Euch.»

«Nimm ihn doch!» hohnte die Alte. «Ich werde dir auch den zweiten ausziehen! Und dann werd ich auch Gingema rachen! Verla? dich darauf! Die Ratten werden dich fressen, hi, hi, hi, die gro?en hungrigen Ratten, und deine feinen Knochen benagen!»

Elli glaubte vor Kummer und Zorn zu vergehen. Die silbernen Schuhe waren ihr so teuer gewesen! Um es Bastinda heimzuzahlen, ergriff sie einen Eimer Wasser, lief auf die Alte zu und bego? sie von Kopf bis Fu?.

Die Hexe schrie vor Schreck auf und versuchte vergeblich, das Wasser abzuschutteln. Ihr Gesicht wurde lochrig wie schmelzender Schnee, Dampf stieg von ihr auf, sie schrumpfte zusehends und begann sich aufzulosen…

«Was hast du getan!» kreischte die Hexe. «Ich zerflie?e!»

«Tut mir schrecklich leid, Frau Zauberin!» sagte Elli. «Ich konnte es doch nicht wissen. Aber warum habt Ihr meinen Schuh gestohlen?»

«Funfhundert Jahre habe ich mich nicht gewaschen, die Zahne nicht geputzt und kein Wasser angeruhrt. Man hatte mir vorausgesagt, da? ich durch Wasser sterben werde, und jetzt ist das Ende da!» heulte die Alte.

Ihre Stimme wurde immer leiser. Die Hexe schmolz dahin wie ein Stuck Zucker in einem Glas Tee.

Mit Entsetzen sah Elli Bastinda vergehen.

«Ihr seid selber schuld…», rief sie.

«Nein, wer hat dich… ffff… fffff…»

Die Stimme der Zauberin uberschlug sich, zischend sank die Alte in sich zusammen, und eine Minute spater war an ihrer Stelle nur noch eine schmutzige Lache zu sehen, in der das Kleid, der Schirm, ein Buschel grauer Haare und der silberne Schuh schwammen.

In diesem Augenblick trat Fregosa in die Kuche. Sie staunte und freute sich ungeheuer uber den Tod ihrer grausamen Herrin. Sie hob den Schirm, das Kleid und das Buschel Haare auf und warf sie in eine Ecke, um spater alles zu verbrennen. Dann wischte sie die schmutzige Lache auf und lief davon, uberall die frohe Nachricht zu verkunden…

Elli sauberte den Schuh und zog ihn an, und als sie in Bastindas Schlafgemach den Schlussel vom Kafig fand, rannte sie schnurstracks in den Hinterhof, um ihren Freunden vom wunderlichen Ende der bosen Zauberin zu erzahlen.

WIE DER SCHEUCH UND DER EISERNE HOLZFALLER

INS LEBEN ZURUCKGERUFEN WURDEN Der Feige Lowe war au?er sich vor Freude, als er von Bastindas Tod horte. Elli offnete den Kafig, und er lief mit Wonne durch den Hof, da ihm die Pfoten vom langen Liegen ganz steif geworden waren. Totoschka eilte in die Kuche, um sich die Uberreste der schrecklichen Bastinda anzuschauen.

«Ha, ha, ha», frohlockte das Hundchen, als es in der Ecke das schmutzige Kleid der Zauberin sah. «Die Bastinda war nicht fester als die Schneemanner, die die Jungen bei uns in Kansas im Winter machen. Wie schade, Elli, da? du es nicht fruher wu?test!»

«Ich bin froh, da? ich es nicht wu?te», entgegnete das Madchen. «Ich hatte es nicht uber mich gebracht, den Eimer Wasser uber die Zauberin zu gie?en, wenn ich gewu?t hatte, da? sie dadurch sterben wurde.»

«Ende gut, alles gut», rief Totoschka. «Ich bin so froh, da? wir als Sieger in die Smaragdenstadt zuruckkehren!»

Vor dem Violetten Schlo? hatten sich viele Zwinkerer aus der Umgebung eingefunden, und Elli verkundete ihnen, da? sie von nun ab frei seien. Die Freude des Volkes war unbeschreiblich. Die Zwinkerer hupften, schnippten mit den Fingern und blinzelten sich so eifrig zu, da? ihnen am Abend die Augen tranten und sie nichts sehen konnten.

Nachdem Elli und der Lowe ihre Freiheit wiedererrungen hatten, dachten sie angestrengt nach, wie sie ihre treuen Freunde, den Scheuch und den Eisernen Holzfaller, retten konnten.

