Kolner Dom ist 155 Meter hoch) die Kolossalstatue William Penn’s tragen wird.
Wenn John Milner wahrend seines Aufenthaltes in Philadelphia auch nicht umhin konnte, die Merkwurdigkeiten der Stadt wenigstens zu sehen, so kam ihm doch sicherlich nicht der Gedanke, sie auch zu besuchen. Unter den vielen Sehenswurdigkeiten nennen wir hier nur das Arsenal, die Schiffswerften auf League Island, einer Insel im Delaware, das aus Alleghanymarmor errichtete Zollgebaude, die Munze, in der noch jetzt alles Metallgeld der Foderativrepublik geschlagen wird, das Seehospital, das in der Independance Hall – wo die Willenserklarung von 1776 unterzeichnet wurde – untergebrachte naturhistorische Museum, das Grand College mit korinthischer Architektur, worin Hunderte von Waisenkindern verpflegt werden, ferner die Universitatsbauten, die Akademie der Naturwissenschaften mit ihren kostbaren Sammlungen, den Botanischen Garten, einen der schonsten und reichhaltigsten in der Union, und endlich die zweihundertsechzig Kirchen und die sechs Quakertempel dieser alten und beruhmten Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika.
John Milner war ja nicht hierhergekommen, um Philadelphia kennen zu lernen. Niemand erwartete von ihm, wie von Max Real oder Harris T. Kymbale, neue Gemalde oder Zeitungsberichte. Er hatte nur die Aufgabe, Tom Crabbe dahin zu geleiten, wohin er sich nach dem letzten Wurfelfalle begeben mu?te. Dagegen beabsichtigte er, diese Reise zu einer wirksamen Reclame fur Tom Crabbe auszunutzen, im Fall da? dieser, wenn er die sechzig Millionen Dollars nicht gewann, seinen Beruf als Boxer weiter zu betreiben hatte.
An Liebhabern dieses rohen Sportzweiges konnte es in Philadelphia nicht fehlen. Hier gab es Hunderttausende von Arbeitern in Erzbergwerken, Maschinenfabriken, Raffinerien, chemischen Fabriken, Teppich-und Stoffwebereien – solcher Etablissements giebt es uber sechstausend – au?er den Arbeitern im Hafen, wo Kohlen, Petroleum, Getreide und Erzeugnisse jeder Art ausgefuhrt werden und dessen Handelsumsatz nur von dem New Yorks ubertroffen wird.
Hier in dieser Welt, wo man korperliche Eigenschaften hoher als geistige schatzte, mu?te Tom Crabbe wohl in seinem wahren Werthe erkannt werden. Uebrigens finden sich auch unter den anderen, den sogenannten hoheren Gesellschaftsclassen noch Herren, die einen regelrechten Faustschlag ins Gesicht und die Ausrenkung eines Unterkiefers recht gut zu schatzen wissen.
John Milner uberzeugte sich zu seiner gro?en Befriedigung, da? der Markt der Market Street von Philadelphia, der einer der ausgedehntesten in allen funf Erdtheilen sein soll, jetzt nicht von einer Thierschau mit Vertheilung von Preisen eingenommen war. Sein Begleiter hatte hier also keinen Rivalen zu furchten, wie in dem abscheulichen Spring Grove Cincinnatis, und die indigoblaue Flagge wurde sich diesmal nicht vor der Majestat eines riesigen Schweines zu senken haben.
John Milner fuhlte sich hieruber auch schon von Anfang an beruhigt. Die Zeitungen Philadelphias hatten in wortreichen Artikeln angekundigt, da? der Staat Pennsylvanien in nachster Zeit, d. h. in den vierzehn Tagen zwischen dem 31. Mai und dem 14. Juni, das Eintreffen des zweiten Partners zu gewartigen habe. Sofort hatten die Wettagenturen ihr Werk begonnen, die Makler sich bemuht, die Kreise der Spieler fur Tom Crabbe zu erwarmen, indem sie darauf hinwiesen, da? er allen seinen Mitbewerbern voraus sei, und ausrechneten, da? es fur ihn zur Erreichung des Zieles nur zweier glucklicher Wurfe bedurfe u. s. w. u. s. w.
Welch ein Hochgenu? war’ es aber am nachsten Tage, als Tom Crabbe von seinem Traineur durch die belebtesten Stra?en der Stadt spazieren gefuhrt wurde, erst fur den Boxer gewesen, wenn dieser hatte… lesen konnen!
