und durfte nicht gestort werden. Aber Hewlitt hatte die Gelegenheit, sie alle genau anzusehen; Patienten und Krankenpfleger gleicherma?en, und das sehr eingehend und in weit mehr Zeit, als er gebraucht hatte, um sie als ehemalige Wirte ausschlie?en zu konnen. Sein letzter Besuch galt einer Tralthanerin und einem Duthaner, die am E?tisch fur ambulante Patienten Scremman spielten. Noch wahrend er sie ansprach, hatte er sie als ehemalige Wirtskorper bereits ausgesondert.

»Sie sind doch Horrantor und Bowab, nicht wahr?« begru?te er die beiden. »Geht es Ihnen gut?«

»Ach, demnach mussen Sie Patient Hewlitt sein, richtig?« erkundigte sich die Tralthanerin. »Meine Gliedma?e heilt, danke der Nachfrage, und Bowab geht es sehr gut, sowohl gesundheitlich als auch bei diesem verflixten Spiel hier. Wie schon, Sie mal wiederzusehen. Erzahlen Sie uns was von sich. Haben die Arzte herausgefunden, was Ihnen fehlt?«

»Ja«, antwortete Hewlitt, und er wahlte die Worte mit Bedacht, als er fortfuhr: »Ich habe keine Beschwerden mehr und fuhle mich gesundheitlich sehr gut. Aber wie man mir gesagt hat, handelte es sich bei mir um einhochst ungewohnliches Krankheitsbild. Deshalb wurde ich darum gebeten, noch eine Weile hierzubleiben und dabei zu helfen, ein paar letzte offene Fragen bezuglich meines Falls zu klaren. Das bei der mir geleisteten Hilfe abzulehnen ware mir sehr schwer gefallen.«

»Sind Sie demnach jetzt so etwas wie ein gesundes Versuchsexemplar?« erkundigte sich Bowab mit besorgter Stimme. »Das klingt aber gar nicht gut. Hat man denn mit Ihnen irgend etwas Schlimmes angestellt?«

Hewlitt lachte. »Nein, und alles ist nur halb so tragisch, wie es sich vielleicht anhort. Ich habe jetzt mein eigenes Quartier im Personalbereich. Das ist zwar nur ein kleines Zimmer, das normalerweise von zweiNidianern bewohnt wird, aber ich kann mich im ganzen Krankenhaus frei bewegen, solange der Padre bei mir ist. Er ist namlich sozusagen mein Aufpasser, damit ich mich nicht verlaufe oder von jemandem uberfahren werde. Ich soll mich mit Leuten unterhalten und deren Fragen beantworten. Das ist alles, was man von mir will.«

»Sie sind schon immer ein merkwurdiger Patient gewesen, aber das, was Sie uber Ihre Genesung berichten, kommt mir noch merkwurdiger vor«, bemerkte Bowab.

»Jetzt mal im Ernst!« sagte Horrantor energisch. »Wenn Sie lediglich mit Leuten reden und deren Frager beantworten, dann reden diese vermutlich auch mit Ihnen oder unterhalten sich in Ihrer Gegenwart miteinander. Erzahlen Ihnen diese Leute aus Versehen oder aus Unkenntnis daruber, da? Sie nicht dem Klinikpersonal angehoren, auch Sachen, die Sie eigentlich nicht wissen sollten? Wenn das der Fall ist und es Ihnen gestattet ist, Fragen zu beantworten, wurden Sie dann auch eine unserer Fragen beantworten?«

Das klingt aber schon etwas ernster als die normale Wi?begier eines Patienten nach dem neuesten Krankenhaustratsch, dachte Hewlitt, und er hielt es fur angebracht, Vorsicht walten zu lassen.

»Wenn es mir moglich ist, klar«, antwortete er.

»Horrantor ist gemein und hinterhaltig, und sie la?t ihrer Phantasie wiedereinmal freien Lauf«, mischte sich Bowab erneut ein. »Deshalb schlagt sie mich auch andauernd beim Scremmanspielen. Wir haben zufallig einiges von dem mitbekommen, woruber sich die Schwestern unterhalten haben. Sobald sie aber bemerken, da? wir zuhoren, stellen sie ihre Gesprache sofort ein. Wahrscheinlich handelt es sich nur um ganz gewohnlichen Tratsch, wie er unter Personalangehorigen ublich ist, oder vielleicht auch nur um ein absolutes Mi?verstandnis unsererseits, weil wir lediglich ein paar Gesprachsfetzen mitbekommen haben… Moglicherweise steckt aber doch mehr dahinter, und das macht uns wirklich Sorgen.«

