»Stattgegeben. Der Vertreter der Klagerin sollte es besser wissen.«

»Entschuldigung, Euer Ehren. Es war ein Ausrutscher.« Jennifer wandte sich wieder an Curtis Randall. »Mogen Sie Kinder?«

»Ja, sehr sogar.«

»Sie sind der Aufsichtsratsvorsitzende Ihrer eigenen Firma, Mr. Randall?« »Ja.«

»Haben Sie sich nie eine n Sohn gewunscht, der Ihren Namen tragt?«

»Ich nehme an, jeder Mann wunscht sich das.«

»Angenommen, Melanie ware ein Junge statt eines...«

»Einspruch!«

»Stattgegeben.« Der Richter wandte sich an Jennifer. »Mi? Parker, ich fordere Sie noch einmal auf, das zu unterlassen.«

»Entschuldigung, Euer Ehren.« Jennifer wandte sich wieder Curtis Randall zu. »Mr. Randall, ist es Ihre Gewohnheit, fremde Frauen aufzugabeln und in Hotels mitzunehmen?« Curtis Randall leckte sich nervos uber die Unterlippe. »Nein.«

»Dann stimmt es nicht, da? Sie Loretta Marshal in einer Bar kennengelernt und sie dann in Ihr Hotelzimmer mitgenommen haben?«

Wieder bearbeitete seine Zunge die Lippen. »Doch, Ma'am, aber da ging es - da ging es nur um Sex.« Jennifer starrte ihn an. »Sie sagen das, als hatten Sie das Gefuhl, Sex sei etwas Schmutziges.«

»Nein, Ma'am.« Seine Zunge stie? wieder hervor. Jennifer beobachtete fasziniert, wie sie uber seine Lippen strich. Plotzlich spurte sie eine wilde Hoffnung. Sie wu?te jetzt, was sie tun mu?te. Sie mu?te ihn weitertreiben. Dennoch konnte sie ihn nicht so heftig bearbeiten, da? es die Jury gegen sie einnahm.

»Wieviel Frauen haben Sie in Bars aufgegabelt?« Roger Davis war auf den Fu?en. »Unerheblich, Euer Ehren. Und ich erhebe Einspruch gegen diese Art de r Befragung. Die einzige Frau, um die es in diesem Fall geht, ist Loretta Marshal. Wir haben bereits festgestellt, da? der Angeklagte Geschlechtsverkehr mit ihr hatte. Davon abgesehen hat sein Privatleben keine Bedeutung in diesem Proze?.«

»Ich bin anderer Ansicht, Euer Ehren. Wenn der Angeklagte zu den Mannern gehort, die...«

»Stattgegeben. Bitte unterlassen Sie solche Fragen, Mi? Parker.«

Jennifer zuckte mit den Schultern. »Ja, Euer Ehren.« Sie wandte sich wieder an Curtis Randall. »Lassen Sie uns zu der Nacht zuruckkehren, in der Sie Loretta Marshal in einer Bar aufgegabelt haben. Was war das fur eine Bar?«

»Ich - ich wei? es wirklich nicht. Ich war nie vorher da.« »Es war eine Singles-Bar, oder?« »Ich habe keine Ahnung.«

»Nun, zu Ihrer Information, das Play Pen war und ist eine Singles-Bar. Es hat den Ruf, ein Aufrei?schuppen zu sein, ein Treffpunkt fur Manner und Frauen, die jemanden furs Bett suchen. Sind Sie nicht selber deswegen dort gewesen, Mr. Randall?«

Curtis Randall begann erneut, seine Lippen abzulecken. »Es -es kann sein. Ich wei? nicht mehr.«

»Sie wissen nicht mehr?« Jennifers Stimme troff vor Sarkasmus. »Erinnern Sie sich zufallig noch an das Datum, wann Sie Loretta Marshal das erste Mal in dieser Bar trafen?«

»Nein. Nicht genau.«

»Dann lassen Sie mich Ihr Gedachtnis auffrischen.« Jennifer ging zum Tisch der Anklage und sichtete einige Papiere. Sie kritzelte eine Notiz, als schriebe sie ein Datum ab, und reichte sie Ken Bailey. Er studierte sie, einen verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht.

Jennifer ging wieder zum Zeugenstand. »Es war der achtzehnte Januar, Mr. Randall.« Aus den Augenwinkeln sah sie Ken Bailey den Gerichtssaal verlassen.

»Es konnte stimmen, nehme ich an. Wie ich schon sagte, ich erinnere mich nicht.«

In den nachsten funfzehn Minuten fuhr Jennifer mit der Befragung von Curtis Randall fort. Es war ein zielloses, sanftes Kreuzverhor, und Roger Davis verzichtete auf Unterbrechungen, denn er merkte, da? Jennifer bei den Geschworenen keine Punkte gewann. Sie wirkten sogar leicht gelangweilt. Jennifer sprach weiter und hielt aus den Augenwinkeln Ausschau nach Ken Bailey. Mitten in einer Frage sah sie ihn hereineilen, unter dem Arm ein kleines Paket. Jennifer wandte sich an den Richter. »Euer Ehren, darf ich um eine Viertelstunde Pause bitten?«

Der Richter blickte auf die Uhr an der Wand. »Da es fast Zeit zum Mittagessen ist, wird die Verhandlung bis halb zwei vertagt.«

Um ein Uhr drei?ig war die Sitzung wieder eroffnet. Jennifer hatte Loretta Marshal naher an die Geschworenenbank gesetzt, das Baby auf ihrem Scho?.

