Krafteinheit zu. Seine Zuschauer waren nicht minder gespannt; Dondragmer war, da er nur die Zusicherung der Me nschen besa?, nicht ganzlich davon uberzeugt, da? die Operation dem Fahrzeug nicht schaden konne; und Benj und McDevitt hegten ebenfalls einige Zweifel an der Wirksamkeit des improvisierten Erhitzers.
Ihre Zweifel wurden rasch zerstreut. Die eingebauten Sicherheitsschaltungen funktionierten ausreichend, soweit es die Apparatur selbst betraf; sie konnten allerdings die Au?enaufladung nicht exakt analysieren, kontrollierten aber den Energieaussto? und verhinderten den Aufbau allzu hoher Spannung. Naturlich hatte Borndender auf Minimalleistung geschaltet. Der Widerstand blieb mehrere Sekunden lang erhalten und ware es wohl endgultig geblieben, hatten sich die Enden der Stange nicht uber dem Eis befunden.
Uber die gro?te Lange der Stange hinweg klappte alles. Im Augenblick der Energieabgabe erhob sich eine Wolke mikroskopisch kleiner Eiskristalle, als rings um die Stange Wasser verdunstete und in der Luft wieder gefror. Die Wolke verbarg zunachst den Anblick, aber die Stange begann sich in die Eisoberflache zu schmelzen. Die letzten Zentimeter der beiden Stangenenden, die uber dem Eis in der Krafteinheit steckten, zeigten fur etwa drei Sekunden keine Spur von Aufladung, doch dann begannen sie zu gluhen. Der Metallwiderstand wuchs naturgema? mit dem Grad der Erhitzung, und die Einheit lieferte, um die Stromstarke konstant zu halten, plotzlich hohere Spannung. Die zusatzliche Hitze konzentrierte sich fast vollig in den bereits uberhitzten Abschnitten. Einen Moment lang erhellte ein zuerst rotes, dann grellwei?es Gluhen die Eiswolke und veranla?te Dondragmer, sich auf die andere Seite der Brucke zu fluchten, wahrend Borndender und sein Kollege sich flach auf das Eis pre?ten.
Die menschlichen Zuschauer schrieen auf; McDevitt rief, die Einheit konne nicht explodieren, aber aufgrund der Ubermittlungsverzogerung waren diese Reaktionen naturlich nutzlos. Das eine Ende der Stange schmolz, und die Energieeinheit schaltete sich automatisch ab; Borndender, einigerma?en uberrascht, weil er noch lebte, deaktivierte nachtraglich die manuelle Kontrolle und machte sich, ohne erst dem Captain zu berichten, an die Untersuchung der Komplikation.
Er brauchte nicht lange; er war ein grundlicher Denker und besa? sehr viel mehr menschliches Wissen als etwa die beiden Steuerleute, die einige Meter entfernt noch immer auf Rettung warteten.
Er verstand die Fusionskonverter sowohl theoretisch wie praktisch; einen konstruieren konnen hatte er naturlich nicht, aber er vermochte die Ursachen von Fehlfunktionen zu ergrunden, obwohl er seiner schwerpunktma?igen Spezialausbildung nach mehr Chemiker war als Physiker.
Mit einiger Uberraschung verfolgten die beiden Menschen, und Dondragmer mit gewissem Unbehagen, wie die beiden Wissenschaftler sich anschickten, den Erhitzer wieder einsatzfahig zu machen und die Operation zu wiederholen. Das abgeschmolzene Ende der Stange wurde erneut zurechtgefeilt, umgebogen, in die Fassung placiert; mit dem Bohrgerat schufen die beiden ein Loch, in das sie den Konverter stellten, so da? auch die Fassungen sich in Hohe der Eisoberflache befanden und die Radiatorstange nunmehr vollstandig auflag.
Dann bedeckten sie die ganze Vorrichtung mit beim Bohren gelosten Eisbrocken und lie?en nur die Kontrollen frei. Nach diesen Vorbereitungen schaltete Borndender den Konverter wieder ein und entfernte sich diesmal hastiger.
