neuen Flut. Wenn ich nur wu?te, warum sie unterwegs teilweise zu diesen merkwurdigen Dammen gefror.“

„Wir besprechen das am besten mit den Menschen“, schlug Borndender vor, der es sich auch nicht erklaren konnte, dies aber nicht zu deutlich eingestehen wollte.

„Richtig. Sie werden Me?daten und Analysen verlangen. Ich vermute, ihr habt keine Probe von der Flussigkeit mitgebracht?“

„Ja, Captain. Wir hatten nichts, worin sie sich befordern lie?.“

„In Ordnung. Born, verschaffe dir Behalter und hole etwas von der Flussigkeit; analysiere sie so genau und so schnell, wie du es vermagst. Einer der Matrosen wird dich hinfuhren. Ich suche inzwischen die Brucke auf und informiere die Menschen.“ Er wandte sich an die Gruppe. „Ihr zwei anderen verseht euch mit Werkzeug und fangt an, die Hauptschleuse vom Eis zu befreien.“

Dondragmer beendete das Gesprach, indem er die eis verkrustete Hulle der Kwembly zu erklimmen begann.

Benj und McDevitt hatten ihn unter Beobachtung gehalten, obwohl es keinem der beiden leichtfiel, Meskliniten voneinander zu unterscheiden. Nun sahen sie ihn auf die Brucke zuruckkehren.

Besonders Benj war, seit die Suche unter dem Fahrzeug eine Unterbrechung erfahren hatte, noch viel nervoser geworden; vielleicht waren die Steuerleute tatsachlich nicht unter dem Rumpf; vielleicht gehorten sie zu den drei Ankommlingen; vielleicht, vielleicht… Auch McDevitt, obschon seiner Natur nach ein ruhiger und gelassener Mann, wurde allmahlich ungeduldig, als der Captain sich schlie?lich wieder meldete.

Sein Bericht faszinierte den Meteorologen, aber seinen jungen Mitarbeiter vermochte er naturlich nicht zu beruhigen; Benj focht mit sich aus, ob er unterbrechen und nach Beetchermarlf fragen solle, aber zuletzt sah er ein, da? er damit zuviel sinnlose Verwirrung stiften wurde. Und als die Durchsage des Captains endete, begann McDevitt unverzuglich zu antworten.

„Dies ist nicht mehr als eine Vermutung, Captain“, sagte er, „aber vielleicht wird dein Wissenschaftler sie nach der Probenanalyse erharten konnen. Es ist moglich, da? der Teich, in dem ihr steckt, ursprunglich aus einer Ammoniak-Wasser-Losung bestand — es gab schon Hinweise darauf; die Losung gefror, nicht weil die Temperatur sank, sondern weil sie eines Gro?teils Ammoniak verlustig ging und deshalb ihr Gefrierpunkt sich nach oben verschob. Der Nebel, in den ihr vor diesem ganzen Arger gerietet, bestand aus Ammoniak, wie eure Wissenschaftler berichteten. Ich nehme an, er kam aus den kuhleren Zonen im Westen. Sein Niederschlag reagierte mit dem Wassereis und schmolz es, teilweise durch Eutektikbildung und zum Teil durch Warmeentwicklung. Das verursachte die erste Flutwelle. Als der Ammoniaknebel weiterzog, begann die Losung durch Verdunstung wieder Ammoniak zu verlieren, und der Gefrierpunkt der verbleibenden Mischung stieg uber die herrschende Temperatur. Die verdunnte Losung gefror wieder.

