Gro?e Adams, die man, vor der Berichtigung durch den beruhmten Cuvier, auf neunzig Fu? schatzte, noch die Abrahams (angeblich achtzehn), oder die des Moses (angeblich zwolf Fu?), er bildete jedoch immerhin ein riesiges Muster der Menschenrasse.
Unter den Neugierigen befand sich ein Gelehrter, der hochachtbare Kil Kirney, der nach peinlich genauer Messung des Champions der Neuen Welt einige Bemerkungen uber diesen nicht unterdrucken konnte und frischweg uber den »Fall« zu docieren anfing.
»Meine Herren! Bei den von mir angestellten historischen Untersuchungen ist es mir gegluckt, die wichtigsten Ergebnisse der Messungen, die sich auf gigantographische Studien beziehen und in Zahlen nach dem Decimalsystem ausgedruckt sind, wieder zu entdecken. Im siebzehnten Jahrhundert gab es einen gewissen Walter Parson, der zwei Meter siebenundzwanzig Centimeter ma?; im achtzehnten Jahrhundert tauchte ein Deutscher, Muller aus Leipzig, auf, der zwei Meter vierzig hoch war, ferner der Englander Burnsfield, zwei Meter funfunddrei?ig gro?, der Irlander Magrath, zwei Meter drei?ig, der Irlander O’Brien zwei Meter funfundfunfzig, der Englander Toller, von derselben Gro?e, und der Spanier Elacegin, der zwei Meter funfunddrei?ig Centimeter Korperlange hatte. Aus dem neunzehnten Jahrhundert kennt man den Griechen Auvassab, zwei Meter dreiunddrei?ig gro?, den Englander Hales aus Norfolk, zwei Meter vierzig, den Deutschen Marianne, zwei Meter funfundvierzig, und den Chinesen Chang, zwei Meter funfundfunfzig Centimeter gro?. Dem ehrenwerthen Traineur des Herrn Tom Crabbe diene nun zur Aufklarung, da? sein Schuler von der Fu?sohle bis zur Scheitelhohe nur zwei Meter drei?ig mi?t…
– Ja, was soll ich dabei thun, erwiderte John Milner etwas bitter, ich kann ihn doch nicht weiter in die Lange ziehen…
– Nein, gewi? nicht, bestatigte Herr Kil Kirney, das verlange ich auch gar nicht. Und doch, er ist nicht wenig kleiner…
– Tom, unterbrach ihn John Milner, gieb dem gelehrten Herrn doch einen tuchtigen Sto? in die Seite, damit er auch noch die Kraft Deines Biceps messen kann!«.
Das gelehrte Mannchen zog es jedoch vor, sich nicht zu einem Experimente herzugeben, das ihm voraussichtlich die normale Zahl seiner Rippen nicht ubrig gelassen hatte, und so zog sich Kil Kirney denn wurdigen und gemessenen Schrittes zuruck.
Tom Crabbe wurde auch mit reichen Beifallsbezeugungen uberschuttet, als John Milner in seinem Namen die Liebhaber des Boxens zu einem Gange herausforderte. Niemand nahm aber die Herausforderung an, und der Champion der Neuen Welt hi?te sich wieder in sein Coupe, wahrend ihm die Umstehenden ihre Wunsche fur gutes Gelingen zujubelten.
Die Bahnlinie verlief von hier in nordsudlicher Richtung durch den Staat Mississippi und erreichte bei der Station Rocky Comfort die Grenze von Louisiana.
Dem Laufe des Tangipaohaflusses folgend, rollte nun der Zug bis zum Ponchartrainsee hinunter und an dessen westlichem Ufer uber die lange Erdzunge hinweg, die diesen See von dem Maurepasce scheidet und auf der der gro?e Viaduct von Mauchac erbaut ist. Bei der Station Carrolton trifft die Bahn wieder auf den hier etwa vierhundertfunfzig Toisen breiten Strom, der die Stadt mit einer machtigen Schleife umwindet.
Nach einer von Chicago aus ziemlich neunhundert Meilen (1500 Kilometer) langen Fahrt verlie?en Tom Crabbe und John Milner in New Orleans endgiltig die Eisenbahn. Sie waren hier am Nachmittage des 5. Mai eingetroffen; es blieben ihnen sonach noch dreizehn Tage, sich nach Austin, der Hauptstadt von Texas, zu begeben – eine reichlich genugende Zeit, wenn auch mit moglichen Verzogerungen zu rechnen war, die ja, ob man von hier aus mit der Southern Pacificbahn den Landweg wahlte oder eine nicht lange Seefahrt vorzog, nicht ausgeschlossen waren.
Jedenfalls hatte man von John Milner nicht verlangen durfen, da? er seinen Crabbe durch die Stadt spazieren fuhre, um ihn deren Merkwurdigkeiten bewundern zu lassen. Kam durch Zufall ein andrer von den »Sieben« hierher, so wurde dieser das sicherlich gethan haben. Austin lag aber noch mehr als vierhundert Meilen entfernt von New Orleans, und John Milner hatte keinen andern Gedanken, als auf kurzestem und sicherstem Wege dahin zu kommen.
