Dimkas Fu?en zwischen die Finger und zog aus Leibeskraften daran. Zur Strafe erhielt er einen Tritt gegen das Schienbein. Hierauf versuchte er, die beiden Raufbolde an den Schultern auseinanderzuzerren, aber auch dies ohne Erfolg. Er steckte nur einen Nasenstuber ein. Nun verlor er die Geduld. Er wollte Dimka einen Tritt versetzen, traf aber Petka. Das brachte ihn zur Wei?glut. Er wandte sich ab und trat beiseite.

Den beiden Kampen ging die Puste aus. Sie mu?ten die Balgerei unterbrechen und hielten sich nur gegenseitig an den Handen. So lagen sie mitten auf dem Weg.

„Willst du das noch einmal sagen?' keuchte Petka heiser.

„Dorn...', rochelte Dimka.

Schon walzten sich Beine und Kopfe wieder im Staub.

Es war alles sehr schnell gegangen.

Auf einmal spurte Petka, da? ihn jemand hochzog.

Ohne Uberlegung stie? er zu und traf in etwas Weiches.

„Womit habe ich das verdient?' horte er eine vertraute Stimme fragen. Viktor Nikolajewitsch, der Lehrer! „Issajew?'

Naturlich Issajew. Eine winzige Kleinigkeit nur brauchte dieser Issajew auszufressen, schon stand garantiert Viktor Nikolajewitsch vor ihm. War es da ein Wunder, wenn Petka auf den Gedanken kam, da? der Lehrer ihn heimlich verfolgte?

„Ich komme nicht wieder in die Schule', schrie er zornig. „Ich gehe ab. Warum spionieren Sie hinter mir her? Jetzt sind Ferien.'

Viktor Nikolajewitsch nahm sich zusammen und entgegnete sanft: „Ich spioniere dir nicht nach. Ich kam zufallig vorbei. Da sah ich, wie ihr euch prugeltet.'

Abermals fuhlte sich Jurka veranla?t, einzuschreiten. „Das war keine Prugelei, Viktor Nikolajewitsch. Sie hatten einen Streit, wer der Starkere ist. Dann haben sie es ausprobiert.'

Viktor Nikolajewitsch blickte von einem zum andern. Er dachte: Laufen mir Schuler uber den Weg, ist todsicher dieser Issajew dabei. Was kann ich ihm sagen? Da? man sich nicht rauft? Als ob er das nicht selber wu?te. Soll ich ihm drohen? Aber womit, wenn er schon von sich aus bereit ist, die Schule zu verlassen?

Nie zuvor hatte Viktor Nikolajewitsch so brennend wie jetzt gewunscht, dem sonderbaren Burschen ein paar passende Worte zu sagen, damit er ihn verstand und nicht immer nur bose anstarrte. Er dachte: Issajew wei? sehr gut, was recht ist und was nicht, aber er ist noch ein Junge; jeder Junge tut gelegentlich, was er nicht tun durfte.

Der Lehrer Rjabzew suchte nach den passenden Worten und fand sie nicht. Da eilte ihm der ehemalige Schuler Rjabzew zu Hilfe.

Der sprach aus ihm, als er sagte: „Soll das ein Ringkampf sein? Ihr mu?t euch an die Regeln halten. Sobald einer auf den Schulterblattern liegt, ist der Kampf entschieden. Ihr habt beide schon mehrmals verloren. Meint ihr, ich hatte nicht gesehen, wie ihr euch auf der Stra?e walztet?'

Die drei Jungen blickten erstaunt ihren Lehrer an. Begriff er wirklich nicht, da? es eine Rauferei gewesen war?

„Wir mussen also herausbekommen, wer von euch als erster unten lag', fuhr Viktor Nikolajewitsch beflissen fort. „Ich war noch etwas weit weg, daher konnte ich es nicht recht erkennen. Vielleicht hat Alenow besser gesehen?'

„Ich glaube, Dimka', meinte Jurka.

Petka, der unter keinen Umstanden der Unterlegene sein wollte, knurrte bissig: „Ja, er.' 

„Nein, du', brauste Dimka auf, „du bist zuerst auf den Rucken gefallen.' 

„Versucht es noch einmal, ich bin der Schiedsrichter', schlug der Lehrer vor. 

Petka und Dimka hatten ihr Mutchen gekuhlt und auch genugend blaue Flecke, aber Viktor Nikolajewitsch tat, als wu?te er das nicht. Die beiden nahmen Aufstellung. Jeder legte dem andern die Hande auf die Schultern und schielte ihn von unten her an. Keiner wollte zu Boden gehen, doch die Griffe waren jetzt sanft, sie sollten nicht verletzen. Der Friede schien nicht mehr fern.

