Hilfsschreiber bei Gericht, der Bruder Sergeant der Grauen Rotte. Umworben wurde sie nicht viel, denn sie war rotblond, und Rote waren in Arkanar nicht sehr gefragt. Eben darum aber war sie auch erstaunlich still und schuchtern, sie hatte nichts gemein mit jenen lauten, uppigen Frauen, die man in allen Schichten so sehr schatzte. Auch hatte sie nichts gemein mit jenen schmachtenden Hofdamen, die viel zu fruh, dann aber gleich furs ganze Leben erfuhren, worin der Sinn des weiblichen Lebens bestehe. Lieben aber konnte sie, – wie man nur auf der Erde liebt – still und ohne Vorbehalte … »Warum hast du geweint?«

»Warum mu?test du dich argern?«

»Nein, sag du, warum hast du geweint?«

»Ich werde dir dann erzahlen. Deine Augen sind ganz mude … Was ist denn geschehen?«

»Spater. Wer hat dich beleidigt?«

»Niemand hat mich beleidigt. Fuhr mich weg von hier! Bitte!«

»Ich verspreche es dir.«

»Wann fahren wir?«

»Ich wei? nicht, mein Kleines. Aber wir fahren sicher weg.«

»Weit weg?«

»Sehr weit.«

»In die Hauptstadt?«

»Ja … In die Hauptstadt. Zu mir.«

»Ist es dort schon?«

»Dort ist es wunderschon. Dort weint nie ein Mensch.«

»Das gibt es nicht.«

»Ja, naturlich. Das gibt es nicht. Aber du wirst dort nie weinen.«

»Und wie sind die Menschen dort?«

»Wie ich.«

»Alle?«

»Nicht alle. Es gibt auch noch viel bessere.«

»Das kann nicht sein!«

»Du wirst schon sehen!«

»Warum kann man dir so leicht glauben? Mein Vater glaubt uberhaupt niemandem. Mein Bruder sagt, da? alle Menschen Schweine sind, nur sind die einen schmutzig und die andern nicht. Doch ihnen glaube ich nicht, dir aber glaube ich immer …«

»Ich liebe dich …«

»Warte … Rumata … Nimm den Reif ab … du sagtest, das sei Sunde …«

Rumatas Gesicht uberzog ein gluckliches Lacheln. Er streifte den Reif von seinem Kopf, legte ihn auf den Tisch und bedeckte ihn mit einem Buch.

»Das ist das Auge des Gottes«, sagte er. »Es kann sich jetzt ruhig schlie?en …«

Er nahm sie in die Arme.

»Es ist sogar sehr sundhaft. Aber wenn ich mit dir bin, brauche ich keinen Gott, nicht wahr?«

»Ja«, sagte sie leise.

Als sie sich zu Tisch setzten, war der Braten kalt, der Wein aus dem Kuhlkeller aber warm geworden. Der Knabe Uno kam herein und ging, unhorbar, wie es ihn der alte Muga gelehrt hatte, die Wand entlang, um die Kerzen in den Leuchtern anzuzunden, obwohl es noch hell war.

»Ist das dein Sklave?« fragte Kyra.

»Nein, er ist frei. Ein prachtiger Junge, nur sehr, sehr geizig.«

»Gold liebt seine Ordnung«, sagte Uno, ohne sich umzuwenden. »Und so hast du wohl auch noch keine neuen Leintucher gekauft?« fragte Rumata.

»Wozu?« sagte der Knabe. »Die alten taugen noch lange …«

»Hor mal, Uno«, sagte Rumata. »Ich kann nicht den ganzen Monat lang auf ein und demselben Leintuch schlafen.«

»A-ha!« sagte der Knabe. »Seine Konigliche Hoheit schlafen ein halbes Jahr darauf und beschweren sich nicht …«

»Na und das Ol?« sagte Rumata und zwinkerte Kyra zu. »Das Ol in den Leuchtern? Hast du das vielleicht gratis

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