Nick Vito stieg aus und lief zu dem Polizeiwagen. Wenig spater kehrte er mit einem Sergeanten zuruck. Michael Moretti offnete das Fenster des Wagens und streckte seine Hand hinaus. Zwischen seinen Fingern befanden sich funf Hundertdollarnoten.
»Ich habe es eilig, Sergeant.«
Zwei Minuten spater bahnte der Polizeiwagen mit blitzendem Rotlicht der Limousine einen Weg an dem Lkw-Wrack auf der Stra?e vorbei. Als sie den freien Teil der Stra?e erreicht hatten, stieg der Sergeant aus und ging zu der Limousine. »Soll ich Sie irgendwohin eskortieren, Mr. Moretti?«
»Nein, danke«, sagte Michael. »Schauen Sie Montag bei mir herein.« An Nick Vito gewandt, sagte er: »Fahr weiter.«
Sieben Uhr drei?ig
Joseph Colella und Salvatore Fiore sa?en in ihrem Wagen gegenuber von Bungalow Nummer sieben des Brookside Motels. Vor ein paar Minuten hatten sie drinnen einen Schrei gehort, deshalb wu?ten sie, da? Frank Jackson noch da war. Wir sollten reingehen und ihn etwas abkuhlen, dachte Fiore. Aber Michael Moretti hatte ganz klare Instruktionen gegeben. Sie lehnten sich zuruck und warteten.
Sieben Uhr funfundvierzig
Innerhalb des Bungalows schlo? Frank Jackson die letzten Vorbereitungen ab. Der Junge hatte ihn enttauscht. Er hatte das Bewu?tsein verloren. Jackson hatte mit den anderen Nageln warten wollen, bis Joshua wieder zu sich kam, aber die Zeit wurde langsam knapp. Er ergriff den Benzinkanister und spritzte den Inhalt uber den Korper des Jungen, achtete aber darauf, da? er das wunderschone Gesicht nicht benetzte. Er stellte sich den Korper unter dem Schlafanzug vor und wunschte, er hatte noch die Zeit, ihn - aber nein, das ware dumm gewesen. Clara mu?te jeden Augenblick hier sein. Er mu?te aufbruchbereit sein, wenn sie eintraf. Er griff in die Tasche, forderte ein Streichholzschachtelchen hervor und legte es ordentlich neben den Benzinkanister, den Hammer und die Nagel. Die Leute begriffen einfach nicht, wie wichtig Ordnung war.
Frank Jackson blickte auf seine Uhr und fragte sich, wo Clara blieb.
Sieben Uhr funfzigDie schwarze Limousine hielt mit quietschenden Reifen vor Bungalow sieben, und Michael Moretti sprang heraus. Die beiden Manner in dem Sedan liefen zu ihm. Joseph Colella deutete auf Bungalow sieben. »Da ist er drin.«
»Und das Kind?«
Der gro?e Mann zuckte mit den Achseln. »Wei? nicht. Jackson hat die Vorhange zugezogen.«
»Sollen wir jetzt reingehen und ihn schnappen?« fragte Salvatore Fiore. »Ihr bleibt hier.«
Die beiden Manner blickten Moretti verwirrt an. Er war ein caporegime. Er hatte seine Soldaten, die fur ihn toteten, wahrend er in Sicherheit abwarten sollte. Und doch ging er selber hinein. Das war nicht richtig.
Joseph Colella sagte: »Bo?, Sal und ich konnen...« Aber Michael Moretti bewegte sich bereits auf die Tur von Bungalow sieben zu, eine Pistole mit Schalldampfer in der Hand. Er hielt eine Sekunde inne, um zu lauschen, dann nahm er Anlauf und sprengte die Tur mit einem machtigen Tritt auf. Moretti nahm die Szene in einem einzigen, glasklaren Moment auf: Der bartige Mann, der auf dem Boden neben dem kleinen Jungen kniete; die an den Boden genagelte Hand des Jungen und den Be nzingestank.
