David konnte gar nicht an sein Gluck glauben.

»Das ist – das ist wundervoll«, brachte er stammelnd heraus. »Ich hoffe, du und der Arzt, ihr werdet glucklich sein.«

»Oh, es ist nicht der Doktor«, erwiderte Cissy. »Es ist jemand, der hier eine kleine Plantage hat. Er sieht genauso aus wie du, David. Der einzige Unterschied ist der, dass er mich liebt.«

Das Knattern des Funkgerats unterbrach seine Gedanken. »Lear Drei Alpha Papa, hier ist die Los Angeles Anflug-Kontrolle. Alles klar fur den Anflug auf Landebahn funfundzwanzig links. Hinter Ihnen folgt eine United Sieben-Null-Sieben. Nach der Landung rollen Sie bitte zur Rampe rechts von Ihnen.«

»Okay.« David begann herunterzugehen, und sein Herz fing an zu klopfen. Er war auf dem Weg zu Jill, um ihr zu sagen, dass er sie noch immer liebe, und um sie zu bitten, ihn zu heiraten.

Er durchquerte die Flughafenhalle, als er an einem Zeitungsstand voruberkam und die Schlagzeile las:

TOBY TEMPLE HEIRATET SCHAUSPIELERIN.

Er las die Geschichte zweimal, drehte sich dann um und ging in die Flughafen-Bar. Er war drei Tage lang betrunken und flog dann nach Texas zuruck.

28.

Es waren Flitterwochen wie aus dem Bilderbuch. Toby und Jill flogen in einem Privat-Jet nach Las Hadas, wo sie Gaste der Patinos auf ihrem marchenhaften Besitz waren, der aus dem mexikanischen Dschungel und dem Strand herausgemei?elt schien. Man gab den Jungverheirateten eine Privatvilla, umgeben von Kakteen, Hibiskus- Strauchern und Bougainvilleas in den leuchtendsten Farben, wo exotische Vogel ihnen die ganze Nacht Standchen brachten. Sie verbrachten zehn Tage mit Ausflugen, Jachtfahrten und Einladungen zu Parties. Sie wurden im Le- gazpi mit den kostlichsten Speisen verwohnt und schwammen in Su?wasser-Pools. Jill kaufte in den exquisiten Boutiquen am Plaza ein.

Von Mexiko flogen sie nach Biarritz, wo sie im Hotel du Palais wohnten, dem eindrucksvollen Palast, den Napoleon III. fur seine Kaiserin

Eugenie bauen lie?. Die Hochzeitsreisenden spielten im Casino, gingen zu den Stierkampfen und zum Fischen und liebten sich die ganze Nacht.

Von der baskischen Kuste fuhren sie ostwarts nach Gstaad, rund tausend Meter uber dem Meer im Berner Oberland gelegen. Sie machten Rundfluge zwischen den Berggipfeln, glitten uber den Mont Blanc und das Matterhorn hinweg. Sie liefen auf Skiern die blendend wei?en Hange hinab, fuhren in Hundeschlitten, gingen zu Fondue-Parties und tanzten. Toby war noch nie so glucklich gewesen. Er hatte die Frau gefunden, die sein Leben vollkommen machte. Er war nicht mehr einsam.

Toby hatte die Flitterwochen ewig weitergehen lassen konnen, aber Jill zog es nach Hause zuruck. Sie war an keinem dieser Orte, auch nicht an diesen Leuten interessiert. Sie fuhlte sich wie eine neugekronte Konigin, die von ihrem Land ferngehalten wird. Jill Castle brannte darauf, nach Hollywood zuruckzukehren.

Mrs. Toby Temple hatte Rechnungen zu begleichen.

DRITTES BUCH

29.

Es gibt einen Geruch, der den Misserfolg begleitet. Es ist ein Gestank, der wie ein Krankheitserreger haftet. So wie Hunde die Angst eines Menschen wittern, spuren die Leute instinktiv, wenn ein Mann auf dem Weg nach unten ist. Ganz besonders in Hollywood.

Jeder wusste, dass Clifton Lawrence erledigt war, noch bevor er selbst es wusste. Man konnte es uberall in seinem Umkreis riechen.

Clifton hatte in der Woche nach ihrer Ruckkehr aus den Flitterwochen weder von Toby noch von Jill etwas gehort. Er hatte ein teures Geschenk geschickt und drei telefonische Nachrichten hinterlassen, die unbeantwortet geblieben waren. Jill. Wer wei?, was sie gesagt hatte, um Toby gegen ihn einzunehmen, doch Clifton wusste, dass er einen Waffenstillstand erwirken musste. Er und Toby bedeuteten einander zuviel, als dass jemand zwischen sie treten durfte.

