Lokalanasthetikums routinema?ig injiziert wird, damit der Eingriff schmerzfrei erfolgt. Die genauen Zeitablaufe und au?eren Umstande haben wir mittlerweile nachvollzogen, bisher jedoch ohne Ergebnis, und das bedeutet, da? wir woanders nach der Ursache suchen mussen. Es sei denn… Sie bekommen ubrigens wieder etwas mehr Farbe im Gesicht, Patient Hewlitt. Wie fuhlen Sie sich jetzt?«

Wie ich mich fuhle? Am liebsten wurde ich dich auf der Stelle erwurgen, du Pfeife! fluchte Hewlitt in Gedanken und sagte dann laut: »Gut, Doktor.«

»Das bestatigen auch die Me?daten«, merkte Leethveeschi an.

»In dem Fall sorgen Sie bitte dafur, da? die Uberwachung durch das Sensorenme?gerat aufrechterhalten wird und da? sich das Reanimationsteam in Reichweite aufhalt, damit es innerhalb von zwei Minuten reagieren kann«, ordnete Medalont an, wobei er einen nach dem anderen ansah. »Und kummern Sie sich darum, da? sich der Patient ersteinmal sammelt, bevor er die nachste Mahlzeit zu sich nimmt. Haben Sie keine Angst, Patient Hewlitt, was immer Ihnen auch fehlt, wir werden es herausfinden und dafur sorgen, da? Sie wieder gesund werden. Aber jetzt lassen wir Sie erst einmal allein.«

»Nicht ganz allein«, widersprach Braithwaite. »Ich wurde namlich gern mit dem Patienten noch ein paar Worte wechseln.«

»Wie Sie wunschen, Lieutenant«, willigte der Chefarzt ein, bevor er und die beiden Assistenzarzte sich zuruckzogen. Leethveeschi und die hudlarische Schwester verweilten noch am Bett.

»Sie sollten sich davor huten, etwas zu unternehmen, was unseren Patienten beunruhigen konnte!« ermahnte die Illensanerin Lieutenant Braithwaite in dem typisch autoritaren Ton einer Oberschwester. »Und Sie sollten auch nichts fragen oder sagen, was moglicherweise einen weiteren Notfall auslosen konnte.«

Lieutenant Braithwaite blickte abwechselnd die erboste Chloratmerin und die klotzige, extrem kraftige Gestalt der Hudlarerin an und entgegnete dann lachelnd: »Ich kann Ihnen beiden versichern, da? ich das niemals wagen wurde.«

Als sie allein waren, setzte er sich auf die Bettkante. »Mein Name ist Braithwaite, und ich bin von der Abteilung fur ET-Psychologie«, stellte er sich Hewlitt vor. »Fur mich ist es eine nette Abwechslung, mal mit jemandem reden zu durfen, der die normale Anzahl an Gliedma?en und sonstigen Organen hat.«

Hewlitt hatte immer noch das Gefuhl, als wurde er am liebsten jemanden erwurgen oder wenigstens verbal angreifen, aber dieser Typ hatte nichts gesagt oder getan, was ihn zu einem geeigneten Kandidaten seiner Rachegeluste gemacht hatte. Noch nicht. Deshalb ignorierte er den Psychologen einfach und lie? seinen Blick uber die Station in Richtung des Personalraums schweifen, bis er auf Leethveeschis Gestalt haftenblieb.

»Woran denken Sie gerade?« erkundigte sich Braithwaite, als die Stille unangenehm zu werden begann, und fugte gleich darauf lachelnd hinzu: »Istdas die Art Frage, die Sie von mir erwartet haben?«

»Im Gegensatz zu den anderen haben Sie mich nicht mit Patient Hewlitt angesprochen«, antwortete Hewlitt und blickte den Psychologen mi?trauisch an. »Haben Sie das bewu?t gemacht, oder weil Sie nicht glauben, da? mir etwas fehlt und ich deshalb kein richtiger Patient bin? Oder haben Sie meinen Namen vergessen?«

»Sie mussen mich auch nicht Lieutenant oder Braithwaite nennen«, antwortete der Psychologe, und erneut trat Schweigen ein.