»Gegen Klatsch und Tratsch ist sicherlich nichts einzuwenden, solange alles in Grenzen bleibt und keine unnotigen Angste geschurt werden. Also, wie lautet nun Ihre Frage?«

Einen Moment lang blickten sich Bowab und Horrantor schweigend an, dann sagte der Duthaner: »Nach dem, was mir die Oberschwester vor ungefahr zehn Tagen erzahlt hat, hatte ich langst fur die restliche Genesungsphase in ein Krankenhaus meines Heimatplaneten verlegt werden mussen. Wegen der gro?en Nachfrage nach den einmaligen medizinischen Einrichtungen des Orbit Hospitals wird hier eigentlich nie unnutze Zeit mit Patienten vergeudet, die einigerma?en wiederhergestellt sind. Als ich aber gestern Leethveeschi gefragt habe, warum ich immer noch hier sei und ob sie mir irgend etwas verheimliche, hat sie mir geantwortet, da? zur Zeit kein geeignetes Transportmittel zur Verfugung stehe, das mich nach Hause bringen konne, und da? es keine gesundheitlichen Probleme fur mich gebe, um die ich mir Sorgen machen musse.

Fast zur selben Zeit, also vor knapp zwei Wochen, hat Chefarzt Medalont den Auszubildenden an Horrantors Bett einen Vortrag gehalten«, fuhr Bowab fort. »Er erzahlte den Anwesenden, da? die Patientin soweit wiederhergestellt sei, um umgehend entlassen werden zu konnen. Das hatte eigentlich binnen weniger Tage geschehen sollen, weil die Besatzungsmitglieder der meisten Versorgungs- und Transportschiffe, die manchmal vier- oder funfmal in der Woche hierherkommen, einersauerstoffatmenden Warmbluterspezies angehoren und laut Foderationsgesetz dazu verpflichtet sind, die Mehrheit der transportfahigen warmblutigen Sauerstoffatmer unterzubringen. Bedenken Sie, da? Traltha und Dutha zentrale Handelswelten sind, die praktisch fur alle direkt auf dem Weg liegen. Aber die Begrundung, die Leethveeschi Horrantor fur deren Aufenthaltsverlangerung genannt hatte, war genau dieselbe, die sie mir gegeben hatte, da? namlich hinsichtlich der fur mich erforderlichen Umweltbedingungen kein geeignetes Transportmittel zu Verfugung stehe.«

»Vergessen Sie nicht, ihm uber die Notfallubung zu berichten«, erinnerte ihn Horrantor.

»Nein, ganz bestimmt nicht«, erwiderte Bowab. »Also, vorgestern ist namlich ein zwanzig Mann starkes Wartungsteam uber unsere Station hergefallen. Leethveeschi hat das Ganze als eine Evakuierungsubung fur den Notfall deklariert. Dabei trennten die Wartungsleute erst einmal die Betten der am ernsthaftesten erkrankten Patienten von den Wandbefestigungen und rusteten die Gestelle mit zusatzlichen Sauerstoffbehaltern und Gravitationsgittern aus. Dann wurden luftdichte Schutzzelte verteilt und man transportierte uns von der Station zu dem Gang, der zur Schleuse funf fuhrt, bis man uns schlie?lich wieder zuruckbrachte. Leethveeschi stoppte die Zeit und ermahnte die Wartungsleute, da? der ganze Ablauf schneller werden musse. Danach entschuldigte sie sich bei uns fur die Unannehmlichkeiten und sagte, da? wir unser Spiel fortsetzen konnten und uns ansonsten keine Sorgen zu machen brauchten. Noch wahrend die Leute des Wartungsdienstes die Station verlie?en und sich uber den unverschamten Ton der Oberschwester beklagten und vor allem uber den ungerecht hohen Leistungsstandard, den ihre Vorgesetzten von ihnen verlangten, obwohl es eine Katastrophenubung dieses Ausma?es seit ungefahr zwanzig Jahren nicht mehr gegeben habe, konnten wir einige merkwurdige Wortfetzen aufschnappen, die uns sehr beunruhigt haben.

Also lautet unsere Frage: Was genau verheimlichen die vor uns?« beendete Bowab seine Ausfuhrungen.

»Ich wei? es nicht…«, antwortete Hewlitt und fugte leise hinzu:»…jedenfalls nicht genau.«

Das entsprach durchaus der Wahrheit. Dennoch erinnerte er sich an die Ruckreise mit der Rhabivar und an die Warnmeldung, die von der Anmeldezentrale gesendet worden war; namlich da? alle Raumschiffe vorlaufig au?erhalb der inneren Leitbaken in Position zu gehen hatten, wenn sie keine Verletzten beforderten, die dringend versorgt werden mu?ten. Als Grund war ein nicht naher bestimmtes

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