gegenuber dem anderen Geschlecht unmoglich zu verbergen. Wenn beispielsweise ein Kelgianer oder eine Kelgianerin fur jemand anderen ein starkes Interesse empfindet, das aber nicht erwidert wird, hat er oder sie die Moglichkeit, auf einen Versuch zu bestehen, den anderen so lange zu beeinflussen, bis dieser auf seine Gefuhle reagiert oder seine Zuneigung jemand anderem zuwendet. Diejenigen, die durch ihre Beharrlichkeit Erfolg haben, sind normalerweise die besten Lebenspartner. Hat Ihnen denn die psychologische Behandlung nicht dabei geholfen, Ihre Scheu eventuell zu uberwinden und eine normale Paarung einzugehen?«
»Nein«, antwortete Hewlitt.
Zum ersten Mal, seit er es mit Kelgianern zu tun gehabt hatte, sah er, wie das Fell beinahe vollig reglos war, jedoch nur fur einen kurzen Moment, bevor es sich um so sturmischer bewegte.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Morredeth. »Diese Situation mu? sehr frustrierend fur Sie sein.«»Ja.«
»Vielleicht kann Ihnen der Chefarzt ja helfen«, versuchte ihn Morredeth trotz ihrer Ehrlichkeit zu beruhigen. »Wenn Medalont Ihr Problem nicht beheben kann, wurde er das als eine personliche Beleidigung ansehen. Ganz gleich wie ernst eine Krankheit oder Verletzung auch ist, das Orbit Hospital hat den Ruf, alles und jeden zu heilen. Nun ja, fast jeden.«
Fur einen Augenblick starrte Hewlitt auf das Fell der Kelgianerin, das sich in wellenformigen Strudeln bewegte, als ware es ein brodelndes Quecksilberbad, dann sagte er: »Der Chefarzt hat zwar meinen Krankenbericht, aber bisher hat er mich noch nicht nach meinem unfreiwilligen Zolibat gefragt. Vielleicht glaubt er wie der Universitatspsychologe, da? sich das ganze Problem nur in meinem Kopf abspiele. Aber die Beschwerden waren… und sind nicht schmerzhaft, solange ich den korperlichen Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht vermeide.
Als sich allmahlich herausstellte, da? der Psychologe kein Stuck weiterkam«, fuhr Hewlitt fort, wahrend er ein Auge auf die wachsende Erregung von Morredeths Fell warf, »behauptete er, ich wurde mich nur stur weigern, auf seine psychotherapeutischen Behandlungsmethoden anzusprechen. Mir wurde geraten, mein Leben von nun an lieber ohne weibliche Gesellschaft zu verbringen, was ich mir nach Meinung des Psychologen insgeheim wahrscheinlich sowieso wunschte. So etwas komme zwar selten vor, schade aber nicht der Gesundheit. In der Vergangenheit hatten das bereits viele hochangesehene Leute getan und bedeutende Beitrage zur Philosophie und Wissenschaft geleistet, indem sie ihr eheloses Leben der Religion widmeten, als Schriftsteller und Lehrer tatig waren oder ihr sexuelles Verlangen durch wissenschaftliche Forschung kompensiert hatten…« Er hielt inne, weil sowohl Morredeths Korper als auch ihr Fell zusehends in Bewegung gerieten. Die darunterliegenden Muskelbander zogen sich abwechselnd krampfartig zusammen und losten sich wieder, so da? sich die Kelgianerin unter wilden Zuckungen hin und her wand und gegen das Bett prallte.»Was ist mit Ihnen?« erkundigte sich Hewlitt besorgt. »Soll ich die Schwester rufen?«
»Nein«, widersprach die Kelgianerin, wobei ihr Oberkorper auf den Boden zu rollen drohte. »Ich will nur nicht, da? Sie sich noch weiter auf solch torichte Art und Weise in meine Belange einmischen.«
Hewlitt uberlegte, ob er die Sichtblenden hochziehen sollte, damit das Bett vom Personalraum aus zu sehen ware, doch dann fiel ihm ein, da? Morredeths Bett wahrscheinlich auch mit einer Kamera uberwacht wurde. »Ich wollte Ihnen doch nur helfen«, entschuldigte er sich, wahrend er den sich krummenden Korper der Kelgianerin angstlich beobachtete.
