die Auseinandersetzung vor. Cissy wurde sich nach all diesen Jahren sicherlich nicht an eine Ehe klammern wollen, die nur noch eine leere Hulle war. Er wurde ihr alles geben, was sie -

Er horte, wie Cissys Wagen gestartet wurde, und dann das Kreischen von Reifen, als er die Auffahrt hinunterschoss. David rannte zur Eingangstur und blickte hinaus. Cissys Maserati raste auf die Landstra?e zu.

Hastig stieg David in seinen Wagen, lie? den Motor an und folgte Cissy die Auffahrt hinunter.

Als er die Landstra?e erreichte, verschwand ihr Wagen gerade in der Entfernung. Er trat aufs Gaspedal. Der Maserati war schneller als Davids Rolls-Royce. Er gab noch mehr Gas: 105… 120… 135 km/h. Ihr Wagen war nicht mehr in Sichtweite.

150… 165… immer noch nichts von ihr zu sehen.

Er erreichte eine kleine Anhohe, und da sah er den Wagen wie ein winziges Spielzeugauto um eine Kurve schie?en. Die Reifen schienen kaum noch den Boden zu beruhren, der Wagen schlingerte gefahrlich uber die Landstra?e, fing sich dann wieder und erreichte die nachste Kurve. Doch plotzlich schoss er uber den Stra?enrand hinaus, wurde in die Luft katapultiert, uberschlug sich und landete auf einem Feld.

David zog den wie leblosen Korper gerade noch aus dem Wagen, bevor der geborstene Benzintank Feuer fing.

Es war sechs Uhr am nachsten Morgen, als der Chefarzt den Operationssaal verlie? und zu David sagte: »Sie wird es schaffen.«

Jill erreichte den See kurz vor Sonnenuntergang. Sie fuhr dicht an das Wasser heran, stellte den Motor ab und lauschte auf das Rauschen des Windes in der Luft. Ich wei? nicht, wann ich je so glucklich gewesen bin, dachte sie. Und dann korrigierte sie sich: Doch, hier, mit David. Und sie erinnerte sich an seinen Korper und wurde beinahe bewusstlos vor Verlangen. Was immer ihr Gluck zerstort hatte, es zahlte nicht mehr. Das hatte sie im selben Augenblick gefuhlt, als sie David gesehen hatte. Er liebte sie noch immer. Sie wusste es.

Sie sah die blutrote Sonne in das ferne Wasser tauchen, und die Dunkelheit brach herein. Sie wunschte, David wurde sich beeilen.

Eine Stunde verstrich, dann zwei, und die Luft wurde kuhl. Sie sa? im Wagen, ganz still. Sie betrachtete den riesigen, am Himmel treibenden Mond. Sie horchte auf die Nachtgerausche ringsum und sagte sich: David wird kommen.

Sie sa? die ganze Nacht so da, und am Morgen, als die Sonne den Horizont zu farben begann, lie? sie den Wagen an und fuhr heim nach Hollywood.

24.

Jill sa? vor ihrem Frisiertisch und musterte ihr Gesicht im Spiegel. Sie entdeckte ein kaum sichtbares Faltchen im Augenwinkel und runzelte die Stirn. Es ist unfair, dachte sie. Ein Mann kann sich einfach gehenlassen. Er kann graues Haar, einen Spitzbauch und ein Gesicht wie eine Landkarte haben, niemand findet etwas dabei. Aber wenn eine Frau auch nur eine winzige Falte hat… Sie begann ihr Make-up aufzutragen. Bob Schiffer, Hollywoods Star unter den Maskenbildnern, hatte ihr einige Tricks beigebracht. Sie trug eine flussige Grundierung anstelle des Puders auf, den sie fruher benutzt hatte. Puder trocknete die Haut aus, wahrend die Grundierung sie feucht hielt. Als nachstes konzentrierte sie sich auf ihre Augenpartie, trug das Make-up unter den Augen drei oder vier Schattierungen heller auf als das ubrige, um die Augenringe abzudecken, verteilte ein wenig Lidschatten, um die Augen zu betonen, befestigte dann sorgfaltig falsche Wimpern uber ihren eigenen und bog sie nach oben. Sie burstete ein wenig Mastix auf ihre eigenen und die falschen Wimpern, um so die Augen noch gro?er erscheinen zu lassen. Dann tupfte sie zarte Punkte auf das Unterlid. Danach trug Jill Lippenstift auf und puderte die Lippen, ehe sie eine zweite Schicht Lippenstift auftrug. Auf die Wangen kam ein wenig Rouge, bevor sie sich puderte, wobei sie die Partien um die Augen aussparte, wo der Puder die schwachen Faltchen nur noch hervorheben wurde.