Den kurzesten Weg bot zwar die Eisenbahn, die beide Stadte unmittelbar verband – vorausgesetzt, da? die Zuge uberall guten Anschlu? hatten. Die Linie verlauft anfangs in westlicher Richtung quer durch Louisiana, und zwar uber Lafayette, Rarelant, Terrebone, Tigerville, Ramos und Brashear zum Ende des Lake Grand, wo sie, hundertachtzig Meilen von New Orleans, die Grenze von Texas erreicht. Weiterhin ist sie dann, von der Station Orange bis Austin, noch zweihundertdrei?ig Meilen lang. Nichtsdestoweniger gab John Milner – vielleicht that er unrecht daran – einem andern Reisewege den Vorzug und hielt es fur besser, in New Orleans zu Schiffe zu gehen und nach dem Hafen von Galveston zu fahren, den eine andre Bahnlinie mit der texanischen Hauptstadt verbindet.
Der Zufall wollte, da? der Dampfer »Sherman« schon bereit lag, am nachsten Tage nach Galveston abzugehen. Diese gunstige Gelegenheit galt es zu benutzen. Dreihundert Meilen (500 Kilometer) Seefahrt auf einem Schiffe, das gut zwolf Knoten in der Stunde zurucklegte, das bedeutete eine Sache von anderthalb Tagen – hochstens, bei ungunstigen Windverhaltnissen, von achtundvierzig Stunden.
John Milner hielt es nicht fur nothwendig, Tom Crabbe hieruber zu fragen, so wenig, wie man seinen Koffer befragt, wenn dieser zur Abreise verschnurt ist. Nachdem der gro?e Boxer in einem Hotel seine sechste Mahlzeit eingenommen hatte, legte er sich nieder und schlief in einem fort bis zum hellen Morgen.
Es war um sieben Uhr, als der Capitan Curtis den Befehl ertheilte, die Haltetaue des »Sherman« vom Quai loszuwerfen, gleich nachdem er den beruhmten Champion der Neuen Welt mit der dem zweiten Partner des »Match Hypperbone« gebuhrenden Hochachtung an Bord begru?t hatte.
»Sehr geehrter Herr Crabbe, sagte er, ich fuhle mich ausnehmend geschmeichelt durch die Ehre, Sie auf meinem Schiffe zu haben!«
Tom Crabbe sah nicht so aus, als verstande er die Anrede des Capitans, seine Augen richteten sich vielmehr instinctiv nach der Thur des Speisesalons.
»Seien Sie uberzeugt, fuhr der Capitan des »Sherman« fort, da? ich alles mogliche thun werde, damit Sie in kurzester Frist glucklich im Hafen anlangen. Ich werde weder meine Kohlenvorrathe schonen, noch meinen Dampf sparen. Ich werde die Seele meiner Cylinder, die Seele meines Balanciers und die meiner Schaufelrader sein, die sich mit moglichster Schnelligkeit drehen sollen, um Ihren Ruhm, Ihren Vortheil zu sichern!«
Tom Crabbe’s Mund offnete sich, wie um zu antworten, schlo? sich aber gleich wieder, um sich nochmals zu offnen und zum zweitenmale zu schlie?en. Das war das Zeichen, da? die Magenuhr Tom Crabbe’s die erste Fruhstuckstunde geschlagen hatte.
»Die ganze Cambuse steht zu Ihrer Verfugung, versicherte der Capitan Curtis, und verlassen Sie sich darauf, da? wir rechtzeitig in Texas landen, und sollte ich deshalb die Sicherheitsventile zuschrauben und die Kessel in die Luft gehen lassen…
– Nein, nein, nichts in die Luft sprengen, antwortete John Milner mit dem gesunden Menschenverstande, der ihm eigen war. Das ware immer ein Fehler… vorzuglich aber am Vorabend, wo es gilt, sechzig Millionen Dollars einzustecken!«
Es wollte nicht gelingen, den Champion der Neuen Welt emporzuheben. (S. 116.)
Das Wetter war schon und ubrigens ist in dem Fahrwasser von New Orleans niemals etwas zu furchten, wenn dieses auch uberraschende Veranderungen der Tiefe u. s. w. zeigt, worauf die Marinebehorden stets ein wachsames Auge haben. Der »Sherman« folgte dem sudlichen Stromarme zwischen den Rosendickichten und Binsen seiner flachen Ufer. Der Geruchsnerv der Reisenden mochte dabei wohl etwas unangenehm beruhrt werden, denn infolge der Zersetzung vieler organischer Abfalle auf dem Grunde steigen von ihm immer zahllose Kohlenwasserstoffblasen auf. Dafur kann man aber in diesem Canale, der zur Haupteinfahrt des gro?en Stromes geworden ist, niemals auf dem Grunde auffahren.
Das Schiff dampfte an verschiedenen Werkstatten und Niederlagen, die gruppenweise auf beiden Ufern lagen, voruber, weiterhin kam es an dem Flecken Algiers, an der Pointe de la Hache und an Jump vorbei. Zur jetzigen Jahreszeit war ubrigens der Wasserstand ein ziemlich hoher. Im April, Mai und Juni schwillt der Mississippi durch starke Regenfalle allemal an, und sein Wasser erreicht erst im November wieder den niedrigsten Stand. Der »Sherman« brauchte seine Schnelligkeit also nirgends zu ma?igen und erreichte ohne Zwischenfall den