der medizinische Offizier von der
Im Bett schrag gegenuber hatte sich die Patientin Kletilt den Bildschirm offenbar so zurechtgeruckt, da? das Gerat eine fur sie angenehmere Position zum Sehen einnahm. Ihre Augen wurden von dem Apparat verdeckt, und mit Ausnahme des Programms, das sich die Melfanerin gerade ansah, schien sie an nichts und niemandem interessiert zu sein. Hewlitt hatte gar nicht gewu?t, da? man den Bildschirm so uber das Bett schwenken konnte, und er nahm sich vor, es spater mit seinem Apparat auch einmal auszuprobieren.
Im Bett rechts daneben unterhielten sich gerade der kelgianische Patient Henredth und eine Krankenschwester, die einer Spezies angehorte, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Die beiden sprachen so leise, da? sein Translator das meiste von dem, was sie sagten, nicht ubersetzen konnte.
Links von Kletilts Bett erkannte Hewlitt eine riesige, elefantenartige Kreatur, und er erinnerte sich daran, da? es sich dabei um einen Tralthaner handeln mu?te. Anstatt in einem Bett zu liegen, stand dieses Wesen auf sechs stammigen Beinen, umgeben von einem komplizierten Gestell, an dem das Geschirr befestigt war, durch das es aufrecht gehalten wurde. Dazu fiel Hewlitt ein, einmal irgendwo gelesen zu haben, da? Tralthaner sogar im Stehen schliefen und selbst im gesunden Zustand Probleme hatten, wiederauf die Beine zu kommen, wenn sie erst einmal hingefallen waren.
Noch wahrend Hewlitt daruber nachdachte, warum diese Kreatur im Krankenhaus war, sah er Chefarzt Medalont, gefolgt von Oberschwester Leethveeschi, aus dem Personalraum kommen. Sie rutschten beziehungsweise stampften durch den Mittelgang, sprachen dabei mit niemandem und schauten direkt in Hewlitts Richtung, der schon im voraus ahnte, wie die erste Frage des Arztes lauten wurde.
»Na, wie geht's uns denn, Patient Hewlitt?«
»Gut«, antwortete er, wie es der Arzt nicht anders vermutet hatte.
»Die seit der Ankunft aufgezeichneten Sensordaten des Patienten Hewlitt stutzen dessen Selbsteinschatzung bezuglich seines derzeitigen Zustands«, informierte Leethveeschi den Chefarzt. »Der Patient scheint bei optimaler Gesundheit zu sein.«
»Sehr erfreulich«, meinte Medalont und lie? eine seiner Zangen zusammenklicken; obwohl man diese Geste als Zustimmung hatte werten konnen, wirkte sie doch ziemlich bedrohlich. »Ich wurde heute gern ein weiteres ausfuhrliches Gesprach mit Ihnen fuhren, Patient Hewlitt, und zwar uber Ihre erste Einlieferung in ein terrestrisches Krankenhaus, als Sie … «
»Aber diese Informationen haben Sie doch langst!« unterbrach ihn Hewlitt. »In meiner Krankenakte steht alles daruber drin, und das sehr viel ausfuhrlicher, als ich mich heute noch daran erinnern konnte. Mir fehlt nichts, zumindest im Augenblick nicht. Sie vergeuden nur Ihre kostbare Zeit, wenn Sie sich mit mir unterhalten. Mit Sicherheit gibt es hier andere Patienten, die Ihrer Aufmerksamkeit im Moment mehr bedurfen als ich.«
»Wahrend Sie geschlafen haben, haben wir uns bereits um die anderen Patienten gekummert«, mischte sich Leethveeschi in das Gesprach ein. »Jetzt sind Sie an der Reihe. Aber was mich betrifft, so hat Patient Hewlitt nicht ganz unrecht. Ich habe namlich wirklich weit wichtigere Dinge zu tun, als einer Unterhaltung zweier gesunder Wesen zuzuhoren. Brauchen Sie mich hier noch, Doktor?«
»Nein danke, Schwester«, antwortete Medalont und wandte sich dannwieder Hewlitt zu. »Ich vergeude ubrigens nicht meine Zeit, wenn ich mich mit Ihnen unterhalte, denn ich hoffe, da? Sie mir heute oder zumindest in den nachsten Tagen etwas sagen werden, das nicht in Ihrer Krankenakte steht, etwas, das mir ermoglicht, dieses medizinische Ratsel zu losen.«
Die Befragung wurde an der Stelle wiederaufgenommen, wo sie am Vortag geendet hatte, und schien ewig zu dauern. Hewlitt gewann dabei das Gefuhl, da?, wenn er die Gesten des knochigen Ektoskeletts richtig hatte deuten konnte,
»Doktor, in drei?ig Minuten gibt es Mittagessen. Werden Sie bis dahin mit ihrem Patienten fertig sein?« wollte Leethveeschi wissen.
