hatten und auf den vom Mond mit silbrigem Glanz uberzogenen Pazifik segelten, stellte sich Adam neben Jennifer und legte den Arm um sie. Sie liebten sich auf dem Deck unter den Sternen, und eine sanfte, aromatische Brise kuhlte ihre nackten Korper. Die Vergangenheit und die Zukunft waren ausgeloscht, allein die Gegenwart umfing sie, hielt sie in kurzen, fluchtigen Momenten zusammen. Jennifer wu?te, da? diese Nacht in Adams Armen kein Anfang, sondern ein Ende war. Keine Brucke fuhrte uber die Kluft zwischen den Welten, die sie trennten. Sie hatten sich zu weit voneinander entfernt, und es gab keinen Weg zuruck. Weder jetzt noch jemals sonst. Sie wurde in Joshua immer einen Teil von Adam haben, und das wurde ihr genugen. Hatte ihr zu genugen.
Diese Nacht mu?te fur den Rest ihres Lebens vorhalten. Sie lagen zusammen auf dem Deck und lauschten dem Flustern der See am Bootskorper. Adam sagte: »Morgen...«
»Sag nichts«, flusterte Jennifer. »Liebe mich, das genugt, Adam.«
Sie bedeckte seine Lippen mit kleinen Kussen und lie? ihre Finger zartlich uber seinen starken, schlanken Korper gleiten.
Sie bewegte ihre Hand in kleinen Kreisen abwarts, bis sie ihn fand und zu streicheln begann.
»O Gott, Jennifer«, flusterte Adam, und sein Mund glitt langsam an ihrem nackten Korper hinab.
46
»Dieser Arschficker starrte mich weiter mit seinem malocchio an, mit seinem bosen Blick«, sagte der kleine Salvatore Fiore, »so da? ich ihm schlie?lich eins aufbrennen mu?te.« Nick Vito lachte, denn jeder, der so dumm war, sich mit der Pusteblume anzulegen, verdiente, was ihm geschah. Nick Vito vertrieb sich die Zeit in der Kuche des Farmhauses mit Salvatore Fiore und Joseph Colella. Sie sprachen uber alte Zeiten und warteten darauf, da? die Konferenz im Wohnzimmer endete. Der Liliputaner und der Riese waren seine besten Freunde. Sie waren miteinander durchs Feuer gegangen. Nick Vito betrachtete die beiden Manner und dachte glucklich: Fur mich sind sie wie Bruder.
»Wie geht es deinem Cousin Pete?« fragte Nick Colella. »Er hatte Krebs, und sie haben ziemlich an ihm herumgeschnippelt, aber er wird es schaffen.«
»Er ist sagenhaft.«
»Ja. Pete ist wirklich ein guter Typ. Er hat nur ein bi?chen Pech gehabt. Er war bei einem Bankuberfall dabei, hatte aber nicht gerade seinen guten Tag, und die verdammten Cops haben ihn geschnappt und weggesteckt. Das war hart fur ihn. S ie versuchten, ihn umzudrehen, aber da waren sie bei ihm an der falschen Adresse.«
»Ja, Pete hat Klasse.«
»Das kann man wohl sagen. Gro?es Geld, gro?e Weiber und gro?e Autos - das ist sein Stil.«
Aus dem Wohnzimmer drang das Gerausch wutender, lauter Stimmen. Die drei Manner horten einen Augenblick zu. »Klingt, als hatte Colfax eine Zecke im Hintern.«
Thomas Colfax und Michael Moretti waren allein im Wohnzimmer. Sie diskutierten eine umfangreiche Operation. die das Glucksspiel auf den Bahamas weitgehend in die Hande der Familie bringen sollte. Michael hatte Jennifer damit beauftragt, die geschaftlichen Arrangements zu treffen. »Das kannst du nicht machen, Mike«, protestierte Colfax. »Ich kenne jeden da unten, sie niemanden. Diese Sache kann nur ich ubernehmen.« Er wu?te, da? er zu laut redete, aber er konnte sich nicht mehr beherrschen. »Zu spat«, sagte Michael.
»Ich traue dem Madchen nicht. Tony auch nicht.«
»Tony ist nicht mehr unter uns.« Michaels Stimme war gefahrlich leise.
