einem Footballspiel mit, und Jennifer wurde so mitgerissen, da? sie schrie, bis sie heiser war.
Sonntags faulenzten sie, fruhstuckten im Morgenrock, tauschten Teile der Times aus, lauschten dem Lauten der Kirchenglocken uberall in Manhattan und sprachen jeder ein lautloses Gebet fur den anderen.
Jennifer betrachtete Adam, der in ein Kreuzwortratsel vertieft war, und dachte: Sprich ein Gebet fur mich! Sie wu?te, da? das, was sie tat, falsch war. Es konnte nicht von Dauer sein. Und doch hatte sie niemals ein solches Gluck, eine solche Euphorie erlebt. Liebende existieren in einer besonderen Welt, wo jedes Gefuhl uberhoht war, und die Freude, die Jennifer jetzt mit Adam erlebte, war jeden Preis wert, den sie spater dafur bezahlen mu?te. Und sie wu?te, da? die Rechnung kommen wurde.
Die Zeit hatte eine andere Dimension angenommen. Vorher war Jennifers Leben in Burostunden und Treffen mit Mandanten unterteilt gewesen. Jetzt zahlten nur die Minuten, die sie mit Adam verbringen konnte. Sie dachte an ihn, wenn sie bei ihm war, und sie dachte an ihn, wenn sie getrennt waren.
Sie hatte von Mannern gelesen, die in den Armen ihrer Geliebten Herzattacken erlitten, deshalb notierte sie die Nummer von Adams Hausarzt in ihr privates Telefonbuch und bewahrte es unter dem Kopfkissen auf, so da?, falls etwas passierte, alles diskret ablaufen konnte und Adam nicht in Verlegenheit geriet.
Jennifer wurde von Emotionen beherrscht, deren sie sich nie fur fahig gehalten hatte. Sie hatte sich nie vorstellen konnen, hauslich zu sein, aber fur Adam wollte sie alles tun. Sie wollte fur ihn kochen, die Wohnung fur ihn saubern, seine Kleider fur den nachsten Tag zurechtlegen. Sie wollte fur ihn sorgen. Adam hatte einen Teil seiner Kleidung in ihre Wohnung geschafft, und er verbrachte die meisten Nachte mit Jennifer. Sie lag neben ihm, beobachtete ihn beim Einschlafen und versuchte, so lange wie moglich wach zu bleiben, aus Angst, eine Sekunde ihrer kostbaren gemeinsamen Zeit zu verlieren. Wenn sie ihre Augen schlie?lich nicht mehr langer offenhalten konnte, schmiegte sie sich in seine Arme und schlief ein, zufrieden und sicher. Die Schlaflosigkeit, die sie so lange gequalt hatte, war verschwunden. Wenn sie sich in Adams Armen zusammenrollte, fand sie augenblicklich Frieden. Sie geno? es, in seinen Hemden im Appartement herumzulaufen, und nachts trug sie das Oberteil von seinem Schlafanzug. Wenn sie morgens noch im Bett blieb, nachdem er gegangen war, rollte sie sich auf seine Seite des Betts. Sie liebte seine Warme und seinen Geruch.
Am Anfang hatte Jennifer gedacht, da? die uberwaltigende korperliche Anziehungskraft, die sie aufeinander ausubten, mit der Zeit verschwinden wurde, aber statt dessen wurde sie immer starker.
Sie teilte Adam Dinge uber sich mit, die sie noch nie einem anderen menschlichen Wesen erzahlt hatte. Bei Adam und ihr gab es keine Masken. Sie war Jennifer Parker, entblo?t bis aufs Mark, und er liebte sie immer noch. Es war ein Wunder. Obwohl es unmoglich schien, liebte sie Adam jeden Tag mehr. Sie wunschte, da? ihr Gluck niemals enden moge. Aber sie wu?te, es wurde enden. Zum erstenmal in ihrem Leben wurde sie aberglaubisch. Adam bevorzugte eine spezielle Mischung Kenya-Kaffee. Alle paar Tage kaufte Jennifer sie fur ihn. Aber sie kaufte immer nur eine kleine Dose. Eine von Jennifers Schreckensvisionen war, da? Adam etwas zusto?en konnte, wenn sie nicht bei ihm war, und sie wurde es nicht erfahren, bis sie davon las oder es in den Nachrichten horte. Sie weihte Adam nie in ihre Angste ein. Jedesmal wenn Adam spater kam, versteckte er vorher uberall in der Wohnung kleine Nachrichten fur Jennifer, auf die sie an den unerwartetsten Stellen stie?. Sie fand sie in der Brotdose, im Kuhlschrank oder in ihren Schuhen, freute sich daruber und hob jede einzelne auf.
Die letzten gemeinsamen Tage rasten in einem Strudel glucklicher Aktivitaten vorbei. Schlie?lich war der Vorabend von Mary Beths Ruckkehr da. Jennifer und Adam a?en in ihrer Wohnung zu Abend, horten Musik und liebten sich. Jennifer lag die ga nze Nacht wach und hielt Adam in den Armen. Sie dachte an all das Gluck, das sie miteinander geteilt hatten. Der Schmerz wurde spater kommen.
Beim Fruhstuck sagte Adam: »Was immer auch geschieht, du darfst nie vergessen - du bist die einzige Frau, die ich jemals wirklich geliebt habe.« Der Schmerz war da.