»Warum machen Sie so etwas Grausames?« verlangte Morredeth zu wissen. »Wer hat Sie damit beauftragt, so etwas mit mir zu machen?«
»Ich… ich verstehe Sie nicht«, stammelte er verwirrt. »Was habe ich denn Schlimmes gesagt?«
»Sie sind kein Kelgianer, und deshalb konnen Sie auch nicht ganz verstehen, welche seelischen Verletzungen Sie mir zugefugt haben. Zuerst haben Sie davon erzahlt, wie Sie Ihr pelziges Haustier gestreichelt haben, und sich dann fur Ihr unsensibles Verhalten entschuldigt. Jetzt reden Sie uber sich selbst und wie unmoglich es fur Sie ist, eine Lebensgefahrtin zu finden, dabei ist doch ganz offensichtlich, da? Sie in Wirklichkeit von mir und meinen Problemen sprechen. Sie mussen dazu von jemandem aufgefordert worden sein. Als Lioren fruher versuchte, so etwas mit mir zu machen, habe ich die Ohren einfach dichtgemacht. Wer hat Sie darum gebeten, so mit mir zu reden? Lioren? Braithwaite? Der Chefarzt? Und warum?«
Zuerst verspurte er den Drang, alles zu leugnen, aber das ware unfair gewesen, denn Kelgianer konnten weder selbst lugen, noch wurden sie damit rechnen, belogen zu werden. Entweder sollte er nichts sagen oder die Wahrheit erzahlen.
»Die hudlarische Schwester hat mich darum gebeten, mit Ihnen zu reden«, gestand er schlie?lich ein. »Sie wollte aber nicht…«»Aber die Hudlarerin ist doch gar keine Psychologin!« unterbrach ihn Morredeth emport. »Wie konnte sie so etwas Schreckliches tun? Sie hat sich unqualifiziert verhalten, und sie hat mit meinen Gefuhlen gespielt. Ich werde dieses ungehorige Verhalten dem Chefarzt melden.«
Hewlitt versuchte, die aufsteigende Wut der Kelgianerin zu besanftigen: »Alle Personen, die ich bisher kennengelernt habe, hielten sich insgeheim fur gute Psychologen, ob nun mit oder ohne Ausbildung…«
»Nein, ich habe eine unbandige Wut!« fuhr ihn Morredeth an.
Wenn man die Spezies der Patientin berucksichtigte, dann mu?te man ihre Worte als die reine, wenn auch subjektive Wahrheit ansehen, dachte Hewlitt, und wahrend er die wachsende Erregung des sich heftig bewegenden Fells und Korpers beobachtete, uberlegte er, ob es sich dabei um die kelgianische Ausdrucksform einer ruden Geste handeln konnte.
»Sie durfen auf die hudlarische Schwester nicht so wutend sein«, versuchte er Morredeth zu besanftigen. »Sie hat mir erzahlt, Lioren habe mit Einwilligung des Chefarztes angeordnet, Ihre Beruhigungsmittel fur die Nacht zu reduzieren, damit Sie mehr Zeit mit sich allein verbringen konnen. Man erhofft sich dadurch, da? Sie auf diese Weise mehr uber sich nachdenken und besser mit sich ins Reine kommen konnen. Um diesen Proze? voranzutreiben, wurde dem jeweiligen Klinikpersonal untersagt, sich wahrend der Nacht mit Ihnen zu unterhalten, abgesehen von den wenigen Worten, die wahrend der routinema?igen Uberprufung Ihrer Lebenszeichen notwendig sind. Die hudlarische Schwester war bezuglich dieser Behandlungsweise anderer Meinung, traute sich aber nicht, sich den Anordnungen ihrer Vorgesetzten zu widersetzen, obwohl sie sich gro?e Sorgen um Ihren zu erwartenden Kummer macht. Als sie dann von mir erfuhr, da? ich mich bei Ihnen fur die Vorfalle beim Kartenspielenentschuldigen wollte, bat sie mich, mit Ihnen zu sprechen.
Sie hat mir nicht gesagt, woruber ich reden soll, au?er da? ich versuchen solle, Sie von Ihren Problemen abzulenken. Leider ist mir das offensichtlich nicht gelungen, aber das war mein Fehler, und die Hudlarerin tragt keinerlei Schuld an meinem unsensiblen Verhalten und Ihrem Zorn.«
»Dann werde ich das Fehlverhalten der Schwester auch nicht melden«, sagte Morredeth. »Trotzdem bin ich