Thomas Colfax wu?te, da? er jetzt besser zurucksteckte. »Sicher, Mike. Ich sage ja nur, da? ich das Madchen fur einen Fehler halte. Naturlich, sie ist klug, aber ich warne dich, sie konnte uns alle auffliegen lassen.«
Aber Michael machte sich mehr Sorgen wegen Thomas Colfax. Die Untersuchung der Warner-Kommission lief auf vollen Touren. Wenn die Welle Colfax erfa?te, wie lange wurde er standhalten konnen? Er wu?te mehr uber die Familie, als Jennifer Parker je erfahren konnte. Colfax war es, der sie alle zerstoren konnte, und Michael vertraute ihm nicht. Thomas Colfax sagte: »Schick sie fur eine Weile weg. Nur, bis die Untersuchung sich etwas abgekuhlt hat. Sie ist eine Frau. Wenn sie anfangen, sie unter Druck zu setzen, wird sie reden.« Michael betrachtete ihn und traf eine Entscheidung. »Vielleicht hast du in dem Punkt recht. Jennifer ist vielleicht nicht gefahrlich, aber andererseits ist sie nicht hundertprozentig auf unserer Seite. Warum ein unnotiges Risiko eingehen?«
»Mehr wollte ich auch nicht vorschlagen, Mike.« Colfax erhob sich vo n seinem Stuhl. »Glaub mir, du tust das Richtige.«
»Ich wei?.« Michael sah zur Kuche hinuber und rief: »Nick!« Eine Sekunde spater erschien Nick Vito. »Fahr den consigliere nach New York zuruck, Nick, ja?«
»Naturlich, Bo?.«
»Ach, bei der Gelegenheit kannst du ein Packchen fur mich abgeben.« Er wandte sich an Colfax. »Das macht dir doch nichts aus?«
»Naturlich nicht, Mike.« Der consigliere war ganz von seinem Sieg in Anspruch genommen.
Michael Moretti sagt zu Vito: »Komm mit es ist oben.«
Nick folgte Michael nach oben in sein Schlafzimmer. Michael schlo? die Tur hinter ihnen.
»Ich mochte, da? du einen Halt einlegst, bevor du New Jersey verla?t.«
»Sicher, Bo?.«
»Ich mochte, da? du etwas Mull rauswirfst.« Nick Vito blickte verwirrt. »Den consigliere«, erklarte Michael. »Oh. Okay. Was immer du willst.«
»Fahr ihn hinaus zur Mullhalde. Um diese Zeit wird dort niemand sein.«
Eine Viertelstunde spater war die Limousine auf dem Weg nach New York. Nick Vito sa? am Steuer, Thomas Colfax auf dem Beifahrersitz.
»Ich bin froh, da? Mike diese Nutte auf das Abstellgleis geschoben hat«, sagte Thomas Colfax.
Nick warf einen Seitenblick auf den ahnungslosen Anwalt neben sich. »Ja.«
Thomas Colfax konsultierte seine goldene Armbanduhr von Baume & Mercier. Es war drei Uhr morgens, schon lange Schlafenszeit. Es war ein langer Tag gewesen, und er war mude. Ich werde langsam zu alt fur solche Schlachten, dachte er. »Wie weit fahren wir hinaus?«
»Nicht weit«, murmelte Nick.
Nick Vitos Gedanken befanden sich in Aufruhr. Toten war ein Teil seines Jobs, ein Teil, den er geno?, denn es gab ihm ein Gefuhl der Macht. Wenn er totete, fuhlte Nick Vito sich wie ein Gott; er war allmachtig. Aber heute nacht war er beunruhigt. Er konnte nicht verstehen, warum er beauftragt worden war, Thomas Colfax auszuloschen. Colfax war der consigliere, der Mann, an den sich alle wandten, wenn es Arger gab. Nach dem Paten war der consigliere der wichtigste Mann in der Organisation. Er hatte Nick ein dutzendmal aus der Klemme geholfen.
Schei?e! dachte Nick. Colfax hatte recht. Mike hatte niemals eine Frau in Beruhrung mit den Geschaften bringen sollen. Manner dachten mit dem Verstand, Frauen mit der Fotze. Oh, wie gern er sich einmal mit dieser Jennifer Parker beschaftigt hatte! Er hatte sie gefickt, bis es ihr zum Hals herauskam, und dann...«
»Achtung, du kommst von der Stra?e ab!« »Entschuldigung.« Nick steuerte den Wagen rasch wieder in die Mitte der Spur.
Die Mullhalde war nicht mehr weit weg. Nick spurte, wie er unter den Armen zu schwitzen begann. Er warf einen weiteren Seitenblick auf Thomas Colfax.
Ihn auszuloschen, wurde ein Kinderspiel sein. Nicht schwerer, als ein Baby ins Bett zu bringen, aber, verdammt, es war das falsche Baby. Jemand hatte Mike falsch gepolt. Es war eine Sunde. Es war, als legte man seinen Vater um.
Er wunschte sich, er hatte daruber mit Salvatore und Joe reden konnen. Sie hatten ihm sagen konnen, was er tun sollte. Nick konnte die Mullhalde rechts vom Highway auftauchen sehen. Seine Nerven begannen zu vibrieren, wie sie es immer taten, bevor er abdruckte. Er pre?te seinen linken Arm gegen seinen Korper und konnte den beruhigenden Druck des kurzlaufigen 38er Smith & Wesson unter seiner Achsel fuhlen.
»Ich freue mich auf das Bett und einen guten Schlaf«, gahnte Colfax.