braungebrannt aus, und Jennifer fragte sich, ob ihre Phantasie von Adam an einem von Madchen uberfluteten Strand der Wahrheit entsprochen hatte. Er lachelte sie an und ergriff ihre Hand. In diesem Augenblick wu?te sie, da? ihr ganzes System in Sachen Adam und verheiratete Manner ihr nichts nutzen wurde. Sie hatte keine Kontrolle mehr uber sich. Es war, als wurde sie von jemand anderem gefuhrt, der ihr sagte, was sie tun sollte, tun mu?te. Sie konnte nicht erklaren, was mit ihr geschah, denn sie hatte noch nie etwas Ahnliches erlebt. Nenn es Natur, dachte sie. Nenn es Karma. Nenn es das Paradies. Alles, was Jennifer wu?te, war, da? sie in Adam Warners Armen liegen wollte. Es war der starkste Wunsch ihres Lebens. Wenn sie ihn ansah, stellte sie sich vor, wie er mit ihr schlief, wie er sie hielt, wie sein harter Korper auf ihr war, in ihr war, und sie spurte, wie sie rot wurde.
Adam entschuldigte sich: »Es tut mir leid, da? ich Sie so kurzfristig uberfallen habe. Ein Mandant hat eine Verabredung zum Mittagessen abgesagt.«
Jennifer wurde den Mandanten in ihre Nachtgebete einschlie?en.
»Ich habe Ihnen etwas mitgebracht«, sagte Adam. Es war ein wunderschoner, grungoldener Seidenschal. »Er ist aus Mailand.«
Also da war er gewesen. Italienische Frauen. »Er ist sehr schon, Adam, danke.«
»Waren Sie je in Mailand?«
»Nein. Ich habe Bilder vom Mailander Dom gesehen. Er ist sehr eindrucksvoll.«
»Ich halte nicht viel von Stadtrundfahrten. Meine Theorie ist, da? man alle Kirchen kennt, wenn man eine gesehen hat.« Wenn Jennifer spater an dieses Mittagessen dachte, versuchte sie sich daran zu erinnern, woruber sie gesprochen, was sie gegessen hatten, wer am Tisch stehengeblieben war, um Adam zu begru?en, aber alles, was ihr einfiel, war Adams Nahe, seine Beruhrung, sein Aussehen. Es war, als hatte er sie mit einem Bann belegt, und sie war gelahmt, unfahig, ihn zu durchbrechen.
An einem Punkt dachte Jennifer, ich wei?, was ich tun werde. Ich werde mit ihm ins Bett gehen. Einmal. Es kann nicht so uberwaltigend werden wie in meiner Phantasie. Dann werde ich in der Lage sein, mich von ihm zu befreien.
Als ihre Hande sich zufallig beruhrten, war es wie ein elektrischer Schlag. Sie sa?en da, sprachen uber alles und nichts, und ihre Worte hatten keine Bedeutung. Sie waren gefangen in einer unsichtbaren Umarmung, liebkosten einander, liebten sich in entfesselter Leidenschaft, nackt und ausgelassen. Keiner von ihnen hatte die geringste Ahnung, was sie a?en oder sagten. Sie waren besessen von einem anderen, wilderen Hunger, der gro?er und starker wurde, bis sie es beide nicht mehr aushalten konnten.
Mitten wahrend des Essens legte Adam seine Hand auf Jennifers und sagte heiser: »Jennifer...« Sie flusterte: »Ja, la? uns von hier verschwinden.«
Jennifer wartete im uberfullten Foyer, wahrend Adam die Eintragung an der Rezeption erledigte. Sie erhielten ein Zimmer im alten Teil des Plaza-Hotels, oberhalb der 58. Stra?e. Sie nahmen einen der hinteren Fahrstuhle, und es schien Jennifer, da? es eine Ewigkeit dauerte, bis er ihren Stock erreichte. Wenn Jennifer auch unfahig war, sich an irgendein Detail des Essens zu erinnern, so blieb ihr dafur jede Einzelheit ihres Zimmers im Gedachtnis. Noch Jahre spater konnte sie sich die Aussicht, die Farbe der Bezuge und Teppiche, jedes Bild und jedes Mobelstuck vor Augen rufen. Sie erinnerte sich an die Gerausche der Stadt weit unten, die durch das Fenster in den Raum drangen. Die Bilder dieses Nachmittags sollten sie fur den Rest ihres Lebens begleiten. Es war eine verzauberte, vielfarbige Explosion in Zeitlupe. Es war Adam, der sie auszog, es war Adams starker, schlanker Korper im Bett, seine Brutalitat und seine Zartlichkeit. Es war Lachen und Leidenschaft. Aus ihrem Hunger war eine Gier geworden, die nach Befriedigung schrie. In dem Augenblick, in dem Adam sie zu lieben begann, blitzten die Worte hinter Jennifers Stirn auf: Ich bin verloren.
Sie liebten sich wieder und immer wieder, und jedesmal hullte eine beinahe unertragliche Ekstase sie in ein Flammenmeer.
