Ich habe also Recht gehabt, dachte Hawkwood, der Major steckt hinter dieser Begegnung. Kein Wunder, dass er derart anzuglich gegrinst hat.

»Haben Sie etwa geglaubt, wir wurden uns nie wieder begegnen?«, fragte sie mit einem bezaubernden Lacheln.

Sein Blick glitt uber ihren anmutig geschwungenen Hals und die sanfte Wolbung ihres Busens. »Ich hielt es eher fur unwahrscheinlich.«

»Aber Sie hatten es gehofft?«, fragte sie und betrachtete ihn forschend.

»Ja«, sagte Hawkwood und nickte. Es erstaunte ihn, wie bereitwillig er dies zugegeben hatte. Dann fiel ihm ein, dass Catherine de Varesne ihn als Captain angesprochen hatte, und er fragte sich, wie viele Informationen der Major noch preisgegeben hatte.

»Haben Sie ihn getotet?«, unterbrach Catherine de Varesne plotzlich seine Gedanken.

Hawkwood fasste sich wieder. »Wen? Rutherford? Nein, er wird’s uberleben. Ich habe ihn zwar blamiert, aber davon stirbt man nicht.«

Ist sie erfreut oder enttauscht, uberlegte Hawkwood, als die junge Dame nachdenklich schwieg. »Also, warum haben Sie mich abgepasst?«, fragte er ebenso direkt.

Wahrend sie ihn ansah, umspielte ein Lacheln ihre vollen Lippen. »Ist Ihnen eigentlich bewusst, Captain Hawkwood, dass wir einander noch nicht vorgestellt wurden. Ich hei?e

Catherine …«

»Ich wei?, wer Sie sind«, platzte Hawkwood heraus.

»Und woher wissen Sie das, Captain?«, fragte sie mit gro?en Augen.

»Der Major hat mir eine Nachricht geschickt«, entgegnete Hawkwood grinsend.

Da lachte sie, und Lichtpunkte tanzten in ihren Augen. In diese Frau konnte ich mich verlieben, dachte Hawkwood und fragte sich, warum ihn dieser Gedanke trotz der unubersehbaren Reize der jungen Frau beunruhigte.

»Also«, wiederholte er. »Warum haben Sie mich abgepasst?«

Ihr Blick und ihre Antwort waren ebenso direkt wie zuvor.

»Ja, was vermuten Sie denn?«

8

Hawkwood lehnte in den Kissen, den Arm um Catherines Taille gelegt. Ihr Kopf ruhte mit geschlossenen Augen auf seiner Brust. Er horte ihren leisen Atem. Sie lagen nackt unter den zerwuhlten Laken.

Der Kutscher hatte sie zu einem vornehmen Haus an der Ecke des Portman Square gebracht. Ein Hausmadchen hatte ihnen die Tur geoffnet und sich dann auf Gehei? ihrer Herrin fur den Rest des Tages zuruckgezogen. Weitere Dienstboten waren nicht sichtbar gewesen.

Catherine de Varesne kummerte sich als Erstes um seine Wunde. Als die Kutsche durch ein Schlagloch gepoltert war und Hawkwood beinahe von seinem Sitz geschleudert worden ware, hatte er unwillkurlich vor Schmerz gestohnt und sich die Hand auf den Bauch gepresst. Sie hatte unverzuglich darauf reagiert.

»Sie sind verwundet!«

»Es ist nur ein Kratzer. Nichts Schlimmes.«

»Lassen Sie mich sehen!«, hatte sie kurz angebunden gesagt und seinen Rock geoffnet. »O mein Gott! Uberall ist Blut! Sie wurden schwer verletzt!«

»Nein. Es sieht schlimmer aus, als es ist.«

»Aber die Wunde muss versorgt werden. Sie brauchen einen Arzt.«

»Nein, zum Teufel! Ich lasse keinen verdammten Quacksalber an mir rumpfuschen. Bei diesen Schei?kerlen holt man sich nur Infektionen«, hatte Hawkwood geflucht und dabei eine Ausdrucksweise gebraucht, die wohl eher in eine Hafenkneipe gepasst hatte. Doch ihr amusiertes Lacheln hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sein Vokabular ihre geringste Sorge war.

»Dann werde ich mich darum kummern. Nein, keine Widerrede, Captain«, hatte sie ihm den Mund verboten. »Ich bestehe darauf!«

Ihr strenger Blick hatte Hawkwood signalisiert, dass es wohl kluger war, ihr nicht zu widersprechen.

Im Haus hatte sie ihn sogleich zu einem Sofa im Wohnzimmer gefuhrt. Dann war sie verschwunden und etwas spater mit einer Schussel hei?en Wassers und Verbanden wieder aufgetaucht.