Der bartige Mann wandte sich zur Tur um und starrte Michael an. Die letzten Worte seines Lebens waren: »Sie sind nicht Cl...«
Michaels erste Kugel traf ihn mitten in die Stirn. Die zweite Kugel zerfetzte seine Rachenhohle, und die dritte traf ihn ins Herz. Aber da spurte er schon nichts mehr. Michael Moretti winkte den beiden Mannern drau?en. Sie liefen herbei. Michael Moretti kniete neben dem Jungen nieder und fuhlte seinen Puls. Er war dunn und unstet, aber Joshua lebte noch. Moretti wandte sich an Joseph Colella. »Ruf Doc Petrone an. Sag ihm, wir sind auf dem Weg.«
Neun Uhr drei?ig
Das Telefon klingelte, und Jennifer packte den Horer im selben Moment. »Hallo!«
Michael Morettis Stimme sagte: »Ich bringe Ihnen Ihren Sohn zuruck.«
Joshua wimmerte im Schlaf. Jennifer beugte sich vor und legte sanft ihre Arme um ihn. Er hatte geschlafen, als Michael ihn ins Haus trug. Als Jennifer ihren bewu?tlosen Sohn erblickte, die Hand- und Fu?gelenke bandagiert, den ganzen Korper in Verbandsmull gewickelt, hatte sie beinahe den Verstand verloren. Michael hatte den Arzt mitgebracht, und es dauerte eine halbe Stunde, bis es ihnen gelungen war, Jennifer zu uberzeugen, da? Joshua bald wieder gesund sein wurde.
»Seine Hand wird heilen«, versicherte der Doktor ihr. »Glucklicherweise sind keine Nerven oder Sehnen verletzt worden, so da? nur eine kleine Narbe zuruckbleiben wird. Die Benzinverbrennungen sind nur oberflachlich. Ich habe seinen Korper in Mineralol gebadet. Ich werde die nachsten paar Tage nach ihm sehen. Glauben Sie mir, bald geht es ihm wieder gut.«
Bevor der Arzt ging, bat Jennifer ihn noch, einen Blick auf Mrs. Mackey zu werfen. Joshua war zu Bett gebracht worden, und Jennifer war bei ihm geblieben, um ihn zu trosten, wenn er wach wurde. Jetzt seufzte er und offnete die Augen. Als er seine Mutter erblickte, sagte er mude: »Ich wu?te, da? du kommen wurdest, Mama. Hast du dem Mann das Losegeld gegeben?« Jennifer nickte, denn sie hatte Angst, da? ihre Stimme brechen konnte.
Joshua lachelte. »Ich hoffe, er kauft sich so viele Bonbons von dem Geld, da? er Bauchweh kriegt. Ware das nicht komisch?« Sie flusterte: »Sehr komisch, mein Liebling. Wei?t du, was wir beide nachste Woche machen? Ich nehme dich mit in...« Er war wieder eingeschlafen.
Stunden spater ging si e wieder ins Wohnzimmer. Sie war uberrascht, da? Michael immer noch da war. Irgendwie erinnerte es sie an das erste Mal, als sie Adam Warner getroffen und er in ihrem kleinen Appartement auf sie gewartet hatte. »Michael...« Sie wu?te nicht, was sie sagen sollte. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie - wie dankbar ich Ihnen bin.« Er sah sie an und nickte.
Zu der nachsten Frage mu?te sie sich zwingen. »Und - und Frank Jackson?«
»Der wird niemanden mehr belastigen.« Also war es wirklich vorbei. Joshua war in Sicherheit. Alles andere spielte keine Rolle.
Jennifer blickte Michael Moretti an und dachte: Ich schulde ihm soviel! Wie kann ich das je wieder gutmachen? Michael beobachtete sie, in Schweigen gehullt.
ZWEITES BUCH
37
Jennifer Parker stand nackt am Fenster und blickte auf die Bucht von Tanger hinunter. Es war ein herrlicher, trockener Herbsttag, und die Bucht war voller dahinstreichender wei?er Segel und rohrender Motorboote. Ein halbes Dutzend gro?er Yachten dumpelte an ihren Ankern im Hafen. Jennifer spurte seine Nahe und drehte sich um. »Gefallt dir die Aussicht?«
»Ich liebe sie.«
Er blickte ihren nackten Korper an. »Ich auch.« Seine Hande legten sich auf ihre Bruste und liebkosten sie. »Komm zuruck ins Bett.«
Seine Beruhrung lie? Jennifer erzittern. Er verlangte Dinge von ihr, um die sie noch kein Mann gebeten hatte, und er tat mit ihr, was niemand zuvor zu tun gewagt hatte. »Ja, Michael.«
Sie gingen zuruck ins Schlafzimmer, und dort dachte Jennifer einen Herzschlag lang an Adam Warner, ehe sie alles verga?, au?er, was mit ihr geschah.
Jennifer hatte nie jemanden wie Michael Moretti kennengelernt. Er war unersattlich. Sein Korper war athletisch, schlank und hart, er wurde ein Teil von Jennifers Korper, hullte sie in seine Raserei, ri? sie mit sich auf einer anschwellenden Woge hammernder Erregung, die uber ihr zusammenschlug, bis sie vor wilder Lust schreien wollte. Wenn die Ekstase voruber war und Jennifer erschopft auf dem Rucken lag, begann Michael von vorn, und wieder und wieder vereinigte sie sich mit ihm in einer Leidenschaft, die beinahe unertraglich war.