Ich glaube, da? der Nebel, dem Stakendee begegnete, ebenfalls aus Ammoniak besteht und die Ursache fur das Entstehen des Flu?leins ist, das er entdeckt hat. Wenn der Nebel auf das Wassereis in eurer Umgebung trifft, untermischen sie sich; solange die Mischung zu arm an Ammoniak ist, bilden sich diese Eisdamme, die deine Leute beschrieben haben, und das nachflie?ende liquide Ammoniak mu? sie umrunden. Ich schlage vor, ihr versucht das Rinnsal auf das Fahrzeug zuzuleiten; falls die Flussigkeitsmenge gro? genug ist, durfte das euer Problem losen.“ Benj horte trotz seiner schlechten Stimmung genau zu; er fragte sich, ob auch die Computer Ammoniak und Warme als gleichwertige Faktoren behandeln wurden.

„Du meinst, wir brauchen mit einer zweiten Flut nicht zu rechnen?“ fragte Dondragmer.

„Das glaube ich“, erwiderte McDevitt. „Der von Stakendee gemeldete Nebel durfte mittlerweile das Plateau uberquert haben, und hatte er einen neuen Schmelzproze? verursacht, mu?te die daraus resultierende Flut langst gekomme n sein. Ich schatze, der gesamte hoher gelegene Schnee wurde bereits mit der ersten Flutwelle vom Plateau gespult. Sollte die neue Nebelbank euch noch nicht erreicht haben, kenne ich wahrscheinlich den Grund. Das Gebiet, wo Stakendee in den Nebel geriet, liegt etwas hoher als die Position der Kwembly, und der aus Westen wehende Wind streicht talabwarts. Bei Dhrawns Gravitation und seiner atmospharischen Zusammensetzung mu? das einen schrecklichen Fohn verursachen — a diabatische Erwarmung bei Druckanstieg — und der Nebel durfte wohl in dem Bereich, wo Stakendee ihn bemerkte, auch verdunsten.“

Dondragmer benotigte eine Weile, um diese Angaben zu uberdenken. Nach Ablauf der normalen Ubermittlungsverzogerung folgte eine langere Pause, so da? McDevitt bereits daran zu zweifeln begann, sich deutlich genug ausgedruckt zu haben; doch endlich kam eine weitere Frage des Captains.

„Aber wenn der Ammoniaknebel einfach verdunstet, nimmt er lediglich Gasform an, und das Ammoniak mu? noch ringsum in der Atmosphare enthalten sein. Warum schmilzt es das Eis nicht, wie es geschieht, wenn es sich in Form flussiger Tropfen befindet? Wirkt hier ein physikalisches Gesetz, das ich im Unterricht versaumt habe?“

„So einfach kann ich das nicht beantworten, aber Ammoniakkonzentration und Wetterlage konnen naturlich am Ausbleiben der Schmelzwirkung schuld sein“, meinte der Meteorologe. „Ich werde noch einmal alles durchkalkulieren, sobald Borndender mir die neuen Daten geliefert hat. Auf der Basis der bisherigen Gesamtdaten scheint meine Annahme logisch, aber ich raume ein, da? einige Aspekte unklar bleiben. Unser Problem sind die zahlreichen Variablen; mit Wasser allein steht es schlimm genug, aber Wasser und Ammoniak schaffen eine schier unbegrenzte Anzahl davon.

Um jedoch konkret zu werden, ich sehe Stakendee auf dem anderen Bildschirm, und er marschiert noch immer neben dem Rinnsal durch den Nebel; es ist nur ein paar eurer Korperlangen breit, und zwar auf der gesamten Strecke, die die Gruppe bislang zuruckgelegt hat.“

„Das klingt immerhin beruhigend“, lautete die Antwort. „Jedenfalls melde ich mich wieder, wenn Borndenders Resultate vorliegen.

