Beim Abendessen teilte sie Joshua die Neuigkeiten mit. »Wie wurde es dir gefallen, nach Acapulco zu fahren?«
»Das ist in Mexiko«, verkundete er. »An der Westkuste.«
»Genau.«
»Konnen wir an einen Oben-ohne-Strand gehen?«
»Joshua!«
»Wieso, da gibt es so was. Nacktsein ist nur normal.«
»Ich uberlege es mir.«
»Und Hochseefischen?«
Jennifer stellte sich vor, wie Joshua einen riesigen Marlin uber Bord zu ziehen versuchte, und unterdruckte ein Lacheln. »Wir werden sehen. Einige dieser Fische werden ziemlich gro?.«
»Das macht es ja gerade so aufregend«, erklarte Joshua ernsthaft. »Wenn es einfach ist, bereitet es keinen Spa?. Es ist nicht sehr sportlich.« Genauso hatte Adam geredet. »Ich bin ganz deiner Meinung.«
»Was konnen wir da noch machen?«
»Nun, wir konnen reiten, wandern, die Gegend besichtigen...«
»Blo? keinen Haufen alter Kirchen, ja? Sie sehen alle gleich aus.«
Adam hatte gesagt: Wenn man eine Kirche gesehen hat, kennt man alle.
Der Kongre? begann an einem Montag. Jennifer, Joshua und Mrs. Mackey flogen am Freitagmorgen nach Acapulco. Joshua war schon oft geflogen, aber Flugzeuge faszinierten ihn immer noch. Mrs. Mackey war vor Furcht wie versteinert. Joshua beruhigte sie. »Betrachten Sie es einfach so: Selbst wenn wir absturzen, tut es nur eine Sekunde weh.« Mrs. Mackey wurde bleich.
Das Flugzeug landete um vier Uhr nachmittags in Acapulco, und eine Stunde spater kamen die drei in Las Brisas an. Das Hotel lag acht Meilen von Acapulco entfernt und bestand aus einer Reihe schoner rosa Bungalows auf einem Hugel, und jeder hatte seine eigene Terrasse. Jennifers Bungalow verfugte wie einige der anderen uber einen privaten Swimmingpool. Die Reservierung war etwas schwierig gewesen, weil Acapulco wegen des Konvents uberfullt war, aber Jennifer hatte einen ihrer einflu?reichen Mandanten angerufen und erhielt eine Stunde spater die Nachricht, da? Las Brisas sie ungeduldig erwarte.
Als sie ausgepackt hatten, fragte Joshua: »Konnen wir in die Stadt gehen und die Leute reden horen? Ich war noch nie in einem Land, wo niemand Englisch spricht.« Er dachte einen Moment nach und fugte hinzu: »Abgesehen von England.«
Sie gingen in die Stadt und flanierten durch den Zocalo, das hektische Zentrum des Ortes, aber zu Joshuas Enttauschung horten sie nichts als Englisch, denn die Stadt war von amerikanischen Touristen uberflutet.
Sie wanderten uber den farbenprachtigen Markt gegenuber von Sanborn's in der Altstadt, wo an Hunderten von Standen eine verwirrende Vielfalt von Waren verkauft wurde. Am spaten Nachmittag nahmen sie eine calandria, eine Pferdekutsche, nach Pie de la Cuesta, dem Strand des Sonnenuntergangs, und kehrten danach in die Stadt zuruck.
Sie a?en in Armando's Le Club zu Abend. Die Speisen waren hervorragend.
»Ich liebe mexikanisches Essen«, erklarte Joshua. »Das freut mich«, sagte Jennifer. »Blo? ist dies hier franzosisch.«
»Na gut, aber es hat einen mexikanischen Geschmack.«
Der Samstag war vom Morgen bis Abend ausgefullt. Am Vormittag gingen sie an der Quebrada einkaufen, wo die schoneren Geschafte lagen, und anschlie?end nahmen sie ein mexikanisches Mittagessen im Coyuca 22 ein, und Joshua sagte: »Ich vermute, du willst mir erzahlen, dies ist auch franzosisch, oder?«
»Nein, dies ist original mexikanisch, Gringo.« »Was ist ein Gringo?« »Du bist einer, Amigo.«
Als Jennifer vorschlug, ins Hotel zuruckzugehen, fragte Joshua: »Konnen wir nicht vorher noch die Felsenspringer anschauen?«
Der Geschaftsfuhrer des Hotels hatte sie am Morgen erwahnt.
»Bist du sicher, da? du dich nicht ausruhen mochtest, Joshua?«
»Ach so, wenn du mude bist, sicher. Ich vergesse immer, wie alt du schon bist.«
»Vergi? mein Alter«, sagte Jennifer. Sie wandte sich an Mrs. Mackey. »Sind Sie dabei?«
»Klar«, stohnte Mrs. Mackey.