Clifton fuhr eines Morgens, als er wusste, dass Toby im Studio sein wurde, zu ihrem Haus hinaus. Jill sah ihn die Auffahrt heraufkommen und offnete ihm die Tur. Sie sah verwirrend schon aus, und er sagte es ihr. Sie war liebenswurdig. Sie sa?en im Garten und tranken Kaffee, und sie erzahlte ihm von der Hochzeitsreise und wo sie uberall gewesen waren. Sie sagte: »Es tut mir leid, dass Toby Ihre Anrufe nicht erwidert hat, Cliff. Sie glauben gar nicht, wie es hier zugeht.« Sie lachelte entschuldigend, und da wusste Clifton, dass er sich in ihr geirrt hatte. Sie war nicht sein Feind.

»Ich wunsche mir, dass wir neu beginnen und Freunde werden«, sagte er.

»Danke, Cliff. Ich auch.«

Clifton uberkam ein Gefuhl unendlicher Erleichterung. »Ich mochte eine Dinner-Party fur Sie und Toby geben. Ich werde mir den Gesellschaftsraum vom Bistro reservieren lassen. Sonnabend in einer Woche. Smoking, und hundert Ihrer besten Freunde. Was halten Sie davon?«

»Wunderbar. Toby wird sich freuen.«

Jill wartete bis zum Nachmittag der Party, rief dann an und sagte: »Es tut mir schrecklich leid, Cliff, ich furchte, ich kann am heutigen Abend nicht dabeisein. Ich bin ein wenig mude. Toby meint, ich sollte zu Hause bleiben und mich ausruhen.«

Clifton gelang es, seine Erregung zu beherrschen. »Das tut mir sehr leid, Jill, aber ich verstehe es naturlich. Toby wird doch kommen konnen, nicht wahr?«

Er horte ihren Seufzer durch das Telefon. »Ich furchte, nein, lieber

Freund. Er wurde nie ohne mich irgendwohin gehen. Ich wunsche Ihnen eine nette Party.« Und sie legte auf.

Es war zu spat, die Party abzusagen. Die Rechnung betrug dreitausend Dollar. Aber sie kostete Clifton mehr als das. Er war von seinem Ehrengast, seiner Nummer eins und einzigem Klienten, versetzt worden, und jeder Eingeladene, die Filmbosse, die Stars, die Regisseure, alle Leute, die in Hollywood zahlten, wussten das. Clifton versuchte, es mit der Entschuldigung zu vertuschen, Toby fuhle sich nicht wohl. Er hatte nichts Schlimmeres sagen konnen. Als er am nachsten Nachmittag den Herald Examiner in die Hand nahm, stie? er auf ein Bild von Mr. und Mrs. Toby Temple, aufgenommen am Abend zuvor beim Baseball im Dodgers Stadium.

Clifton Lawrence wusste nun, dass er um seine Existenz kampfte. Wenn Toby ihn fallenlie?, wurde niemand mehr zu ihm kommen. Keine der gro?en Agenturen wurde mit ihm verhandeln, weil er keine Klienten mehr anzubieten hatte; und der Gedanke war unertraglich, alles wieder aus eigener Kraft aufbauen zu mussen. Dazu war es zu spat. Er musste einen Weg finden, Frieden mit Jill zu schlie?en. Er rief Jill an und sagte ihr, dass er zu ihr kommen und mit ihr sprechen wollte.

»Naturlich«, erwiderte sie. »Ich sagte gerade gestern abend noch zu Toby, dass wir Sie in der letzten Zeit viel zu selten gesehen haben.«

»Ich werde in funfzehn Minuten da sein«, versprach Clifton. Er ging zur Hausbar hinuber und goss sich einen doppelten Scotch ein.

Das hatte er in letzter Zeit zu oft getan. Es war eine schlechte Angewohnheit, wahrend eines Arbeitstages zu trinken, aber wem machte er etwas vor? Was fur eine Arbeit? Er erhielt taglich Angebote fur Toby, aber es gelang ihm nicht, den gro?en Mann in den Sessel zu bekommen, geschweige denn, die Angebote mit ihm zu besprechen. Fruher hatten sie uber alles gesprochen. Er erinnerte sich an die herrliche Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, an ihre Tourneen, die Parties und das Lachen und die Madchen. Sie waren wie Zwillinge

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