»Also gut, ich werde Ihre Frage beantworten«, gab sich Hewlitt schlie?lich geschlagen. »Ich denke an diese grauenhafte Oberschwester und uberlege, wie ich mich bei ihr dafur entschuldigen kann, da? ich sie falsch eingeschatzt habe, und wie ich mich bedanken kann, da? sie mir das Leben gerettet hat.«

Braithwaite nickte. »Ich wurde sagen, da? Sie bereits die richtigen Worte gefunden haben, und alles, was sie tun sollten, ist, es Leethveeschi genauso zu erzahlen, wie Sie es eben mir erzahlt haben.«

Aus irgendeinem Grund fiel es Hewlitt schwer, seine Wut diesem Mann gegenuber aufrechtzuerhalten. »Sie sind hier, um mir klarzumachen oder mich davon zu uberzeugen, da? meine ganzen Probleme rein psychischer Natur sind. Das ist mir schon oft passiert. Von fruhester Jugend an hat man versucht, mir diesen Unsinn einzureden. Also lassen Sie uns keine Zeit mehr damit vergeuden, uns gegenseitig Nettigkeiten an den Kopf zu werfen.«

»Das habe ich auch uberhaupt nicht vor«, widersprach Braithwaite, wobei er auf der Bettkante das Gewicht verlagerte und so eng heranruckte, da? er sich mit einem Arm uber Hewlitts Oberschenkel hinweg abstutzen mu?te. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich hier sitze? Oder ware es Ihnen lieber, wenn ich mich wieder zurucksetze oder aufstehe?«

»Ich furchte mich nur vor Extraterrestriern, wenn sie mir zu nahe kommen«, antwortete Hewlitt. »Passen Sie nur auf, da? Sie sich nicht auf meine Beine setzen.«

Braithwaite nickte. Hewlitts Anwort auf die hofliche und scheinbarunschuldige Frage machte deutlich, da? ihn die Nahe eines Terrestriers nicht angstigte. Diese Tatsache war fur die psychologische Arbeit sehr nutzlich, weil dadurch ein moglicher Problembereich bereits ausgeschlossen wurde. Durch jahrelange Erfahrung wu?te Hewlitt, was der Lieutenant vorhatte, und der wiederum war wahrscheinlich intelligent genug, um zu wissen, da? er von seinem Patienten durchschaut wurde.

»Wir beide wissen, da? Ihr Fall kompliziert ist«, fuhr Braithwaite fort und schielte dabei auf Hewlitts Sensorenme?gerat. »Sie machen den Eindruck, vollig gesund zu sein, obwohl Sie unter einer periodisch auftretenden und unerklarlichen Krankheit leiden, die sogar, sollte der Herzstillstand ein Symptom sein, lebensgefahrlich ist. Wir wissen auch, da? sich eine ernste korperliche Erkrankung entsprechend auf die Psyche auswirken kann und umgekehrt, selbst wenn zunachst einmal keine offensichtliche Verbindung erkennbar ist. Ich mochte gern diese Verbindung finden und identifizieren, falls es uberhaupt eine gibt.«

Braithwaite wartete, bis Hewlitt schlie?lich argwohnisch nickte, bevor er weitererzahlte: »Normalerweise wird jemand in dieses Krankenhaus eingeliefert, weil er, sie oder es krank oder verletzt ist. Das Problem und die klinische Behandlung stehen zumeist von Anfang an fest, und die hier beschaftigten Arzte konnen die Einrichtungen des fuhrenden Krankenhauses der Foderation nutzen, um die Patienten zu behandeln und sie in den meisten Fallen wieder gesund nach Hause zu schicken. Wenn dem Problem allerdings eine psychologische Komponente zugrunde liegt, dann mu? man eben… «

»… daruber reden«, beendete Hewlitt den Satz.

»Richtig, wobei es mir als Psychologen allerdings besser zu Gesicht steht, wenn ich zuhore«, schrankte Braithwaite ein. »Deshalb hoffe ich auch, da? Sie gleich das Reden ubernehmen. Sie sollten damit beginnen, alle ungewohnlichen Begebenheiten oder Umstande zu beschreiben, an die Sie sich erinnern konnen, bevor die ersten Beschwerden auftraten. Erzahlen Sie mir, wie Sie als Kind damals uber Ihre Situation gedacht haben, und nicht, wie sich Ihre Arzte und Angehorigen spater daruber geau?ert haben. Also,nur zu, Sie erzahlen, und ich hore zu.«

»Sie wollen, da? ich Ihnen alles uber den Zeitraum berichte, in dem ich nicht krank

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