, die wir registrieren konnen“, erklarte er dem Commander. „Allerdings kommt sehr viel Neutrinostrahlung von der Sonne und uberlagert die Neutrinoquellen auf Dhrawn, so da? wir letztere nur au?erst schwer zu lokalisieren vermogen. Die Me?satelliten verzeichnen die Neutrinoabsorption der verschiedenen Gebiete des Planeten, und wir hoffen, in einigen Jahren ein komplettes Rontgenbild — das ist wohl der beste Vergleich — von Dhrawn zu besitzen; ich meine, ziemlich genaue Kenntnisse uber Dichte und Zusammensetzung des Planeteninnern. Du wei?t, da? man noch immer diskutiert, ob man Dhrawn einen Planeten oder einen Stern nennen soll — beziehungsweise, ob seine extremen Temperaturverhaltnisse von einem stetigen schwachen Fusionsproze? im Innern oder von Oberflachenradioaktivitat herruhren. Aber ich bin nahezu sicher, da? sich die verschwundenen Helikopter nicht aufgrund der Neutrinostrahlung ihrer Konverter — falls sie uberhaupt noch intakt sind — ausfindig machen lassen.“

Es gelang Barlennan, seine grenzenlose Erleichterung uber diese Angaben zu verbergen; nun fa?te er sich kurz. „Danke. Man kann nicht alles haben. Bitte informiere mich, wenn euer Astronom zu einem Ergebnis gekommen ist, gleichwohl zu welchem. Du verstehst, da? ich uber das Schicksal meiner Mitarbeiter beunruhigt bin.“

Barlennan, der mehr Umgang mit Menschen gepflegt hatte, war in der Lage gewesen, aus Benjs Au?erungen mehr uber die Empfindungen des Jungen zu schlie?en als Dondragmer; er betrachtete Benjs Teilnahme an mesklinitischen Angelegenheiten unter Nutzlichkeitserwagungen und hatte sich lediglich deshalb gehalten gesehen, diese Einstellung des jungen Hoffman durch seinen letzten Satz zu fordern. Vorerst jedoch, als er sich vom Kommunikator abwandte, verga? er diesen Aspekt.

„Es konnte besser sein, aber auch ubler“, bemerkte er zu den beiden Wissenschaftlern.

„Jedenfalls taten wir gut daran, das Blinksystem nicht aufzubauen. Selbstverstandlich hatten sie es gesehen.“

„Nicht zwangslaufig“, entgegnete Deeslenver.

„Der Mensch sagte, sie konnen Lichter sehen, aber daraus schlie?e ich keineswegs, da? es ihre Gewohnheit ist, danach Ausschau zu halten. Sie werden ihre Instrumente fur wichtigere Zwecke einsetzen.“

„Das Risiko ist trotzdem zu gro?“, sagte Barlennan. „Gegenwartig nutzte es uns ohnehin nichts, weil sie gerade ihre besten Instrumente auf uns richten.“

„Aber sie wollen doch die Nachbarschaft der Kwembly absuchen, die mehrere Millionen Kabel von uns entfernt liegt.“

„Stell dir vor, du mu?test einen bestimmten Teil des Planeten mit einem Teleskop untersuchen. Was fur eine Muhe wurde es dich schon kosten, es auf einen anderen Teil einzuschwenken?“

Deeslenver pflichtete dem Argument mit einer Geste bei. „Also warten wir entweder bis Sonnenaufgang oder veranlassen einen Sonderflug, falls du nach wie vor die Esket zu verwenden beabsichtigst. Ich gestehe, da? mir noch nichts anderes eingefallen ist. Ich wei? noch nicht einmal, wie ein brauchbarer Test beschaffen sein sollte.“

„Das ist weniger wichtig. Wir wollen hauptsachlich herausfinden, wie schnell und wie korrekt die Menschen Nachrichten an uns weiterleiten und ob vollstandig. Ich werde mir innerhalb der nachsten zwei Stunden etwas ausdenken. War in Kurze nicht ohnehin ein Forschungsflug eingeplant?“

