brauchst ihn zu dem Kleid.« Er schob den Ring auf den dritten Finger ihrer linken Hand.
»Ich - ich wei? nicht, was ich sagen soll. Ich - danke dir. Das ist wirklich eine Feier!«
Michael grinste. »Die Feier hat noch gar nicht begonnen. Dies ist nur das Vo rspiel.«
Sie fuhren in der Limousine zu der Wohnung, die Michael oben in Manhattan unterhielt. Michael druckte einen Knopf. Die Glasscheibe, die den hinteren Teil des Wagens vom Fahrer trennte, glitt nach oben.
Wir sind eingeschlossen in unsere eigene kleine Welt, dachte Jennifer. Michaels Nahe erregte sie.
Sie blickte in seine dunklen Augen. Er ruckte heran und strich ihr mit der Hand uber die Schenkel, und Jennifers Korper stand augenblicklich in Flammen.
Michaels Lippen fanden die ihren. Ihre Korper pre?ten sich gegeneinander. Jennifer fuhlte seine Erektion, und sie glitt auf den Boden des Wagens. Sie begann ihn zu liebkosen und zu kussen, bis Michael zu stohnen begann, und Jennifer stohnte mit ihm, bewegte sich schneller und schneller, bis sie die Zuckungen seines Korpers spurte. Die Feier hatte begonnen.
All dies fiel Jennifer wieder ein, als sie in ihrem Hotelzimmer in Tanger im Bett lag und Michaels Gerausche unter der Dusche vernahm. Sie fuhlte sich befriedigt und glucklich. Das einzige, was ihr fehlte, war ihr Sohn. Sie hatte daran gedacht, Joshua auf einige ihrer Reisen mitzunehmen, aber ihr Instinkt riet ihr, ihn und Michael Moretti nicht miteinander in Beruhrung kommen zu lassen. Von diesem Teil ihres Lebens mu?te Joshua unberuhrt bleiben. Jennifer hatte das Gefuhl, da? ihr Leben in eine Reihe von Abteilungen gegliedert war: da war Adam, da war ihr Sohn, und da war Michael Moretti. Und jeder mu?te von den anderen ferngehalten werden. Michael kam aus dem Badezimmer, nur mit einem Handtuch bekleidet. Die Haare an seinem Korper glitzerten vom Wasser. Er war ein herrliches, aufregendes Tier. »Zieh dich an. Wir haben noch zu arbeiten.«
39
Es geschah so allmahlich, da? es uberhaupt nicht zu geschehen schien. Angefangen hatte es mit Vasco Gambutti, und kurz danach hatte Michael Jennifer gebeten, einen anderen Fall zu ubernehmen, dann einen weiteren, bis es sich schlie?lich zu einem stetigen Strom entwickelt hatte. Michael rief Jennifer an und sagte: »Ich brauche deine Hilfe, Baby. Einer meiner Jungs hat ein Problem.« Und Jennifer dachte an Pater Ryans Worte: Einer meiner Freunde hat ein kleines Problem. Bestand da wirklich ein so gro?er Unterschied? Amerika hatte sich damit abgefunden, da? es den Paten wirklich gab und da? die Mafia ein Teil des taglichen Lebens war. Jennifer sagte sich, da? sie jetzt nichts anderes tat, als sie schon immer getan hatte. In Wahrheit aber gab es einen Unterschied - einen gro?en Unterschied. Sie befand sich im Mittelpunkt einer der machtigsten Organisationen der Welt.
Michael lud Jennifer in das Farmhaus in New Jersey ein, wo sie zum erstenmal die Bekanntschaft von Antonio Granelli und einigen anderen Mitgliedern der Organisation machte. An dem gro?en Tisch in der Kuche sa?en Nick Vito, Arthur »Speckartie« Scotto, Salvatore Fiore und Joseph Colella. Als Jennifer und Michael eintraten und im Turrahmen stehenblieben, sagte Nick Vito gerade: »... wie damals, als ich in Atlanta gesessen habe. Ich war ganz gut mit Heroin im Geschaft. Plotzlich kommt dieser Schmalspurzuhalter daher und versucht mich ubers Ohr zu hauen, weil er eine Scheibe vom Kuchen abhaben will.«
»Kanntest du den Burschen!« fragte Speckartie Scotto. »Da brauchte man nichts zu kennen. Er wollte, da? man ihm ein Licht aufsteckt. Er versuchte, mich unter Druck zu setzen.«
»Dich?«
»So isses. Er hatte nich' alle Tassen im Schrank.«
»Was hast du gemacht?«
»Eddie Fratelli und ich, wir haben ihn in eine Ecke des Hofs
gezogen und ihm eins aufgebrannt. Zum Teufel, er war so oder
so fallig.« »He, was ist eigentlich aus Little Eddie geworden?« »Der sitzt vorubergehend in Lewisburg.« »Und seine Kleine? Die war 'ne tolle Nummer.« »Verdammt, ja. Der wurde ich gern mal das Hoschen na?
machen.« »Die ist immer noch scharf auf Eddie. Nur der Papst wei?,
warum.«
»Ich mochte Eddie. Der packte den Stier immer bei den Hornern.«
»Jetzt hat er weiche Knie gekriegt. Wo wir gerade davon sprechen, wi?t ihr, wer jetzt auch unter die Dealer gegangen ist...?« Fachsimpelei.
