Zeit (oder genug Verstand) hatte, um die Ironie zu begreifen, die darin lag, dass sein letztes Opfer ihn mit diesen Requisiten aufsuchte, verstand Tess sie recht gut.
Tess parkte an der Hintertur, stellte den Motor ab und stieg aus. Ihre Waffe hielt sie in der Rechten. Die Tur war nicht abgesperrt. Sie betrat einen Anbau, in dem es nach Bier und verdorbenen Lebensmitteln roch. Von der Decke hing an einer schmutzigen Litze eine nackte 60-Watt-Birne herab. Vor sich hatte Tess vier uberquellende Mulltonnen aus Kunststoff: 120-Liter-Tonnen, die es im Wal-Mart gab. Dahinter waren an der Wand des Anbaus mindestens funf
»Was zum Teufel machst du hier?«, rief Lester Strehlke aus der Umgebung der Lachkonserve. »Hab blo? noch eineinhalb Biere, wenn du deswegen kommst. Die trink ich noch, dann geh ich ins Bett.« Sie folgte dem Klang seiner Stimme. »Hattst du angerufen, hatt ich dir die Fahrt ersparen k…«
Sie betrat den Raum. Er sah sie. Tess hatte nie daruber nachgedacht, wie Lester reagieren konnte, wenn sein letztes Opfer hier aufkreuzte: mit einem Revolver in der Hand und der Baseballmutze, die er selbst trug, wenn ihn das Jagdfieber packte, auf dem Kopf. Auch wenn sie es getan hatte, hatte sie seine extreme Reaktion nie vorhersehen konnen. Seine Kinnlade sackte herab, dann erstarrte das ganze Gesicht. Die Bierdose fiel ihm aus der Hand, landete in seinem Scho? und trankte seine vergilbten Boxershorts mit wei? schaumendem Bier.
Sie hatte Zeit, festzustellen, dass es im Wohnzimmer, in dem zwar ein Junggesellenchaos herrschte, weder Schneekugeln
»Du bist tot«, flusterte er.
»Nein«, antwortete Tess. Sie setzte ihm die Mundung des Lemon Squeezer an die Schlafe. Er unternahm den schwachen Versuch, ihr Handgelenk zu packen, aber diese Bewegung war viel zu kraftlos, kam viel zu spat. »Das bist
Sie druckte ab. Blut trat aus seinem Ohr, und der Kopf schnellte zur Seite. Er sah wie ein Mann aus, der verspannte Nackenmuskeln zu lockern versuchte. Im Fernsehen sagte George Costanza: »Ich war im Pool, ich war im Pool.« Das Publikum lachte.
41
Es war fast Mitternacht, und der Wind wehte sturmischer als zuvor. In Boen erzitterte Lester Strehlkes ganzes Haus, und Tess musste jedes Mal an das kleine Schweinchen denken, das sein Haus aus Stocken gebaut hatte.
Das kleine Schweinchen, das in diesem Haus hier gelebt hatte, wurde sich nie mehr Sorgen machen mussen, sein beschissenes Haus konnte weggeweht werden, denn es lag tot in seinem La-Z-Boy.
Sie sa? in der Kuche und schrieb auf einem schmuddeligen Blue-Horse-Schreibblock, den sie oben in Strehlkes Schlafzimmer gefunden hatte. Im ersten Stock gab es vier
Was sie schrieb, wahrend nach
Der Brief war
Mindestens einmal in jedem Roman sagte Doreen:
Tess hatte eine Mutze getragen, um keine Haare fur eine DNA-Analyse zu hinterlassen. Sie hatte Handschuhe getragen, die sie nie ausgezogen hatte - nicht einmal auf der Fahrt mit Al Strehlkes Pick-up. Es war noch nicht zu spat, dieses Gestandnis in Lesters Holzherd zu verbrennen, zu Bruder Alvins sehr viel hubscherem Haus zu fahren (aus Ziegeln statt aus Stocken), sich in ihren Expedition zu setzen und nach Connecticut zuruckzufahren. Sie konnte heimfahren, wo Fritzy auf sie wartete. Auf den ersten Blick schien es keine zu ihr fuhrende Spur zu geben, und die Polizei wurde vielleicht ein paar Tage brauchen, um auf sie zu kommen, aber irgendwann wurde sie unausweichlich auf sie kommen. Wahrend Tess sich auf forensische Maulwurfshaufen konzentriert hatte, hatte sie namlich den offenkundigen Berg ubersehen - genau wie die Morder in den Willow- Grove-Krimis.
Der offenkundige Berg hatte einen Namen: Betsy Neal. Eine aparte Frau mit ovalem Gesicht, leicht unterschiedlichen Picasso-Augen und einer Wolke aus schwarzem Haar. Sie hatte Tess erkannt und sich sogar ein Autogramm geben lassen, aber das wurde nicht entscheidend sein. Den Ausschlag
Neal wurde die Story im Fernsehen sehen oder in der Zeitung lesen - wie lie? sich das bei drei Toten aus einer Familie vermeiden? - und zur Polizei gehen. Die Polizei wurde zu Tess kommen. Sie wurde routinema?ig das Waffenregister fur Connecticut eingesehen und festgestellt haben, dass Tess einen jener als Lemon Squeezer bekannten Smith & Wesson Kaliber.38 besa?. Sie wurde den Revolver verlangen, um nach Probeschussen ballistische Vergleiche mit den in den drei Mordopfern aufgefundenen Geschossen anstellen zu konnen. Und was wurde Tess sagen? Wurde sie die Beamten mit zwei Veilchen ansehen und mit nach wie vor heiserer Stimme (weil Lester Strehlke sie gewurgt hatte) behaupten, sie habe ihn verloren? Wurde sie bei dieser Story bleiben,