Jill setzte sich im Sessel zuruck und prufte die Wirkung im Spiegel. Sie

sah hinrei?end aus. Eines Tages wurde sie zum Klebetrick greifen mussen, aber das hatte Gott sei Dank noch viele Jahre Zeit. Jill kannte altere Schauspielerinnen, die zu dieser Tauschung griffen. Sie befestigten winzige Klebestreifen dicht unter ihrem Haaransatz, an denen Faden befestigt waren, die sie um den Kopf banden und unter ihrem Haar verbargen. Mit deren Hilfe sollte die erschlaffte Gesichtshaut gestrafft werden, eine Art Gesichts-Lifting ohne die Kosten und den Schmerz eines chirurgischen Eingriffs. Ahnlich ging man vor, um Hangebruste zu kaschieren. Ein um die Brust gelegter und weit oben befestigter Klebestreifen ermoglichte eine einfache Losung dieses Problems. Jills Bruste waren noch fest.

Nachdem sie ihr weiches, schwarzes Haar gekammt hatte, sah sie noch einmal in den Spiegel, warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stellte fest, dass sie sich beeilen musste.

Sie hatte eine Besprechung wegen der »Toby-Temple-Show«.

25.

Eddie Berrigan, der Besetzungschef fur Tobys Show, war verheiratet. Einer seiner Freunde stellte ihm dreimal in der Woche sein Apartment zur Verfugung. Einer der Nachmittage war fur Berrigans Geliebte reserviert, die anderen beiden fur das, was er als »altes Talent« und »neues Talent« bezeichnete.

Jill Castle war ein »neues Talent«. Mehrere Kollegen hatten Eddie erzahlt, dass Jill phantastische Vorspiele kannte und auch sonst nicht untalentiert war. Eddie war scharf darauf, sie auszuprobieren. Jetzt war eine Rolle in einem Sketch zu besetzen, die genau das richtige fur sie war. Fur diese Rolle brauchte man nur sexy auszusehen, ein paar Satze zu sprechen und abzugehen.

Jill las Eddie vor, und er war zufrieden. Sie war keine Kate Hepburn, aber das verlangte auch niemand. »Sie konnen die Rolle haben«, sagte er.

»Danke, Eddie.«

»Hier ist Ihr Text. Die Proben beginnen morgen fruh Punkt zehn. Seien Sie punktlich und haben Sie Ihren Text parat.«

»Selbstverstandlich.« Sie wartete.

»Ah – wie war's mit einer Tasse Kaffee heute nachmittag?«

Jill nickte.

»Ein Freund von mir hat ein Apartment im Allerton.«

»Ich wei?, wo es ist«, sagte Jill.

»Apartment sechs D. Drei Uhr.«

Die Proben verliefen glatt. Es wurde eine gute Show werden. Zu den Hauptattraktionen gehorten ein gro?artiges Tanzensemble aus Argentinien, eine Rock-and-Roll-Band, ein exzellenter Zauberer und ein beruhmter Gesangsstar. Nur Toby Temple war nicht anwesend. Jill sprach Eddie Berrigan darauf an. »Ist er krank?«

Eddie brummte: »Das Fu?volk probt, wahrend der alte Toby sich amusiert. Er wird zur Aufnahme aufkreuzen und dann verduften.«

Toby Temple erschien Sonnabend fruh und rauschte wie ein Konig ins Atelier. Aus einer Ecke des Studios beobachtete Till, wie er, seine drei Handlanger, Clifton Lawrence und zwei abgetakelte Komiker im Gefolge, hereinkam. Der Auftritt erfullte Jill mit Verachtung. Sie wusste alles uber Toby Temple. Er war krankhaft selbstgefallig und prahlte, wie es hie?, damit, dass er mit jeder hubschen Schauspielerin in Hollywood im Bett gewesen sei. Keine hatte ihm bisher einen Korb gegeben. O ja, Jill wusste Bescheid uber den gro?en Toby Temple.

Der Regisseur, ein reizbarer, nervoser Mann namens Harry Durkin, stellte Toby die Mitwirkenden vor. Mit den meisten hatte Toby bereits gearbeitet. Hollywood war ein Dorf, und die Gesichter wurden einem bald vertraut. Jill Castle war Toby noch nie begegnet. Sie sah in ihrem beigefarbenen Leinenkleid schon, kuhl und elegant aus.

»Und was spielen Sie, Su?e?« fragte Toby.

»Ich bin im Astronauten-Sketch, Mr. Temple.«

Er schenkte ihr ein warmes Lacheln und sagte: »Meine Freunde nennen mich Toby.«

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