zusammen, die im Westen den Liegeplatz der Bree und im Osten das andere Meer zeigte. Dazwischen lag das Festland.

Die Landbarriere war nur schmal; an einem Punkt achthundert Kilometer nordlich des Aquators betrug die Entfernung von Kuste zu Kuste kaum zwolfhundert Kilometer, und diese Strecke verringerte sich erheblich, wenn man berucksichtigte, da? die gro?en Flusse teilweise weit uber den Unterlauf hinaus schiffbar waren. Lackland stellte fest, da? nicht mehr als funfhundert Kilometer Land zwischen der Bree und einem verhaltnisma?ig leichten Weg zum Ziel lagen. Funfhundert Kilometer – im Vergleich zu anderen Entfernungen auf Mesklin nur ein kleiner Schritt.

Unglucklicherweise war diese Strecke jedoch fur die Besatzung der Bree wesentlich mehr als nur ein Schritt, denn ihr Schiff befand sich noch immer im falschen Ozean. Lackland studierte lange seine Karte und teilte Barlennan das Ergebnis seiner Uberlegungen mit. Er hatte keine Antwort oder z umindest nur lauen Widerspruch erwartet, weil seine Feststellung nur die Wahrheit ausdruckte – aber der Eingeborene verbluffte ihn.

»Das spielt keine Rolle, wenn ihr noch mehr Metall der gleichen Art habt, auf dem wir dich und das Fleisch zuruckgebracht haben!« antwortete Barlennan sofort.

6

Lackland starrte den Meskliniten sprachlos an und wollte zunachst seinen Ohren nicht trauen. Dann fragte er zogernd: »Soll das hei?en, da? ihr bereit wart, die Bree auf einem Schlitten uber Land zu ziehen, wie ihr mich gezogen habt?«

»Nicht ganz. Das Schiff ist viel schwerer als wir, und wir brachten es kaum von der Stelle. Ich dachte eher daran, da? du uns ziehen wurdest – mit einem anderen Schlepper.«

»Hmm, das ware moglich, solange wir nicht auf Gelande sto?en, in dem der Schlepper nicht mehr vorankommt. Aber die Fahrt ist vielleicht gefahrlich – wir mu?ten Bergrucken uberqueren und in ein unbekanntes Land vorsto?en, das keiner von uns kennt. Glaubst du nicht, da? die Besatzung davor zuruckschrecken wurde?«

»Wir leben schon immer gefahrlich«, versicherte Barlennan ihm. »Ich habe mich gut an Hohen g ewohnt – selbst ans Dach deines Schleppers. Gefahren schrecken uns nicht, denn die Bree ist mit Feuer bewaffnet, und Landtiere sind notwendigerweise kleiner als Seeungeheuer.«

»Du hast naturlich recht, Barl«, stimmte Lackland zu. »Ich wollte dich nicht entmutigen, sondern mich nur vergewissern, da? du dir die Sache grundlich uberlegt hast. Wenn wir einmal unterwegs sind, konnen wir schlecht umkehren.«

»Das wei? ich, Charles. Du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen.« Der Kommandant sah zum Himmel auf. »Ich mu? zum Schiff zuruck; uberall ziehen schwere Wolken auf. Ich werde meinen Leuten erklaren, was uns bevorsteht, und sie daran erinnern, da? jeder von ihnen am Gewinn dieser Reise seinem Rang entsprechend beteiligt wird. In meiner Besatzung gibt es keinen, der seine Angst nicht uberwinden konnte, wenn er dabei reich wird.«

»Und du, Barl?« fragte Lackland.

»Oh, ich habe keine Angst«, erwiderte der Mesklinit und verschwand in der Nacht. Als Rosten von dem neuen Plan horte, machte er einige bissige Bemerkungen daruber, da? Lackland sich wieder einen Trick habe einfallen lassen, um zu einem Schlepper zu kommen.

»Vielleicht la?t sich die Sache wirklich so durchfuhren«, gab er dann widerwillig zu. »Wie soll der Schlitten fur Barlennans Ozeandampfer aussehen?