Die wei?e Eiswolke scho? erneut empor, schwoll an und breitete sich aus. Sie hullte die ganze Seite der Kwembly ein und nahm Dondragmer — und den Menschen — die Sicht. Von den Au?enscheinwerfern erhellt, erregte sie die Aufmerksamkeit der Mannschaften, die sich inzwischen dem Ufer naherten, und von Stakendees Gruppe, die sich einige Meilen weiter westlich aufhielt. Die ganze Stange versank in schmelzendem Eis, das als hei?er Dampf himmelwarts scho? und sich dort wieder zu Eiskristallen verdichtete. Das kochende Wasserloch grub sich tiefer in die Eisschicht; sanfter Wind trieb den Eisnebel davon. Schlie?lich erreichte die Hei?wasserentwicklung den Rumpf der Kwembly, und Dondragmer, der den kochenden Pfuhl fur einen Mo ment durch den wirbelnden Eisnebel erkennen konnte, kam plotzlich ein furchterlicher Gedanke. Eilig hullte er sich in seinen Schutzanzug und sturzte hinunter zur Hauptschleuse. Dann zogerte er; in dem Anzug vermochte er nicht zu spuren, ob das Fahrzeug sich bedrohlich erwarmte, und Thermometer gab es nur im Laboratorium. Er dachte kurz daran, eines zu holen, aber der Zeitverlust schien ihm zu riskant; entschlossen offnete er die Sicherheitsventile der Schleuse. Er hatte keine Ahnung, ob die Hitze lange genug anhalten wurde, um die Ammoniakfullung der Schleuse zum Sieden zu bringen — die Hulle der Kwembly war hervorragend isoliert, doch an nichts war dem Captain weniger gelegen als an kochendem Ammoniak an Bord seines Fahrzeugs.
Auf jeden Fall war ihm nach seiner Ma?nahme erheblich wohler zumute; hastig begab er sich zuruck auf die Brucke, um die weiteren Vorgange zu beobachten.
Eine sanfte Westbrise gestattete ihm gelegentlichen Ausblick auf die Oberflache, da sie den Eisnebel fortwehte; inzwischen hatte das Hei?wasserloch sich bedeutend ausgedehnt, aber nach einigen Minuten gewann er den Eindruck, da? nun eine Grenze erreicht war. Manchmal sah er die beiden Wissenschaftler, die umhereilten, um sich einen Uberblick zu verschaffen. Zuletzt verharrten sie ungefa hr unterhalb der Brucke.
Eine Zeitlang schien der Flussigkeitsspiegel unverandert zu bleiben, doch keiner der Beobachter wu?te eine Erklarung dafur. Spater einigten sie sich, da? das Hei?wasser noch flussige Wasserreservoirs unter der Kwembly erreicht haben mu?te, die zum Verdampfen volle funfzehn Minuten benotigten. Nach deren Ablauf ragten die ersten Steine des Flu?betts aus dem Hei?wasserpfuhl. Plotzlich fiel Dondragmer ein, da? es womoglich erforderlich war, die Energieeinheit zu deaktivieren, bevor ein weiteres Stuck der Stange abschmolz; die bereits fehlende Lange wurde es schwierig genug machen, die Radiatorstange wieder mit dem Kuhlsystem zu verbinden. Nun, da die Stange immer tiefer auf den Grund sank, fragte er sich, wie sie an die Kontrollen des Konverters gelangen sollten. Er vergeudete keine Zeit damit, sich uber die Wissenschaftler zu argern, weil sie kein Zugseil an der Schaltung befestigt hatten; schlie?lich hatte er selbst nicht rechtzeitig daran gedacht. Er legte nochmals den Schutzanzug an und verlie? das Fahrzeug durch die kleine Bruckenschleuse. Die Rumpfwolbung entzog ihm den Ausblick nach unten, und so rasch die schlechte Sicht es erlaubte, begann er uber die Klammereisen der Hulle abwarts zu klettern. Unterwegs rief er bereits zu den beiden Wissenschaftlern hinab. „La?t die Stange nicht noch einmal schmelzen! Schaltet ab!“
Einem bestatigenden Pfeifton entnahm er, da? man ihn gehort hatte, aber andere Auskunfte erteilte man ihm nicht. Er setzte den Abstieg fort, bis er die Plattform des Rumpfaufbaus betrat, wo ihn lediglich noch die Pneumatik von der dampfenden Wasserflache trennte. Unter den herrschenden Druckverhaltnissen blubberte das kochende Wasser nicht, aber naturlich war es hei?, und der Captain gab sich nicht der Tauschung hin, der Anzug biete ihm genugenden Schutz. In diesem Moment kam ihm — mit reichlicher Verspatung — zu Bewu?tsein, da? er moglicherweise soeben seine beiden vermi?ten Steuerleute zu Tode verbruht hatte.
