gewesen. Toby hatte ihn gebraucht, hatte auf ihn gezahlt. Und nun… Clifton goss sich noch etwas ein und sah befriedigt, dass seine Hande nicht mehr so zitterten.

Als Clifton im Haus der Temples eintraf, sa? Jill auf der Terrasse und trank Kaffee. Sie blickte auf und lachelte, als er auf sie zukam. Du bist ein Geschaftsmann, sagte Clifton zu sich selbst. Du musst sie uberzeugen.

»Nett, Sie zu sehen, Cliff. Setzen Sie sich, bitte.«

»Danke, Jill.« Er nahm ihr gegenuber an dem breiten schmiedeeisernen Tisch Platz und musterte sie. Sie trug ein wei?es Sommerkleid, und der Kontrast zu ihrem schwarzen Haar uber der sonnengebraunten Haut war phantastisch. Sie sah junger aus und – er konnte es nur so bezeichnen – in gewisser Weise unschuldig. Sie sah ihn mit warmen, freundlichen Augen an.

»Kann ich Ihnen irgend etwas anbieten, Cliff?«

»Nein, danke. Ich habe gerade erst gefruhstuckt.«

»Toby ist nicht da.«

»Ich wei?. Ich wollte mit Ihnen allein sprechen.«

»Was kann ich fur Sie tun?«

»Meine Entschuldigung annehmen«, bat Clifton eindringlich. Nie in seinem Leben hatte er jemanden um etwas gebeten, und nun befand er sich in der Rolle eines Bittstellers. »Wir – ich bin wohl mit dem linken Fu? aufgestanden. Vielleicht war es mein Fehler. Wahrscheinlich sogar. Toby ist so lange mein Klient und Freund gewesen, dass ich – ich wollte ihn beschutzen. Konnen Sie das verstehen?«

Jill, die braunen Augen fest auf ihn gerichtet, nickte und sagte: »Naturlich, Cliff.«

Er holte tief Luft. »Ich wei? nicht, ob er Ihnen je die Geschichte erzahlt hat, aber ich war es, der Toby den Aufstieg ermoglichte. Als ich ihn zum erstenmal sah, wusste ich sofort, dass er ein gro?er Star werden wurde.« Er sah, dass sie ihm aufmerksam zuhorte. »Ich war damals fur viele bedeutende Klienten tatig, Jill. Ich lie? sie alle sausen, um mich ausschlie?lich Tobys Karriere zu widmen.«

»Toby hat mir erzahlt, wieviel Sie fur ihn getan haben«, sagte sie.

»Wirklich?« Er verachtete sich fur die Begierde in seiner Stimme.

Jill lachelte. »Er erzahlte mir von dem Tag, als er Ihnen vormachte, Sam Goldwyn wurde Sie anrufen, und dass Sie trotzdem hingingen, um sich Toby anzusehen. Das war nett.«

Clifton beugte sich vor und sagte: »Ich mochte nicht, dass irgend etwas die Beziehung zwischen Toby und mir beeintrachtigt. Ich stecke in der Klemme und brauche Sie. Ich bitte Sie, alles zu vergessen, was zwischen uns gewesen ist. Ich bitte um Entschuldigung fur mein Verhalten. Ich glaubte, Toby schutzen zu mussen. Nun, ich hatte Unrecht. Ich glaube, Sie werden eine gro?artige Frau fur ihn sein.«

»Das wunsche ich mir. Von ganzem Herzen.«

»Wenn Toby mich fallenla?t, ich – ich glaube, es wurde mich umbringen. Ich spreche jetzt nicht vom Geschaft. Er und ich haben – er ist wie ein Sohn fur mich. Ich liebe ihn.« Er verachtete sich dafur, aber er horte sich wieder bitten: »Jill, um Himmels willen…« Er brach mit erstickter Stimme ab.

Sie blickte ihn lange mit ihren tiefbraunen Augen an und streckte ihm dann die Hand hin. »Ich hege keinen Groll«, sagte Jill. »Konnen Sie morgen abend zum Dinner kommen?«

Clifton atmete tief ein, lachelte dann glucklich und sagte: »Danke.« Seine Augen waren plotzlich feucht. »Ich – ich werde Ihnen das nie vergessen. Niemals.«

Als Clifton am nachsten Morgen sein Buro betrat, fand er einen Einschreibebrief vor, der ihn davon in Kenntnis setzte, dass seine Mitarbeit nicht mehr benotigt werde und dass er nicht mehr berechtigt sei, Toby Temple als Agent zu vertreten.

30.

Jill Castle war das Aufregendste, was Hollywood seit der Erfindung des Kinos erlebt hatte. In einer Gesellschaft, wo jeder das Spiel von des Kaisers Kleidern spielte, benutzte Jill ihre Zunge wie eine Sense. In einer Stadt, in der die Schmeichelei Grundlage jeder Unterhaltung war, sagte Jill furchtlos ihre Meinung. Sie hatte Toby an ihrer Seite, und sie schwang seine Macht wie eine Keule, attackierte alle wichtigen Studioleiter. So etwas hatten sie noch nicht erlebt. Sie wagten nicht, Jill zu beleidigen, weil sie Toby nicht beleidigen wollten. Er war Hollywoods kreditwurdigster Star, und sie wollten ihn, sie brauchten ihn.

