Bowl entfernt. Er hatte ein winziges Hinterzimmer.

»Man musste diese Pension >Die Mullkippe< nennen«, sagte er zu Jill. »Sie sollten die Sonderlinge sehen, die hier wohnen. Alle sind fest davon uberzeugt, dass sie es noch schaffen, ganz gro? im Showgeschaft herauszukommen.«

Genau wie wir, dachte Jill.

Die Einrichtung von Alans Zimmer bestand aus einem Bett, einer Kommode, einem Stuhl und einem kleinen, wackligen Tisch. »Ich warte nur darauf, dass ich in meinen Palast ziehen kann«, erklarte Alan.

Jill lachte. »Genau wie ich.«

Alan wollte sie in die Arme nehmen, doch sie erstarrte. »Bitte nicht.«

Er sah sie einen Augenblick an und sagte sanft: »Okay«, und Jill war plotzlich verlegen. Was tat sie denn im Zimmer dieses Mannes? Sie wusste die Antwort. Sie war verzweifelt einsam. Sie hungerte danach, mit jemandem sprechen zu konnen, hungerte danach, die Arme eines Mannes um sich zu fuhlen, der sie hielt und sie ermutigte und ihr sagte, dass alles wunderbar werden wurde. Es war so lange her. Sie dachte an David Kenyon, aber das war in einem anderen Leben, in einer anderen Welt. Sie verlangte so sehr nach ihm, dass es schmerzte. Etwas spater, als Alan Preston seine Arme wieder um Jill legte, schloss sie die Augen, und es war David, der sie kusste und auszog und sie umarmte.

Jill verbrachte die Nacht bei Alan, und ein paar Tage danach zog er zu ihr in ihr kleines Apartment.

Alan Preston war der unkomplizierteste Mann, den Jill je kennengelernt hatte. Er war unbekummert und locker, nahm jeden Tag, wie er kam, und sorgte sich nicht im Geringsten um das Morgen. Wenn Jill uber seine Art Leben mit ihm diskutieren wollte, sagte er: »Erinnerst du dich an >Be-gegnung in Samarra<? Wenn es passieren soll, passiert es. Das Schicksal findet dich. Du brauchst es nicht zu suchen.«

Alan blieb noch lange, nachdem Jill gegangen war, um Arbeit zu suchen, im Bett. Wenn sie nach Hause kam, sa? er in einem bequemen Sessel, las oder trank mit Freunden Bier. Er brachte kein Geld nach Hause.

»Du bist damlich«, sagte eine von Jills Freundinnen zu ihr. »Er teilt dein Bett, trinkt deinen Schnaps. Schmei? ihn raus.«

Aber Jill tat das nicht.

Zum erstenmal verstand Jill Harriet, verstand alle ihre Freundinnen, die sich verzweifelt an Manner klammerten, die sie nicht liebten.

Es war die Angst vor dem Alleinsein.

Jill war arbeitslos. In ein paar Tagen war Weihnachten, und sie war bei ihren letzten paar Dollar angelangt. Aber sie musste ihrer Mutter ein Weihnachtsgeschenk schicken. Alan loste das Problem. Er war eines

Morgens fruh weggegangen, ohne zu sagen, wohin. Als er zuruckkehrte, sagte er zu Jill: »Wir haben einen Job.«

»Was fur einen?«

»Spielen, naturlich. Wir sind Schauspieler, nicht wahr?«

Jill schaute ihn von plotzlicher Hoffnung erfullt an. »Ist das dein Ernst?«

»Naturlich. Ich habe einen Freund getroffen, der Filmregisseur ist. Er beginnt morgen mit einem Film. Es sind Rollen fur uns beide drin. Pro Person hundert Piepen, fur nur einen Tag Arbeit.«

»Das ist ja gro?artig!« rief Jill aus. »Hundert Dollar!« Damit konnte sie ihrer Mutter wunderschonen englischen Wollstoff fur einen Wintermantel kaufen und genug ubrigbehalten, um fur sich eine elegante Handtasche zu erstehen.

»Es ist allerdings nur ein kleiner Filmemacher. Es wird in irgendeiner Garage gedreht.«

Jill sagte: »Was konnen wir verlieren? Es ist eine Rolle.«

Die Garage lag im Suden von Los Angeles, in einem Bezirk, der innerhalb einer Generation seine Exklusivitat verloren hatte und auf ein Mittelklasse-Niveau herabgesunken war.