Michael grinste uber Jennifers verwirrtes Gesicht und sagte: »Komm, ich stelle dich Papa vor.«
Der Anblick Antonio Granellis traf Jennifer wie ein Schock. Er sa? in einem Rollstuhl, zum Skelett abgemagert, und es fiel schwer, sich vorzustellen, wie er einmal gewesen sein mu?te. Eine attraktive Brunette mit einer fulligen Figur betrat den Raum, und Michael sagte: »Das ist Rosa, meine Frau.« Jennifer hatte sich vor diesem Augenblick gefurchtet. In manchen Nachten hatte sie, nachdem Michael gegangen war und sie auf jede nur denkbare Weise befriedigt zuruckgelassen hatte, eine beinahe uberwaltigende Schuld gefuhlt. Ich mochte keiner anderen Frau weh tun. Ich bin ein Dieb. Ich mu? damit aufhoren. Sie hatte die Schlacht jedesmal verloren. Rosa blickte Jennifer mit wissenden Augen an. Sie wei? Bescheid, dachte Jennifer.
Eine kleine Verlegenheitspause entstand, und dann sagte Rosa sanft: »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Parker. Michael sagte mir, Sie seien sehr intelligent.« Antonio Granelli grunzte. »Es ist nicht gut fur eine Frau, zu klug zu sein. Gehirn ist bei Mannern besser aufgehoben.« Mit ernstem Gesicht sagte Michael: »Fur mich ist Mrs. Parker wie ein Mann, Pa.«
Sie a?en in dem gro?en E?zimmer zu Abend. »Sie sitzen neben mir«, befahl Antonio Granelli Jennifer. Michael sa? neben Rosa. Thomas Colfax, der consigliere, sa? Jennifer ge genuber, und sie konnte seine Feindseligkeit spuren.
Das Essen war hervorragend. Zuerst wurde eine Unmenge Antipasti serviert, und dann pasta fagioli. Es gab einen Salat mit Garbanzo und Champignons, Piccata, Linguini und gebackenes Huhn. Es schien, als nahmen die Speisen uberhaupt kein Ende.
Im ganzen Haus waren keine Diener zu sehen, und Rosa sprang ununterbrochen auf, um den Tisch abzuraumen und Nachschub aus der Kuche zu holen.
»Meine Rosa ist eine hervorragende Kochin«, erzahlte Antonio Granelli Jennifer. »Sie ist beinahe so gut wie ihre Mutter. Nicht, Mike?«
»Ja«, antwortete Michael hoflich.
»Seine Rosa ist eine wundervolle Ehefrau«, fuhr Antonio Granelli fort, und Jennifer fragte sich, ob es sich um eine beilaufige Bemerkung oder eine Warnung handelte. Michael bemerkte: »Du hast dein Kalbfleisch nicht aufgegessen.«
»Ich habe noch nie in meinem Leben so viel gegessen«, protestierte Jennifer.
Und es war noch nicht vorbei. Eine Schale mit frischem Obst wurde hereingetragen, eine Kaseplatte, Eiscreme mit hei?er Zabaglione, Zuckerplatzchen und Pfefferminzlikor. Jennifer wunderte sich, da? es Michael bei solchem Essen gelungen war, seine Figur zu halten.
Die Konversation war leicht und angenehm und hatte in jedem anderen italienischen Haushalt stattfinden konnen. Es fiel Jennifer schwer, zu glauben, da? diese Familie anders als andere Familien war.
Bis Antonio Granelli fragte: »Wissen Sie uber die Unione Siciliana Bescheid?«
»Nein«, sagte Jennifer.
»Lassen Sie mich ein paar Worte daruber verlieren, Lady.«
»Pop - ihr Name ist Jennifer.«
»Das ist kein italienischer Name, Mike. Ich kann ihn mir nicht merken. Ich nenne Sie Lady, Lady. Okay?«
»Okay«, erwiderte Jennifer.
»Die Unione Siciliana fand sich in Sizilien zusammen, um die Armen gegen Unrecht und Ungerechtigkeiten zu schutzen. Verstehen Sie, die Machtigen haben die Armen ausgeraubt. Die Armen hatten nichts - kein Geld, keine Arbeit, keine Gerechtigkeit. Also wurde die Unione gebildet. Wenn irgendwo ein Unrecht geschah, gingen die Geschadigten zu den Mitgliedern der geheimen Bruderschaft, und sie wurden geracht. Ziemlich bald wurde die Unione starker als das Gesetz, denn sie war das Gesetz des Volkes. Wir glauben an die Worte der Bibel, Lady.« Er blickte Jennifer in die Augen. »Wenn jemand uns betrugt, rachen wir uns.« Die Botschaft war unmi?verstandlich.