„So bald nicht“, sagte Bendivence. „Au?erdem stimme ich mit der Meinung, da? Einzelheiten bedeutungslos seien, nicht uberein. Sicher willst du sie nicht darauf sto?en, da? wir etwas mit dem Ausfall der Esket zu tun haben. Selbstverstandlich sind die Menschen nicht blode.“

„Das habe ich keineswegs angenommen. Der Test mu? den Charakter irgendeines ganz naturlichen Vorfalls haben. Wir werden der Tatsache Rechnung tragen, da? die Menschen uber die naturlichen Vorgange auf dieser Welt viel weniger wissen als wir. Ihr kehrt nun zuruck in die Forschungssektion; sagt allen Beteiligten, da? der Start vorverlegt wird. In zwei Stunden habe ich fur Destigmet eine Anweisung geschrieben.“

„In Ordnung.“ Die beiden Wissenschaftler verschwanden durch die Tur; Barlennan folgte ihnen langsam. Ihm kam zu Bewu?tsein, wie wichtig der Hinweis von Bendivence war. Was lie? sich im Bereich der Kameras der Esket tun, ohne da? den Menschen der Verdacht kam, da? Meskliniten es taten? Oder ohne da? sie einen berechtigten Grund zur Verzogerung der Meldung erhielten? Es bestand immerhin die Moglichkeit, da? die Verzogerung, die im Falle der Kwembly aufgetreten war, lediglich aus Mi?verstandnissen resultierte; jeder der Menschen konnte geglaubt haben, ein anderer kummere sich um die Weitergabe. Von Barlennans Standpunkt aus hatte so etwas ungeheuerliche Unfahigkeit und vollige Desorganisation, ein geradezu unentschuldbares Durcheinander bedeutet; aber es war nicht das erste Mal, da? er den Menschen so etwas zutraute, jedenfalls einigen. Der Test mu?te selbstverstandlich durchgefuhrt werden, und die Kommunikatoren der Esket erboten sich als geeignete Werkzeuge; die Sender funktionierten noch, aber naturlich mu?te die Besatzung es sorgfaltig vermeiden, vor die Kameras zu geraten.

Es war lange her, da? die Menschen das letzte Mal von dem gescheitertem Fahrzeug gesprochen hatten. Auf den Gedanken, da? Kameras sich verdecken lie?en, war man erst geko mmen, nachdem Destigmet mit der Errichtung der zweiten, den Menschen unbekannten Basis begonnen hatte, und Barlennan war bisher, trotz wiederholter Anfragen Destigmets und seines Ersten Offiziers Kabremm, dagegen gewesen, diese Ma?nahme an dem Fahrzeug nachzuholen, weil er die Esket bei den Me nschen nicht wieder ins Gesprach bringen wollte. Naturgema? war die Situation unbefriedigend, da die Besatzung sehr viel Umstande und Unbequemlichkeiten hatte; und nun, so uberlegte Barlennan, vermochte man vielleicht zwei Fische in einem Netz zu fangen; die plotzliche Verdunklung eines oder gar aller Bildschirme im Satelliten wurde zweifellos die Aufmerksamkeit der Menschen erregen. Ob sie einen Grund sahen, den Vorfall zu verschweigen, lie? sich nicht voraussagen; aber man mu?te es versuchen.

Der Plan gefiel Barlennan immer besser, und er geno? das Gefuhl, ein gro?es Problem allein gelost zu haben, bis einer von Guzmeens Boten erschien.

„Commander! Guzmeen sagt, du mochtest sofort zuruck in den Kommunikationsraum kommen.

Einer der Menschen, der namens Mersereau, hat sich gemeldet. Er behauptete, in der Esket sei etwas im Gange — etwas habe sich im Laboratorium bewegt!“

Вы читаете Stutzpunkt auf Dhrawn
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату