in die Bibliothek, wo ein Begru?ungsfeuer im Kamin brannte. »Ich habe noch nichts von Adam ge hort«, sagte Mary Beth. »Er ist vielleicht irgendwo festgehalten worden. In der Zwischenzeit konnen wir beide uns in aller Ruhe unterhalten. Sie haben am Telefon so aufgeregt geklungen.« Mary Beth lehnte sich verschworerisch vor. »Was ist die gro?e Neuigkeit?« Jennifer blickte die freundliche Frau ihr gegenuber an und platzte heraus: »Ich bekomme ein Kind von Adam.« Mary Beth lehnte sich in ihrem Stuhl zuruck und lachelte. »Na, wenn das nichts ist! Ich ubrigens auch!« Jennifer starrte sie an. »Ich - ich verstehe nicht.« Mary Beth lachte. »Es ist eigentlich ganz einfach, meine Liebe. Adam und ich sind verheiratet, wie Sie wissen.« Jennifer sagte langsam: »Aber - aber Sie und Adam lassen sich doch scheiden.«
»Mein gutes Kind, warum, um alles in der Welt, sollte ich mich von Adam scheiden lassen sollen? Ich verehre ihn.« Jennifer fuhlte, wie ihr schwindlig wurde. Das Gesprach war so unsinnig.
»Sie - Sie lieben doch jemand anderen. Sie haben selber zu mir gesagt, da?...«
»Ich sagte, ich sei verliebt. Und das bin ich auch. Ich bin in Adam verliebt. Ich habe Ihnen gesagt, da? ich Adam geliebt habe, seit ich ihn zum erstenmal gesehen habe.« Sie konnte ihre Worte nicht ernst meinen. Sie nahm Jennifer auf den Arm, spielte irgendein dummes Spiel mit ihr.
»Horen Sie auf!« sagte Jennifer. »Sie sind wie Bruder und Schwester zueinander. Adam schlaft nicht mehr mit...« Mary Beths Stimme schien vor unterdrucktem Gelachter zu klingeln. »Mein armes Kind! Ich bin verwundert, da? eine so intelligente Person wie Sie auf so was hereinfallen...« Sie lehnte sich vor, beinahe betroffen. »Sie haben ihm geglaubt! Das tut mir leid. Das tut mir wirklich leid.« Jennifer kampfte um ihre Selbstbeherrschung. »Adam liebt mich. Wir werden heiraten.«
Mary Beth schuttelte den Kopf. Ihre blauen Auge n trafen Jennifers Blick, und der nackte Ha? darin lie? Jennifers Herzschlag aussetzen. »Dann ware Adam ein Bigamist. Ich werde niemals in die Scheidung einwilligen. Wenn ich Adam erlaubte, sich von mir scheiden zu lassen und Sie zu heiraten, wurde er die Wahl verlieren. So wie es aussieht, wird er sie gewinnen. Dann werden wir auf das Wei?e Haus zusteuern, Adam und ich. In seinem Leben ist kein Platz fur jemanden wie Sie. Das war auch nie so. Er glaubt nur, Sie zu lieben. Aber er wird wieder vernunftig werden, wenn er erfahrt, da? ich sein Kind trage. Adam wollte immer ein Kind haben.« Jennifer kniff die Augen zusammen und versuchte, der grauenhaften Schmerzen in ihrem Kopf Herr zu werden. »Soll ich Ihnen etwas bringen?« fragte Mary Beth besorgt. Jennifer offnete die Augen. »Haben Sie ihm schon von dem Kind erzahlt?«
»Noch nicht.« Mary Beth lachelte. »Ich dachte, ich erzahle es ihm heute nacht, wenn er nach Hause kommt und wir im Bett sind.«
Jennifer war von Ekel erfullt. »Sie sind eine Bestie...«
»Das ist alles eine Frage des Standpunkts, nicht wahr,
Schatzchen? Ich bin Adams Frau. Sie sind seine Hure.« Jennifer
stand auf. Sie fuhlte sich schwindlig. Ihre Kopfschmerzen hatten
sich zu unertraglichem Hammern gesteigert. Ihre Ohren drohnten, und sie hatte Angst, das Bewu?tsein zu verlieren. Auf unsicheren Beinen bewegte sie sich zum Eingang.
An der Tur hielt sie inne, lehnte sich dagegen und versuchte, nachzudenken. Adam hatte gesagt, er liebe sie, aber dennoch hatte er mit dieser Frau geschlafen, ihr ein Kind gemacht. Jennifer trat hinaus in die kalte Nachtluft.
24
Adam war auf der letzten Wahlreise durch den Staat. Er rief Jennifer ein paarmal an, aber er war immer von seiner Begleitung umgeben, und sie konnten nicht reden. Jennifer hatte eine Erklarung fur Mary Beths Schwangerschaft gefunden: Mary Beth hatte ihn dazu verfuhrt, mit ihr zu schlafen. Aber Jennifer wollte es aus Adams Mund horen. »In ein paar Tagen bin ich zuruck, dann konnen wir uns unterhalten«, sagte Adam.
Die Wahl war nur noch funf Tage entfernt. Adam verdiente den Sieg; er war der bessere Mann. Jennifer hatte das Gefuhl, da? Mary Beth richtig lag, wenn sie sagte, diese Wahl konne das Sprungbrett zur Prasidentschaft sein. Sie zwang sich, abzuwarten und die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Wenn Adam zum Senator gewahlt wurde, wurde sie ihn verlieren. Adam wurde mit Mary Beth nach Washington ziehen. Auf keinen Fall konnte er sich eine Scheidung leisten. Ein frisch gewahlter Senator, der sich von seiner schwangeren Frau scheiden lie?, um seine schwangere Geliebte zu heiraten, lieferte damit einen derart saftigen Skandal, da? er sich alle weiteren Hoffnungen aus dem Kopf schlagen konnte. Aber wenn Adam das Rennen verlor, war er frei. Frei, wieder seinem Anwaltsberuf nachzugehen; frei, Jennifer zu heiraten und sich nicht darum zu kummern, was irgend jemand daruber denken mochte. Sie wurden den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen konnen. Sie wurden ihr Kind haben.
Der Wahltag war kalt und regnerisch. Wegen des gro?en Interesses am Ausgang des Rennens wurde trotz des schlechten Wetters eine gro?e Wahlbeteiligung erwartet. Am Morgen fragte Ken Bailey: »Gehst du heute zur Urne?«
»Ja.«
»Sieht nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus, was?«
»Allerdings.«
Sie ging am spaten Vormittag ins Wahllokal, und als sie die Kabine zur Stimmabgabe betrat, dachte sie trocken: Eine Stimme fur Adam Warner ist eine Stimme gegen Jennifer Parker. Sie kreuzte Adams Namen an und verlie? die Kabine. Sie konnte es nicht ertragen, zuruck ins Buro zu gehen. Den ganzen Nachmittag schlenderte sie durch die Stra?en, versuchte, an nichts zu denken und nichts zu fuhlen; nicht zu denken oder zu fuhlen, da? die nachsten Stunden uber den Rest ihres Lebens entschieden.
25
»Dies ist eine der spannendsten Wahlen der letzten Jahre«, sagte der Fernsehkommentator.
Jennifer sa? allein zu Hause und verfolgte die Berichterstattung der NBC. Sie hatte sich ein leichtes Abendessen aus Ruhrei und Toast bereitet, war aber zu nervos, um etwas herunterzubringen. Sie sa? in einem Hauskleid auf der Couch und wurde Zeuge, wie ihr Schicksal fur Millionen Menschen ubertragen wurde. Jeder Zuschauer hatte seine eigenen Grunde, den Fernsehapparat anzuschalten und einem der Kandidaten Sieg oder Niederlage zu wunschen, aber Jennifer war sicher, da? keiner von ihnen so tief von dem Ergebnis der Wahlen betroffen sein wurde wie sie. Wenn Adam gewann, bedeutete dies das Ende ihrer Beziehung... und das Ende des Kindes in ihrem Scho?.
Eine kurze Einstellung brachte Adam auf die Mattscheibe, Mary Beth an seiner Seite. Fur gewohnlich war Jennifer stolz auf ihre Menschenkenntnis, aber Mary Beth, dieses Biest mit der honigsu?en Stimme, hatte sie mit ihrer Mondschein- und-Magnolien-Nummer vollig eingewickelt. Jennifer versuchte die Vorstellung zu verdrangen, da? Adam mit dieser Frau ins Bett ging, ihr sein Kind schenkte.
Edwin Newman sagte: »Hier sind die letzten Ergebnisse des Rennens um den Senatssitz zwischen dem bisherigen Statthalter John Trowbridge und seinem Herausforderer Adam Warner. In Manhattan betragt die Summe der fur John Trowbridge abgegebenen Stimmen 221375. Adam Warner erhielt 214895 der abgegebenen Stimmen. Im Wahlbezirk Queens hat John Trowbridge einen Vorsprung von ungefahr funf Prozent.
Jennifers Leben wurde in Prozenten gemessen. »Die Gesamtergebnisse der Bronx, von Brooklyn, Queens, Richmond und der Bezirke Nassau, Rockland, Suffolk und Westchester addieren sich zu zwei Millionen dreihunderttausend Stimmen fur John Trowbridge, zwei Millionen einhundertzwanzigtausend fur Adam Warner, wobei die Stimmen aus dem Norden des Staates zum Teil noch ausgezahlt werden. Adam Warner hat sich uberraschend gut gegen Senator Trowbridge gehalten, der seine dritte Amtszeit absolviert. Den Meinungsumfragen nach hatten beide von Anfang an beinahe die gleiche Popularitat. Den letzten Ergebnissen nach - zweiundsechzig Prozent der Stimmen sind bereits ausgezahlt - ist Senator Trowbridge allmahlich in Fuhrung gegangen. Nach den Hochrechnungen lag Senator Trowbridge noch vor einer Stunde um nur etwa zwei Prozent vorn. Die letzten Ergebnisse zeigen, da? er seinen Vorsprung auf vier Prozent ausgebaut hat. Wenn dieser Trend