Wie gro? ist das Ding?«

»Die Bree ist etwa zwolf Meter lang und knapp vier Meter breit; ihr Tiefgang betragt nicht mehr als funfzehn Zentimeter. Sie besteht aus einzelnen Flo?en, die sich unabhangig voneinander bewegen konnen – der Grund dafur durfte klar sein.«

»Allerdings«, knurrte Rosten. »Jedes Schiff mit starrem Rumpf, das dort unten in die Nahe eines Pols kommt, besteht bald aus einzelnen Stucken – ob es so abgefahren ist oder nicht. Wie wird es angetrieben?«

»Auf zwanzig oder funfundzwanzig Flo?en stehen Masten mit Segeln. Ich vermute, da? die Bree auch Kielschwerter hat, die eingeholt werden, wenn die Besatzung das Schiff a n Land zieht. Ich kann nicht beurteilen, ob die Eingeborenen gute Seeleute sind, aber da der Kommandant mir von unglaublich langen Reisen erzahlt hat, nehme ich an, da? sie gut mit Wind und Wetter zurechtkommen.«

»Das glaube ich auch. Gut, wir bauen eine Art Schlitten aus Leichtmetall.«

»Wann bekomme ich den Schlepper?« fragte Lackland.

»Sobald Sie ihn brauchen konnen, das hei?t im Fruhjahr«, antwortete Rosten. »Und wenn Sie den zweiten auch in die Luft jagen, konnen Sie sich die Muhe sparen, einen dritten anzufordern. Der dritte steht namlich auf der Erde…«

Als Barlennan einige hundert Tage spater horte, da? der Schlitten bereits gebaut wurde, zeigte er sich hochbefriedigt. Auch die Besatzung konnte es kaum noch erwarten, zu dieser Fahrt ins Ungewisse aufbrechen zu durfen; Lackland schlo? daraus, da? der Kommandant und seine Leute dort nicht nur reinen Gewinn, sondern auch Abenteuer zu finden hofften.

»Wir brechen auf, sobald die Sturme nachlassen«, sagte Barlennan. »Hast du dir schon die beste Route uberlegt?«

Lackland nickte und breitete seine Karte aus.

»Die kurzeste Route, die wir gemeinsam entdeckt haben, besitzt den Nachteil, da? ich euch uber die Berge schleppen mu?te. Das lie?e sich machen, aber ich wei? nicht, wie deine Besatzung auf gro?ere Hohen reagieren wurde. Deshalb habe ich mich fur diese Route entschieden, die hier rot eingezeichnet ist.

Die Route fuhrt etwa zweitausend Kilometer weit an dem gro?en Flu? entlang, der auf unserer Seite in den Ozean mundet. Kurzen wir jedoch kleinere Flu?schleifen ab, verringert sich die Strecke um mindestens zweihundert Kilometer. An dieser Stelle verlassen wir den Flu?, fahren geradeaus ubers Land und erreichen sechshundert Kilometer weiter den nachsten Flu?. Dort konnt ihr wieder segeln – oder ich schleppe euch weiter, wenn das Zeit und Muhe spart. Dumm ist nur, da? wir gegen Ende der Fahrt sechshundertfunfzig Kilometer vom Aquator entfernt sind, wo die Schwerkraft rasch anwachst.

Aber ich nehme an, da? ich auch dreieinhalb g aushalte.«

»Unter diesen Umstanden ist deine Route wirklich die beste Losung«, antwortete Barlennan mit einem nachdenklichen Blick auf die Karte.

Da jetzt feststand, welchen Weg sie nehmen wurden, hatte Lackland nichts mehr zu tun und konnte nur noch auf das Ende des Winters warten. Er vertrieb sich die Zeit damit, seine Karte zu vervollstandigen und daruber nachzudenken, welche Hindernisse ihnen auf der Fahrt uber die Landenge begegnen konnten. Diese Uberlegungen fuhrten dazu, da? er sich mit Rosten in Verbindung setzte und ihn bat, den Schlepper mit einer 40-mm Kanone ausrusten zu lassen, die Brand- und Sprenggranaten verschie?en konnte. Doc Rosten erhob verschiedene Einwande, lie? sich aber doch uberzeugen und gab brummend seine Zustimmung.