»Ja, zumindest fur heute«, bestatigte Medalont und fuhr, an Hewlitt gewandt, fort: »Ubrigens versuche ich, etwas mehr fur unsere Patienten zu tun, als sie nur mit Fragen zu Tode zu langweilen. Wir werden eine ganze Reihe Tests durchfuhren mussen, und das hei?t, da? ich Ihnen eine fur Laboruntersuchungen notwendige Blutprobe abnehmen mu?. Sie brauchen keine Angst zu haben, dieser Vorgang ist vollig schmerzfrei. Bitte machen Sie Ihren Oberarm frei.«
»Sie… Sie haben kein Recht, mir irgend etwas zu geben, das eventuell…«, stammelte Hewlitt.
»Ich wei?, ich wei?«, unterbrach ihn der Arzt, und die klickenden Gerausche seiner Stimme klangen dabei im Hintergrund ungeduldiger als sonst. »Falls Sie sich erinnern, habe ich Ihnen schon gestern versichert, da? Sie keinerlei Medikamente erhalten werden, bevor wir nicht herausgefunden haben, wie ihr Gesundheitszustand ist. Dazu benotige ich allerdings eine ziemlich gro?e Blutprobe. Also, ich nehme Ihnen jetzt lediglich Blut ab, injiziere aber keine Medizin, Patient Hewlitt. Sie werden nichts merken, falls Sie jedoch den Anblick nicht ertragen konnen, dann schlie?en Sie einfach die Augen.«Den Anblick seines eigenen Blutes zu ertragen war ihm nie schwergefallen, erst recht nicht, wenn es sich um solch kleine Mengen handelte, die der Arzt bereits als gro?e Probe zu bezeichnen schien. Als die Blutabnahme vorbei war, bedankte sich Medalont bei Hewlitt und sagte ihm, da? er sich beeilen musse, um noch rechtzeitig an einer Besprechung beim Mittagessen teilnehmen zu konnen.
Wie es vom Arzt vorhergesagt worden war, hatte Hewlitt tatsachlich nichts gespurt. Es blieb nur eine kleine Einstichstelle in der Armbeuge zuruck, wo die Blutprobe entnommen worden war. Er legte sich entspannt im Bett zuruck, beschlo? aber, bis zum Mittagessen wach zubleiben, indem er die anderen Patienten beobachtete und ihnen zuhorte, sofern sie sich innerhalb des Empfangsbereich seines Translators befanden. Verglichen mit der blinden, fast panischen Angst, die er tags zuvor noch empfunden hatte, war er von der wachsenden Neugier uberrascht, die er plotzlich gegenuber seinen Mitpatienten verspurte.
Hewlitt hatte keine Ahnung, wieviel Zeit verstrich, weil er es als zu anstrengend empfand, den Unterarm zu heben, um einen Blick auf die Armbanduhr zu werfen. Eigentlich fuhlte er sich ziemlich wohl und geno? den Umstand, keine Schmerzen zu haben. Doch plotzlich legte sich ein dichter Nebelschleier uber die Station und versperrte ihm die Sicht auf die anderen Betten. Je undurchdringlicher dieser Nebel wurde, desto leiser wurden auch die Gerausche auf der Station, und dann nahm er nur noch das blinkende rote Licht und den schrillen Piepton wahr, die vom Me?gerat auf seiner Brust ausgingen. Kurz darauf sah er, wie sich Oberschwester Leethveeschi uber ihn beugte und in den Kommunikator schrie: »Bett Nummer zwanzig, Klassifikation DBDG-Terrestrier! Seit etwa zwei