«Und ich ein Herz», sagte der Eiserne Holzfaller.

«Und ich Mut», brullte der Lowe,

«Und ich kehre zu Vater und Mutter nach Kansas zuruck», rief Elli und klatschte vor Freude in die Hande.

«Dort werd ich's dem Hektor, diesem Prahlhans, zeigen, wer von uns der Starkere ist!» fugte Totoschka hinzu.

Ahn Morgen lie?en sie die Zwinkerer kommen und nahmen von ihnen herzlich Abschied.

Aus der Menge traten drei Graubarte hervor und baten den Eisernen Holzfaller ehrerbietig, die Regierung ihres Landes zu ubernehmen. Der funkelnde eiserne Mann und die Art, wie er mit der goldenen Axt auf der Schulter majestatisch einherschritt, hatten auf sie einen starken Eindruck gemacht.

«Bleibt doch bei uns!» baten die Zwinkerer. «Wir sind so hilflos und schuchtern und brauchen unbedingt einen Herrscher, der uns gegen die Feinde schutzt! Was sollen wir anfangen, wenn uns wieder eine bose Zauberin uberfallt und zu Sklaven macht? Ach, bitte, bitte, bleibt bei uns!»

Schon der Gedanke an die bose Zauberin erfullte die Zwinkerer mit Entsetzen.

«Es gibt jetzt keine bosen Zauberinnen in Goodwins Land mehr!» versicherte der Scheuch stolz. «Ich und Elli haben sie alle vernichtet.»

Die Zwinkerer wischten sich die Tranen ab und fuhren fort:

«Au?erdem war es doch vorteilhaft, einen solchen Herrscher zu haben. Ihr e?t nicht, trinkt nicht und wurdet uns folglich auch keine Steuern auferlegen! Und wenn Ihr im Kampf mit den Feinden zu Schaden kommt, konnten wir Euch jederzeit reparieren. Wir haben ja darin schon Erfahrung!»

Der Eiserne Holzfaller fuhlte sich geschmeichelt.

«Ich kann mich jetzt nicht von Elli trennen», sagte er, «wo ich doch in der Smaragdenstadt ein Herz bekommen soll. Aber dann… ich werde mir's noch uberlegen… komm ich vielleicht wieder.»

Die Zwinkerer waren erfreut, dies zu horen, und verabschiedeten sich von ihren Befreiern mit lauten Hurrarufen.

Die funf wurden reich beschenkt. Elli bekam ein brillantenbesetztes Armband, der Eiserne Holzfaller eine mit Edelsteinen geschmuckte goldene Olkanne, der Scheuch, von dem sie wu?ten, da? er nicht fest auf den Beinen stand, erhielt einen prachtigen Spazierstock mit Elfenbeinknauf, und an seinen Hut wurden Silberschellen angebracht, die wunderbar lauteten. Der Strohmann war auf diese Geschenke ungeheuer stolz. Im Gehen spreizte er die Hand mit dem Stock und schuttelte den Kopf, um sich an dem lieblichen Schellengelaute zu ergotzen. Doch bald hatte er das Stolzieren satt und war wieder naturlich und ungezwungen wie fruher.

Der Lowe und Totoschka bekamen schone goldene Halsketten. Der Lowe mochte zunachst das Geschenk nicht, doch als ihm ein Zwinkerer sagte, da? alle Kaiser goldene Halsketten trugen, lie? er sich den unangenehmen Schmuck gefallen.

«Wenn ich Mut bekomme», erklarte er, «werde ich der Konig der Tiere sein. Und so mu? ich mich eben beizeitenan dieses ekelhafte Ding gewohnen…''

DIE RUCKKEHR IN DIE SMARAGDENSTADT

Die Wanderer zogen aus der Violetten Stadt nach Westen. Elli trug den Goldenen Hut, den sie zufallig in Bastindas Zimmer entdeckt hatte und von dessen Zauberkraft sie nichts wu?te. Sie hatte ihn einfach aufgesetzt, weil er ihr gefiel.

Die Schar ging schnell, in der Hoffnung, binnen zwei, drei Tagen die Smaragdenstadt zu erreichen. In den Bergen, wo sie von den Fliegenden Affen uberfallen worden waren, kamen sie jedoch vom Weg ab, und Tage vergingen, ohne da? sich die Zinnen der Stadt zeigten.

Der Mundvorrat war fast aufgebraucht, und Elli machte sich gro?e Sorgen um die Zukunft.

Wahrend einer Rast erinnerte sie sich an die Pfeife, die ihr die Mausekonigin geschenkt hatte.