Toby war erfolgreicher denn je. Seine Fernsehshow hielt immer noch Platz eins bei der wochentlichen Einschaltquote, seine Filme brachten enormes Geld, und wenn Toby in Las Vegas spielte, verdoppelten die Kasinos ihre Gewinne. Toby war die hei?este Ware im Showgeschaft. Sie wollten ihn fur Gastrollen, Plattenalben, personliche Auftritte, fur Werbung, Benefizveranstaltungen, Unterhaltungsfilme – sie wollten, sie wollten, sie wollten.

Die wichtigsten Leute in der Stadt uberschlugen sich, um Toby zu gefallen. Sie begriffen schnell, dass der Weg, Toby zu gefallen, uber Jill fuhrte. Sie begann, alle Verabredungen und Termine fur Toby selber zu planen und sein Leben zu organisieren, so dass nur fur diejenigen Raum darin war, die ihr passten. Sie hatte eine unuberwindliche Mauer um ihn errichtet, und nur die Reichen, die Beruhmten und die Machtigen durften passieren. Sie war der Gralshuter. Das kleine polnische Madchen aus Odessa, Texas, empfing und war Gast von Gouverneuren, Botschaftern, beruhmten Kunstlern und dem Prasidenten der Vereinigten Staaten. Diese Stadt hatte ihr Schreckliches angetan. Aber das wurde nie mehr geschehen. Nicht, solange sie Toby hatte.

Die Menschen, die sich wirklich in Schwierigkeiten befanden, waren diejenigen, die auf Jills Abschussliste standen. Sie lag mit Toby im Bett und lie? ihre ganze Sinnlichkeit spielen.

Als Toby entspannt und verausgabt war, schmiegte sie sich in seine Arme und sagte: »Darling, habe ich dir eigentlich schon von der Zeit erzahlt, als ich auf der Suche nach einem Agenten war und zu dieser Frau ging – wie hie? sie doch gleich? – o ja! Rose Dunning. Sie sagte mir, sie habe eine Rolle fur mich, und sie setzte sich auf ihr Bett, um den Text mit mir zu lesen.«

Toby wandte sich um und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Was ist passiert?«

Jill lachelte. »Dumm und unschuldig, wie ich war, fuhlte ich, wahrend ich las, ihre Hand meinen Schenkel hinaufstreichen.« Jill warf den Kopf zuruck und lachte. »Ich war zu Tode erschrocken. Ich bin nie in meinem Leben so schnell gerannt.«

Zehn Tage spater wurde Rose Dunnings Agenturlizenz von der Zulassungskommission der Stadt auf Dauer widerrufen.

Am folgenden Wochenende waren Toby und Jill in ihrem Haus in Palm Springs. Toby lag auf einem Massagetisch im Patio, ein turkisches Handtuch unter sich, wahrend Jill ihm eine lange, entspannende Massage zuteil werden lie?. Toby lag auf dem Rucken, Wattebausche schutzten seine Augen gegen die starken Sonnenstrahlen. Jill massierte seine Fu?e mit einer halbcremigen Lotion ein.

»Du hast mir wahrhaftig die Augen uber Cliff geoffnet«, sagte Toby. »Er war nichts als ein Parasit, der mich aussaugte. Wie ich hore, lauft er in der Stadt herum und versucht, einen Partnerschaftsvertrag zu kriegen. Niemand will ihn haben. Ohne mich kann er sich nicht mal verhaften lassen.«

Jill zogerte einen Augenblick und sagte: »Cliff tut mir leid.«

»Das ist die gottverdammte Schwierigkeit mit dir, Liebling. Du denkst mit dem Herzen statt mit dem Kopf. Du musst harter werden.«

Jill lachelte. »Ich kann nichts dafur. So bin ich eben.« Sie begann, an Tobys Beinen zu arbeiten, ihre Hande strichen mit leichten, seine Sinne weckenden Bewegungen langsam seine Schenkel hinauf. Er bekam eine Erektion.

»O Gott«, stohnte er.

Ihre Hande bewegten sich hoher hinauf, auf Tobys Leisten zu. Sie glitt mit den Handen zwischen seine Schenkel, unter ihn und schob einen cremigen Finger in seinen Anus. Sein Penis wurde steinhart. »Schnell, Baby«, verlangte er. »Leg dich auf mich.«

Sie waren auf See, mit der Jill, dem gro?en Motorsegler, den Toby ihr gekauft hatte. Tobys erste Fernsehshow der neuen Saison sollte am folgenden Tag aufgezeichnet werden.

»Das ist der schonste Urlaub, den ich in meinem ganzen Leben gehabt habe«, sagte Toby. »Ich hasse es, wieder an die Arbeit zu gehen.«

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