nach Surguticha bin ich gelaufen. Es ist ein echter Eskimohund. So was gibt es hier nicht. Lena hatte sich bestimmt gefreut.'
„Ja, den wirst du nun behalten mussen', schnarrte Sergej Michailowitsch. „Das ist nicht so schlimm. Unterwegs hatte er doch nur gestort.'
Dimka war gekrankt. „In einem Jahr bellt er die Vogel an.'
Sergej Michailowitsch lachte, widersprach aber nicht.
„Na, dann lebt wohl, Jungs', verabschiedetet er sich.
„Ich habe noch einen weiten Weg vor mir.'
„Wo stecken Sie jetzt?'
„Vierzig Kilometer von hier. Im Fruhjahr kommen wir wieder. Dann sehen wir uns. Ich werde euch erzahlen, was wir inzwischen gefunden haben, und ihr berichtet uber eure Erfolge.'
„Wir suchen nichts mehr', entgegnete Jurka.
„Warum nicht? Das ware ein Fehler. Sucht weiter, gebt nur acht, da? ihr euch nicht zu weit von der Stadt entfernt. Ich sage immer, die Welt ist gro?, aber rund. Jedes Stadtchen, selbst das kleinste und unscheinbarste, steht, von einem entgegengesetzten Punktaus betrachtet, auf der hochsten Stelle. Auch euer Ust-Kamensk.'
Die Kinder begleiteten Sergej Michailowitsch bis zur ersten Blinkanlage.
„Ich werde trotzdem weiterlernen', verkundete Petka, nachdem sie sich verabschiedet hatten, „unter allen Umstanden. Ich habe keine andere Moglichkeit. Mit dem Abschlu? der siebenten Klasse komme ich nie in eine Fliegerschule. Ich habe mich genau erkundigt und heut mit meiner Mutter gesprochen. Wi?t ihr, was sie sagt? ,Als ob ich je dagegen gewesen ware, nur du hast dir in den Kopf gesetzt, nach der siebenten abzugehen.' Dabei kamen ihr die Tranen. Als ich ihr erklarte, da? ich von der Schule gehen wollte, hat sie auch geweint. Da soll sich ein Mensch rausfinden.'
„Mein Entschlu? steht ebenfalls fest', behauptete Jurka. „Er ist endgultig. Aber vorlaufig spreche ich nicht daruber. Sonst lacht ihr mich aus. Es ist noch zu fruh.'
Dimka jammerte: „Und ich habe mein ganzes Geld verplempert. Wenn es wenigstens nicht umsonst gewesen ware.'
„Jetzt tut dir's wohl leid?' hohnte Petka.
„Ach was!' emporte sich Dimka. „Wo ich aufs Geld spucke wie auf sonst was. Der Hund ist mir mehr wert. Aber knauserig bin ich deswegen nicht. Von mir aus verschenke ich ihn sogar. Willst du ihn haben? Das Halsband kriegst du dazu. Bitte.' Er zog das Hundchen hervor und streckte den Arm aus.
Petka beachtete es nicht. Da hielt ihm Dimka den kleinen Kerl direkt vors Gesicht. Petka schob ihn sanft zuruck. Dimka stie? mit der Schulter zu. Petka schubste, und Dimka rempelte kraftig Petka an. Die Knuffe wurden starker. Trotzdem war es keine Rauferei, sondern ein Schritt zum Frieden. Jurka erfuhr nicht, weshalb sie sich verkracht hatten.
Alle drei kletterten die Boschung hoch und nahmen den Weg, der in den Wald fuhrte. Sie sahen runter auf den Jenissej. Kahne fuhren stromauf, eine lange Reihe. In geringem Abstand folgte ein zweiter Zug. Auf den Decks standen Traktoren, Lastwagen, mit Planen verdeckte Maschinen.
Petka wunderte sich. „Sie kommen in die Tunguska. Warum eigentlich? Fruher sind sie immer vorbeigefahren.'