Sie wurden von einem kleinen dunkelhautigen Mann an der Tur begru?t, der Alan die Hand gab und sagte: »Hast es geschafft, Kumpel? Gro?artig.«

Er wandte sich Jill zu und pfiff anerkennend durch die Zahne. »Du hast nicht ubertrieben, Kumpel. Sie kann sich sehen lassen.«

Alan sagte: »Jill, das ist Peter Terraglio. Jill Castle.«

»Sehr erfreut!« sagte Jill.

»Pete ist der Regisseur«, erklarte Alan.

»Regisseur, Produzent, Cheftellerwascher. Ich mache ein bisschen von allem. Kommt rein.« Er fuhrte sie durch die leere Garage in einen Anbau, in dem einst Dienstboten untergebracht gewesen sein mochten. Vom Korridor gingen zwei Schlafzimmer ab. Die Tur zu dem einen stand offen. Als sie naher kamen, konnten sie das Gerausch von Stimmen horen. Jill ging zur Tur, blickte hinein und blieb erschrocken und unglaubig stehen.

Mitten im Zimmer lagen vier nackte Menschen auf einem Bett; ein Schwarzer, ein Mexikaner und zwei Madchen, eines wei? und eines schwarz. Ein Kameramann leuchtete die Szene aus, wahrend eines der Madchen den Mexikaner leckte. Das Madchen machte eine kurze Pause und sagte atemlos: »Los, los, du Schwanz. Werd hart.«

Jill fuhlte sich einer Ohnmacht nahe. Sie drehte sich in der Tur rasch um und wollte zuruckgehen, spurte aber, wie ihre Beine nachgaben. Alan hatte seinen Arm um sie gelegt und stutzte sie.

»Alles in Ordnung?«

Sie konnte ihm nicht antworten. Sie hatte rasende Kopfschmerzen, und ihr Magen drohte zu rebellieren.

»Warte hier«, befahl Alan.

In einer Minute war er mit einem Glas mit roten Pillen und einer Flasche Wodka wieder da. Er nahm zwei Pillen heraus und gab sie Jill. »Mit denen wirst du dich besser fuhlen.«

Jill steckte die Pillen in den Mund, ihr Kopf hammerte.

»Spul es mit dem da hinunter«, sagte Alan zu ihr.

Sie gehorchte.

»Hier.« Alan gab ihr noch eine Pille. Sie schluckte sie mit Wodka. »Du musst dich einen Augenblick hinlegen.«

Er fuhrte Jill in das leere Schlafzimmer, und sie legte sich auf das Bett. Sie konnte sich nur langsam bewegen. Die Pillen begannen zu wirken. Ihr wurde allmahlich besser. Die gallenbittere Flussigkeit kam ihr nicht mehr hoch.

Funfzehn Minuten spater verschwanden die Kopfschmerzen. Alan gab ihr noch eine Pille. Ohne nachzudenken, schluckte Jill sie. Sie nahm noch einen Schluck Wodka. Es war so ein Segen, dass der Schmerz verschwand. Alan benahm sich seltsam, bewegte sich um das Bett herum. »Setz dich ruhig hin«, sagte sie.

»Ich sitze ganz ruhig.«

Jill fand das komisch und brach in Lachen aus. Sie lachte, bis ihr die Tranen das Gesicht herunterliefen. »Was – was waren das fur Pillen?«

»Gegen deine Kopfschmerzen, Liebling.«

Terraglio schaute herein und sagte: »Wie geht's uns? Alles in Ordnung?«

»Alles – alles in bester Ordnung«, murmelte Jill.

Terraglio sah Alan an und nickte. »Funf Minuten«, sagte er und eilte davon.

Alan beugte sich uber Jill, streichelte ihre Brust und ihre Schenkel, hob ihren Rock und griff ihr zwischen die Beine. Es fuhlte sich wunderbar aufregend an, und Jill wollte ihn plotzlich in sich haben.

»Hor zu, Baby«, sagte Alan, »ich wurde dich nie bitten, etwas Schlechtes zu tun. Aber liebe mich einfach. Das tun wir sowieso, nur dass wir dieses Mal dafur bezahlt werden. Zweihundert Piepen; Und sie gehoren dir ganz allein.«

Sie schuttelte den Kopf, aber es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie ihn von der einen Seite zur anderen bewegen konnte. »Das konnte ich nicht tun«, sagte sie undeutlich.

»Warum nicht?«

Sie musste sich konzentrieren, um sich zu erinnern. »Weil ich – ich ein Star werde. Kann keine Pornofilme machen.«

»Mochtest du, dass ich mit dir schlafe?«

»O ja! Ich will dich haben, David.«

Alan wollte etwas sagen, dann grinste er. »Klar, Baby. Ich will dich auch. Komm.«

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