einem Partner zusammenschlie?en mu?te. Andererseits konnte ihre Selbstbeurteilung durchaus richtig sein, so da? eine mogliche anfangliche Verwirrung nicht besonders lange anhalten wurde.»Ich hatte mehr Lust, ein neues Spiel zu lernen, als Ihnen eins beizubringen«, schlug er deshalb vor. »Au?erdem habe ich nicht daran gedacht, terrestrische Spielkarten von der Erde mitzubringen.«
»Das ware weiter nicht schlimm. Wenn man irgendwelche Karten haben mochte, kann Leethveeschi sie aus dem Freizeitbereich anfordern«, informierte ihn Bowab. Dann langte er in die Tasche einer kurzen Schurze, die das einzige Kleidungsstuck war, das er trug, und holte daraus einen dicken Packen Spielkarten hervor. »So sind wir auch immer an unsere Sachen gekommen. Also, wir werden erst einmal ein paar Ubungsspiele machen, bei denen wir mit aufgedeckten Karten spielen, damit Sie wissen, wie es funktioniert. Lassen Sie uns keine Zeit verlieren, Morredeth. Rutschen Sie etwas weiter nach oben, und machen Sie uns Platz zum Spielen.«
Die Kelgianerin wickelte sich zu einem noch engeren S zusammen, so da? das untere Bettende frei war, dann drehte sie den kegelformigen Kopf und den Oberkorper zur Seite, bis ihre kurzen Arme uber der Spielflache baumelten. Bowab, Horrantor und Hewlitt waren bereits startklar, als die Tralthanerin sagte:
»Da hinten kommt Leethveeschi auf uns zugesteuert. Was kann sie denn um diese Tageszeit von uns wollen. Ist bei einem von Ihnen die Medikamenteneinnahme fallig?«
»Guten Tag, Patient Hewlitt«, begru?te ihn die Oberschwester und blieb dabei so stehen, da? sie ihn durch die Spalte zwischen Horrantor und Bowab hindurch ansehen konnte. »Ich freue mich, da? Sie mit anderen Patienten Bekanntschaft geschlossen haben und gemeinsam mit ihnen Karten spielen. Lieutenant Braithwaite wird bestimmt auch sehr zufrieden sein, wenn er davon hort.
Trotzdem mu? ich Sie auf eine Krankenhausregelung hinweisen, die sich auf diverse Gruppen- oder Freitzeitaktivitaten bezieht«, fuhr sie fort. »Spiele durfen nur der geistigen Ubung oder auch Zerstreuung dienen und nicht der personlichen Bereicherung. Auf keinen Fall darf um Geld, um Foderationswahrung oder Schuldscheine irgendwelcher Art gespieltwerden. Sie befinden sich hier inmitten einer Horde zivilisierter Raubtiere, Patient Hewlitt, und der Gedanke, der mir dazu automatisch einfallt, wird wohl am besten durch die terrestrische Redensart ›ein Schaf unter Wolfen sein‹ beschrieben. Bitte versuchen Sie also nicht, sich beim Spielen zu sehr aufzuregen, weil Ihr Sensorenme?gerat sonst womoglich einen klinischen Notfall meldet. Ach so, diese Dinger hier konnten Sie vielleicht zum Spielen gebrauchen…«
Eine grune, formlose Hand wuhlte in einer Tasche, die an der Au?enflache von Leethveeschis Schutzhulle angebracht war, und zog eine kleine Plastikschachtel heraus, die sie direkt neben Hewlitt aufs Bett warf.
»… sie werden von Ihrer Spezies unter anderem dazu benutzt, um zwischen den Zahnlucken haftende Essensreste zu entfernen. Bestimmt finden Sie eine andere Verwendung dafur. Viel Gluck.«
Nachdem die Oberschwester gegangen war, fand Bowab als erster seine Stimme wieder.
»Eine ganze Schachtel mit Zahnstochern!« rief er. »Wir drei mu?ten uns eine halbe Schachtel teilen. Hewlitt, Sie sind ein Millionar!«
11. Kapitel
Scremman war gar nicht so kompliziert, wie Hewlitt zunachst befurchtet hatte, obwohl es sich um ein Spiel mit funfundsiebzig Karten und funf Farben handelte; jeweils funfzehn Karten pro Farbe mit individuellen Symbolen – blaue Halbmonde, rote Speere, gelbe Schutzschilde, schwarze Schlangen und grune Baume. Die hochsten Karten waren die ›Herrscherin‹ oder der ›Herrscher‹, der jeweilige ›Ehepartner‹ sowie der ›Erbe‹, gefolgt von den Karten zwolf bis eins. Im Gegensatz zu den terrestrischen Spielen, wo das As seines Wissens immer die hochste Karte war, war die Eins - die ›Arme‹, wie sie genannt wurde – die niedrigste. Wenn man allerdings gleichzeitig eine Zwolf derselben Farbe hatte, konnte man damit die drei hohen ›Herrscherkarten‹ ubertrumpfen.