Eine Zeitlang stampften die Ringer auf der Stelle. Als Dimka sturzte, nahm er Petka mit. Wieder walzten sie sich im Staub. Petka versuchte, sich uber Dimka zu schieben. Ein Schulterblatt beruhrte schon die Erde, da ri? sich Dimka los. Petka gab die letzten Krafte her, kam auf den Gegner zu liegen und druckte ihn zu Boden.

,,Es war nicht richtig', rief Dimka, indem er sich schuttelte. „Man konnte noch eine Hand unter die Schulterblatter schieben. Ich habe eine Brucke gemacht.'

„Dimka, das stimmt nicht', entschied Viktor Nikolajewitsch. „Es hat alles seine Richtigkeit. Nach den Regeln bleibt es aber nicht bei einer Partie. Ehe man wei?, wer wirklich der Starkere ist, mussen etwa funf Kampfe ausgetragen werden. Nun, fur den Rest braucht ihr mich nicht mehr.'

„Es sollte doch gar kein Ringkampf sein', murmelte Petka.

Der Lehrer lachelte. „Auf Wiedersehen, Champion.' Er ging mit gro?en Schritten weiter. Die Jungen blickten ihm schweigend nach.

„Na, Dimka, was ist, bleibst du auch fur zwei Tage?' fragte Jurka. 

„Was denn sonst? Wenn wir Pech haben, dann alle zusammen.' 

Petka scharrte mit dem Absatz auf der Erde. „Beruhige dich, wir werden kein Pech haben.'

„Wie du ihn immer ansiehst', sagte der friedfertige Dimka zu Petka. „Richtig giftig. Dabei ist er gar nicht so. Nur noch sehr jung und unerfahren. Wenn er Erfahrung hatte, wurden wir uns bei ihm nicht zu mucksen wagen.'

„Also, worauf warten wir? Dort liegt deine Sparbuchse. Ist sie kaputt?' „Wennschon', sagte Dimka. 

XI Die Expedition bricht auf

Als die drei das Lager erreichten, sahen sie, da? der Traktor das Bretterhauschen bereits fortgezogen hatte. Arbeiter waren damit beschaftigt, die Habseligkeiten der Expedition in Kisten und Sacken zu verstauen. Was sie fertig verpackt und verschnurt hatten, wurde auf die Pferde geladen. Dann ging es zu zweit oder dritt ein Stuck in die Taiga. Auf der Lichtung erblickten die Jungen mehrere Akkumulatoren, die mit Schutzhullen versehenen Gerate, einen verru?ten Ofen. Die Zelte waren bereits abgebrochen. Lediglich die rechtwinkligen Flecke des gelben, niedergedruckten Grases erinnerten daran, wo sie gestanden hatten.

In diesem Durcheinander kamen sich die Besucher hochst uberflussig vor. Besonders enttauscht war Petka, der sein neues hellblaues Hemd angezogen hatte. Ubrigens kummerte sich niemand um sie. Lediglich Sergej Michailowitsch nickte ihnen aus der Ferne freundlich zu, und Tonja sagte im Vorubergehen guten Tag. Die Freunde streiften uber die Lichtung, wanderten um den ehemaligen Lagerplatz, aber nirgends entdeckten sie Lena. Fragen wollten sie nicht. Die Leute waren alle zu sehr beschaftigt.

Endlich kam Tonja zu ihnen. 

„Lena ist schon abgeruckt, Jungs.' 

„Wo denn hin?' 

„Auf einen anderen Lagerplatz. Dort ist auch ihr Vater.' 

Die Jungen glaubten, Tonja werde ihnen jetzt sagen, da? Lena auf sie gewartet und beim Abschied gebeten habe, die Gaste ja recht schon zu gru?en. Au?erdem hofften sie zu horen, sie sollten doch, wenn irgend moglich, ihre kleine Freundin in der neuen Umgebung besuchen. Tonja sagte jedoch nichts von alledem. Uberhaupt benahm sie sich recht merkwurdig. Sie schien verstimmt zu sein, pre?te die Lippen aufeinander und blickte die Jungen an, als ware sie ihnen bose.

Jurka hielt es nicht mehr aus. „Hat sie denn nichts bestellt?' fragte er.

„Nein.' Tonja schwieg eine Weile. Dann erklarte sie: „Wi?t ihr, Jungs, Lena ist furchtbar traurig. Professor Filatow ist gestorben. Wir haben es erst gestern erfahren. Er war doch ihre ganze Hoffnung. Wir wollten ihr nichts verraten, aber durch einen dummen Zufall hat sie es gehort.'

Tonja machte mit den Handen eine Bewegung, die Hilflosigkeit ausdruckte, und entfernte sich. Die Jungen trafen Anstalten, ihr Boot aufzusuchen. Als sie ein paar Schritte gegangen waren, wurden sie angerufen.

„Was fallt euch ein, ohne Abschied fortzulaufen', beschwerte sich Sergej Michailowitsch. Er trat heran.

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