Ueberall riesige Maueranschlage, freilich von ahnlicher Art, wie die, die das Riesenschwein von Cincinnati betrafen, mit dem Namen des zweiten Partners in fu?hohen Buchstaben, die von Ausrufungszeichen wie von einer Leibgarde begleitet waren – ohne von den Flugblattern zu reden, die von den Vertretern der Agenturen mit lauter Stimme angeboten und an jedermann vertheilt wurden.
Tom Crabbe! Tom Crabbe!! Tom Crabbe!!!
Der beruhmte Tom Crabbe, der Champion der Neuen Welt!
Tom Crabbe, der Fitzsimons und Corbett glanzend besiegt hat!!
Tom Crabbe, der auch Real, Kymbale, Titbury, Lissy Wag, Hodge Urrican und X. K. Z. schlagen wird!!!
Der gro?e Favorit im Match Hypperbone!!! Tom Crabbe, der den ersten Platz behauptet!!!
Tom Crabbe, der nur noch sechzehn Felder vom Ziele entfernt ist!!!
Mitten in seiner Freude traf John Milner ein ihn fast lahmender Schlag. (S. 362.)
Tom Crabbe, der die indigoblaue Flagge auf den Berghohen von Illinois aufpflanzen wird!!!
Tom Crabbe weilt in unseren Mauern!!!
Hurrah! Hurrah!! Hurrah fur den gro?en Tom Crabbe!!!
Selbstverstandlich antworteten andere Agenturen, die nicht zu Gunsten des zweiten Partners eintraten, mit anderen Placaten, die nicht weniger von Ausrufungszeichen strotzten und Crabbe’s Farben die Max Real’s und Harris T. Kymbale’s gegenuberstellten. Die ubrigen Partner, Lissy Wag, der Commodore und Hermann Titbury wurden schon als au?er Mitbewerb gesetzt betrachtet.
Da ist es wohl begreiflich, welcher Stolz John Milner erfullen mu?te, als er sein »Wunderthier« durch die Stra?en von Philadelphia, uber die Hauptplatze, die Squares, nach dem Fairmount-Park und auch nach dem Markte der Market Street geleitete. Welche Entschadigung fur die in Cincinnati erlittene Beschimpfung!… Welches Unterpfand des schlie?lichen Erfolges!
Mitten in seiner uberschaumenden Freude traf John Milner aber doch am 7. ein ihn fast lahmender Schlag infolge eines unerwarteten, gleich zu schildernden Vorfalls. Es war der Nadelstich, der den zum Aufstieg fertigen Luftballon zum Zusammensinken zu bringen droht.
Ein Rival, wenn nicht gar ein Mitbewerber im Match Hypperbone, hatte dies Anschlagen eines nicht minder kolossalen Placats veranla?t.
Philadelphia. – Independence Hall.
Cavanaugh gegen Crabbe!
Wer war dieser Cavanaugh?… O, hier in der Stadt kannte man ihn recht gut. Es war ein sehr renommierter Boxer, der vor drei Monaten in einem denkwurdigen Zweikampfe von Tom Crabbe besiegt worden war und bis jetzt, trotz dringender Aufforderungen noch keine Gelegenheit zur Revanche gefunden hatte. Da sich Tom Crabbe jetzt in Philadelphia befand, enthielt das Placat nach dem Namen Cavanaugh’s noch die Worte:
Herausforderung um das Championat!
Herausforderung!!
Herausforderung!!!
Tom Crabbe, das mu? man zugeben, hatte jetzt etwas ganz anderes zu thun, als auf eine solche Anzapfung zu antworten: er hatte ruhig in bequemem
John Milner hatte sich mit einem Achselzucken begnugen sollen. Selbst die Parteiganger Tom Crabbe’s ruhrten sich, um ihm zu rathen, diese zu deutlich von Sonderinteressen veranla?te Herausforderung nicht zu beachten.
Einestheils kannte John Milner aber seines Schulers unbestreitbare Ueberlegenheit im Boxen uber Cavanaugh und anderntheils sagte er sich, wenn Tom Crabbe die Partie nun doch nicht gewonne, nicht durch die Millionen des Testators bereichert wurde und auch ferner offentlich als Faustkampfer aufzutreten gezwungen ware… werde sein Ruf jedenfalls dadurch geschadigt werden, da? er eine unter so besonderen Umstanden