„Ach, wer wei?', meinte Dimka leichthin. „Sie werden wohl eine Stra?e bauen. Ich habe euch ja schon gesagt, da? sie letztes Jahr die Taiga vermessen wollten. In Baikit hat man Erz gefunden, so viel, da? es fur die ganze Sowjetunion reicht und noch was ubrigbleibt.'
„Das ist Schwindel. Bis Baikit sind es hundert Kilometer. Wie wollen sie durch die Taiga kommen?'
„Ich habe euch doch gesagt, da? eine Stra?e gebaut wird. Die ist eins, zwei, drei fertig bei den Maschinen, die wir haben.'
„Los, die Schiffe mussen wir uns aus der Nahe angucken.'
„Ja, runter!'
Die Jungen liefen zur Anlegestelle zuruck, schneller und schneller, neuen Entdeckungen entgegen. Wer hatte da langsam gehen konnen?
Diamantenpfade
In der Mitte der Bucht horte Wenka auf zu rudern. Er lauschte. Das Gerausch, das von der nahen Insel her an sein Ohr drang, war lauter geworden. Durch die Fauste blickte Wenka uber das Sonnenfunken spruhende Wasser. Zuerst sah er die Masten. Dann tauchte eine niedrige Deckkabine uber den Steinen auf. Zum Schlu? kroch der ganze Trawler ums Kap. Anfangs behielt das Schiff seinen Kurs bei. Nach einer Weile schwenkte es auf die Sonnenstra?e ein, die zu dem Boot fuhrte.
Wenka lachte, legte sich in die Ruder und begann zu kurven. Auch der Trawler vollfuhrte eine Schwenkung, bis er abermals auf den Bug des Bootes zielte. Wenka gebrauchte nur das rechte Ruder. Danach wurde auf dem Trawler das Steuer scharf in die gleiche Richtung geworfen. Das Boot war jedoch wendiger, es fuhr in einem kleinen Kreis, das Schiff in einem gro?en. Der Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen betrug noch immer hundert Meter.
„Wenka, du bist ein Schuft!' erklang es vom Trawler durch das Sprachrohr. „Halt an, sonst ramme ich dich!'
Es war eine Kapitulation. Wenka lachte wieder. Er lie? die Ruder fahren.
In weitem Bogen glitt der Trawler auf das Boot zu. Aus der Deckkabine kam der Steuermann, ein Bursche in braunem Sweater und mit Turnschuhen an den nackten Fu?en.
„Wenka', rief er drohend, „willst du mit uns Katze und Maus spielen?'
„Ich habe gar nicht gewu?t, da? ihr in der Nahe wart', erwiderte Wenka mit ernstem Gesicht. „Bei der ,Mowe' ist das anders. Die hort man schon von weitem.'
Die Matrosen an Bord feixten. Der Steuermann hatte fruher auf der „Mowe' gedient und war wegen seiner Schlafmutzigkeit auf den Trawler versetzt worden.

„Verschwinde!' knurrte der Steuermann.
„Schon', erwiderte Wenka, „mache ich.' Er bewegte die Ruder. Langsam entfernte sich sein Boot von dem Trawler.
Das behagte dem Steuermann wenig. Er schlug einen anderen Ton an. „Warte doch!! Tragst du Briefe aus?'
„Naturlich.'
„Fur mich ist nichts dabei?'
„O doch.'
„Wirklich?'
„Wirklich.'
„Und wenn du lugst?'
„Und wenn ich nicht luge?' fragte Wenka.
„Was ist es denn fur eine Handschrift?' rief einer der Matrosen. „Eine mannliche?'
Auf dem Trawler wurde gelacht. Uber einen Monat war das Schiff auf der unruhigen Barentssee gekreuzt. Jetzt ging es heim. Die Manner waren bereit, sich uber den dummsten Witz zu freuen.
„Eine Frauenhandschrift', antwortete Wenka. Er wu?te, da? der Steuermann, der aus einer anderen Gegend stammte, Post von einer gewissen Jelena Bogatkina aus Kalinin erwartete.