Wie ihm die anderen erklarten, habe das Spiel durchaus historische und sozialpolitische Wurzeln. So stelle der Zusammenschlu? der niedrigsten und der hochsten Nichtherrscherkarte einen Volksaufstand, eine Palastrevolution und in der heutigen Zeit eine erfolgreiche kollektive Machtubernahme dar. Drei, vier oder funf Karten mit derselben Zahl und verschiedenen Farben hatten besondere Werte, und wenn man au?erdem eine Zehn in der Hand hatte, ubertraf man damit zwei Herrscherkarten eines Mitspielers. Es gab noch etliche andere Kombinationen aus Zahlen und Symbolen, mit denen man den Wert von Karten oder Kartenkombinationen eines Gegners ubertrumpfen oder vermindern konnte, doch Hewlitt glaubte nicht, allzu lange zu brauchen, um auch diese zu lernen.
Wahrend der ersten drei Runden konnte sich jeder Spieler eine Extrakarte geben lassen, mu?te aber jedesmal dafur eine andere ablegen, und danach mu?te er die Karten vom Geber, dem sogenannten Spielverwalter, durch Erhohen des Einsatzes kaufen. Spieler, die keine Extrakarten kauften, hatten entweder ein schlechtes Blatt und wollten kein Geld zum Fernster hinauswerfen, oder sie hatten ein sehr gutes und wollten sich nicht beirren lassen.Au?erdem wurde die ganze Geschichte dadurch erschwert, da? jeder Spieler zwei kleine Stapel von jeweils bis zu drei verdeckt abgelegten Karten hatte. Nur der Spieler selbst wu?te, welcher Haufen zum standigen Ablegen diente und welcher, falls erforderlich, bei Beendigung des Spiels wieder in die Hand genommen werden wurde. Durch das genaue Beobachten der Korpersprache eines Gegenspielers war es durchaus moglich, den echten Stapel zum Ablegen ausfindig zu machen, wobei man allerdings stets bedenken mu?te, da? diesbezuglich auch gern geblufft wurde.
»Wahrend der ersten paar Spiele werden wir Sie noch schonend behandeln und Sie auf Ihre Fehler hinweisen«, merkte Horrantor mit einem unubersetzbaren Gerausch an, das wahrscheinlich einem tralthanischen Lachen entsprach. »Ich denke, da? Sie jetzt die Regeln gut genug beherrschen und wir beginnen konnen.«
»Aber noch nicht gut genug, um bereits auch mit dem Schummeln beginnen zu konnen«, meinte Bowab, wahrend er dichter ans Bett heranruckte.
»Ach ja, das Schummeln, das hatte ich fast vergessen«, pflichtete ihm die Tralthanerin bei. »Sie mussen immer daran denken, da? Ihre Gegner versuchen werden, Sie zu betrugen. Das bedeutet, da? sie auch korperliche Vorteile auf jede nur denkbare Art Ihnen gegenuber ausnutzen werden, und sei es auch noch so unfair. Wenn ich beispielsweise so neben Ihnen stehe, dann kann ich, obwohl Sie es bisher wahrscheinlich noch gar nicht bemerkt haben, eins meiner Auge so zur Seite ausstrecken, da? ich Ihnen direkt in die Karten sehen kann. Au?erdem konnen die Duthaner ihr Sehscharfe genau auf ein Objekt einstellen, in diesem Fall sind es Ihre Augen, wenn es in einer bestimmten Entfernung verharrt. Ihre Karten werden klar und deutlich in Ihren Augen widergespiegelt, insbesondere die Karten, die Sie in der Hand halten, deshalb sollten Sie die Sicht Ihres Gegners blockieren, indem Sie die Augen zusammenkneifen und durch Ihre komischen Haarfransen an den Randern der oberen und unteren Verschlu?klappen hindurchblinzeln. Es werden noch geschicktere Methoden angewandt, umjemanden zu betrugen, aber am Anfang werden wir Ihnen die Moglichkeit bieten, sie wahrzunehmen, damit Sie entsprechend darauf reagieren konnen.«
»D… danke, ich… ich