Der Richter sagte: »Mr. Randall, Sie stehen immer noch unter Eid. Sie werden nicht noch einmal vereidigt. Treten Sie bitte in den Zeugenstand.«

Jennifer sah zu, wie Curtis Randall sich in den Zeugenstand setzte. Dann trat sie zu ihm und fragte: »Mr. Randall, wie viele uneheliche Kinder haben Sie gezeugt?« Roger Davis sprang auf. »Einspruch! Das ist emporend, Euer Ehren. Ich lasse nicht zu, da? mein Mandant einer solchen Demutigung ausgesetzt wird.«

Der Richter sagte: »Einspruch stattgegeben.« Er wandte sich an Jennifer. »Mi? Parker, ich habe Sie gewarnt...« Jennifer sagte zerknirscht: »Es tut mir leid, Euer Ehren.« Sie blickte auf Curtis Randall und sah, da? sie erreicht hatte, was sie wollte. Nervos leckte er sich uber die Lippen. Jennifer wandte sich an Loretta Marshal und ihr Baby. Das Baby war eifrig damit beschaftigt, seine Lippen abzulecken. Langsam ging Jennifer zu dem Baby und blieb lange Zeit vor ihm stehen, um die Aufmerksamkeit der Jury zu sammeln. »Sehen Sie sich das Kind an«, sagte sie weich. Alle starrten auf die kleine Melanie, deren rosa Zunge ihre Unterlippe ableckte.

Jennifer drehte sich um und ging zuruck zum Zeugenstand. »Und betrachten Sie diesen Mann!«

Zwolf Augenpaare richteten sich auf Curtis Randall. Er sa? da, leckte nervos an seiner Unterlippe, und plotzlich war die Ahnlichkeit unubersehbar. Vergessen war die Tatsache, da? Loretta Marshal mit Dutzenden anderer Manner geschlafen hatte. Vergessen war die Tatsache, da? Curtis Randall ein Pfeiler der Gesellschaft war.

»Dies ist ein Mann«, sagte Jennifer traurig, »von Einflu? und Bedeutung. Ein Mann, zu dem jeder aufsieht. Ich stelle Ihnen nur eine Frage: Was fur ein Mann ist das, der sein eigenes Kind verleugnet?«

Die Jury war nicht einmal eine Stunde im Beratungsraum. Als sie zuruckkehrte, gab sie der Klagerin recht. Loretta Marshal wurde zweihunderttausend Dollar in bar und weitere zweitausend Dollar monatlich zur Unterstutzung ihres Kindes erhalten.

Als das Urteil gefallt war, naherte sich Roger Davis Jennifer mit vor Wut gerotetem Gesicht. »Was haben Sie mit dem Baby angestellt?«

»Wie meinen Sie das?«

Roger Davis zogerte, seiner selbst nicht sicher. »Diese Sache mit den Lippen. Das hat die Jury uberzeugt, das Baby, das sich genau, wie Randall die Lippen abgeleckt hat. Konnen Sie das erklaren?«

»Nun«, sagte Jennifer hochmutig, »das kann ich in der Tat. Man nennt es Vererbung.« Und sie ging davon.

Jennifer und Ken Bailey entledigten sich auf dem Weg zuruck ins Buro der Maissirupflasche.

16

Beinahe von Anfang an hatte Adam Warner gewu?t, da? seine Heirat mit Mary Beth ein Fehler gewesen war. Er hatte impulsiv und idealistisch gehandelt. Er hatte versucht, ein junges Madchen zu beschutzen, das verloren und verletzlich der Welt ausgeliefert schien.

Er hatte alles dafur gegeben, Mary Beth nicht weh tun zu mussen, aber er war von tiefer Liebe zu Jennifer erfullt. Er brauchte jemanden, mit dem er sprechen konnte, und schlie?lich entschied er sich fur Stewart Needham. Stewart hatte immer fur alles Verstandnis gehabt. Er wurde Adams Lage begreifen. Aber ihr Gesprach verlief etwas anders, als Adam geplant hatte. Als er Needhams Buro betrat, sagte der Seniorpartner: »Gerade im richtigen Moment. Ich habe eben mit dem Wahlgremium telefoniert. Sie fordern dich offiziell auf, fur den Senat der Vereinigten Staaten zu kandidieren. Du hast die volle Unterstutzung der Partei.«

»Ich - das ist gro?artig«, sagte Adam. »Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, mein Junge. Wir

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