Die Vorstellung fand bei den Klippen von La Quebrada statt. Jennifer, Joshua und Mrs. Mackey standen auf einer Aussichtsplattform, wahrend sich die Springer mit brennenden Fackeln funfzig Meter tief in eine schmale Felsenbucht warfen, wobei sie ihren Sprung genau auf die anrollenden Brecher abstimmten. Der kleinste Fehler in der Berechnung hatte ihren sofortigen Tod bedeutet.
Als die Vorstellung vorbei war, ging ein Junge herum und sammelte fur die Springer. »Un peso, por favor.« Jennifer gab ihm funf Pesos. In dieser Nacht traumte sie von den Felsenspringern.
Las Brisas hatte seinen eigenen Strand, La Concha, und fruh am Sonntagmorgen fuhren Jennifer, Joshua und Mrs. Mackey in einem der rosafarbenen, mit Baldachinen uberdeckten Jeeps, die das Hotel seinen Gasten zur Verfugung stellte, hinunter zum Meer. Das Wetter war vollkommen. Der Hafen war eine glitzernde blaue Leinwand, besprenkelt mit Segeln und Motorbooten.
Joshua stand am Gelander der Terrasse und beobachtete die vorbeirasenden Wasserskifahrer.
»Wu?test du, da? Wasserski in Acapulco erfunden wurde, Mama?«
»Nein. Wo hast du das gehort?«
»Entweder habe ich es in einem Buch gelesen oder erfunden.«
»Ich tippe auf ›erfunden‹.«
»Soll das hei?en, da? ich nicht Wasserski fahren darf?«
»Diese Motorboote sind ziemlich schnell. Hast du keine Angst?«
Joshua blickte zu den Skifahrern hinaus, die uber das Wasser flogen. »Dieser Mann hat gesagt, ›Ich schicke dich nach Hause zu Jesus‹. Und dann hat er einen Nagel in meine Hand geschlagen.«
Es war die erste Anspielung, die er auf die schrecklichen Qualen machte, die er durchlitten hatte.
Jennifer kniete nieder und legte ihre Arme um den Jungen. »Wie kommt es, da? du gerade jetzt daran gedacht hast,Joshua?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich wei? nicht. Ich schatze, weil Jesus auf dem Wasser gegangen ist und die da drau?en auch alle auf dem Wasser gehen.« Er sah den erschreckten Ausdruck auf dem Gesicht seiner Mutter. »Entschuldige, Mama. Ich denke nicht oft daran, ehrlich.«
Sie umarmte ihn fest und sagte: »In Ordnung, Liebling. Naturlich kannst du Wasserski fahren. Aber zuerst essen wir zu Mittag.«
Das Restaurant von La Concha hatte schmiedeeiserne Tische mit rosa Decken und rosawei? gestreifte Sonnenschirme im Freien. Es gab ein Buffet, und der Selbstbedienungstisch war mit einer unglaublichen Auswahl von Speisen bedeckt. Frischer Hummer, Krabben und Lachs wechselten mit kaltem und warmem Fleisch ab, umgeben von Salaten, einer Vielfalt von rohem und gekochtem Gemuse, Kase und Fruchten. Ein Extratisch bot eine Reihe frisch zubereiteter Desserts an. Joshua fullte und leerte seinen Teller dreimal, ehe er sich endlich gesattigt zurucklehnte.
»Es ist ein sehr gutes Restaurant«, betonte er, »ganz egal, was fur Essen es ist.« Er stand auf. »Ich sehe mich jetzt mal um wegen des Wasserskis.«
Mrs. Mackey hatte ihr Essen kaum beruhrt. »Fuhlen Sie sich nicht gut?« fragte Jennifer. »Sie haben noch keinen Bissen gegessen, seit wir angekommen sind.« Mrs. Mackey beugte sich vor und flusterte duster: »Ich mochte nicht das Opfer von Montezumas Rache werden.«
»Ich glaube nicht, da? Sie sich an einem Ort wie diesem deswegen Sorgen bereiten mussen.«
»Ich halte nichts von auslandischem Essen«, schnuffelte Mrs. Mackey.
Joshua kam an den Tisch gerannt und sagte: »Ich habe ein Boot bekommen. Konnen wir jetzt gehen, Mama?«
»Mochtest du nicht noch eine Weile warten?« »Weswegen?«
»Joshua, du wirst wie ein Stein untergehen, nach allem, was du gegessen hast.« »La? es mich probieren«, bettelte er.
Wahrend Mrs. Mackey am Strand zuruckblieb, stiegen Jennifer und Joshua in das Motorboot, und Joshua hatte seine erste Wasserskistunde. Die ersten funf Minuten fiel er fortwahrend um, aber danach zeigte er die Leistung eines geborenen Wasserskifahrers. Bevor der Nachmittag vorbei war, vollfuhrte er Kunststucke auf einem