„Danke! Blaar, das Mikrofon! Erster Kommandant an FU-8! Laser fertigmachen! Ziel Wolke! Kleine Kraft, bis zu einem Billierg im Epizentrum! Dauerfeuer langs des Azimuts!“

„FU-8. Dauerfeuer bis zu einem Billierg“, antwortete sofort die Stimme des Piloten. Eine Sekunde lang geschah nichts. Dann blitzte etwas auf, und die zentrale, den unteren Teil des Bildschirms ausfullende Wolke anderte ihre Farbe. Anfangs sah es aus, als wollte sie zerflie?en, dann wurde sie rot und begann zu sieden. Eine Art Trichter mit gluhenden Wanden entstand, in den alle angrenzenden Wolkenfetzen, wie von einem Sog angezogen, hineingerissen wurden. Diese Bewegung brach plotzlich ab. Die Wolke bildete einen riesigen Ring und gab durch diese Offnung den Blick auf wirre Felsgruppen frei. Nur in der Luft flog noch feiner, schwarzer, ascheahnlicher Staub.

„Erster Kommandant an FU-8. Auf maximale Feuerkraft heruntergehen!“

Der Pilot wiederholte den Befehl. Die Wolke versuchte, das entstandene Loch zu stopfen, und umgab es mit einem unruhig zungelnden Wall. Doch wenn ihre vortastenden Arme von der flammenden Glut erfa?t wurden, dann zog sie sie jedesmal wieder ein. All das dauerte einige Minuten.

Die Situation wurde immer brenzliger. Der Astrogator wagte nicht, die Wolke mit voller Kraft des Strahlenwerfers zu beschie?en, weil irgendwo in ihr das zweite Flugzeug war. Rohan ahnte, worauf Horpach rechnete: Er hoffte, die Maschine wurde durch die freigelegte Lucke herausgelangen.

Aber nach wie vor war nichts von ihr zu sehen.

FU-8 schwebte jetzt fast reglos und durchbohrte mit blendenden Laserbundeln die brodelnden Rander des schwarzen Ringes. Der Himmel war noch ziemlich hell, doch uber die Felsen unten krochen immer dichtere Schatten.

Die Sonne ging unter.

Mit einemmal zuckte die zunehmende Dunkelheit im Tal in unheimlichem Lichtschein auf. Schmutzigrot, wie ein Vulkanschlund unter einer Explosionswolke, deckte sie mit bebendem Mantel das ganze Bild zu.

Jetzt waren nur, noch dunkle Schatten zu sehen, die miteinander verschmolzen und in deren Mitte das Feuer brodelte und fauchte. Die Wolkensubstanz, woraus sie auch immer bestehen mochte, war zum Angriff auf das vermi?te Flugzeug ubergegangen und verbrannte in furchterlicher Glut an seiner Schutzhulle.

Rohan blickte den Astrogator an, auf dessen erstarrtem, ausdruckslosem Gesicht sich der schwankende Widerschein der Feuerlohe spiegelte. Das schwarze Brodeln und das darin tobende, nur zeitweilig in Flammenbundeln zusammengeraffte Feuer nahmen die Mitte des Bildschirms ein. In der Ferne hob sich ein Bergriese ab, ganz in dem kalten Purpur der in diesem Augenblick unsagbar irdisch wirkenden letzten Sonnenstrahlen. Um so weniger glaubhaft war das Schauspiel, das sich in der Wolke abspielte.

Rohan wartete. Die Miene des Astrogators sagte nichts, aber er mu?te eine Entscheidung treffen: entweder der oberen Maschine befehlen, der anderen zu Hilfe zu eilen, oder sie ihrem Schicksal uberlassen und den Aufklarer beauftragen, nach Nordosten weiterzufliegen.

Plotzlich geschah etwas Unerhortes. Entweder hatte der Pilot der unteren, von der Wolke eingeschlossenen Maschine den Kopf verloren, oder an Bord war eine Havarie eingetreten — jedenfalls durchfuhr ein Blitz das schwarze Gebrodel, die Einschlagstelle leuchtete blendendhell auf, und ringsum stoben lange Streifen der von der Explosion zerfetzten Wolke davon. Die Druckwelle war so heftig, da? das ganze Bild schwankte und die Sprunge mitmachte, die der Luftwirbel der FU-8 aufzwang. Dann kehrte das Schwarz zuruck und wurde immer dichter. Nur dieses Schwarz war da, sonst nichts.

Der Astrogator beugte sich vor und sagte etwas zu dem Funker am Mikrofon: Er sprach so leise, da? Rohan seine Worte nicht verstand. Aber der Funker wiederholte sie augenblicklich. Er schrie beinahe.