Die Konvertereinheit befand sich weiter heckwarts, aber das nachste begehbare Eis lag am Bug. Es wurde ohnehin ein Problem sein, die Einheit zu erreichen, da sie zweifellos mittlerweile unter dem Hei?wasserspiegel sa?. Dondragmer begab sich zum Bug; von dort aus war die Sicht klar, aber die beiden Wissenschaftler waren nirgends zu erblicken. Vermutlich versuchten sie bereits am Heck vergeblich, seinem Befehl nachzukommen. Der Captain betrat solides Eis und geriet, als er den Pfuhl zu umrunden begann, wiederum in den sichtbehindernden Eisnebel. Er stie?, wahrend er den Weg fortsetzte, eine Reihe fragender Pfiffe aus, die zu seiner Beruhigung ausnahmslos beantwortet wurden. Jedenfalls waren die beiden noch nicht ins Wasser gefallen.
Als er sich zu ihnen gesellte, hatten sie noch keinen Erfolg zu verzeichnen. Der Konverter befand sich nicht blo? au?er Reichweite, sondern war auch nicht mehr zu sehen. In den Pfuhl zu tauchen, ware reiner Wahnsinn gewesen, bevor nicht das gesamte Hei?wasser verdampft war. Das allerdings konnte nicht allzu lange dauern; die Menge der Steine, die man schon zwischen der Dampfsaule erkennen konnte, zeugte davon, da? die Stange bald auf ihnen trockenliegen mu?te.
Mehrere Minuten lang erwog der Captain das Risiko, und binnen dieser Zeitspanne sank der Wasserspiegel tatsachlich bis dicht uber den Grund ab, so da? er es schlie?lich wagte, sich uber die Kante rutschen und auf einen der rundlichen Felsen fallen zu lassen.
Die Aufschlagswucht entsprach der bei einem Sturz aus acht Stockwerken Hohe auf der Erde, und diesen Aufprall empfand sogar der Mesklinit als heftig. Dennoch blieb er unverletzt und beherrscht.
Mit einem kurzen Pfiff verstandigte er die beiden Wissenschaftler von seinem Uberleben und verbot ihnen, ihm zu folgen. Der nachste Felsen, der ihm genug Platz bot, lag um uber eine Korperlange entfernt, war aber gut zu erkennen, und dazwischen ragten ein paar Quadratzentimeter eines anderen Steins aus dem restlichen Hei?wasser. Dondragmer streckte seinen Raupenkorper, krummte sich, stutzte etwa ein Dutzend Beine auf die wenigen Quadratzentimeter des flacheren Felsens, wolbte seinen Vorderkorper zu dem dritten Stein hinuber und zog den ubrigen Korper hinterdrein. Diese raupentypische Bewegung beanspruchte nur zwei Sekunden. Von seiner neuen Position aus erwies sich der nachste Schritt als schwieriger. Der Fahrzeugrumpf, an dem er sich orientiert hatte, war kaum noch sichtbar; au?erdem umgaben den Captain an dieser Stelle gro?ere Wasserrestflachen.