Ich will sie mal ausprobieren, dachte sie, setzte die Pfeife an den Mund und blies hinein. Da raschelte es im Gras, und vor ihr stand plotzlich die Konigin der Feldmause.

«Sei gegru?t», riefen die Wanderer erfreut, wahrend der Holzfaller den unbandigen Totoschka festhielt.

«Was wunscht ihr, Freunde?» piepste Konigin Ramina.

«Wir wollten aus dem Land der Zwinkerer in die Smaragdenstadt zuruckkehren und haben uns verirrt. Helft uns doch, den Weg zu finden!» bat Elli.

«Ihr geht in der verkehrten Richtung. Bald werdet ihr an eine Bergkette gelangen, die Goodwins Land umgibt. Von hier sind es noch viele Tage bis zur Smaragdenstadt.»

Elli wurde es schwer ums Herz.

«Und wir glaubten, bald anzukommen.»

«Wie konnt Ihr verzagen, wo Ihr doch den Goldenen Hut auf dem Kopf habt?» wunderte sich die Mausekonigin. Sie war zwar klein von Wuchs, gehorte aber zur Sippe der Feenund kannte sich in Zauberdingen gut aus. «Ruft doch die Fliegenden Affen, und sie werden euch tragen, wohin ihr wollt.»

Bei den Worten «Fliegende Affen» erschauerte der Eiserne Holzfaller. Der Scheuch zuckte zusammen, und der Feige Lowe rief, die Mahne schuttelnd:

«Schon wieder die Fliegenden Affen? Danke schon! Diese Scheusale kenn ich zur Genuge. Sie sind mir noch mehr zuwider als die Sabelzahntiger!»

Ramina lachte:

«Die Affen gehorchen der Besitzerin des Goldenen Hutes. Schaut, was auf dem Futter geschrieben steht, und ihr werdet wissen, was ihr zu tun habt.»

Elli nahm den Hut vom Kopf und schaute hinein.

«Wir sind gerettet, Freunde», rief sie erfreut.

«Ich verabschiede mich», sagte die Mausekonigin wurdig. «Unser Stamm vertragt sich nicht mit den Fliegenden Affen. Auf Wiedersehn!»

«Auf Wiedersehn! Schonen Dank», riefen die Wanderer der entschwindenden Ramina nach.

Elli sprach die Zauberworte, die auf dem Futter zu lesen waren:

«Bambara, tschufara, loriki, joriki.»

«Bambara, tschufara?» fragte der Scheuch verwundert,

«Stor bitte nicht», bat Elli und fuhr kapu, skoriki, moriki…»

«Skoriki, moriki…», flusterte der Scheuch.

«Kommt herbei, ihr Fliegenden Affen», schlo? Elli laut und schon rauschte es in der Luft von den Flugelschlager des nahenden Rudels.

Unwillkurlich duckten sich die Wanderer, denn sie hatten die erste Begegnung mit den Affen noch gut im Gedachtnis. Das Rudel ging leise nieder. Der Anfuhrer verneigte sich vor Elli und fragte hoflich:

«Was befehlt Ihr, Herrin des Goldenen Hutes?»

«Tragt uns in die Smaragdenstadt.»

«Es soll geschehen!» Im nachsten Augenblick fuhlten sich die Wanderer in die Luft gehoben. Der Anfuhrer und seine Gattin trugen Elli, der Scheuch und der Eiserne Holzfaller sa?en rittlings auf zwei anderen Affen, ein paar starke Affen trugen den Lowen, und ein junger Affe hielt Totoschka in den Armen, der bellte und um sich bi?.

Zuerst war es den Wanderern unheimlich zumute, doch als sie sahen, wie sicher sich die Affen in der Luft fuhlten, beruhigten sie sich.

«Warum gehorcht ihr der Besitzerin des Goldenen Hutes?» wollte Elli wissen.

Da erzahlte ihr der Anfuhrer folgendes: Vor vielen Jahrhunderten hatte der Stamm der Fliegenden Affen eine machtige Fee gekrankt. Zur Strafe fertigte diese den Goldenen Hut an, und nun mu?ten die Affen jedesmal drei Wunsche des Besitzers des Hutes erfullen, wonach dieser die Macht uber sie verlor. Ging der Hut in den Besitz eines anderen uber, so standen diesem wieder drei Befehle zu Gebote. Die erste Besitzerin des Hutes war die Fee, die ihn angefertigt hatte. Dann ging er durch viele Hande, bis sich die bose Bastinda seiner bemachtigte.

Eine Stunde spater erblickten die Wanderer die Turme der Smaragdenstadt. Die Affen setzten Elli und ihre Gefahrten sanft auf dem gelben Backsteinweg vor dem Tor ab und

flogen gerauschvoll davon.

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