Stunden spater, als sie erschopft nebeneinander lagen, sagte Adam: »Ich fuhle mich, als ware ich das erste Mal in meinem Leben wirklich lebendig.«
Jennifer strich zartlich uber seine Brust und lachte leise. Adam blickte sie verwirrt an und fragte: »Warum lachst du?«
»Wei?t du, was ich mir eingeredet hatte? Da? ich dich vergessen konnte, wenn ich erst mit dir geschlafen hatte.« Er drehte sich um und sah sie an. »Und?«
»Ich habe mich geirrt. Ich fuhle mich, als warst du ein Teil von mir. Oder wenigstens...«, sie zogerte, »als gehorte ein Teil von dir zu mir.« Er wu?te, was sie dachte.
»Wir werden ein Arrangement ausarbeiten«, sagte Adam. »Mary Beth fahrt Montag fur einen Monat mit einer Tante nach Europa.«
14
Jennifer und Adam Warner verbrachten fast jede Nacht miteinander.
Die erste Nacht war er bei ihr in ihrem unbequemen kleinen Appartement, und am Morgen erklarte er: »Wir nehmen uns heute frei und finden eine anstandige Wohnung fur dich.« Zusammen begaben sie sich auf Wohnungssuche, und am spaten Nachmittag unterzeichnete Jennifer einen Mietvertrag in einem neuen Hochhaus am Sutton Place. Das Schild am Eingang des Gebaudes hatte nur zwei Worte aufgewiesen: Alles belegt.
»Warum uberhaupt hineingehen?« fragte Jennifer. »Das wirst du gleich sehen.«
Sie besichtigten ein wunderschones, erlesen eingerichtetes Appartement mit funf Zimmern auf zwei Stockwerken. Es war die luxurioseste Wohnung, die Jennifer je gesehen hatte. Sie umfa?te ein gro?es Schlafzimmer mit Bad im ersten Stock, ein Gasteschlafzimmer mit Bad unten und ein Wohnzimmer mit einer uberwaltigenden Aussicht auf den East River und die Stadt. Eine gro?e Terrasse, eine Kuche und ein E?zimmer vervollstandigten die Wohnung. »Wie gefallt es dir?« fragte Adam.
»Wie es mir gefallt? Ich liebe die Wohnung«, rief Jennifer aus, »aber es gibt zwei kleine Probleme, Liebling. Erstens kann ich sie mir wahrscheinlich nicht leisten. Und zweitens gehort sie schon jemand anderem.«
»Sie gehort unserer Kanzlei. Wir haben sie fur wichtige Klienten auf der Durchreise gemietet. Ich werde dafur sorgen, da? sie eine andere Wohnung suchen.«
»Und die Miete?«
»Darum kummere ich mich.«
»Nein.«
»Das ist Unsinn, Liebling. Ich kann es mir leicht leisten und...«
Sie schuttelte den Kopf. »Du verstehst nicht, Adam. Ich kann dir nichts geben au?er mir. Ich mochte ein Geschenk sein.« Er nahm sie in seine Arme, und sie schmiegte sich an ihn und sagte: »Ich wei? was - ich werde auch noch nachts arbeiten.«
Am Samstag unternahmen sie einen Einkaufsbummel. Adam kaufte Jennifer ein hinrei?endes Seidennachthemd und ein Kleid bei Bonwit Teller, und Jennifer kaufte Adam ein Hemd von Turnbull & Asser. Sie erstanden ein Schachspiel bei Gimbel's und einen Kasekuchen bei Junior's in der Nahe von Abraham & Straus. Sie kauften einen Fortnum & Mason-Plumpudding bei Altmann's und Bucher bei Doubleday. Dann a?en sie um die Ecke von Jennifers Appartement zu Abend.
Nach der Arbeit trafen sie sich stets in Jennifers Wohnung, besprachen die Ereignisse des Tages, und Jennifer kochte das Essen, wahrend Adam den Tisch deckte. Anschlie?end lasen sie oder sahen fern oder spielten Romme oder Schach. Jennifer kochte ausschlie?lich Adams Lieblingsgerichte. »Ich bin schamlos«, verriet sie Adam. »Ich schrecke vor nichts zuruck.« Adam hielt sie fest. »Das hoffe ich auch.«
Es war seltsam, dachte Jennifer. Bevor ihre Affare begann, hatten sie sich in aller Offentlichkeit sehen lassen. Aber jetzt, da sie Liebende waren, wagten sie nicht, gemeinsam irgendwo aufzutauchen. Sie suchten Orte auf, wo es unwahrscheinlich war, da? sie Bekannte trafen: kleine, im Familienbetrieb gefuhrte Restaurants, ein Kammermusikkonzert in der Musikhochschule, ein neues Stuck im Omni- Theater-Club.
Nach einem Abendessen in der Grotta Azzurra in der Broome Street schworen sie italienischem Essen fur einen Monat ab, weil sie beinahe geplatzt waren. Wir haben blo? keinen Monat mehr, dachte Jennifer. In vierzehn Tagen wurde Mary Beth zuruckkehren.
Einmal gingen sie in den Half-Note-Club im Village, um Avantgarde-Jazz zu horen, und bummelten anschlie?end an den Fenstern der kleinen Kunstgalerien vorbei. Adam war ein Sportfan. Er nahm Jennifer zu