„Antiprotonen fertigmachen! Volle Kraft! Ziel Wolke! Dauerfeuer!“

Der Pilot wiederholte den Befehl. Da rief einer der Techniker, die den Seitenschirm beobachteten, auf dem alles, was hinter der Maschine vorging, zu sehen war: „Achtung, FU-8! Hoher! Hoher! Hoher!“

Aus dem bisher freien Raum im Westen raste mit Orkangeschwindigkeit eine schwarze Wirbelwolke heran. Eben war sie noch Seitenfront der Wolkenwand gewesen, hatte sich nun aber von ihr getrennt und stieg steil nach oben, Auslaufer hinter sich herziehend, die durch die heftige Bewegung abgespalten waren. Der Pilot, der diese Erscheinung den Bruchteil einer Sekunde vor der Warnung bemerkt hatte, ri? die Maschine senkrecht hoch, doch die Wolke verfolgte ihn und spie schwarze Saulen in den Himmel.

Er nahm eine nach der anderen unter Beschu?. Ein schwarzes Knauel in der Nahe wurde frontal getroffen, teilte sich und wurde dunkler. Plotzlich bebte das ganze Bild.

Als ein Teil der Wolkenwand bereits in die Zone der Radiowellen geraten war und die Verbindung zwischen Maschine und Bodenstation schlechter wurde, gebrauchte der Pilot wahrscheinlich zum erstenmal den Antimateriewerfer.

Schlagartig verwandelte sich die ganze Atmosphare des Planeten in ein einziges Feuermeer. Der Purpurschein der untergegangenen Sonne war wie weggeblasen, durch die gezackten Storungslinien schimmerte noch einige Augenblicke die Wolke mit ihren aufsteigenden Rauchsaulen, die auseinanderquollen und sich wei? farbten, als eine zweite Explosion von noch furchtbareren Ausma?en ihre gluhenden Feuersturze uber das in Gas— und Rauchschwaden versinkende Felsenchaos ergo?. Aber das war das letzte, was sie zu sehen bekamen, denn schon in der nachsten Sekunde loste sich das Bild, von Entladungsfunken uberspruht, auf und verschwand. Nur der leere, helle Bildschirm flimmerte noch und beleuchtete die leichenblassen Gesichter der ringsum versammelten Manner.

Horpach beauftragte die Funker, die beiden Maschinen zu rufen, und ging mit Rohan, Jazon und den anderen in die angrenzende Navigationskajute.

Was ist Ihrer Ansicht nach diese Wolke?“ fragte er ohne Einleitung.

„Sie besteht aus Metallteilchen. Eine Art ferngesteuerte Emulsion mit einem einheitlichen Zentrum“, antwortete Jazon.

„Gaarb?“

„Ich bin derselben Meinung.“

„Haben Sie Vorschlage? Nicht? Um so besser. Welcher Superkopter ist in besserem Zustand, unserer oder der vom,Kondor‹, Chefingenieur?“

„Beide sind in Ordnung, Astrogator. Aber ich wurde unseren vorziehen.“

„Ausgezeichnet. Rohan, Sie wollten, wenn ich mich nicht irre, au?erhalb des Schutzschirms arbeiten. Sie werden Gelegenheit dazu haben. Sie bekommen achtzehn Leute, doppelte Automatenbestuckung, Schwingungskreislaser und Antiprotone. Haben wir sonst noch was?“

Keiner antwortete.

„Nun ja, vorlaufig hat man nichts Vollkommeneres erfunden als die Antimaterie… Sie starten 4 Uhr 31, das hei?t bei Sonnenaufgang, und versuchen, den Krater im Nordosten aufzufinden, den Regnar in seiner letzten Meldung erwahnt hat. Dort landen Sie bei offenem Kraftfeld.

Unterwegs beschie?en Sie bitte alles auf maximale Distanz.

Halten Sie sich nicht mit Warten, Beobachten und Experimentieren auf! Und sparen Sie nicht mit Schu?energie.

Sollten Sie die Verbindung mit mir verlieren, dann machen Sie ruhig weiter. Wenn Sie den Krater gefunden haben, landen Sie, aber vorsichtig, damit Sie nicht uber den Leuten niedergehen. Ich nehme an, sie sind irgendwo in dieser Gegend…“ Er zeigte auf die Gelandekarte, die die ganze Wand bedeckte. „Hier, in dem rotgestrichelten Gebiet. Das ist nur eine Skizze, aber etwas Besseres habe ich nicht.“

„Was soll ich nach der Landung tun, Astrogator? Soll ich sie suchen?“

„Das uberlasse ich Ihnen. Nur eins beachten Sie, bitte: In So Kilometer Entfernung von dieser Stelle durfen Sie keinerlei Ziele mehr beschie?en, weil dort vielleicht unsere Leute sind.“

„Keine Bodenziele?“

„Uberhaupt keine. Bis hierhin“ — der Astrogator unterteilte mit einer Handbewegung das Gebiet auf der Karte — „durfen Sie Ihre Vernichtungsmittel im Angriff einsetzen.

Hinter dieser Linie durfen Sie sich nur mit dem Kraftfeld verteidigen. Jazon, wieviel halt das Feld eines Superkopters aus?“

„Ein paar Millionen Atmospharen je Quadratzentimeter.“

„Was hei?t ein paar? Was soll ich damit anfangen? Wieviel, habe ich gefragt. Funf Millionen? Zwanzig?“

Horpach sagte all das vollig gelassen, und gerade diese Gelassenheit des Kommandanten war an Bord am meisten gefurchtet.

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