mit dem Kehlkopf schien irgendetwas nicht in Ordnung zu sein, weshalb die Laute, die er hervorbrachte, eher dumpfe Knurrlaute als wirkliche Schreie waren. Sie schob ihm den Plastikbeutel zwischen die Lippen und weiter tief in den Mund. Bei dem Sturz waren einige seiner Zahne abgebrochen, und sie konnte die gezackten Stummel spuren. Falls sie sich daran verletzte, wurde das sehr schwierig zu erklaren sein.
Sie riss die Hand heraus, bevor er zubei?en konnte, lie? aber den Plastikbeutel mit dem Geschirrtuch zuruck. Mit einer Hand packte sie sein Kinn, die andere legte sie auf seinen kahl werdenden Schadel. Das Fleisch dort war sehr warm. Unter der Kopfhaut konnte sie seinen Puls spuren. Sie druckte sein Kinn hoch und sperrte auf diese Weise den Klumpen aus Plastikfolie und Stoff in seinem Mund ein. Er versuchte sie wegzusto?en, aber er hatte nur einen Arm frei, und das war der, den er sich bei dem Sturz mehrfach gebrochen hatte. Der andere lag verdreht unter ihm. Seine Fu?e zuckten krampfartig uber den Hartholzboden. Dabei verlor er einen der Schuhe. Aus seiner Kehle kam ein Gurgeln. Sie schob ihr Kleid bis zur Taille hoch, so dass die Beine frei waren, und machte einen Ausfallschritt nach vorn, um sich rittlings auf ihn zu setzen. Auf diese Weise konnte sie ihm vielleicht die Nase zuhalten.
Bevor sie jedoch dazu kam, erzitterte sein Brustkorb unter ihr, und sein Gurgeln verwandelte sich in tief aus der Kehle kommende Grunzlaute. Die erinnerten sie daran, wie bei ihren ersten Fahrversuchen manchmal das Getriebe geknirscht hatte, wenn sie versucht hatte, den zweiten Gang zu finden, was in dem alten Chevrolet Standard ihres Vaters manchmal nicht einfach gewesen war. Bob baumte sich auf, und das eine Auge, das sie sehen konnte, trat aus seiner Hohle hervor und wirkte irgendwie kuhartig. Das Gesicht, das zuvor hochrot gewesen war, begann sich nun purpurrot zu verfarben. Er sank wieder zuruck. Sie wartete, wahrend sie keuchend nach Atem rang, ihr Gesicht mit Rotz und Tranen verschmiert. Das Auge rollte nicht mehr, glanzte nicht mehr in Panik. Sie glaubt, er sei t…
Bob nahm all seine Krafte zu einem letzten titanischen aufbaumen zusammen und warf sie ab. Als er sich aufsetzte, sah sie, dass die obere Korperhalfte nicht mehr richtig zur unteren passte; er hatte sich anscheinend nicht nur das Genick, sondern auch das Ruckgrat gebrochen. Sein mit dem Plastikbeutel vollgestopfter Mund war weit aufgerissen. Den Blick, mit dem er sie anstarrte, wurde sie nie vergessen - aber sie wurde damit leben konnen, wenn sie diese Sache uberstand.
Er fiel nach hinten. Der auf den Boden knallende Schadel knackte wie ein Ei, das aufgeschlagen wurde. Darcy kroch naher an ihn heran, aber nicht so dicht, dass sie in die Blutlache geriet. Sie hatte sein Blut an sich, und das war in Ordnung - sie hatte ihm zu helfen versucht, das war nur naturlich -, aber das bedeutete nicht, dass sie darin baden wollte. Sie setzte sich auf eine Hand gestutzt auf und beobachtete ihn, wahrend sie darauf wartete, dass sie wieder zu Atem kam. Sie achtete scharf auf jede noch so kleine
Sie gingen eilig in die Kuche. Die Ermittler mussten denken, dass sie so rasch wie moglich angerufen hatte; wenn sie sahen, dass es eine Verzogerung gegeben hatte (zum Beispiel daran, dass sein Blut schon zu stark geronnen war), konnte es peinliche Fragen geben.
Sie holte die Stablampe aus dem Besenschrank, genau wie sie es in jener Nacht getan hatte, in der sie buchstablich uber sein Geheimnis gestolpert war. Mit der Lampe ging sie zu Bob zuruck, der auf dem Rucken lag und mit glasigen Augen zur Decke hinaufstarrte. Sie zog den Plastikbeutel aus seinem Mund und begutachtete ihn sorgenvoll. Falls er zerrissen war, konnte es Probleme geben - und er wies tatsachlich zwei Risse auf. Sie leuchtete ihm mit der Stablampe in den Mund und entdeckte auf der Zunge ein winziges
Aber es reichte naturlich nicht. Sie dehnte seine Backen mit den Fingern, erst die rechte, dann die linke. Und auf der linken Seite entdeckte sie einen weiteren winzigen Plastikfetzen, der an seinem Gaumen klebte. Sie holte ihn mit den Fingerspitzen heraus und lie? ihn zu dem anderen in den Beutel fallen. Gab es weitere Stucke? Hatte er welche verschluckt? Dann waren sie fur sie unerreichbar, und sie konnte nur hoffen, dass sie nicht entdeckt wurden, falls irgendjemand - wer, wusste sie nicht - genugend Fragen hatte, um eine Autopsie anzuordnen.