15
Das Betaubungsmittel war Arbeit, und Jennifer lud sich immer mehr auf, damit sie keine Zeit zum Nachdenken hatte. Sie war der Liebling der Presse geworden, und ihre Erfolge im Gerichtssaal beherrschten die Schlagzeilen. Sie hatte mehr Mandanten, als sie vertreten konnte, und obwohl ihr Hauptinteresse auf dem Strafrecht lag, nahm sie auf Kens Drangen auch die verschiedensten anderen Falle an. Ken Bailey war fur sie wichtiger denn je. Er kummerte sich um die Ermittlungsarbeiten in ihren Fallen, und er war hervorragend. Aber sie konnte auch andere Probleme mit ihm besprechen, und sie lernte seinen Rat schatzen. Sie zogen erneut um, diesmal in eine gro?e Burosuite an der Park Avenue. Jennifer engagierte zwei intelligente junge Anwalte, Dan Martin und Ted Harris, beide aus Robert Di Silvas Buro, sowie zwei weitere Sekretarinnen. Dan Martin war ein ehemaliger Football-Spieler von der Northwestern-Universitat. Er hatte die Figur eines Athleten und den Verstand eines Gelehrten. Ted Harris war ein schmachtiger, schuchterner junger Mann, der eine Brille mit milchflaschendicken Glasern trug und au?erdem ein Genie war. Martin und Harris ubernahmen die Beinarbeit, wahrend Jennifer vor Gericht auftrat. Das Schild an der Tur lautete:
Jennifer Parker & Partner.
Die Falle, die die Kanzlei vertrat, reichten von der Verteidigung eines gro?en Industriekonzerns gegen die Anklage der Umweltverschmutzung bis zur Vertretung eines Saufers, der sich verletzt hatte, als er aus einer Kneipe geworfen wurde. Der Saufer war naturlich ein Geschenk von Pater Ryan. »Er hat ein kleines Problem«, teilte Pater Ryan Jennifer mit. »Er ist wirklich ein anstandiger Familienvater, aber der arme Kerl steht so sehr unter Druck, da? er manchmal einen Tropfen zuviel trinkt.«
Jennifer konnte nicht anders, sie mu?te lacheln. Was Pater Ryan betraf, so war keines seiner Schafchen je schuldig, und seine ganze Sorge bestand darin, ihnen aus den Schwierigkeiten zu helfen, in die sie unachtsamerweise geraten waren. Einer der Grunde, warum Jennifer den Priester so gut verstehen konnte, war, da? sie im Grunde ganz ahnlich fuhlte wie er. Sie hatten es mit Menschen zu tun, die niemanden hatten, der ihnen aus ihren Schwierigkeiten half, die weder uber genugend Geld noch Macht verfugten, um sich gegen die Machtigen zur Wehr zu setzen, die sie am Ende zerschmetterten. Das Wort Gerechtigkeit spielte nur im Lexikon eine Rolle. Im Gerichtssaal suchte der Anklager genausowenig wie der Verteidiger nach Gerechtigkeit. Jeder wollte nur gewinnen. Von Zeit zu Zeit sprachen Jennifer und Pater Ryan von Connie Garrett, aber dieses Thema lie? Jennifer regelma?ig deprimiert zuruck. Sie wu?te, da? Connie nicht gerecht behandelt worden war, und das nagte an ihr.
Michal Moretti sa? in seinem Buro im Hinterzimmer von Tony's Place und beobachtete Nick Vito, der den ganzen Raum mit einer Art Geigerzahler nach versteckten Wanzen absuchte. Von seinen Polizeikontakten wu?te Michael, da? eine elektronische Uberwachung seiner Wohnung nicht genehmigt worden war, aber hin und wieder konnte es geschehen, da? ein ubereifriger junger Detektiv eine illegale Wanze anbrachte, in der Hoffnung, die eine oder andere Information aufzuschnappen. Michael war ein vorsichtiger Mann. Seine Wohnung und sein Buro wurden jeden Morgen und jeden Abend grundlich abgesucht. Er wu?te, da? er fur ein halbes Dutzend Behorden und Kanzleien die Zielscheibe Nummer eins war, aber er war nicht beunruhigt. Er wu?te, was sie taten, aber sie wu?ten nicht, was er tat, und auch wenn sie es wu?ten, konnten sie es nicht beweisen. Manchmal sah Michael spat in der Nacht durch den Spion in der Hintertur zu, wie FBI-Agenten seinen Mull zur Analyse mitnahmen und anderen Mull dafur dalie?en. Einmal sagte Nick Vito: »Jesus, Bo?, was machen wir, wenn die Witzbolde wirklich mal was finden?« Michael lachte. »Ich hoffe, sie haben mal Gluck. Bevor sie hier sind, tauschen wir einfach den Mull mit dem Restaurant nebenan.«
Nein, die FBI-Manner konnten ihm nichts anhaben. Die Geschafte der Familie expandierten weiter, und Michael entwarf Plane, die er noch nicht einmal den anderen verriet. Das einzige Hindernis war Thomas Colfax. Michael wu?te, da? er ihn loswerden mu?te. Er brauchte einen frischen, jungen Verstand. Und immer wieder drehten seine Gedanken sich um Jennifer Parker.
Adam und Jennifer trafen sich einmal in der Woche zum Mittagessen, und es war fur beide eine Qual, denn sie hatten keine Gelegenheit, miteinander allein zu sein. Sie telefonierten jeden Tag miteinander und benutzten Decknamen dabei. Er war Mr. Adams, und sie war Mrs. Jay. »Ich hasse diese Heimlichtuerei«, sagte Adam. »Ich auch.« Aber der Gedanke, Adam zu verlieren, erschreckte Jennifer.
Im Gerichtssaal gelang es Jennifer manchmal, ihren schmerzlichen Gedanken zu entrinnen. Der Gerichtssaal war eine Buhne, eine Arena, in der sie ihren Verstand mit den klugsten Kopfen der Gegenseite ma?. Und er war eine Schule fur sie, in der sie unglaubliche Fortschritte erzielte. Ein Proze? ahnelte einem Spiel, das innerhalb