Bitte beobachtet Stakendee weiterhin. Ich gehe hinaus, um unter dem Rumpf nachzuschauen; ich war eben dabei unterbrochen worden.“ Der Meteorologe hatte noch etwas sagen wollen, aber er wu?te, da? Dondragmer au?er Horweite sein wurde, wenn seine Durchsage eintraf, und so schwieg er. Vielleicht nahm er auch ein wenig Rucksicht auf Benj. Sie verfolgten aufmerksam, der Mann fast so teilnahmsvoll wie sein junger Mitarbeiter, wie der schwarz-rote Raupenkorper sich in seinem Schutzanzug uber den Rumpf schob; vorubergehend kam er, wahrend er abwarts kletterte, aus ihrem Blickfeld, doch dann tauchte er bei der Stutzvorrichtung wieder auf, die Borndender im Eis aufgebaut hatte und an der noch das Seil befestigt war, mit dem man ihm aus der Grube geholfen hatte.

Sie sahen ihn an dem Seil erneut in das Schmelzloch hinabklettern. Ein Mesklinit an einem Seil, unter der vierzigfachen Erdschwerkraft, bot einen ganz besonderen Anblick, auch wenn der Hohenunterschied, den er uberwinden mu?te, nicht viel gro?er als seine Korperlange war. Einen Moment lang dachte sogar Benj nicht mehr an Beetchermarlf. Das Eis auf dem Boden des Lochs beunruhigte den Captain diesmal nicht; vermutlich hatte der Gefrierproze? langst den Untergrund erreicht. Er naherte sich ohne Zogern der Steuerbordseite der Kwembly und minderte sein Tempo erst dicht vor dem finsteren Hohlraum.

Zum gro?ten Teil war die Kwembly naturlich noch festgefroren. Das Schmelzloch hatte ihre Walzen auf ungefahr zwei Meter Seitenlange freigelegt, doch uber diesen Raum hinaus und auf der Backbordseite reichte das Eis nach wie vor bis uber die Pneumatik. Dondragmer machte sich keine Hoffnung, die beiden Steuerleute lebend unter dem Fahrzeug zu finden; wurden sie noch leben, sie hatten diese Hohle langst verlassen. Andererseits rechnete er keineswegs zwangslaufig damit, ihre Leichen zu finden; wie McDevitt, hatte auch er sich uberlegt, da? die beiden nicht unbedingt in diesem Hohlraum gewesen sein mu?ten. Es hatte zwei andere unerklarliche Falle von Verschwinden gegeben; Dondragmer besa? uber das Verbleiben von Reffel und Kervenser zwar durchaus begrundete Vermutungen, aber von jeder Gewi?heit war er weit entfernt.

Unter dem Rumpf, au?erhalb des

Scheinwerferlichts, war es stockdunkel. Obwohl Dondragmer noch genug zu sehen vermochte (eine naturliche Anpassung an den raschen Beleuchtungswechsel, der bei der achtzehnminutigen Rotation Mesklins herrschte), entgingen ihm einige Details. Er sah den Zustand der beiden von den Steuerleuten beschadigten Walzen und den Steinwall, den sie aufgeschichtet hatten, um das Wasser gegen das Eis zu leiten; nicht aber bemerkte er den Schlitz in der Matratze, hinter dem die beiden schlie?lich ihre letzte Zuflucht gefunden hatten. Der Anblick bestatigte dem Captain, da? sich zumindest einer von ihnen vorubergehend hier aufgehalten hatte; der Schlu? lag nahe, da? die beiden erst spater, nachdem sie diese Schaden anrichteten, an anderer Stelle im vordringenden Eis festgesetzt wurden, doch ein solcher Fall lie? sich selbstverstandlich nur schwer erklaren. Der Captain untersuchte rasch die Eiswande der Hohle, begutachtete die beiden Walzen von allen Seiten, blickte jedoch nicht nach oben; er kannte sich mit der Fahrzeugkonstruktion aus und war deshalb uberzeugt, da? es nach

Вы читаете Stutzpunkt auf Dhrawn
Добавить отзыв
ВСЕ ОТЗЫВЫ О КНИГЕ В ИЗБРАННОЕ

0

Вы можете отметить интересные вам фрагменты текста, которые будут доступны по уникальной ссылке в адресной строке браузера.

Отметить Добавить цитату