Ein paar Dutzend flinke Zwinkerer machten sich sogleich unter Ellis und des Lowen Fuhrung auf die Suche. Totoschka blieb naturlich nicht im Schlo?, sondern schwang sich auf den Rucken seines gro?en Freundes, von dem er sich mit stolzer Miene tragen lie?. Nach einiger Zeit kamen sie zu der Stelle, wo die Fliegenden Affen sie uberfallen hatten. Bald fanden sie den Eisernen Holzfaller, den sie mitsamt seiner Axt aus der Schlucht hervorholten. Das Bundel mit den Kleidern und dem Kopf des Scheuchs, der ganz verschossen und verstaubt war, entdeckten sie auf dem Gipfel eines Berges. Beim Anblick der Uberreste ihrer treuen Freunde traten Elli Tranen in die Augen.

Die Schar kehrte in das Schlo? zuruck, wo die Zwinkerer sogleich an die Arbeit gingen.

Sie wuschen, flickten und reinigten die Kleider des Scheuchs und stopften sie mit frischem Stroh aus, und nun stand der treue Gefahrte in seiner alten Gestalt wieder vor ihnen. Er konnte aber weder sprechen noch sehen, denn die Farben auf seinem Gesicht waren unter der Sonne dahingeschmolzen, und er hatte jetzt weder Augen noch Mund.

Die Zwinkerer brachten Pinsel und Farben, und Elli malte dem Scheuch Augen und Mund auf. Das erste Auge war noch nicht fertig, da begann es schon Elli lustig zuzublinzeln.

«Gedulde dich, Freundchen», sagte das Madchen liebevoll, «sonst wirst du dein Leben lang schielen…!»

Der Scheuch konnte es aber einfach nicht aushalten. Sein Mund war noch nicht zu Ende gemalt, da hub er schon zu schwatzen an.

«Tpff… Schche… Flkk… Pff… Da bin ich… der Scheuch, der tapfere, flinke! Ach, wie ich mich freue, wieder bei Elli zu sein!»

Er umschlang mit seinen weichen Armen das Madchen, den Lowen und Totoschka. Elli fragte die Zwinkerer, ob es unter ihnen tuchtige Schmiede gebe. O ja, sagten sie, das Land sei von jeher fur seine erstklassigen Uhrmacher, Goldschmiede und Mechaniker beruhmt. Als sie erfuhren, da? es um die Wiederherstellung des eisernen Mannes, Ellis Gefahrten, gehe, war ein jeder bereit, der Fee des Rettenden Wassers, wie sie das Madchen nannten, mit allen Kraften zu helfen.

Die Wiederherstellung des Holzfallers war indes bei weitem nicht so leicht wie die des Scheuchs. Die geschicktesten Meister des Landes arbeiteten drei Tage und vier Nachte an seinem komplizierten Mechanismus, der arg zugerichtet war. Sie klopften mit ihren Hammerchen, feilten, loteten, klebten und polierten…

Dann kam der gluckliche Augenblick, da der Eiserne Holzfaller wieder vor Elli stand. Er war so gut wie neu, wenn man von den paar Flicken absah, die man ihm dort aufgelegt hatte, wo die spitzen Steine seinen Korper aufgerissen hatten. Das machte ihm aber nichts aus. Nach der Reparatur war er noch schoner als fruher. Die Zwinkerer hatten ihn auf Hochglanz poliert, da? die Augen schmerzten, wenn man ihn ansah. Auch seine Axt hatten sie repariert und den zerbrochenen Holzgriff durch einen goldenen ersetzt. Die Zwinkerer hatten namlich eine Schwache fur alles, was glanzte. Scharen von Kindern und Erwachsenen liefen dem Eisernen Holzfaller nach, zwinkerten in einem fort und begafften ihn.

Der Holzfaller weinte vor Freude, als er seine Gefahrten wiedersah. Der Scheuch und Elli trockneten ihm die Augen mit einem lila Handtuch, denn sie befurchteten, da? seine Kiefern einrosten konnten. Elli weinte Tranen der Freude, und sogar dem Feigen Lowen wurden die Augen na?. Er wischte sie immerzu mit dem Haarbuschel seines Schwanzes,

bis dieser vollig durchna?t war, wonach er in den Hinterhof gehen mu?te, um dort seinen Schwanz an der Sonne zu trocknen.

Aus Anla? der freudigen Ereignisse wurde im Schlo? ein Fest gegeben. Elli und ihre Freunde sa?en auf den Ehrenplatzen, und auf ihre Gesundheit wurden viele Glaser mit Limonade und Fruchtsaft geleert.

Wahrend des Schmauses schlug einer der Gaste vor, da? jeder Zwinkerer sich zu Ehren der Fee des Rettenden Wassers von jetzt ab taglich funfmal waschen solle. Nach langem Feilschen kam man uberein, da? dreimal waschen

am Tage genuge.

Die Gefahrten verbrachten mehrere frohliche Tage im Violetten Schlo? unter den Zwinkerern und rusteten dann zum Aufbruch.

«Wir mussen uns zu Goodwin begeben, damit er seine Versprechen erfullt», sagte Elli.

«Jetzt werde ich endlich mein Gehirn bekommen», rief der Scheuch.

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