»Schlu? jetzt mit dem Gerede! Lassen Sie uns endlich anfangen!« fuhr Morredeth ungeduldig dazwischen.
Die nachsten zwei Stunden vergingen sehr schnell, bis die hudlarische Schwester kam und ankundigte, da? jetzt das Abendessen serviert werde.
»Wenn Sie sich weiter unterhalten oder ihre Aktivitaten fortsetzen wollen, konnen Sie ja zusammen an dem Tisch vor dem Personalraum essen«, schlug sie vor. »Sonst werden die Mahlzeiten direkt zu Ihren jeweiligen Betten gebracht. Na, was ist?«
Horrantor, Bawob und Morredeth riefen sofort im Chor, in den auch Hewlitt mit leichter Verzogerung einstimmte: »Am Tisch!«
»Sind Sie sich wirklich sicher, Patient Hewlitt?« erkundigte sich die Schwester erstaunt. »Sie verfugen nur uber geringe Erfahrungen im Umgang mit fremden Spezies, und wenn Sie die anderen zum ersten Mal am Tisch essen sehen, konnte das bei Ihnen ein gewisses Unbehagen auslosen. Oder haben Sie zuvor schon einmal mit Fremdweltlern zusammen gegessen?«
»Nein, noch nie, aber ich mochte unsere Unterhaltung nicht unterbrechen«, antwortete Hewlitt. »Au?erdem bin ich mir sicher, da? es mir nichts ausmachen wird, Schwester.«
»Der Trick dabei ist, nicht auf die Teller der anderen zu gucken, sondern nur auf den eigenen«, riet ihm Horrantor.
Als die Tabletts kamen, konnte es sich Hewlitt nicht verkneifen, auf die Teller der anderen zu schielen und fand, da? deren Essen zwar unappetitlich aussah, aber keineswegs eklig. Am meisten irritierte ihn der Anblick von Horrantor, die riesige Mengen gekochter Pflanzen - sie hatte mindestens die sechsfache Korpermasse eines Terrestriers und verschlang logischerweise riesige Portionen davon – in eine Offnung hineinschob, die er niemals als einen Mund identifiziert hatte. Morredeth war ebenfalls einePflanzenfresserin, und sie gab enorm laute Gerausche von sich, wahrend sie eine Auswahl knackiger und undefinierbarer Rohkost zerschnipselte. Was Bowab a?, konnte er nicht sagen, wenngleich von seinem Teller ein merkwurdig wurziger Geruch ausging.
Daruber hinaus entging Hewlitt naturlich nicht, da? die drei Aliens nie auf seinen Teller schauten, und er fragte sich, ob es sich dabei nur um gute Manieren handelte oder ob der Anblick seines synthetischen Steaks und der Pilze womoglich eine noch schlimmere Wirkung auf sie hatte.
Als sie zu Ende gegessen hatten, stellten die anderen drei die Tabletts auf den Essenswagen zuruck, und deshalb tat Hewlitt es ihnen gleich. Zwar wu?te er nicht, ob sie es deshalb taten, um dem Pflegepersonal Zeit und Arbeit zu ersparen oder um schnell den Tisch fur das nachste Spiel abzuraumen, doch hielt er es so oder so fur eine gute Idee.
Wahrend Bowab, der Gesamtsieger des vorherigen Spiels, die Karten austeilte, sagte Hewlitt: »Sie sind als Spieler wirklich alle ganz schon hinterhaltig, wenn nicht sogar bosartig. Ich wurde nicht gerade behaupten, da? die letzten drei Spiele fur mich zufriedenstellend verlaufen sind. Ich habe schon die Halfte meiner Zahnstocher verloren. Das ist gemein!«
»Sehen Sie das Ganze einfach als eine Art unfreiwillig gezahltes Lehrgeld an«, schlug Bowab vor. »Deshalb sollten Sie lieber gute Miene zum wirklich bosen Spiel machen.«
selbst wenn ich welche sehen wurde.«
»Wie uns nicht entgangen ist, haben Sie seit Ihrer Einlieferung das physiologische Klassifikationssystem der Bibliothek studiert, das zur Identifizierung und Beschreibung der Burger der Foderation dient, wozu auch einige grundlegende Informationen uber das gesellschaftliche Verhalten gehoren. Wahrend des letzten Spiels sind Sie sehr schnell dahintergekommen, welchen Kartenhaufen ich zum Ablegen benutzt habe. Entweder sind Sie zu bescheiden, Hewlitt, oder Sie sind gar nicht so dumm, wie Sie tun, und fuhren uns alle gehorig an der Nase herum.«
»Demnach haben Sie bereits gelernt, da? bei Scremman wahrend der Spielpausen auch eine psychologische Komponente eine gewisse Rolle spielt«, mischte sich Horrantor ein. »Sie machen wirklich gute Fortschritte.«
»Und sollte ich auch lernen, mich von Komplimenten dieser Art nicht entwaffnen zu lassen?« erkundigte sich Hewlitt in scherzhaftem Ton.
»Selbstverstandlich sollten Sie das«, pflichtete ihmBowab bei.
Hewlitt lachte erneut und sagte: »Wurde ich also meine Unkenntnis auf diesem Gebiet zugeben, ware dadurch meine Position nicht einmal geschwacht, weil das Eingestandnis als ein moglicher Bluff angesehen werden konnte, durch den ich meine vermeintlich vorhandenen Fahigkeiten nur verbergen will, richtig? Aber was machen Sie mit jemandem wie Morredeth? Sie ist doch mit Sicherheit benachteiligt, weil sie nicht lugen kann, oder?«
»Kelgianisches Bluffen oder Tricksen bedeutet, da? die wahren Absichten durch Schweigen geheimgehalten werden. Wir mussen versuchen herauszufinden, was sie denkt, indem wir ihr Fell beobachten. Fur einen Nichtkelgianer sind solche Gefuhlsregungen allerdings sehr schwer zu deuten.«
Bowab sah erst Horrantor und dann wieder Hewlitt an und gab einen knurrenden Laut von sich, der nicht ubersetzt wurde. Hewlitt war sich zwar nicht sicher, aber er hatte das Gefuhl, als ob der Duthaner ihn vor etwas zu warnen versuchte.»Als ich ein Kind war, kannte ich eine pelzige Kreatur so gut, da? ich erahnen konnte, was sie dachte oder zumindest was sie fuhlte«, erzahlte Hewlitt. »Manchmal konnte ich sie sogar zum Spielen bringen, obwohl sie eigentlich schlafen wollte, und hin und wieder stimmte sie mich ihrerseits um, damit ich das tat, was sie wollte.
Dieses Wesen war eine Katze. Das ist ein terrestrisches Haustier, das sich auch auf der Erde entwickelt hat. Im Prinzip gehorte diese Katze meinen Eltern, obwohl man bei ihrem Benehmen eigentlich das Gegenteil hatte vermuten mussen. Es war ein sehr hubsches Tier mit schwarzem Fell, ahnlich wie Bowabs, nur die Pfoten, die Brust und ein kleiner Fleck unter dem Kinn waren wei?. Wenn sie wutend oder angstlich war, richtete sich ihr Fell auf, wodurch sie gro?er und furchteinflo?ender aussah. Dabei handelte es sich um eine instinktive Reaktion aus einer Zeit, als Katzen noch wild lebten. Schon bald lernte sie aber auch subtilere Methoden, sich bemerkbar zu machen.