»Ziehen Sie Ihr Hemd aus!«, befahl sie. »Oder soll ich es fur Sie tun?«, fragte sie mit funkelnden Augen. »Sollten Sie Angst haben, mich zu kompromittieren, so kann ich Sie beruhigen. Mein Hausmadchen ist verschwiegen. Niemand wird uns storen.« Lachelnd fugte sie dann hinzu: »Oder ist es Ihnen peinlich, sich vor mir zu entblo?en? Wohl kaum, oder? Nicht mein tapferer Captain.«

Hawkwood seufzte. »Ich bin kein Captain. Nicht mehr.«

»Aber Sie sind trotzdem mein Held«, murmelte sie gefuhlvoll. »Ziehen Sie jetzt Ihr Hemd aus.«

Catherine de Varesne wandte sich nicht ab, sondern lie? ihren Blick uber seinen vernarbten Oberkorper schweifen. Die zackige Narbe unter seinem linken Arm stammt wohl von einer Klinge, dachte sie. Und die kreisformige, verfarbte Einkerbung auf der rechten Schulter sieht nach einer Schusswunde aus, wahrend die dunne Linie zwei Zentimeter unter seiner linken Brustwarze ein vernarbter Messerschnitt sein konnte. Ein vom Krieg und zwanzig Jahren Dienst in der Armee geschundener Korper. Dann musterte sie die blutverkrustete Wunde unterhalb der Rippen, die zwar stark blutete, aber nur oberflachlich war.

Obwohl Catherine behutsam die Kruste getrockneten Blutes entfernte, musste Hawkwood ein paar Mal die Zahne zusammenbei?en, um nicht zu stohnen. Sobald die Wunde gereinigt ist, dachte er, wird sie schnell verheilen und die Narbe nur noch eine weitere schmerzliche Erinnerung an einen meiner zahllosen Kampfe sein.

Nachdem die Wunde grundlich gereinigt war, griff sie nach den Verbanden und befahl: »Setzen Sie sich auf!«

Genie?erisch atmete er den Duft ihres Parfums ein: Jasmin mit einer Spur Zitrone, dachte er. Er fuhlte ihren federleichten Atem in seinem Nacken, als sie sich uber ihn beugte und den Verband anlegte. Kurz begegneten sich ihre Blicke, und sie verharrte mitten in der Bewegung. Ihr Busen hob und senkte sich einladend vor ihm.

»Ich glaube, es ist Zeit«, flusterte sie.

»Wofur?«, fragte Hawkwood und hob die Brauen.

Wie gebannt von ihrem Blick horte er sie sagen: »Fur Ihre Belohnung.«

Das Gesicht von ihrer glanzenden schwarzen Mahne umrahmt, blickte sie auf ihn hinunter. Ihre dunklen Brustwarzen streiften seine Haut. Mit der Hand griff sie nach unten und tastete nach ihm. Hawkwood spurte, wie er reagierte. Dann setzte sie sich mit gespreizten Beinen uber ihn und stohnte leise vor Lust. Dabei beobachtete sie ihn mit weit offenen Augen. Dann umfasste sie ihn und fing an, ihn sanft zu massieren.

»Ich will dich«, flusterte sie, lie? ihn los, senkte den Kopf, kusste seinen Hals und knabberte spielerisch an seiner Haut. Ihre Zunge glitt uber sein Schlusselbein. Ihre warmen, feuchten Lippen liebkosten seine Brust, kussten seine Narben. Ihre Hande strichen uber seine Huften, streichelten seine Oberschenkel. Ihr Kopf sank tiefer, ihre Lippen umschlossen ihn, und Hawkwood gab sich dem Augenblick hin.

Als sie spurte, dass er sich nicht langer zuruckhalten konnte, loste sie ihren Mund von ihm und senkte sich auf Knien behutsam auf ihn. Den Kopf in den Nacken geworfen, die Augen geschlossen, bewegte sie sich rhythmisch, bis sie vor Lust aufschrie und am ganzen Korper bebend auf ihn fiel.

Hawkwood war nicht auf die aggressive Art vorbereitet gewesen, mit der Catherine die Initiative ubernommen hatte. Mit verfuhrerischer Langsamkeit hatte sie sich bis auf ihre seidenen Strumpfe entkleidet und sich ihm mit gespreizten Beinen dargeboten. Auf seinen Schultern brannten noch die Striemen von ihren Fingernageln, wo sie ihn gekratzt hatte, als er sie genommen hatte.

Ihre Korper glanzten vor Schwei?. Eine Brise wehte durch das offene Fenster und krauselte die Vorhange. Hawkwood zog das Laken uber sie beide.

Als er die samtige Haut ihrer Pobacken streichelte, seufzte sie, presste sich an ihn, kreiste mit den Huften

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