kranke Planetenzivilisationen zu heilen.
Um so uberraschender kam es deshalb fur die Leute des Monitorkorps, da? Lonvellin eines Tages mit ihnen Verbindung aufnahm, um ihnen per Hyperraumfunk mitzuteilen, da? er den von ihm gesuchten Planeten endlich gefunden habe und er dringend Hilfe benotige.
Die Verhaltnisse, die er auf dem betreffenden Planeten laut eigenerAussage vorgefunden hatte, grenzten sowohl in soziologischer als auch in medizinischer Hinsicht an Barbarei. Was die medizinische Seite anging, brauchte er dringend Unterstutzung, bevor er die vielen gesellschaftlichen Krankheiten wirkungsvoll bekampfen konnte, von denen dieser in jeder Hinsicht wirklich kranke Planet befallen war. Au?erdem bat er, ihm einige Angehorige der physiologischen Klassifikation DBDG zu schicken, insbesondere Terrestrier, um diese als eine Art Spione einzusetzen. Die Einheimischen gehorten namlich derselben Klassifikation an und waren allen fremdartigen Lebensformen gegenuber entsetzlich feindlich gesinnt – ein Umstand, durch den Lonvellins Aktivitaten ganz offensichtlich am meisten behindert wurden.
Lonvellins Bericht zufolge hatte er zunachst den Planeten wahrend mehrerer Umkreisungen beobachtet, wobei er per Translator verschiedene Sender abgehort hatte. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, da? dieser Planet, den die Bewohner Etla nannten, fruher einmal eine wohlhabende Kolonie gewesen war, die sich durch die Einwirkung vieler verschiedener Krankheiten zuruckentwickelt hatte, von denen mehr als funfundsechzig Prozent der Bevolkerung infiziert waren.
Das Vorhandensein eines kleinen und immer noch betriebsbereiten Raumflughafens bedeutete, da? ihm die erste und gewohnlich schwierigste Aufgabe eigentlich hatte stark erleichtert werden mussen – namlich die Einheimischen zu bewegen, einem Alien zu vertrauen, der fur sie buchstablich vom Himmel gefallen war und dessen Anblick sie moglicherweise in Angst und Schrecken versetzt hatte -, da die Bewohner Etlas offenbar darauf eingestellt waren, von au?erplanetarischen Wesen Besuch zu erhalten.
Lonvellins Plan war, die Rolle eines nicht besonders aufgeweckten Wesens aus einer anderen Welt zu spielen, das angeblich wegen dringend anstehender Reparaturarbeiten zu einer Notlandung gezwungen worden war. Fur die Wiederinstandsetzung seines Raumschiffs wollte er die Etlaner um verschiedene vollig absonderliche und wertlose Reparaturhilfsmittel aus Metalloder Gesteinsresten bitten und so tun, als wurde es ihm ungeheuerschwerfallen, den Etlanern verstandlich zu machen, was er genau benotigte. Fur diesen Ramsch beabsichtigte er, ihnen dann im Austausch au?erst nutzliche und wertvolle Gegenstande zu geben, mit denen die etwas findigeren Etlaner schon bald etwas wurden anfangen konnen.
Zwar erwartete Lonvellin, wahrend dieser Phase schamlos ausgebeutet zu werden, das war ihm aber egal, denn seiner Uberzeugung nach wurde sich die Lage allmahlich andern – anstatt ihnen immer wertvollere Gegenstande zu geben, wollte er ihnen seine noch wertvolleren Dienste anbieten, namlich als Lehrer zum Beispiel. Danach hatte er vor, sie wissen zu lassen, da? die technischen Voraussetzungen auf Etla nicht ausreichend seien, um das Schiff zu reparieren, und uber kurz oder lang wurden sich die Einheimischen an den Dauergast gewohnt haben. Schlie?lich wurde alles nur noch eine Frage der Zeit sein, und davon hatte Lonvellin ja bekanntlich genug.