Inzwischen waren auch die Sturme seltener und schwacher geworden, wahrend der Meeresspiegel zur gleichen Zeit fast zwanzig Meter gestiegen war und weiter zu steigen schien. Die Meteorologen auf Toorey waren vor Erstaunen sprachlos, als sie ihre letzten Aufnahmen mit anderen verglichen, die im Herbst des vergangenen Jahres gemacht worden waren, und dabei feststellen mu?ten, da? der Meeresspiegel in verschiedenen Breiten unterschiedlich rasch angestiegen war. Barlennan konnte keine Erklarung fur dieses Phanomen geben, war aber durchaus bereit, in nachster Zeit aufzubrechen, ohne sich von lacherlichen Naturerscheinungen dieser Art aufhalten zu lassen.

Lackland benachrichtigte also Dr. Rosten, der seinerseits veranla?te, da? Schlitten und Schlepper verladen wurden.

Die Rakete mu?te zweimal fliegen und brachte zunachst den Schlitten, weil vorgesehen war, da? die Besatzung der Bree das Schiff darauf verladen wurde, wahrend der Schlepper unterwegs war.

Lackland riet jedoch davon ab, in der Nahe des Schiffes zu landen, und der Pilot setzte den Schlitten neben der Kuppel ab, wo Lackland ihn zur Bree schleppen konnte.

Als der Schlitten endlich in der Nahe der Bree lag, beobachtete Lackland verblufft, mit welcher Geschwindigkeit die Besatzung ihr Schiff uber den lockeren Sand zog. Nach seiner Uhr waren kaum drei Stunden vergangen, als die Bree sicher vertaut auf dem Schlitten lag. Die Taue schienen ziemlich schwach zu sein, aber die Eingeborenen hatten sie sogar dazu benutzt, das Schiff wahrend der Wintersturme vor Anker zu halten, in denen Lackland sich nicht einmal mit voller Ausrustung ins Freie gewagt hatte.

Er uberlegte eben, ob dieses Material die hoheren Temperaturen auf der Erde aushalten wurde, als Barlennan zu ihm kam, um zu melden, da? Schiff und Schlitten fertig zum Aufbruch seien. Die Last hing an einem langen Kabel hinter dem Schlepper, der genugend Lebensmittel fur mehrere Tage enthielt. Lackland sollte im Verlauf der Reise aus der Luft versorgt werden, wobei die Rakete weit vor ihm landen wurde, um die Eingeborenen nicht u nnotig zu beunruhigen.

»Schon, dann konnen wir also gleich fahren, kleiner Freund«, stellte Lackland fest. »Alles an Bord!« Er kletterte in die Kabine, verschlo? die Tur und pumpte die Wasserstoffatmosphare nach drau?en, um sie durch Luft zu ersetzen. Der kleine Algentank, in dem der verbrauchte Sauerstoff regeneriert wurde, leuchtete silbern auf, als die ersten Luftblasen in seinem Innern erschienen. Lackland warf einen Blick auf seine Instrumente, stellte fest, da? alles in Ordnung war, und fuhr in Richtung Osten los.

Das flache Land entlang der Kuste veranderte sich allmahlich. Als Lackland nach etwa vierzig Tagen anhalten und schlafen mu?te, hatten sie ungefahr achtzig Kilometer zuruckgelegt und befanden sich in einer Hugellandschaft, deren hochste Erhebungen dreihundert Meter erreichten. Bisher war die Fahrt ohne Schwierigkeiten verlaufen, und Barlennan berichtete, die Besatzung genie?e diese neue Fortbewegungsart sichtlich. Der Schleppzug legte etwa acht Kilometer in der Stunde zuruck, wahrend die Meskliniten auf ihren sechsunddrei?ig Beinen kaum mehr als drei Stundenkilometer erreichten.

Aber unter dieser – fur Eingeborene – lacherlich geringen Schwerkraft konnten sie unbesorgt uber Bord gehen und dem Schlepper in weiten Sprungen folgen. Bisher hatte nur Barlennan den Mut dazu besessen; er glaubte jedoch, da? seine Fortbewegungsart bald Nachahmer finden wurde. In den letzten Tagen waren keine Tiere mehr zu sehen gewesen, aber im Schnee zeichneten sich hier und dort kleine Spuren ab, die

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