Unterdessen verflog die Zeit.
Sie hastete - ohne richtig zu rennen - durch den Verbindungsgang in die Garage. Sie kroch unter die Werkbank, offnete sein Spezialversteck und verstaute den mit Blut befleckten Plastikbeutel mit dem Geschirrtuch darin. Sie druckte die Verschlussklappe wieder zu, schob den Karton mit den Versandhauskatalogen davor und lief ins Haus zuruck. Sie stellte die Stablampe an ihren Platz zuruck. Sie griff nach dem Telefon, merkte dann, dass sie nicht mehr weinte, und stellte es in die Ladestation zuruck. Sie ging durchs Wohnzimmer zur Treppe und betrachtete ihn. Sie dachte an Rosen, aber das wirkte nicht.
»Bitte etwas langsamer, Ma’am«, sagte die Frau in der Zentrale. »Ich kann Sie kaum verstehen.«
Sie rausperte sich. »Ist es so besser? Verstehen Sie mich jetzt?«
»Ja, Ma’am, jetzt ist es besser. Nur nicht aufregen. Sie brauchen einen Krankenwagen, haben Sie gesagt?«
»Ja, in der 24 Sugar Mill Lane.«
»Sind Sie verletzt, Mrs. Anderson?«
»Nicht ich, mein Mann. Er ist die Treppe runtergefallen. Vielleicht ist er nur bewusstlos, aber ich befurchte, dass er tot ist.«
Die Frau versprach ihr, sofort einen Krankenwagen zu schicken. Darcy vermutete, dass sie auch einen Streifenwagen aus Yarmouth schicken wurde. Und einen der State Police, falls zufallig einer in der Nahe war. Sie hoffte, dass das nicht der Fall war. Sie ging in die Diele zuruck und setzte sich auf die dort stehende Bank - aber nicht fur lange. Wegen seiner Augen, die sie ansahen. Sie beschuldigten.
Sie nahm sein Sportsakko vom Garderobenstander, wickelte es um sich und ging in die Einfahrt hinaus, um auf den Krankenwagen zu warten.
17
Der Polizeibeamte, der ihre Aussage zu Protokoll nahm, war Harold Shrewsbury, ein Einheimischer. Darcy kannte ihn nicht personlich, aber zufallig seine Frau: Arlene Shrewsbury war in ihrem Strickkreis. Er sprach in der Kuche mit ihr, wahrend das Notarztteam Bob erst untersuchte und dann abtransportierte, ohne sich bewusst zu sein, dass in seinem Inneren noch eine zweite Leiche steckte. Die eines Kerls, der weit gefahrlicher gewesen war als Robert Anderson, vereidigter Wirtschaftsprufer.
»Mochten Sie einen Kaffee, Officer Shrewsbury? Das macht keine Muhe.«
Er betrachtete ihre zitternden Hande und erbot sich, Kaffee fur sie beide zu kochen. »Ich kenne mich mit allem Kuchenkram aus.«
»Das hat Arlene nie erwahnt«, sagte sie, als er aufstand. Sein Notizbuch blieb aufgeschlagen auf dem Kuchentisch liegen. Bisher hatte er au?er ihrem Namen, Bobs Namen und ihrer Telefonnummer nichts hineingeschrieben. Das hielt sie fur ein gutes Zeichen.
»Nein, sie stellt mein Licht gern unter den Scheffel«, sagte er. »Mrs. Anderson - Darcy -, ich mochte Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen und bin mir sicher, das auch in Arlenes Namen zu tun.«
Darcy begann wieder zu weinen. Officer Shrewsbury riss mehrere Papierhandtucher von der Rolle und gab sie ihr. »Haltbarer als Kleenex.«
»Darin haben Sie wohl Erfahrung«, sagte sie.
Er sah in der Bunn-Kaffeemaschine nach, stellte fest, dass Pulver eingefullt war, und schaltete das Gerat ein. »Mehr als mir lieb ist.« Er kam zuruck und setzte sich. »Konnen Sie mir erzahlen, was passiert ist? Stehen Sie das durch?«
Sie erzahlte ihm, wie Bob im Wechselgeld aus dem Subway einen Weizen-Penny mit dem Doppeldatum gefunden hatte und wie aufgeregt er daruber gewesen war. Von ihrem Dinner zur Feier des Tages im Pearl of the Shore und dass er zu viel getrunken hatte. Wie er den Clown gespielt hatte (sie erwahnte den komischen britischen Gru?, mit dem er ihre Bitte um ein Glas Perrier mit Limone quittiert hatte). Wie er das Glas feierlich wie