»…fur ein solch extrem langlebiges und hochintelligentes Wesen wie Lonvellin war alles praktisch nichts anderes als ein spannendes Spiel mit variablen Regeln, das er in der Vergangenheit schon viele Male hochst erfolgreich bestritten hatte«, fuhr Stillman fort. »Das Schone an diesem Spiel war, da? sich alle Beteiligten als Gewinner wahnen konnten; also sowohl die betroffenen Planetenbevolkerungen als auch Lonvellin, da er sich deren Dank sicher sein konnte. Bei dieser Unternehmung hatten sich die Dinge fur Lonvellin jedoch in eine vollig falsche, fast fatale Richtung entwickelt. Kaum war er in der Nahe einer Kleinstadt gelandet, war er im Nu durch die notwendig gewordene massive Anwendung verschiedenster Verteidigungstechniken viel zu sehr in Anspruch genommen worden, als da? er irgend etwas anderes hatte unternehmen konnen…«
Ohne zu wissen, warum diese raumfahrterfahrene Spezies au?erplanetarischen Wesen gegenuber derart feindlich gesinnt war, war Lonvellin in dieser Situation ein weiteres Vorgehen unmoglich, und da er zu diesem Zeitpunkt allein nicht mehr weiterwu?te, bat er um terrestrische Hilfe. Aufgrund des ungewohnlich hohen Krankheitsbefalls der Bevolkerung au?erte er au?erdem den Wunsch, Chefarzt Conway, der ihneinst im Orbit Hospital behandelte hatte, als Berater mitzuschicken. Kurz darauf traf ein Monitorkreuzer mit Erstkontaktspezialisten und Conway an Bord ein, um sich zunachst einmal ein eigenes Bild von der Lage zu machen und erst dann entsprechend einzugreifen.
Schlie?lich entschlo? sich das Monitorkorps, bei der Kontaktaufnahme mit den Etlanern zwei verschiedene Methoden gleichzeitig anzuwenden. Bei der einen Vorgehensweise rusteten sich ein paar ausgebildete Linguisten und Arzte nach einer unbemerkten Landung mit Translatoren aus, die sie unter einheimischer Kleidung verborgen hielten, so da? aufgrund der tauschend echt wirkenden au?erlichen Ahnlichkeit keine weitere Tarnung notwendig war. Probleme mit der Betonung oder der einheimischen Sprechweise wurden gemeistert, indem die Agenten so taten, als hatten sie einen Sprachfehler. Wenn man stotterte oder eine auf Etla durchaus ubliche Krankheit im Rachen oder an der Zunge vorschutzte, konnte man den Dialekt namlich kaum identifizieren.
Bei der zweiten Methode landete die
Sobald sich das Gesprach aus irgendeinem Anla? um das so fremdartig und furchterregend aussehende Wesen namens Lonvellin drehte, gaben sich die Monitore vollig ahnungslos und au?erten sich dazu stets nur in hochst gema?igtem Ton.
Doch die bei weitem wichtigsten Informationen stammten von den Agenten. Diese fanden namlich schon sehr bald heraus, da? die Etlaner Angst vor Lonvellin hatten, weil man ihnen beigebracht hatte, da? alle au?erplanetarischen Wesen Krankheiten ubertrugen. Die erste medizinische Lektion, die samtliche raumreisende Zivilisationen lernen, namlich da? die Lebensformen des Planeten X nicht von den Krankheitserregern des Planeten Y befallen werden und sich verschiedenartige Spezies generell mit ihren Krankheiten gegenseitig nicht anstecken konnen, war ihnen also vorenthalten worden.
Und das mit voller Absicht!
»Zumindest war ihre ungeheure und kaum zu bremsende Angst, sich neue Infektionen zuzuziehen, durchaus verstandlich, weil Etla ein wirklich furchtbar kranker Planet war«, fuhr Stillman fort. »Damals war Etla eine Kolonie in der siebzehnten Generation, die zwar weitraumig, aber nur dunn besiedelt war und in der seit etwa hundert